Karin Polzhofer – Die Neue Wiener Werkstätte

Mag. Karin Polzhofer (Foto NWW)„Bester Flagshipstore des Jahres“ – anlässlich des ersten Geburtstags des Flagshipstores der Neuen Wiener Werkstätte (NWW) am Wiener Schottenring 35 nahm Karl-Hans Polzhofer stolz den Preis von Anna del Medico und Michael Stein vom Möbel & Design Guide entgegen.

Eine starke Familie: Karl-Hans, Stefan und Karin Polzhofer. Die Neue Wiener Werkstätte (NWW) steht für Tradition und modernes Design (Foto NNW).
Eine starke Familie: Karl-Hans, Stefan und Karin Polzhofer. Die Neue Wiener Werkstätte (NWW) steht für Tradition und modernes Design (Foto NNW).

Seit 1927 spezialisiert sich das Familienunternehmen KAPO im steirischen Pöllau auf die Produktion hochwertiger Möbel und produziert unter der Marke Neue Wiener Werkstätte Wohnaccessoires, Möbel und Polstermöbel. Die NWW ist ein Betrieb mit langer Tradition und großer handwerklicher Erfahrung. Die Familie ist stolz darauf, dass ihr Service weit über das eigene Produkt hinaus reicht und den Kunden ein ganzes Ambiente schlüsselfertig übergeben werden kann. Viele Fauteuils, Tische, Sessel und Sofas des Unternehmens wurden zu Klassikern, aber die NWW arbeitet auch mit modernen Designern wie Wolfgang Joop oder Thomas Feichtner zusammen. Letzterer entwickelte vor etwas mehr als zehn Jahren den Polstersessel FX10 Lounge Chair, der inzwischen als moderner Klassiker in die Sammlung des Wiener Hofmobiliendepots aufgenommen wurde.

Ein Jahr alt ist der NWW Flagshipstore in Wien (Foto Reinhard Sudy)
Ein Jahr alt ist der NWW Flagshipstore in Wien (Foto Reinhard Sudy)

Ich treffe Karin Polzhofer in ihrem von BEHF Architects geplanten Flagshipstore, ein schönes Eckhaus mit hohen Fenstern mit Markisen, weißen abgehängten Decken und sonnengelben, wandlungsfähigen Wänden. In diesem schönen Rahmen präsentieren KAPO, die NWW und andere Firmen Fenster, Türen, Möbel und Accessoires.

Karin Polzhofer und Hedi Grager im NWW Flagshipstore in Wien (Foto Reinhard Sudy)
Karin Polzhofer und Hedi Grager im NWW Flagshipstore in Wien (Foto Reinhard Sudy)

Für die NWW muss es wichtig sein, mit guten Architekten und guten Handwerkern zu arbeiten. „Genau“, bestätigt Karin, „es ist diese Zusammenführung von Design und Handwerk, was so spannend ist. Für unseren Flagshipstore hier haben sich die Architekten sehr mit unserem Unternehmen, das seit 1927 für Tradition, aber auch für modernes Design steht, beschäftigt. Kern unseres Unternehmens ist das Handwerk. Deshalb ziehen wir diese gelbe leuchtende Wandfarbe durch, die alle unsere Möbel und Fensterprogramme vereint. Diese gelben Wände sind unser Markenkennzeichen geworden. Ich höre oft: ‚Ah, ihr seid ja die mit den gelben Wänden‘“, erzählt Karin schmunzelnd. „Es ist ein mutiges Konzept, aber gelb ist die Farbe der Sonne und deshalb immer gut fürs Gemüt“.

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Wir gehen durch Musterhotelzimmer und Officeplätze, vorbei an Fenster- und Türenausstellungen, zu Küchen, Schlaf- und Ankleidezimmer und dabei erklärt mir Karin stolz: „Im Bereich Möbel, Polstermöbel, Fenster, Türen machen wir wirklich fast alles und alles wird in der Steiermark produziert. Jedes Modell ist in den unterschiedlichsten Holzoberflächen, Maßen und Stoffbezügen erhältlich und wird individuell an die Kundenwünsche angepasst“.

Wie viele nationale und internationale Kunden die Facharbeit und Verlässlichkeit des Familienbetriebes schätzen, sieht man an der Referenzliste: im Hauptquartier der UN in New York wurde das Österreichercafe von ihnen ausgestattet, im Berliner Hotel Adlon die Allergikerzimmer, das Hotel Dolder in Zürich hat seine Fenster von KAPO denkmalschutzgetreu rekonstruieren lassen.

