Katharina Plattner

Katharina Plattner ist Andy Wolf – und die Kollektionen des Brillen-Designerlabels Andy Wolf stammen aus der Steiermark.
Die erfolgreiche Designerin pendelt zwischen Hartberg und Graz und ist in sämtlichen europäischen und internationalen Städten unterwegs.

Es hat lange gedauert, bis Katharina und ich einen Interviewtermin geschafft haben. Ich bin schon sehr neugierig, ob ich Katharina diesmal auf Anhieb erkenne, da sie ständig Haarschnitt und Haarfarbe ändert – wenn auch etwas immer gleich bleibt: die Andy Wolf Brille.

Aber jetzt sitzen wir gemütlich im Cafe Kaiserfeld in Graz und sprechen über Ihre Erfolge. Katharina Plattner ist in Graz geboren, wuchs in Friesach bei Graz auf und besuchte die HAK in Graz.
Sie studierte 2 1/2 Semester BWL – aber das war nicht so ganz Ihres. Sie flog 6 1/2 Jahre bei der AUA, war bei Der Grazer im Marketing und Sales Bereich tätig und danach bei TitanicOptik Austria. Hier war sie im Verkauf aber auch im Design tätig. „Ich habe Modelle umgezeichnet, Farben verändert usw. und da ich ja auch im Verkauf war, sah ich immer sofort, wo die Modelle sich gut verkauft haben“, erklärt mir Katharina Plattner.

2006 wurde das Unternehmen Andy Wolf gegründet, 2008 stieg sie ins Unternehmen ein. 2009 erhielt sie den Women Award für die beste Unternehmerin.

G’sund: Wie kamst Du eigentlich darauf, eigene Brillen zu designen. Hast Du Dich schon immer dafür interessiert?
KP: Ich habe mich schon von Kindheit an sehr für Mode, Farben und alle möglichen Gestaltungskombinationen interessiert, sagen wir mal: ich war extrem speziell.

G’sund: Wie meinst Du das, hattest Du jemanden, der Vorbild für Dich war?
KP: Ja, meine Großmutter. Sie war eine ganz besondere Frau und ich habe sehr viel Zeit mit ihr verbracht. Mit ihr habe ich viele alte Filme angesehen. Mir gefielen die älteren gepflegten Damen mit sehr gutem Stil, die Klasse hatten. Von meiner Großmutter habe ich gelernt, was Wertschätzung bedeutet, was Qualität und Werte sind und wie wichtig diese für unser Leben sind. Sie hat beispielsweise Kostüme mit der Innenseite nach außen aufgehängt, aus Qualitätsbewusstsein, und es gab keinen Schuh ohne Schuhstrecker. Und sie hat nie, wirklich nie über einen anderen Menschen ein schlechtes Wort gesagt.

G’sund: Sind Qualität und Werte auch Deine Botschaft ?
KP: Ja genau. Qualität ist mir sehr sehr wichtig, und deshalb produziere ich nur hier in der Steiermark und nur mit sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern. Werte sind für mich Verbundenheit mit der Heimat, Qualität, Einzigartigkeit, Detailgenauigkeit und Social Responsibility – nicht nur den Mitarbeitern gegenüber, sondern auch dem Umfeld. Daher zeigt unser Magazin zur neuen Kollektion „Opposite of Sleeping Rough“ keine Brillen, sondern die Heimat von gescheiterten Menschen, die im VinziDorf in Graz Wurzeln schlagen konnten.

G’sund: Wie viele Mitarbeiter hast Du?
KP: Ich habe insgesamt 7 Mitarbeiter, zwei davon sind Prototypenbauer. Gottfried entwickelt mit mir gemeinsam die Modelle, der erste Prototyp wird per Hand und noch mit der Feile hergestellt. Das Material wird getrommelt, gescheuert, ist also nicht glänzend. Das dauert bei uns daher zwischen 7 und 9 Tagen, normalerweise braucht man dazu nur 2 bis 3 Tage. Wir nehmen uns wirklich Zeit für unser Produkt. Das ist auch der Grund, warum die Brillen so einzigartig sind, so perfekt sitzen und die Haptik stimmt.

G’sund: Was ist Dir bei Deinem Design wichtig?
KP: Feminine Frauen sollten feminine Brillen tragen. Ich sehe bei Damenbrillen viel zu viele maskuline Fassungen, ohne Rundungen. Ich habe mich sehr mit Bettie Page auseinandergesetzt, mit ihrer absoluten Weiblichkeit, die in den 1950/60er Jahren total unterbewertet wurde – Marilyn Monroe war für mich überbewertet, eher flach. (Anmerkung: Die Amerikanerin Bettie Page wurde in den 1950er-Jahren für ihre Pin-up-Bilder bekannt, geriet in den 1960ern weitgehend in Vergessenheit und wird seit den 1980ern von verschiedenen Subkulturen als Ikone des Pin-Up und als Sexsymbol verehrt)

G’sund: Bei Dir spüre ich richtig die Liebe für Deine Produkte.
KP: (lächelnd) Bei uns allen spürst Du unsere Liebe zum Produkt, zu jeder einzelnen Brille. Deshalb möchte ich auch nicht größer werden, denn nur durch unsere „Kleinheit“ sind wir flexibel und können wir Entscheidungen innerhalb von 5 Minuten treffen. In großen Konzernen dauern Entscheidungen Wochen oder sogar noch länger.

