Wolfgang Gangl – Faszination Fotokunst

Hedi Grager by Wolfgang Gangl.Der Fotokünstler fotografiert Menschen so, wie er sie sieht. „Ich sehe mich nicht als Fotograf im klassischen Sinn, eher als Künstler“ – und viele internationale Auszeichnungen geben ihm recht.

Der Steirer fotografiert seit seiner frühen Kindheit. Die Faszination am Bild ist geblieben, auch wenn er erst einen ganz anderen Weg einschlug und Karriere machte. Er begann eine Lehre als Kaufmann. „Das Verkaufen lag mir immer sehr und ich eröffnete im Alter von 22 Jahren ein Radgeschäft, das sehr erfolgreich lief“, lächelt Wolfgang Gangl. Danach verschlug es ihn die Musikbranche, weil er diese Welt so glamourös und cool fand. „Ich machte damals auch schon hobbymäßig Videos, das dem Fotografieren schon ähnlich war.“ „Dann wurde ich krank, bekam Multiple Sklerose (MS). Ich informierte mich über diese Krankheit und fand heraus, dass sie vor allem negativer Stress antriggert.“ Wolfgang veränderte sein Leben, um negativen Stress zu vermeiden „und ich habe meine quasi alte Jugendliebe, die Fotografie, wieder ausgepackt.“

„Fotografie bedeutet für mich, dass ich festhalte, was ich sehe und es mit der Welt teilen kann. Dabei ist es unwichtig, ob das Motiv perfekt ist. Nur das Foto muss perfekt sein“

Er begann als klassischer Fotograf, fühlte sich dabei aber überhaupt nicht wohl. „Ich merkte immer wieder, dass ich so am Punkt nicht fotografieren kann“, erzählt er sehr offen. „Ich brauche meine Vorbereitung, um die Vorstellungen, die ich in meinem Kopf habe, fertig zu digitalisieren und auf Papier zu bringen. Aber schnell mal eine Hochzeit oder Taufe zu fotografieren, das liegt mir einfach nicht. Zumindest nicht so gut, dass ich mich traue, dafür Geld zu verlangen“, ergänzt er noch mit seinem sympathischen Lächeln.

Photo by Wolfgang Gangl.
Photo by Wolfgang Gangl.

Gemeinsam mit Ehefrau Alexandra
Auch wenn er am Set oft flexibel sein muss, bleibt seine im Kopf gebildete Grundidee meist gleich. „Ich ändere sie nur in Nuancen ab und versuche, mich einfach an ein Foto heranzuhanteln.“ Ihm geht es nicht um die Quantität, „uns ist nur die Qualität wichtig. Auch wenn oft nur ein bis zwei Fotos aus einem Shoot entstehen ist die Hauptsache, dass die perfekt und so sind, wie ich sie mir vorstelle.“

Wenn Wolfgang Gangl „wir“ sagt, meint er seine Frau Alexandra. Mit ihr und seinen drei Kindern lebt er in der Nähe von Graz, umgeben von Ruhe und mit eigenem Atelier im Haus.

Alexandra und er sind ein super eingespieltes Team. „Alleine ginge das alles gar nicht. Ich verbringe sehr viel Zeit mit der Bearbeitung, und das erste Augenpaar, das ein Foto sieht, ist das meiner Frau“, erzählt er liebevoll. „Sie sieht oft mehr und andere Dinge, die mir vielleicht gar nicht so auffallen, und die Kombination führt erst zu der augenscheinlichen Perfektion.“ Von Alexandra werden die Models auch geschminkt. „Gerade bei meiner Art von Shootings setzen wir auf ausgefallenes Make up, setzen extrem dunkle Farben ein und schminken stärker als üblich. Da müssten andere wahrscheinlich über ihren Schatten springen. Bei Alexandra ist es genau umgekehrt, wenn sie eine Freundin für eine Hochzeit schminkt, muss sie sich extrem zurückhalten“, lacht der erfolgreiche Fotokünstler. Die sanfte Harmonie zwischen den Beiden ist spürbar.“ Da Wolfgang bei seinen Shootings schon vor der Konzeptionsphase alles klar wissen muss, werden die Fotomodels auch von ihnen selbst eingekleidet und mit Accessoires versehen.

