Edi Frauneder – österreichische Küche in NY

Edi & The Wolf (Foto Grager)Edi Frauneder: „Die schönsten Lokale sind die, mit denen man positive Erinnerungen verbindet.“ Ein rustikaler Heuriger in New Yorks East Village auf der Avenue C begeistert das New Yorker Publikum. „Edi & The Wolf“ ist allerdings kein gewöhnlicher Heuriger, hier hat der Österreicher Eduard Frauneder gemeinsam mit seinem Partner und Freund Wolfgang Ban einen gemütlichen Wohlfühlplatz mit rustikalen Holzmöbeln, stilvollen Lampen und edlen Accessoires geschaffen.

Ich besuchte Edi Frauneder vergangenen Herbst in seinem gemütlichen Restaurant 'Edi & The Wolf' (Foto Nadine Marie Wohlmuth)
Ich besuchte Edi Frauneder vergangenen Herbst in seinem gemütlichen Restaurant ‚Edi & The Wolf‘ (Foto Nadine Marie Wohlmuth)

Diese Wiener Gemütlichkeit und ein authentisches Wiener Schnitzerl genießen auch gerne mal Stars wie Michael J. Fox, Ralph Lauren mit Family, Diane Kruger oder – wie im letzten Jahr – auch ich.

Die Freundschaft der beiden Chefköche und Geschäftspartner begann 1995, als sich der Burgenländer Wolfgang Ban und der Wiener Edi Frauneder in der Gastgewerbefachschule am Wiener Judenplatz kennen lernten. Nach dem Abschluss ging Edi nach London, um dort für den österreichischen Botschafter Christiani zu kochen, mit dem er heute noch gut befreundet ist. Sein Freund Wolfgang wurde Executive Chief für Österreichs UNO-Botschafter Panzelter in New York und als er die Chance bekam, das Restaurant im Deutschen Haus der UNO zu übernehmen, brauchte er Unterstützung. Und Edi kam gerne.

Hinter vielen grünen Pflanzen verbirgt sich der Eingang zu Edi & The Wolf (Foto Grager)
Hinter vielen grünen Pflanzen verbirgt sich der Eingang zu Edi & The Wolf (Foto Grager)

Er erinnert sich noch genau an das Eröffnungsdatum, den 16. August 2001, denn nur vier Wochen nach seiner Ankunft ereignete sich die schlimme Katastrophe des 11. September. New York stand unter Schock, das Gastro-Gewerbe brach ein. „Natürlich war das dem Geschäft nicht sehr zuträglich und es hat mehr als ein Jahr gedauert, bis wir uns erholt hatten“, denkt Edi zurück, und weiter: „New York geht durch mehr Krisen als Österreich. Nach 2001 kam 2008 die Finanzkrise, 2012 kam der Sturm ‚Sandy‘, die kleinen auf und ups am Aktienmarkt sind beinahe Alltag.“ Doch kein Gedanke an aufgeben. „Wenn Du schon fast alles verloren hast, gibt es nur mehr eine Richtung: vorwärts.“

Namen gibt es keinen an der Tür des 2010 von Edi und Wolfgang eröffneten erfolgreichen Restaurants ‚Edi & The Wolf‘ (Foto Hedi Grager)
Namen gibt es keinen an der Tür des 2010 von Edi und Wolfgang eröffneten erfolgreichen Restaurants ‚Edi & The Wolf‘ (Foto Hedi Grager)

Und die beiden schafften es. Heute schauen Edi und Wolfgang auf mehr als 10 Jahre Erfolg zurück: Das gepachtete Restaurant in der Deutschen Mission der UNO floriert. Das von den beiden gegründete Elderberry Catering boomt, das Restaurant Seasonal hat Edi vor einem Jahr nach 7 Jahren Micheline Sternen verkauft – „ich bekam ein Angebot, dem ich nicht widerstehen konnte“, schmunzelte der sympathische Wiener.

Nur ein paar Häuser weiter von ‚Edi & The Wolf‘ ist seine Bar ‚THE IIIRD Man‘, die er 2013 eröffnete. Die Inspiration kommt vom gleichnamigen Film von Orson Welles und von der Wiener Loos Bar. „Die Symmetrie, die Größe des Raumes, die Farbwahl, die edlen Materialien Marmor, Kirschholz, Messing und teurer Lederbezug – es ist eine Hommage an die Loos Bar.“ Marianne Kohn, die Chefin dieser berühmten Wiener Bar, hat ihn in „The Third Man‘ schon besucht. „Sie meinte, die Bar ist sehr gut gelungen“, verrät er stolz.

