Wieder einmal war die schöne Südsteiermark Schauplatz für Dreharbeiten. Eine Woche lang waren das Schloss Ehrenhausen und die wunderschönen Weinberge rund um Gamlitz Kulisse für die Aufnahmen über das Leben der weltberühmten Puppenmacherin „Käthe Kruse“.
Die erste Käthe-Kruse-Puppe entstand 1905 und bis heute begeistern die handgefertigten Puppen mit dem natürlichen Gesichtsausdruck die Menschen, die es Anfang des 20. Jahrhunderts als Frau geschafft hat ein Weltimperium aufzubauen.
Die Sonne strahlte, als ich am Labitschberg der Szene beiwohnen konnte, als Käthes Mann Max nach einer langen Reise überraschend heimkam und seine Frau am Grab ihrer Mutter vorfand. Der malerische Labitschberg hatte sich ins Tessin verwandelt, wo Käthe Kruse einige Zeit in der freien Künstlerkolonie Monte Verità wohnte – bevor sie mit der weltweiten Vermarktung ihrer Puppen zu einer weiblichen Ikone des freien Unternehmertums im 20. Jahrhundert wurde.
In der Mittagspause konnte ich dann auch kurz mit der Regisseurin Franziska Buch und den einzelnen Schauspielern sprechen. Sie alle hatten etwas gemeinsam: die Begeisterung für die Südsteiermark und den Wunsch, wieder zu kommen.
Franziska Buch besetzte die Rolle dieser ungewöhnlichen Frau mit der jungen deutschen Schauspielerin Friederike Becht, bekannt aus „Der Vorleser“ und „Der Wagner-Clan“. „Als das Drehbuch an mich herangetragen wurde, wusste ich wenig über Kruses Biographie aber viel über diese Zeit, denn über die Jahrhundertwende in der deutschen Kultur habe ich meine Magisterarbeit geschrieben. Als ich es dann las, habe ich sehr schnell Feuer gefangen“. Kraft holt sich die Regisseurin in ihrer sehr glücklichen und intakten Beziehung. „Mit Meditation schaffe ich es mich zu erden und beim Kampfsport kann ich mich abreagieren und auspowern – und das ist in diesem Beruf oft hilfreich“, ergänzt sie mit einem Lachen.
Für Friederike Becht ist die Rolle der Käthe Kruse nicht ihr erster Kostümfilm. „Im November spiele ich „Im Labyrinth des Schweigens“. Es ist ein Drama um einen engagierten jungen Anwalt, der im Deutschland der Fünfzigerjahre gegen einen ehemaligen Auschwitz-Wärter, der mittlerweile im Schuldienst tätig ist, ermitteln will. Ich spiele eine junge Frau, die in dieser schwierigen Zeit versucht, etwas aus ihrem Leben zu machen“. Energie schöpft die sympathische junge Schauspielerin aus ihrer Arbeit in der Theater- und Filmwelt und Kraft gibt ihr ihre Familie.
Käthe Kruses Mann Max spielt Fritz Karl. „Die Rolle dieses älteren Künstlers in der Jahrhundertwende, der eine jüngere Frau hat, diese aber nicht heiraten will und sich noch einmal verwirklichen möchte, ist sehr interessant“, erklärt mir Fritz Karl, der auch oft nein zu Drehbüchern sagt. “Die Figur muss passen, der Charakter muss mich ansprechen“, kommt es bestimmt von ihm. Er gesteht aber nicht davor gefeit zu sein, sich manchmal zu irren. „Und dann ärgere ich mich meist über mich, dass ich das nicht vorhergesehen habe“, kommt es sehr ehrlich von Fritz Karl.
Ursula Strauss, die die Mutter von Käthe spielt, muss für diese Rolle zweieinhalb Stunden in die Maske. „Da ist es schon wichtig, sich mit dem Maskenbildner gut zu verstehen, meint Uschi schmunzelnd, „aber Gregor ist ein Künstler“. Auch sie ist begeistert vom Drehbuch. „Ich mag ja Geschichten über starke Frauen und ich freue mich sehr, mit dabei zu sein“. Viel Spaß machen ihr auch immer wieder ihre Ausflüge ins Singen. „Ja, das macht mir Spaß. Aber ich habe auch immer den großen Vorteil, mit so großartigen Musikern wie Ernst Molden, Klemens Bittmann oder Matthias Bartolomey arbeiten zu können.“ Nach Uschis liebevoller Frage nach meinem Befinden mache ich den Platz rasch für die nächsten Journalisten frei.
Käthes Freundin Louise wird von Burgschauspielerin Karin Lischka dargestellt. Auch ihr macht es großen Spaß, in so wunderschönen Kostümen zu spielen. Diese unterstützen sie dabei, in die Rolle der quirligen und lustigen Luise zu schlüpfen. Film oder Theater, der Reiz liegt für Karin Lischka in der Unterschiedlichkeit. Gerade begann sie mit den Proben zu Kleist‘s Tragikkomödie Amphitryon, „das ist sprachlich schwer und wieder etwas ganz anderes. Man arbeitet einfach mit dem Handwerk, das man als Schauspieler hat“. Auch Karin Lischka, die sehr gerne und viel reist, schöpft Kraft aus ihrem Beruf, aber auch beim Kochen und Wandern.
Gefunden hatte diese Drehorte Barbara Rosanelli. Barbara, die eine Ausbildung als Maskenbildnerin hat, arbeitet schon seit vielen Jahren als Aufnahmeleiterin oder ist auf der Suche nach den besten Drehorten und Motiven. „Das macht mir unheimlich viel Spaß und es ist auch ein sehr schöner Beruf“, meint die erfahrenen Regie- und Produktionsassistentin.
Sehr zufrieden zeigte sich auch der Gamlitzer Bürgermeister Karl Wratschko. Er sprach vom unschätzbaren Wert von Dreharbeiten für die Region und bemühte sich sehr, dass sich Schauspieler und Filmteam wohl fühlten.
Produktion
ORF/ARD-Ko-Produktion von Rich and Famous Overnight Film in Zusammenarbeit mit epo-film, BR und MDR, die Steiermark ist der einzige Drehort in Österreich – neben Altenburg, Görlitz und München. Gefördert von: Fernsehfonds Austria, FilmFernsehFonds Bayern, Mitteldeutsche Medienförderung, Cinestyria Filmcommission and Fonds, Cine Art Steiermark Die Ausstrahlung ist für 2015 geplant.