Der österreichische Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Michael Thomas ist nicht nur unglaublich vielseitig, aktuell feiert er auch große Erfolge mit RIMINI, dem mehrfach ausgezeichneten Weiterlesen →
Die gebürtige Steirerin Marion Mitterhammer dreht als Produzen-tin und einem Star-Ensemble den Film „Taktik“. Inspirieren ließ sie sich dazu durch die Geiselnahme in der Grazer Karlau 1996. Damals war es drei Häftlingen gelungen, drei Kantinenmitarbeiterinnen als Geiseln zu nehmen. Den Film dreht Marion Mitterhammer gemeinsam mit ihrem Ehemann, Star-Regisseur Hans-Günther Bücking.
Bei meinem Besuch am Drehort, der Kirchnerkaserne in Graz, wurden gerade Szenen mit den verängstigten Geiselopfern gedreht, gespielt von Marion Mitterhammer selbst sowie Bojana Golenac und Michou Friesz. Harald Krassnitzer, Michael Thomas und Anoushiravan Mohnseni spielten die Geiselnehmer.
Es waren unglaublich intensive Szenen, die den Schauspielern so einiges abverlangten. Auch Harald Krassnitzer gab zu, dass seine Rolle des Geiselnehmer eine echte Herausforderung waren.
Für Marion Mitterhammer war es auch ein ‚Heimkommen‘, war sie doch zwei Jahre am Grazer Schauspielhaus engagiert, wo ihre Karriere ihren Ausgang genommen hat.
Als Berater fungierte Eduard Hamedl, der damals als Polizeiverhandler maßgeblich bei dieser wie auch einigen anderen Geiseldramen beteiligt war. „Ich wurde beigezogen, um die Realität widerzuspiegeln, wie es den Geiseln aber auch der Polizei ergangen ist.“ Er erzählt mir, dass die damalige Geiselnahme in der Karlau seine erste große, 10 Stunden dauernde Verhandlung war. „Und wir haben Gott sei Dank die richtige Taktik angewandt, um die Geiseln frei zu bekommen.“ Entspannung nach solchen Stunden unter Hochspannung findet er beim Musik hören, Rad fahren und natürlich im Gespräch in der Gruppe.
Bojana Golenac kommt aus der slowenischen Steiermark. „Aber jetzt mit den Insidern lerne ich Graz ganz anders kennen und komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus,“ erzählt mir Bojana. „Ich werde auf jeden Fall wiederkommen.“ Die Vorbereitung auf ihre Rolle fiel ihr nicht sehr schwer, „denn ich liebe Dokumentationen über Geiselnahmen und Originalberichte von Geiseln, das interessiert mich schon seit 25 Jahren. So konnte ich Rückschlüsse ziehen, wie es meiner Figur unter diesen Umständen gehen kann.“ Sie verrät weiter, dass sie das Thema dieser Rolle sofort reizte, als sie davon erfuhr. „Ich habe im Leben oft die Täterin gespielt, auch weil man es mir nicht ansieht“, lacht sie. „Die Schlagszenen sind sehr anstrengend wie auch die psychische Folter. Aber es ist ein so großartiges Team, von dem wir aufgefangen und getragen werden. Ich drehe jetzt seit 27 Jahren, aber so etwas habe ich noch nie erlebt – und das ist sehr schön.“ Bojana Golenac ist eine richtige Frohnatur. „Das haben Sie schön erkannt, obwohl wir uns gerade erst kennengelernt haben“, schmunzelt sie.
Michou Friesz Für sie war es der erste Dreh in Graz. „Es gab wirklich viele herausfordernde Szenen, von denen man dachte, wie werden wir sie schaffen. Bei den sehr emotionalen Szenen begannen wir um 9 Uhr zu drehen und um 10 Uhr waren wir meist schon völlig verheult und fertig. Man ist dann so ausgebrannt, wenn man geweint hat. Wir haben uns alle sehr viel von der Seele geweint, das reicht für einige Zeit“, lacht die Schauspielerin. „Aber mit Hans-Günther Bücking und diesem unglaublich tollen Team war es ein großartiges Arbeiten. und wir sind unglaublich zusammen gewachsen.“
Ihre Rolle am Ende des Tages abzulegen, fällt ihr nicht schwer. „Bei der Theaterarbeit ist es für mich anders, aber hier bleibe ich ja immer nur eine gewisse Zeit in einer Sequenz. Beim Theater brennen sich manche Szenen mehr in die Seele ein und es fällt mir schwerer, die Rolle wieder abzulegen.“
Auch heuer warten wieder einige Projekte auf Michou Friesz. „Aber erst später. Ich habe gerade wahnsinnig viel gearbeitet, u.a. „My fair lady“ in der Hamburger Elbphilharmonie – jetzt atme ich erstmal ein wenig durch.“
Michael Thomas
ist ein Extremschauspieler, der für seine jeweilige Rolle alles gibt. Auf meine Frage, ob seine Rolle für ihn besonders herausfordernd war, erklärt mir der 1,90 Meter große Hüne: „Ich würde sagen, für mich als Schauspieler ist jede neue Rolle eine Herausforderung, d.h. für mich ist es immer so, als wäre ich ein absoluter Anfänger. Und das ist wundervoll. So bewahre ich mir die Frische und die Offenheit, keinen Abklatsch einer schon mal gespielten Rolle zu verkörpern. Die Situation ist immer wieder neu, auch die Kollegen immer andere – das ist auch das schöne und spannende am Beruf.“ Er erklärt weiter: „Auch wenn ich schon öfters Rollen in diese Richtung gespielt habe, versuche ich, ihr jedes Mal einen anderen Touch zu verleihen und natürlich kann ich auch an jeder neuen Figur lernen.“ Auch Michael Thomas schwärmt vom Team und von Hans-Günther Bücking als Regisseur. „Ich verehre ihn sehr, er ist ein toller Typ mit einer unglaublichen Ausstrahlung, großer Erfahrung und einem Riesenherzen – wie auch Marion.“
Der Schauspieler verrät lachend, dass er bei den Dreharbeiten in Graz so verwöhnt wird, „dass ich schon ein paar Kilo zugenommen habe. Ich bin braun gebrannt und athletisch aus Fuerteventura zurückgekommen, wo ich die halbe Zeit lebe, aber jetzt muss ich mich zu Hause wieder in Form bringen.“
Ich frage ihn neugierig, ob er ein eitler Mensch sei und bekomme zu hören: „Das stimmt absolut und ich stehe zu meiner Eitelkeit. Es ist eine Eitelkeit für den Beruf und für die Figur, die ich spiele. Meine Eitelkeit betrifft immer die Rolle. Wenn ich für eine Rolle durchtrainiert und braun gebrannt sein muss, dann versuche ich mich dahingehend in Form zu bringen. Und wenn ich für eine Rolle dick sein muss, mache ich das auch.“
Michael Thomas ist auch Regisseur und Filmemacher. „Ich spiele in meinen Filmen auch die Hauptrolle. Gerade bereite ich ein Epos vor, das in meiner Wahlheimat Fuerteventura gedreht wird.“