Einer von Edi's besten Freunden und Businesspartner des „THE IIIRD MAN“ ist der Sohn von Ralph Lauren (Foto Screenshot von www.ediandthewolf.com)
Einer von Edi’s besten Freunden und Businesspartner des „THE IIIRD MAN“ ist der Sohn von Ralph Lauren (Foto Screenshot von www.ediandthewolf.com)

Edi & The Wolf
Namen gibt es keinen an der Tür des 2010 von Edi und Wolfgang eröffneten ‚Edi & The Wolf‘ – weil Edi das nicht wollte. Auf der Speisekarte stehen österreichische Speisen wie Schweinebauch, Kürbiskern- und Liptaueraufstriche, ein Wienerschnitzerl oder ein ‚Oktopus aus der Donau‘, wie Edi mit einem Augenzwinkern meint, sie werden hier schick angerichtet.

Für dieses gemütliche Ambiente aus schwerem dunklen Holz, Kirchentauen auf Kesseln, Töpfen voller getrockneter Blumen, einem kleinen ‚grünen Wald‘ vor dem Eingang, edlen Weingläsern und Stoff-Servietten aus schöner ägyptischer Wolle – zeichnen Edi selbst, Philipp Temmele und Florian von Altenburg verantwortlich. „Wir arbeiten schon so lange zusammen, wir sind wie eine Familie, die durch dick und dünn geht“, erklärt Edi, als ich ihn im Herbst besuche. Nicht zu vergessen die tollen Lampen. „Die sind von Gady auf der Hausman Bowery, er macht nur Lampen“, erfahre ich. Diese Factory Lights sind Originale aus 1918; es sind alles Arbeitslampen, die damals für Zigarettenfabriken, Stofffabriken usw. verwendet wurden.

Beim wiederholten Umsehen sieht man erst, mit welcher Liebe zum Detail und zu Kunstwerken 'Edi & The Wolf' eingerichtet ist (Foto Hedi Grager)
Beim wiederholten Umsehen sieht man erst, mit welcher Liebe zum Detail und zu Kunstwerken ‚Edi & The Wolf‘ eingerichtet ist (Foto Hedi Grager)

Beim wiederholten Umsehen sieht man, mit welcher Liebe zum Detail und zu Kunstwerken das Lokal eingerichtet ist. „Hier sind ja auch zwei Künstler am Werk“, lacht er, „denn auch die Kochkunst ist eine Kunstform. Und natürlich gibt es auch einen kleinen Garten für die Gäste.

„Was isst Du selbst gerne?“ frage ich ihn. „Ich esse alles und ich koche alles“, bekomme ich zu hören. Für seine vor allem saisonale Küche hat er seine fixen Zulieferer. Bei Qualität kennt Edi keine Kompromisse. „Du kannst in New York alles kaufen, aber lassen wir die Qualität für sich selbst sprechen“, meint er, als die ersten Speisen aufgetragen werden. Jetzt, also genau zum richtigen Zeitpunkt, trifft meine Freundin, die steirische Designerin Eva Poleschinski ein und ist ganz begeistert. „Wow, wie toll, amazing“. Edi bestellt für uns alle einen wunderbaren gelben Muskateller und wir stoßen auf die ‚Steirer in New York‘ an.

Erfolgreicher Gastronom und sympathischer Gastgeber Edi Frauneder. Zu Besuch bei ihm Journalistin Hedi Grager und Designerin Eva Poleschinski (Foto Nadine Marie Wohlmuth)
Erfolgreicher Gastronom und sympathischer Gastgeber Edi Frauneder. Zu Besuch bei ihm Journalistin Hedi Grager und Designerin Eva Poleschinski (Foto Nadine Marie Wohlmuth)

Zukunft
Als ich Edi nach neuen Plänen fragte, erzählte er: „Wir machen zwei neue Lokale auf. Eines auf der Washington Street, im alten Boonrosa Room in der Nähe des World Trade Centers, und das ‚Freud‘ am La Guardia Place, zwischen Houston und Bleecker Street.“
Das ‚Freud‘ ist mittlerweile eröffnet.

