Iris Vermillion als Küsterin in „Jenůfa“

Iris Vermillion als Küsterin in „Jenůfa“  (Foto Peter Manninger)„Die Stimme des Abends aber ist zweifellos Iris Vermillion als Küsterin. Sie bringt eben das dunkle Verzweiflungs-Melos zum Glühen, für welches die Musik Janáčeks berühmt geworden ist“, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung nach der Grazer Opernhaus-Premiere im März.
Es ist der international gefeierten Künstlerin anzumerken, wieviel Kraft ihr die Rolle der Küsterin Buryja in Leoš Janáček Oper „Jenůfa“ abverlangt hat. „Diese Oper ist eine wirklich große Herausforderung und ich habe mir lange überlegt, ob ich es machen soll. Mich fasziniert die Persönlichkeit dieser starken, verzweifelten Frau und ich spüre bei der Arbeit an dieser Partie eine beglückende Weiterentwicklung meiner stimmlichen und künstlerischen Möglichkeiten“, erzählt sie mir erschöpft aber sehr glücklich bei der Premierenfeier. 

Die international gefragte Opernsängerin Iris Vermillion (Foto Reinhard Sudy)
Die international gefragte Opernsängerin Iris Vermillion (Foto Reinhard Sudy)

Iris Vermillion kennt die ganze Welt, aber ihr Paradies hat die international bekannte Opernsängerin gemeinsam mit ihrem Mann in der idyllischen Südsteiermark gefunden. „Es war einfach Liebe auf den ersten Blick“.

Ich besuchte sie im vergangenen Herbst in ihrem sehr gemütlichen alten Landhaus, romantisch umgeben von Weinreben und Wiesen, einem kleinen Teich und Gemüsegarten. Hier holen sich Iris und ihr Mann, Architekt Johannes-Axel Justin, Kraft und Energie. Unbeschwert sausen ihre Hündin Joy und Kater Smaranga neben uns her, als sie mir das Anwesen in Oberlupitscheni zeigt. Iris Vermillion schätzt die Südsteiermark seit vielen Jahren. Jedes Jahr feierte sie ihren Hochzeitstag beim Buschenschank Kieslinger, immer am selben Tisch und immer mit einer Flasche Rosenmuskat. „Dieses Jahr feierten wir aber in unserem neuen Heim“, erzählt sie voller Freude.

Iris Vermillion mit ihrer geliebten Hündin Joy (Foto Reinhard Sudy)
Iris Vermillion mit ihrer geliebten Hündin Joy (Foto Reinhard Sudy)

Weltweit unterwegs
Nach dem internationalen Durchbruch als Dorabella und Cherubino in den Mozart-Opern „Cosi fan tutte“ und „Figaros Hochzeit“ unter dem Dirigenten Nikolaus Harnoncourt in Amsterdam konnte sich die 1960 im deutschen Bielefeld geborene Mezzosopranistin ihre Dirigenten bald selbst aussuchen. Die vielbeschäftigte Künstlerin singt seither mit den besten Orchestern der Welt und arbeitet mit namhaften Dirigenten wie Claudio Abbado, Gerd Albrecht, Semyon Bychkov, Daniel Barenboim, Kurt Masur, Christian Thielemann, Marcello Viotti u.a..
Sie konzertiert an den bedeutendsten Opernhäusern und Konzertsälen Europas, Asiens und der USA. Ihre Vielseitigkeit dokumentieren zahlreiche Aufnahmen wie u.a. Beethovens Missa Solemnis mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Georg Solti, Gustav Mahlers Lied von der Erde mit der Staatskapelle Dresden unter Giuseppe Sinopoli oder Wagner Meistersinger mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Sir Georg Solti, eine Aufnahme, die mit dem Grammy ausgezeichnet wurde. 
Musikalisch schlägt ihr Herz ganz für die Spätromantik. „Gustav Mahler ist meine Welt“, sagt sie.