Journalistin Hedi Grager - Photo by Wolfgang Gangl.
Journalistin Hedi Grager – Photo by Wolfgang Gangl.

Der Perfektionist und sein Stil
Der vielfach ausgezeichnete Fotokünstler hat seinen Stil gefunden – jetzt finden ihn Kunstinteressierte. „Das mit dem Stil finden ist ein extrem schwieriges Thema“, erklärt er, worauf ich keine Antwort habe. Sicher orientiert man sich erst an Fotos und Dingen, die einem einfach gefallen. Das festigt sich immer mehr und der eigene Stil beginnt sich zu entwickeln. Das sehe ich nicht als kopieren oder nachahmen, sondern als eine Entwicklung zum eigenen Stil.“ Er fährt fort: „Gut oder weniger gut hat es alles schon gegeben, aber das kann man dann adaptieren und in seine eigene Welt einbinden.“

Als Perfektionist würde er nie ein Foto rausgeben, mit dem er nicht zu 100 % zufrieden ist. „Es kam aber schon vor, dass ich Fotos wieder vom Markt genommen habe, weil sie mir nicht mehr so gefallen haben, oder ich etwas darauf entdecke, was mir nicht ganz ideal vorkommt. Denn jedes Mal, wenn ich ein solches Foto sehe, sehe ich nur dieses Detail. Und das geht nicht. Ich bin natürlich zufrieden in dem Moment gewesen, wo ich es für mich freigegeben habe – aber das heißt nicht, dass ich am nächsten Tag auch noch zufrieden bin“, seufzt er. Sehr ehrlich verrät er noch, dass es Tage gibt, an denen ihn seine Frau davor bewahren muss, nicht alle Fotos zu löschen.

Schlimm findet er die eigene ‚Zurschaustellung‘ von Frauen auf social media nach dem Motto „sex sells“. „Dabei haben Frauen das überhaupt nicht nötig. Ich glaube, viele können die Bedeutung gar nicht abschätzen, wenn solche Fotos von ihnen im Internet unterwegs sind.“ Likes auf social media sind für ihn kein Parameter, „aber es wäre gelogen zu sagen, dass dieser imaginäre Applaus nichts mit einem macht.“

Besonders freute Wolfgang Gangl Gold vom diesjährigen TRIERENBERG SUPER CIRCUIT und Bronze vom FotoObjektiv Fotosalon für sein Foto mit Sarah I.
Besonders freute Wolfgang Gangl Gold vom diesjährigen TRIERENBERG SUPER CIRCUIT und Bronze vom FotoObjektiv Fotosalon für sein Foto mit Sarah I.

Auftragsfotografie macht der Fotokünstler keine. „Ich fürchte, dass mögliche Kunden eine andere Erwartungshaltung haben und eher enttäuscht wären. Denn ich mag die Fotos nur so machen, wie sie mir gefallen und wie ich die Person sehe. Wenn das anderen auch gefällt, freut mich das total, ist aber nicht das Wichtigste für mich.“

Neueste Technik und Auszeichnungen
Bedingt durch seine ausgesprochene Technik-Affinität ist der Fotokünstler natürlich immer am neusten Stand der Technik. „Zu Beginn habe ich mich zwar mit etwas günstigerer Ausrüstung eingedeckt, aber man merkt rasch, dass es schon einen Grund gibt, warum Markenprodukte wesentlich teurer sind. Ich fotografiere nur im Mittelformat, weil wir den Anspruch haben, Kunst zu machen, und dass sich kunstinteressierte Menschen unsere Fotos an die Wand hängen. Die Qualität muss also bestmöglich sein, denn das Foto soll auch in 20 Jahren noch gut aussehen.“

„Ich möchte Menschen immer so abbilden, wie sie sich selbst noch nie gesehen haben - durch meine Augen“, so Wolfgang Gangl. Bild Hedi Grager by Wolfgang Gangl.
„Ich möchte Menschen immer so abbilden, wie sie sich selbst noch nie gesehen haben – durch meine Augen“, so Wolfgang Gangl. Bild Hedi Grager by Wolfgang Gangl.