G’sund: Wie viele Brillenfassungen gibt es derzeit ?
KP: Wir haben derzeit 50 Brillenmodelle in 4-8 Farben. Ab Herbst kommen 20 neue Modelle dazu. Und es wird erstmalig auch Sonnenbrillen geben. Ich beginne mit jeweils vier Modellen für Damen und Herren. Auf der Messe in New York wurde ich von der Einkäuferin von Bloomingdales schon gefragt, ob ich auch Sonnenbrillen habe und dass ich mich unbedingt melden soll, wenn es soweit ist.

G’sund: Du bist ja schon international vertreten – wo eigentlich noch nicht ?
KP: (lacht) Island. Nein im Ernst, jeder Markt ist unser Ziel. Aber ich weiche für keinen Markt der Welt vom Stil Andy Wolfs ab und vor allem nicht von der Qualität. Der Orient beispielweise ist für uns sehr schwierig, sie sind dort sehr Brand-orientiert. Aber es wird schon werden!

G’sund: Was wird sich in naher Zukunft tun?
KP: Die Klassikkollektion bleibt und es kommen 2 – 3 mal im Jahr 10 bis 20 Modelle dazu.

G’sund: Und was stellst Du Dir für die fernere Zukunft vor?
KP: (lacht wieder) Die Welt zu erobern. Meine realen Ziele sind natürlich auf Fashion Weeks präsent zu sein, neue Trends zu setzen und auch eigene Shops zu eröffnen.

G’sund: Wo würdest Du gerne Deinen ersten Shop eröffnen?
KP: (wie aus der Pistole geschossen) in Brighton.

G’sund: Warum gerade dort?
KP: Dort ist die wirklich junge Kunstszene zu Hause. Viel geiler als in New York, Tokio oder sonstwo. Punks, Gothics, junge, unverbrauchte Frische und Energie, nicht kommerzielle Chemie. Die Messen in Paris und Mailand sind sehr wichtig für mich, aber Trends werden aus meiner Sicht dort nicht gesetzt.

G’sund: Wo denn dann? Und wovon lässt Du Dich inspirieren?
KP: In Kopenhagen, Amsterdam, überhaupt in den nordischen Städten, da werden Trends gemacht. Diese Städte mit ihrer Architektur, ihrem Lebensfeeling und sensationellen Design sind für mich inspirierend. Weißt Du, ich stehe auf Menschen, die aus Fleisch und Blut sind. Die inspirieren mich. Ich gehe spazieren, sehe eine ältere Dame oder eine 15-jährige Punkerin und frage mich, welche Brille würde ihnen stehen.

G’sund: Wie schaffst Du es überhaupt, überall präsent zu sein? Oder hast Du einen Partner?
KP: Ich arbeite mit Wolfgang Scheucher, mit ihm habe ich schon bei Titanic Optik sehr gut zusammengearbeitet. Wolfgang macht den Verkauf und das Controlling im deutschsprachigen Raum, ich bin für das Kreative und den internationalen Verkauf zuständig.

G’sund: Worüber freust Du Dich?
KP: Wenn ich am Camden Market in London ein Mädchen mit meiner Brille sehe. Ich würde sie am liebsten ansprechen und fotografieren.

G’sund: Du bist sehr viel unterwegs, hast viel zu tun. Was tust Du für Dich, für Deine
Gesundheit ?
KP: (schmunzelt) Ich habe jetzt endlich mit Yoga begonnen, gehe sehr gerne spazieren und fahre für mein Leben gerne Schi. Ich liebe es zu lesen und Zeit mit Freunden zu verbringen – aber das ist zur Zeit eher Luxus.

»www.andy-wolf.at

Geboren: Graz
Wohnort: Graz
Beruf: Designerin
Sternzeichen: Löwe
Familie: hab ich, lieb ich, ist ganz wichtig für mich
Musik: von Fred Astere bis Florence and the machine
Lieblingsbuch: sind ganz viele, kann mich nicht festlegen
Hobby: Familie, Freunde, Kochen, Lesen
Größtes Anliegen: zwar etwas weltfremd aber Frieden….
Lebensmotto: Man lebt nur einmal also träume nicht dein Leben, sondern lebe deine Träume!

Erschienen in G’sund 2010

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