Zeichenkünstlerin Valentina S. Eberhardt

Zeichenkünstlerin Valentina S. Eberhardt: „Kunst ist für mich ein Traum, der verwirklicht wird“. Valentina S. Eberhardt ist gerade mal 25 Jahre alt und zeigte schon sehr erfolgreich ihre Werke in den USA: 2015 bei der Ausstellung „Hello, Mr. President“ in Philadelphia mit Porträts von US-Präsidenten, 2016 gab es mit Hilfe von Charly Temmel eine weitere Ausstellung in Malibu, Los Angeles. Als Dank kreierte Valentina einen Eisbecher für das Temmel-Eis.

Die Künstlerin Valentina S. Eberhardt hatte 2016 mit Unterstützung von Charly Temmel eine Ausstellung in Malibu, Los Angeles. Als Dank kreierte Valentina einen Eisbecher für das Temmel-Eis. (Foto privat)
Die Künstlerin Valentina S. Eberhardt hatte 2016 mit Unterstützung von Charly Temmel eine Ausstellung in Malibu, Los Angeles. Als Dank kreierte Valentina einen Eisbecher für das Temmel-Eis. (Foto privat)

Valentina lebt im Haus ihrer Eltern in Graz. „Ich wohne seit 25 Jahren hier und könnte mir nicht vorstellen, woanders zu leben“, erklärt sie mir, als ich sie im Dezember vorigen Jahres besuche. Sie hatte gerade den Förderpreis des Künstlerhauses Graz erhalten. Strahlend erzählt sie mir, dass es sehr aufregend für sie gewesen sei und sie sich natürlich sehr gefreut habe, den Förderpreis für ihr ‚bestes Werk aus 2018‘ erhalten zu haben. Sie ist überzeugt, mit ihrem Bild den Zeitgeist getroffen zu haben – und es wurde auch gleich verkauft. Valentina, die im Grazer Künstlerbund ist, zeigt mir stolz ihre Urkunde, die der Papa schon gerahmt hatte. An diesem Bild arbeitete sie übrigens 150 Stunden. „Zwei Stunden vor Abgabeschluss habe ich es abgegeben,“ schmunzelt die junge Künstlerin, die überzeugt ist, dass gute Leistung honoriert wird.

Journalistin und Bloggerin Hedi Grager besuchte die Künstlerin Valentina S. Eberhardt im Haus ihrer Eltern in Graz. (Foto privat)
Journalistin und Bloggerin Hedi Grager besuchte die Künstlerin Valentina S. Eberhardt im Haus ihrer Eltern in Graz. (Foto privat)

Bei ihrer letzten Ausstellung in Chicago wurde ihr Werk gestohlen. „Das hat mir schon weh getan, schließlich weiß ich gar nicht, wo es jetzt ist. Es geht mir dabei nicht ums Geld, aber jemandem etwas wegzunehmen, diese Ungerechtigkeit macht mich einfach wütend.“

Die Ortwein-Schülerin Meisterklasse Kunst und Malerei hat sich das Arbeiten mit dem Kugelschreiber selbst angeeignet. Aktuell studiert Valentina an der Grazer Karl-Franzens Universität. Auf meine Frage ihrer Definition von Kunst lächelt sie und meint: „Auf der Universität habe ich im Fach Gegenwartskunst eingebläut bekommen, dass wir wichtige lateinische Fachtermini verwenden sollen, aber Kunst kommt doch vom Handwerklichen. Wo fängt Hobby-Kunst an und wo die richtige Kunst? Der erste, der etwas macht und sei es auch nur ein weißes Bild ist auch Künstler. Denn er war der Erste mit dieser Idee. Bei Nachahmern stelle ich mir schon die Frage, wo ist jetzt die Kunst“, meint sie kritisch. „Es geht ja nicht um einen Strich, sondern um die Idee.“

Die erfolgreiche Künstlerin Valentina S. Eberhardt ist Ortwein-Schülerin Meisterklasse Kunst und Malerei - das Arbeiten mit dem Kugelschreiber hat sie sich selbst angeeignet. (Foto privat)
Die erfolgreiche Künstlerin Valentina S. Eberhardt ist Ortwein-Schülerin Meisterklasse Kunst und Malerei – das Arbeiten mit dem Kugelschreiber hat sie sich selbst angeeignet. (Foto privat)