Ich besuchte Iris Vermillion auf ihrem Anwesen in der Südsteiermark (Foto Reinhard Sudy)
Ich besuchte Iris Vermillion auf ihrem Anwesen in der Südsteiermark (Foto Reinhard Sudy)

Da sie zu Beginn 2012 an der Grazer Oper ihr umjubeltes Rollendebut als Klytämnestra in Richard Strauss‘ Elektra gab, konnte sie ihre neue ‚Homebase‘ – Iris lacht bei dieser Bezeichnung sehr herzlich – auch etwas mehr genießen. Danach war sie mit der Beethoven Messe „Missa Solemnis“ und dessen 9. Sinfonie unter Gerd Albrecht auf einer ausgedehnten Tournee in Spanien. Im Herbst wurde sie wieder an der Semperoper in Dresden in der Neuproduktion von Hans Werner Henzes ‚We come to the river‘ ebenso umjubelt wie bei der Japan Tournee mit der Wiener Staatsoper in Richard Strauss‘ „Salome“. Im Frühjahr dieses Jahres wurde sie am Teatro Colon in Buenos Aires gefeiert, als sie als Amme in Richard Strauss‘ Oper „Die Frau ohne Schatten“ debütierte. „Tolle Häuser, aber so weit weg“, meint sie mit leichter Wehmut“, und verrät noch: „Je länger und je weiter ich weg bin, desto mehr Energie verliere ich. Bei langen und eventuell auch noch schwierigen Produktionen kann es schon passieren, dass ich krank werde. Aber nur einen Tag zu Hause zu sein bei meiner Familie und meinen Tieren gibt mir meine wieder Energie zurück“.

Zuhause in der Südsteiermark holt sich Iris Vermillion Kraft und Energie (Foto Reinhard Sudy)
Zuhause in der Südsteiermark holt sich Iris Vermillion Kraft und Energie (Foto Reinhard Sudy)

Auf meine Frage, wie sie die lange Zeit ohne Familie aushält, meint Iris: „Mit meinem Mann skype ich jeden Tag, wir schicken uns viele SMS, viele Mails und Bilder“. Bilder die ihr zeigen, wie es zu Hause aussieht und natürlich von ihren Tieren. Das hilft ihr. “Aber es ist halt ein wunderbarer Beruf. Für keinen anderen Beruf sonst würde ich das in Kauf nehmen“, ergänzt sie noch.

Die Diva ganz privat
Iris Vermillion und ihre beiden Schwestern wuchsen mit Musik auf, waren oft in Opern und Konzerten und haben Instrumente gelernt. Von ihrer Großmutter bekam sie ihre erste Querflöte geschenkt.
Doch nicht nur die Musik ist für die Künstlerin sehr wichtig, auch ein Leben ohne Tiere ist für sie nicht denkbar. So oft es ihre Zeit erlaubt, reitet sie ihre Stute. Diese war gerade in Norddeutschland bei einer Freundin, mit der sie gemeinsam einen Bauernhof hat. Ihre Stute bekommt dort ihr Fohlen, danach geht es wieder zurück in die Südsteiermark.

Ihre Tiere sind Iris Vermillion sehr wichtig (Foto Reinhard Sudy)
Ihre Tiere sind Iris Vermillion sehr wichtig (Foto Reinhard Sudy)

Fit hält sich die Sängerin durch lange Spaziergänge mit ihrer Hündin, mit Schwimmen und Gartenarbeit. „Wenn ich drei Stunden Gras harke spüre ich meine Bauchmuskeln ganz toll, da brauche ich kein Fitness Studio mehr“, lacht sie. Sie genießt es, morgens ihren ersten Kaffee auf der Bank vor ihrem Haus zu trinken und dem Tag beim Erwachen zuzusehen. Singen und üben sollte sie jeden Tag. Dazu fährt sie auch einige Male in der Woche zu ihrem Pianisten nach Graz. „Bevor Sie kamen, habe ich gerade gesungen, denn ich muss meine Rolle der Buryja in Leoš Janáček Oper „Jenůfa“ lernen“, erzählt sie und verrät noch, dass sie im Moment etwas faul ist und sich wunderbar mit ganz vielen Dingen beschäftigen kann, bevor sie zu üben beginnt. Halb im Scherz meint sie, auch ihre Hündin Joy sei sehr musikalisch und begleite sie bei ihren Proben und höre auch zu Hause ganz genau zu.