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Auf meine neugierige Frage, wie sie zum Auftrag für das österreichische Kaffeehaus im UN Hauptquartier in New York kamen, erfahre ich, dass das New Yorker Büro der österreichischen Architektin Bettina Zerza mit dem Konzept beauftragt war. „Ich habe sie auf einer Messe in New York kennengelernt und von ihr von diesem Umbau erfahren. Da haben wir uns beworben und gewonnen“, kommt es mit einem stolzen Lächeln. „Ansonsten gilt: Augen und Ohren offen halten“. Architekten sind für sie natürlich wichtige Mittler und Kontaktpersonen. „Es gibt uns auch schon lange am Markt, man kennt uns und sie wissen um unsere Verlässlichkeit. Den Auftrag zur Ausstattung des Deutschen Reichstagsgebäudes beispielsweise haben wir kurzfristig bekommen, weil die ursprünglich vorgesehene Firma die Lieferzeit nicht schaffte. Wir haben alle Kräfte gebündelt und so einen renommierten Auftrag erfolgreich abgewickelt“, bekräftigt Karin noch einmal.

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„Wir sind Tischler“
„Uns ist aber auch der Heimmarkt sehr wichtig und deshalb kommunizieren wir immer, dass wir Tischler sind und wir auftragsbezogen arbeiten“, betont Karin. „Wir haben die Produktion in Pöllau bei Hartberg, wo auch unsere Firma angesiedelt ist. Unsere Produkte haben ihren Preis, aber man bekommt viel dafür, weil alles heimisch und aus hochwertigen Materialien produziert wird“, erklärt Karin weiter. „Wir haben 250 Mitarbeiter, großteils Facharbeiter, die wirklich viel Know how haben. Schon allein deshalb wäre es schade, wenn wir den Produktionsstandort nicht halten könnten, denn es ginge viel Wissen verloren. Man merkt die Marketingfrau.

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Exzellentes Tischlerhandwerk ist unsere Grundlage
Ich komme nochmal auf die Mitarbeiter zu sprechen und auf die Tischlerlehre. „Wir haben Gott sei Dank in Pöllau auch das Privileg, das wir engagierte junge Lehrlinge haben. Wir tun auch viel dafür, sind in Kontakt mit Schulen, bieten Schnuppertage und über die „Erlebniswelt Wirtschaft – made in Styria“ Führungen an, damit junge Menschen den Betrieb besichtigen und den Beruf kennen lernen können. Es gibt auch gute Aufstiegschancen in unserem Betrieb und oft haben schon die Eltern bei uns gearbeitet“.

Wichtig findet es Karin, Handwerk wieder populär zu machen. Eine gute Ausbildung ist wichtig, und eine Lehre ist eine gute und qualitativ hochwertige Ausbildung. „Der Ansatz ist falsch, man sagt: Wer das Studium nicht schafft, muss eine Lehre machen. Wenn jemand gerne mit den Händen arbeitet und geschickt ist, ist das eine tolle Gabe und gehört unterstützt. Außerdem wird gutes Fachpersonal immer gesucht und ein geschickter Tischler hat immer einen Job“.

Neue Wiener Werkstätte Flagshipstore (Foto Reinhard Sudy)

Werkstoff Holz und die Umwelt
Auch die Umwelt ist ein großes Thema bei NWW. „Wir sind auf den Werkstoff Holz spezialisiert und bieten Holz und Holz-Alu-Fenster an, aber keine Kunststofffenster. Holzfenster sind etwas sehr Dauerhaftes. Man kann sie renovieren und streichen, sie sehen dann wie neu aus und müssen nicht entsorgt werden. Dies sieht man zB an alten Palais in Wien, wo Fenster in Würde Jahrhunderte gealtert sind“.

Die NWW produziert weitgehend umweltfreundlich und ökonomisch. Es werden ausschließlich wasserlösliche Oberflächenmaterialien ohne Lösemittel verwendet und die Beheizung der Produktionsstätten erfolgt mit abfallenden Sägespänen. “Dies entspricht unserer Philosophie, im Einklang mit der Natur zu leben“.