Das neue 'FREUD' 506 La Guardia Place (Foto FREUD)
Das neue ‚FREUD‘ 506 La Guardia Place (Foto FREUD)

Freud wie Siegmund Freud, frage ich nach. „Ja, Freud ist das deutsche Wort für Freude und jeder Restaurantbesuch ist auch Therapie für Leib und Seele. Wir gehen so spielend mit dieser Geschichte um“, erklärt er humorvoll. „Was ich im Grunde versuche zu tun ist, Essen und Kunst zusammen zu bringen.“

Im 'FREUD' gibt es natürlich auch einen 'FREUD Burger' (Foto FREUD)
Im ‚FREUD‘ gibt es natürlich auch einen ‚FREUD Burger‘ (Foto FREUD)

Auf das Geheimnis des Erfolges angesprochen erklärt Edi mir: „Qualität und Konsistenz ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg. Ein Lokal in New York muss cool aussehen, denn sonst geht niemand hin. Das gehört zum Betriebserfolg. Aber was ich jedem sage ist, dass erst die Menschen ein Restaurant zum Leben bringen, die, die hier arbeiten und die als Gäste kommen. Es ist eine Symbiose zwischen Gast und Restaurant, Kellner, Sommelier, Koch, einfach allen.“

Noch ist das FREUD nur ein Abendlokal, aber schon bald soll es ein all-day Restaurant werden (Foto FREUD)
Noch ist das FREUD nur ein Abendlokal, aber schon bald soll es ein all-day Restaurant werden (Foto FREUD)

Etwas revolutionär meint er: „Die Leute, die an der Basis der Pyramide stehen, die leisten die wichtigste Arbeit. Der Chef ist, wenn‘s läuft, fast nutzlos.“ Ich widerspreche ihm schmunzelnd, dass ich mich schon freue, dass der Chef da ist. Er verrät mir den ‚Joke oft the stuff‘ und fragt seinen Mitarbeiter: „When people walk in and ask: ‚Is Edi here?‘, they answer: ‚Edi is not always here, because Edi can’t be here 24 ours/7 days. Edi has to sleep too.‘  That’s the reason, you need good people and you can rely on them.“ Edi spricht auf englisch weiter: „And they are doing a terrific job. Cheers.“ Wir stoßen jetzt mit einem köstlichen Glas Grüner Veltliner an. „Der ist von Marlies Müller-Grossmann aus dem Kremstal, sie ist einer der besten weiblichen Weinproduzenten und macht den Wein auch für uns.“

Das neu eröffnete 'FREUD' wurde vom Österreicher Florian Altenburg designt. Es bietet nicht nur wunderbare Weine und Cocktails an, sondern hat auch ein großes Angebot an Bieren, wie Radeberger Pilsner, Schöfferhofer Hefeweizen oder Braufactum Progusta (Foto FREUD)
Das neu eröffnete ‚FREUD‘ wurde vom Österreicher Florian Altenburg designt. Es bietet nicht nur wunderbare Weine und Cocktails an, sondern hat auch ein großes Angebot an Bieren, wie Radeberger Pilsner, Schöfferhofer Hefeweizen oder Braufactum Progusta (Foto FREUD)

Edi persönlich
„Ich bin in Wien, sozusagen in der elterlichen Konditorei, Bäckerei und drei Kaffeehäusern aufgewachsen“, schmunzelt Edi. „Das war von Vorteil. Ich bin Bäcker, Zuckerbäcker, Koch, Restaurantfachmann und kenne mich in Tourismus und Marketing aus – eine super Mischung. Es gibt Küchenchefs, die fachtechnisch phantastisch arbeiten, qualitätsbewusst sind, kreativ kochen, die dann aber betriebswirtschaftlich nicht so erfolgreich sind, oder Restaurantkonzepte haben, die keine Änderungswünsche eines Gastes am Menü zulassen. Ich glaube, unsere Gastlichkeit hier ist auf hohem Standard: es ist cool und gemütlich, man heißt den Gast willkommen, das Essen ist leicht zu verstehen und die österreichische Küche muss man heutzutage nicht mehr erklären.“ Überhaupt ist New York ein kulinarisches Mekka.