Iris Vermillion ist eine bemerkenswerte Frau, selbstbewusst, und angenehm in sich ruhend. An ihrem Mann schätzt sie dessen Gelassenheit, dass sie viel zusammen lachen können, dass sie nie über ihren Job reden und so wenig diskutieren müssen bei dem, was sie wollen. Beide kochen sehr gerne. „Ich wache jeden Morgen auf und freue mich, ihn zu spüren“, sagt sie glücklich. Sich mit drei Worten zu beschreiben, fällt ihr schwer. Zögernd kommt: „Süchtig nach Leben. Ich sitze hier jeden Tag bis es ganz ganz finster ist, weil ich immer noch den Tag spüren möchte. Ich möchte alles mit Lust tun. Ich mag nicht daran denken, dass mit dem Tod alles vorbei ist.“ Carpe diem!

2012 gab Iris Vermillion an der Grazer Oper ihr umjubeltes Rollendebut als Klytämnestra in Richard Strauss‘ Elektra (Foto Peter Manninger)
2012 gab Iris Vermillion an der Grazer Oper ihr umjubeltes Rollendebut als Klytämnestra in Richard Strauss‘ Elektra (Foto Peter Manninger)

Iris Vermillion (Foto Reinhard Sudy)Große Herausforderungen
Schwierig sei für sie die Rolle der Amme in „Frau ohne Schatten“ gewesen. „Wenn man diese lange Partie gelernt und gesungen hat, dann kann einem fast nichts mehr passieren“, meint Iris Vermillion selbstsicher. Ich spreche meine Bewunderung aus, diese vielen und oft auch sehr schwierigen Texte zu lernen und erfahre, dass das Textlernen für Schauspieler viel schwieriger als für Sänger ist. Wenn ein Schauspieler einen sogenannten Hänger hat, ist das wirklich schlimm. „Wir Sänger haben immer noch die Melodie. Musik verliert man nicht, sie trägt uns“, erzählt sie und auch, dass ihre Schauspielkollegen sie darum beneiden.
Eine ihrer Lieblingsrollen war aber zweifelsohne die Titelpartie in Othmar Schoecks „Penthesilea“ an der Semperoper in Dresden. „Penthesilea war wie die Brunhilde: eine starke Frau. Es war eine unglaubliche Produktion“. Auch deshalb, weil Regisseur Günther Krämer damals zu ihr sagte: ‚Das bist Du, mach‘. „Das ist natürlich der Idealfall“, seuft Iris Vermillion und setzt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Manche Regisseure glauben ja, vieles vorgeben zu müssen. Manchmal zuviel“. Für diese grandiose Leistung wurde Iris Vermillion im November 2008 mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ in der Kategorie ‚Beste Sängerdarstellerleistung Musiktheater‘ ausgezeichnet.

Projekte 2014
Nach der großartigen Premiere von 
„Jenůfa“ wird die gefragte Mezzosopranistin in der Zeit von August bis November mit Richard Strauss Opern unterwegs sein. Zuerst in Sao Paulo in der Rolle der Herodias in Salome und danach in Buenos Aires als Klytämnestra in Elektra. „Es sind meine Lieblingsopern voller Aggression, Sex und Crime, einfach Adrenalin pur“, schwärmt die Künstlerin, „aber danach brauche ich wieder viel südsteirisches Relaxingprogramm und guten Wein“. 

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Ein Gedanke zu „Iris Vermillion als Küsterin in „Jenůfa““

  1. Hallo liebe Iris. Es tut gut, Deine Karriere zu verfolgen. Inzwischen bin ich ein alter Rentner. Solltest Du nicht mehr wissen, wer ich bin, es war in Braunschweig, wo Du als Anfängerin Deine ersten Erfahrungen machtest. Alles Liebe und toi – toi – toi für Deinen weiteren Weg.

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