Ob es Kunst ist, was er macht, müssen andere beurteilen, meint Wolfgang bescheiden. Aber die Auszeichnungen am laufenden Band bestätigen das. Auf meine Frage, ob er sich über eine besonders freut, nickt Alexandra sofort und Wolfgang meint schmunzelnd: „Irgendwie ist zwar jeder Preis etwas ganz Besonderes, aber der Trierenberg Super Circuit ist der weltgrößte Fotowettbewerb, und dass wir dort mit einem Foto Gold bekamen, das war schon eine schöne Überraschung.“ Wolfgang schickte fünf Bilder ein, alle wurden angenommen und mit einem machte er sogar Gold. „Das ist schon großartig, aber noch mehr freut es mich, wenn ich plötzlich Fotos auf den Covers von Zeitschriften sehe, wovon wir vorher keine Ahnung hatten. Das finde ich fast noch spannender und macht mich stolz, weil es so gänzlich unerwartet kommt. Denn wenn eine Zeitschrift oder eine Redaktion mein Foto aufnimmt, steckt überhaupt kein Push dahinter, sondern das passiert aus freien Stücken.“

Photo by Wolfgang Gangl.
Photo by Wolfgang Gangl.

NFTS
Auf meine Frage, ob man an NFTs vorbeikommt, lacht Wolfgang. „Wenn ich das wüsste. Wir haben im Frühjahr eine Kollektion mit neuen preisgekrönten Fotos gemacht, die wir als digitale Unikate erfolgreich verkauften.“ Stolz erzählt er, dass diese mittlerweile als Anlagenobjekt gesehen werden und teilweise schon mit guten Gewinnen weiterverkauft worden sind. „Das Problem aus meiner Sicht ist, dass in der Krypto-Welt, und dazu gehört die NFT-Szene, eine Goldgräberstimmung entstanden ist und nicht nur qualitativ hochwertige Fotos hochgeladen werden. Das belastet den Markt insgesamt.“ Der erfolgreiche Kunstfotograf glaubt daher, dass es eine Marktbereinigung bedarf. „Wenn man etwas verkaufen will, dann muss das auch in der materiellen Welt zu verkaufen sein“, ist er sich sicher, und auch, dass die NFT-Szene eine dann eine großartige Geschichte werden kann. „Zumal es viele Menschen zum Kunstsammeln anregt, die sonst keine Kunst sammeln würden. Denn NFT hat gerade jüngere Menschen auf den Kunstmarkt gebracht, die sich erstmalig damit zu beschäftigen beginnen.“

„Ich mag es zu sehen, wie sich ein Bild aus meinem Kopf heraus vor der Kamera entwickelt. Und dann ist es mit einem Wimpernschlag festgehalten“

Einmal einen anderen Stil einzuschlagen, kann sich Wolfgang gut vorstellen. „Darüber habe ich schon öfters nachgedacht. Jetzt machen wir immer Fotos mit Menschen, weil es mir persönlich sehr gut gefällt und weil ich das Gefühl habe, es ist noch nicht alles zu Ende erzählt und zu Ende gezeigt. So empfinde ich das zumindest. Aber es gibt schon viele andere Genres in der Fotografie, die ich auch als spannend empfinde. Gerade meine Liebe zu Geometrie und zu Formen würde sich auch mit anderen Themen ganz gut verbinden lassen, z.B. mit Architektur. Aber wie gesagt, momentan habe ich aber noch nicht das Gefühl, es ist alles gesagt und gezeigt.“

Großes Beitragsfoto: Portrait Wolfgang Gangl. (Foto Alexandra Gangl)

www.wolfganggangl.com  www.instagram.com/wolfgangganglofficial  www.facebook.com/wolfgang.gangl

 

Share Button

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*