Screenshot_Edi & The WolfIch frage den ‚Sterne-Koch‘, ob er auch privat noch kocht und erfahre: „Ich koche privat sehr gerne und super simpel, hochsaisonal und mediterran, das ist immer ein Erfolg. Edi liebt ‚kulinarischen Tourismus‘. „Dabei hole ich mir meine Inspiration. Erst kürzlich war ich in Israel und war überrascht von der Qualität der israelischen Küche. Sie ist sehr gesund und leicht, mediterran, viel Humus, Kichererbsen in jeglicher Form und sie haben super Lammgerichte.“

„Was machst Du, wenn Du nicht selbst kochst und nicht in deinem Lokal bist, frage ich Edi. „Dann gehe ich gut essen“, lacht er, „aber in zwei, drei Micheline-Stern-Lokale gehe ich nur selten. Ein-Stern-Lokale sind viel interessanter, mit Jungs, die noch auf einen weiteren Stern gierig sind.“ Auf die Frage nach seinem Lieblingslokal meint er wieder humorvoll: „Das Lokal, wo man mich kennt, wie Alain Ducasse einmal sagte. Ich gehe aber sehr gerne zu Bernhard [gemeint: Bernhard Mairinger in Los Angeles].

Edi Frauneder ist ein sehr sympathischer und humorvoller Typ, der große Gelassenheit ausstrahlt (Foto Nadine Marie Wohlmuth)
Edi Frauneder ist ein sehr sympathischer und humorvoller Typ, der große Gelassenheit ausstrahlt (Foto Nadine Marie Wohlmuth)

Eine Empfehlung gibt er nicht ab, verrät mir aber, wohin er mit seinen Freunden geht: „An einem Samstag oder Sonntag ins Golden Unicorn in Chinatown, um eine Peking Ente zu essen. Das Dessert im Joe’s Shanghai, zwei Blocks von hier, und Abendessen ins taka hachi, eines der besten japanischen Lokale.“

Neugierig frage ich ihn, wie er die Städte, in denen er arbeitete, erlebte. „An Wien schätzt man die pure Nostalgie. Es verändert sich nicht viel, das ist schön und zeichnet Wien aus. Wenn man nach Wien kommt, hat man immer noch dieselben Freunde in derselben Wohnung. Es gibt nichts Schöneres, als im Kaffeehaus zu sitzen und Revue passieren zu lassen, was in den letzten Monaten passierte. Diese Stabilität zu haben, ist sehr schön und wenn es sich ausgehen würde, würde ich jeden Monat nach Wien fahren.
London hat ein anderes Niveau, ist eine Weltstadt und hat sich in den letzten 15 Jahren sehr verändert. Als ich 2000 und 2001 dort war, war es viel englischer, heute findet man im West One kaum mehr einen richtigen Engländer.

Und New York ist für mich nach 14 Jahren wie Heimat“, erklärt mir Edi leicht nachdenklich weiter. „Wo soll ich noch hin? Wie eine gute Freundin von mir, eine bekannte Wienerin, sagte: ‚Warum soll man wieder auf die Rax gehen, wenn man schon am Kilimandscharo war.“

Der Eingang ins Restaurant ist im Sommer durch grüne Pflanzen etwas versteckt (Screenshot website Edi & The Wolf)
Der Eingang ins Restaurant ist im Sommer durch grüne Pflanzen etwas versteckt (Screenshot website Edi & The Wolf)

Hast Du auch Freizeit, frage ich den passionierten Kitesurfer. „Ich hab viel Freizeit. In fünf Minuten werde ich meine Herzensdame zum Essen ausführen“, lacht er sehr zufrieden. Oh, meine ich, da muss ich mich mit meinen letzten Fragen ja beeilen, worauf Edi wieder fröhlich meint: „Kein Druck, du bist im Urlaub.“ Etwas neugierig frage ich ihn: „Du lebst also in einer Beziehung?“ „Absolut. Keine Kinder, kein Hund.“

Wir lachen viel während dieses Interviews, und ich genieße es sehr, in diesem angenehmen Ambiente bei sehr gutem Wein und Essen zu sitzen. Noch mehr als ich merke, wie begehrt unser Tisch ist und wie die Schlange an Menschen immer länger wird, die ins Lokal möchten.

„Wenn ich noch ein bisschen neugierig sein darf, würde ich Dich fragen, wohin Du Deine Freundin zum Essen ausführst“, worauf er schmunzelnd meint. „Wir werden gegrillten Fisch im Kafana essen, das ist genau einen Block entfernt.“

www.ediandthewolf.com

 

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