Manfred Schmid – Österreichs Wirtschaftsdelegierte in Zürich

Manfred Schmid_Foto AC Zürich (3)Mag. Manfred Schmid ist der österreichische Wirtschaftsdelegierte in Zürich und für die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein zuständig. Als ich ihn bei meinem Zürich-Aufenthalt in seinem Büro besuche – von dem er übrigens eine sehr schöne Aussicht über Zürich hat – begrüßt mich ein charmanter und geschmackvoll gekleideter Mann.

Bei meinem letzten Aufenthalt in Zürich besuchte ich unseren Wirtschaftsdelegierten in seinem Büro mit herrlicher Aussicht über Zürich (Foto Reinhard Sudy)
Bei meinem letzten Aufenthalt in Zürich besuchte ich unseren Wirtschaftsdelegierten in seinem Büro mit herrlicher Aussicht über Zürich (Foto Reinhard Sudy)

Manfred Schmid ist seit etwas mehr als einem Jahr in Zürich. Er war erst 24 Jahre, als er beruflich für drei Jahre nach Kairo kam. Es folgten Sidney, Moskau, Casablanca und zuletzt 5 Jahre in Wien.

An Zürich mag er die überschaubare Größe dieser Stadt, die trotz ihrer ‚Kleinheit‘ auch sehr kosmopolitan ist und kombiniert mit Natur und See einen hohen Freizeitwert hat. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Mercer ist Zürich noch vor Wien und Genf die Stadt mit der höchsten Lebensqualität.

Manfred Schmid ist seit etwas mehr als einem Jahr als österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Zürich (Foto AC Zürich)
Manfred Schmid ist seit etwas mehr als einem Jahr als österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Zürich (Foto AC Zürich)

Gesinnungs- und Zweckgemeinschaft Schweiz
Interessant erzählt Mag. Schmid, dass man in Zürich zwar sehr gut verdient – 50 % verdienen monatlich mehr als ca. 8.500 Euro netto – aber auch die Nebenkosten exorbitant sind. So zahlt man beispielsweise für eine 50 m2 Wohnung in mittlerer Lage schon mal 2.000 Euro. Laut einer Statistik haben in Zürich 3.500 Leute ein verfügbares Vermögen von über 10 Millionen Euro – und das bei einer Bevölkerung von 400.000. Das durchschnittliche Vermögen der Schweizer pro Kopf beträgt 550.000 Euro. Die Österreicher liegen zum Vergleich bei 220.000 – 250.000 Euro. „Man darf aber nicht vergessen, dass die Schweizer z.B. nie Währungsreformen hatten und auch keine großen Kriege“, erklärt Mag. Schmid. „Die Schweiz ist wie ein Magnet, der intellektuelle und gut ausgebildete, fähige Leute anzieht. Der Ausländeranteil beträgt ungefähr 25 %, aber die Einbürgerungsrate ist eine andere als in Österreich. Du kannst schon ewig in der Schweiz leben und bleibst trotzdem Ausländer“, ergänzt er.

Mag. Manfred Schmid macht es Freude, Österreich zu präsentieren (Foto AC Zürich)
Mag. Manfred Schmid macht es Freude, Österreich zu präsentieren (Foto AC Zürich)

Für Mag. Schmid ist die Schweiz ein „irrsinnig spannendes Land, eine Gesinnungs- und Zweckgemeinschaft mit teilweise diametral gegenüberstehenden Kulturräumen. Trotzdem klappt alles sehr gut, denn eine der Schweizer Grundtugenden ist es, dass der Fokus auf die Praktikabilität, die Nutzenmaximierung und die Wohlstandsgenerierung gelegt wird. Und das vereint alle.“ Im Gegensatz zu Österreich haben in der Schweiz der Bund, die Kantone und Gemeinden einen ausgesprochen hohen Autonomiestatus: nahezu alles wird dem Volk vorgelegt, das viermal im Jahr abstimmt – mit Ausnahme der Mehrwertsteuer. „Sie arbeiten extrem zweckorientiert und sehr zukunftsfokussiert und das steigert die Identifikation des Bürgers mit seiner Gemeinde und seinem Kanton. Es gibt kaum Investitionsentscheidungen, die nicht von den Bürgern mitgetragen werden. So entsteht kaum ein ‚Feindbild‘ gegenüber den Entscheidungsträgern.“