NWW Designer-Award
2012 und 2014 wurde der NWW Designer-Award verliehen. „Die nächste Verleihung findet 2017 statt, da haben wir unser 90-jähriges Firmenjubiläum“, erzählt Karin stolz. Die NWW arbeiten mit externen Designern zusammen und neben dem ‚daily business‘ erhält sie immer wieder Anfragen von jungen Designern mit der Bitte um Feedback. „Dabei geht es oft um die Marktauglichkeit des Produktvorschlags. Wir sehen hier eine Lücke im Übergang von der Hochschule in die Wirtschaft oder einen Produktionsbetrieb. Deshalb haben wir den Award ins Leben gerufen. Junge Designer und Architekten können ihre Ideen einreichen und ihre Entwürfe dann von einer unabhängigen Fachjury bewerten lassen.“

Der NWW Designer-Award wird 2017wieder verliehen, "da haben wir unser 90-jähriges Firmenjubiläum“, erzählt Karin Polzhofer stolz (Foto NWW)
Der NWW Designer-Award wird 2017wieder verliehen, „da haben wir unser 90-jähriges Firmenjubiläum“, erzählt Karin Polzhofer stolz (Foto NWW)

Der Gewinn des Awards bedeutet einerseits einen Geldpreis und andererseits werden die ersten 3 Gewinnermodelle als Prototypen produziert und auf eine Wanderausstellung geschickt“. Die Modelle der Gewinner von 2014 wurden auf der Internationalen Möbelmesse in Mailand gezeigt. Dort gesehen zu werden, das ist schon sehr toll“. Karin erklärt weiter: „Wir haben bewusst gesagt, dass wir das nicht als ausgelagerte Produktentwicklung sehen und die Modelle werden nicht automatisch in die Kollektion aufgenommen. Wir sehen es als freien Kreativwettbewerb. Wenn es Modelle gibt, die zu uns passen, dann ja“.

Die unabhängige 14-köpfige Fachjury kommt aus den Bereichen Medien, Hochschulen, Designinstitutionen „und aus unserer Produktentwicklung. Die Zusammenstellung machen wir selbst. Bestimmte Plätze in der Jury bleiben gleich. Als Hochschulpartner fungieren die Angewandte in Wien, die Hochschule für Künste in Zürich und die Hochschule für Design in Ottenbach, von denen der jeweilige Rektor oder ein Vertreter in der Jury sitzen. Juryvorsitzender war im Vorjahr der international bekannte österreichische Künstler Erwin Wurm, davor war es Vito Acconci, bekannt als Designer der Grazer Murinsel –  ein sehr aktiver und total inspirierender Mensch. An der Schnittstelle von Kunst, Design und Architektur sind wir immer auf der Suche nach den Querdenkern“.

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Schon die historische Wiener Werkstätte verknüpfte traditionelles Handwerk mit aktuellem Design; Hoffmann und Co waren ihrer Zeit sehr voraus. Die Wiener Werkstätte galt als progressiv, verursachte Kopfschütteln ob der verrückten Entwürfe – heute wird sie gehypt.

Familienunternehmen mit Zukunft
KAPO und NWW sind gemeinsam ein Traditionsunternehmen, aber auch ein Familienunternehmen. „Wir sind zu Dritt. Stefan macht die Geschäftsführung. Karl Hans ist der Vertriebsexperte, er ist gelernter Tischlermeister und kennt jedes Produkt ganz genau. Ich komme aus dem Marketingbereich. So arbeiten wir unseren Stärken entsprechend zusammen – und natürlich ist unser Herzblut dabei“, ergänzt Karin lächelnd.

Stefan, Karin und Karl-Hans Polzhofer führen das steirische Familienunternehmen erfolgreich weiter (Foto NNW)
Stefan, Karin und Karl-Hans Polzhofer führen das steirische Familienunternehmen erfolgreich weiter (Foto NNW)

Mich interessiert natürlich, ob es schon eine kommende nächste Generation gibt, und Karin antwortet lachend: „Meine Brüder waren schon eifrig. Meine drei Neffen sind noch nicht im Unternehmen tätig, haben aber in den Ferien schon mitgearbeitet“.

Produktseitig gibt es natürlich immer wieder Neuheiten, wie zB die Esszimmer-Serie VITÓRIA aus der Hand des österreichischen Designers Thomas Feichtner. „Auch im Fenster- und Türenbereich sind wir grad an der Entwicklung eines neuen Themas. Und es soll ein eigenes KAPO Gartenhaus kommen, denn der Trend geht dahin, sein zu Hause als Ruhe- und Kraftpol zu nutzen und sich zunehmend dafür seine Plätzchen zu schaffen.

www.nww.at

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