„Die Schweiz ist wie ein Magnet, der intellektuelle und gut ausgebildete, fähige Leute anzieht", erklärt Mag. Manfred Schmid (Foto AC Zürich)
„Die Schweiz ist wie ein Magnet, der intellektuelle und gut ausgebildete, fähige Leute anzieht“, erklärt Mag. Manfred Schmid (Foto AC Zürich)

Über Patente, In- und Exporte
Interessant ist auch, dass die Schweiz mit 870 Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt pro 1 Million Einwohner Innovationsweltmeister schlechthin ist. Österreich liegt bei 250 und ist damit Nr 6. „Das hat damit zu tun, dass die Schweiz eine extrem hohe Dichte an Großkonzernen hat und diese traditionell die höchsten Patenteinreicher sind. Zwei der drei größten Pharmaunternehmen sind Schweizer Betriebe, eines der größten  Robotik-Unternehmen und die größten Rohstoffhändler der Welt sind hier zu Hause,“ erzählt Mag. Schmid.

Umso erstaunlicher ist für ihn Österreichs Exporterfolg. Im Vergleich zur Schweiz mit 185 Milliarden Euro Exportvolumen, hat Österreich 135 Milliarden. Ließe man die Bereiche Uhren und Pharma weg, wäre Österreichs Exportvolumen sogar stärker. Für Österreich, das laut einer Schweizer Studie des IMD das am meisten diversifizierte Exportportfolio hat, ist die Schweiz in jede Branchenrichtung interessant.

Nach Kairo, Sidney, Moskau, Casablanca und zuletzt 5 Jahre Wien ist Mag. Manfred Schmid jetzt in Zürich tätig (Foto AC Zürich)
Nach Kairo, Sidney, Moskau, Casablanca und zuletzt 5 Jahre Wien ist Mag. Manfred Schmid jetzt in Zürich tätig (Foto AC Zürich)

Auf meine Frage nach den Chancen österreichischer Waren am Schweizer Markt erklärt Mag. Schmid: „Um in der Schweiz zu bestehen, muss das Produkt qualitativ hochwertig sein, ansonsten hat man keine Chance. „Der Schweizer ist nicht ein One Day Shopper, als Kunde muss er aufgebaut und gepflegt werden, er denkt langfristig und nachhaltig.“

Manfred Schmid privat
Wirtschaftsdelegierte bleiben meist zwischen 5 bis 7 Jahre in einem Land. Nach Zürich könnte sich Mag. Schmid auch vorstellen, einmal nach Graz zu kommen. „Graz ist toll. Ich bin so fasziniert von der Südsteiermark, den Weinstraßen mit den Klapotetzen. Ich bin wirklich begeistert“, kommt es fröhlich lachend. „Die Steiermark ist auch als Tourismusdestination bei den Schweizern sehr geschätzt, und für die steirischen Weinbauern ist die Schweiz ein wichtiger Exportmarkt.“

Mag. Manfred Schmid ist verheiratet und Vater eines bereits 17-jährigen Mädchens (Foto AC Zürich)
Mag. Manfred Schmid ist verheiratet und Vater eines bereits 17-jährigen Mädchens (Foto AC Zürich)

Manfred Schmid ist verheiratet und Vater eines bereits 17-jährigen Mädchens. Seine Familie lebt in Wien, er ist zurzeit ein Pendler. Auf Hobbys angesprochen meint er humorvoll: „Hobbys? Das Leben ist ein einziges interessantes Abenteuer. Ich mache gerne Sport, habe auch gegolft, fahre gerne Ski. Grundsätzlich wird mir auch attestiert, dass ich gerne rede,“ lacht er wieder fröhlich.

Auf meine Frage nach einem Lieblingslokal kommt es etwas spitzbübisch: „Mein Büro.“

 

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