Etwas nachdenklich fügt sie noch hinzu: „Weißt Du, früher wollte ich immer den Kritikern gefallen, wollte Lob von eingesessenen Künstlern bekommen. Aber dann dachte ich mir: es reicht, ich mache nur mehr das, was mir gefällt – und wenn ich 20 Bilder mit Melonen male.  Ich mach das, was ich will, wo ich dahinter stehe und womit ich mich identifizieren kann.“ Sie ist überzeugt, dass „der beste Richter meines Kunstwerks die Zeit ist. Ich muss einfach nur abwarten, was passiert.“ Wenn ihre Kunst vielen Menschen gefällt, ist ihr das wichtiger als eine gute Kritik in einer Kunstzeitschrift.

Gezeichnet hat sie schon in der Schule sehr gerne. „Ich glaube, jedes Kind zeichnet gerne und ich habe immer wieder Professoren portraitiert. Das mit dem Kugelschreiber entstand aber durch Zufall. Als ich an der Ortweinschule mit der Meisterklasse für Kunst und Malerei begann, machten wir Ausflüge in die Alte Galerie, wo alte Kupferstiche bekannter Künstler verwahrt sind. Diese werden wegen der Gefahr des Ausbleichens nicht öffentlich gezeigt, fotografieren durfte ich sie aber. Diese Werke habe ich dann mit einem Kugelschreiber nachgemacht, denn ich dachte, das käme dem Kupferstich am nächsten. Ich habe dann diese Bilder auf Instagram gepostet und bekam total gute Rückmeldungen. Ab dem Zeitpunkt habe ich es ernst genommen und meine Diplomarbeit schon mit Kugelschreiber gemacht.“ Und seit 2015 arbeitet Valentina nur mehr mit Kugelschreiber.

Schon in der Schule hat Valentina S. Eberhardt gerne gezeichnet. "Ich glaube, jedes Kind zeichnet gerne und ich habe immer wieder Professoren portraitiert", so die Künstlerin. (Foto privat)
Schon in der Schule hat Valentina S. Eberhardt gerne gezeichnet. „Ich glaube, jedes Kind zeichnet gerne und ich habe immer wieder Professoren portraitiert“, so die Künstlerin. (Foto privat)

Ich könnte mir natürlich vorstellen, dass sie einen riesigen Kugelschreiberverbrauch hat. „Aber nein“, meint sie und ergänzt lachend: „Ich arbeite mit einem Qualitätsprodukt.“ Begonnen hat es mit BIC Kugelschreibern, „aber ich benötige dokumentenechte Kugelschreiber, und da sind die Mont Blanc am besten.“ Da kann es ja nicht mehr lange dauern, bis Mont Blanc Valentina einen Werbevertrag anbietet. „Noch haben sie mich erhört“, lacht die junge Künstlerin.

Valentina ist übrigens Linkshänderin. „Ich schreibe hässlich und zeichne schön. Ich zeichne von rechts unten nach oben und schreibe von links nach rechts – so mische ich immer alles.“

Das Lebensmotto von Valentina S. Eberhardt ist „Tun was man will und wollen was man tut“. (Foto privat)
Das Lebensmotto von Valentina S. Eberhardt ist „Tun was man will und wollen was man tut“. (Foto privat)

Als ich ihr erzähle, dass ich gelesen habe, dass ihr Lebensmotto „Tun was man will und wollen was man tut“ ist, ergänzt sie: „Ja, denn wenn jemand sagt, er schafft es nicht, sind es seine Grenzen und nicht deine. Das meine ich wirklich so. Ich weiß, dass ich mich auf meine Kunst verlassen kann, dass es klappen wird und ich bald von meiner Kunst werde leben können.“ Swen Temmel, der Sohn von Eis-König Charly Temmel, ist für sie ein perfektes Beispiel. Dieser hat es mit Fleiß, Können und Durchhaltevermögen bereits in die Film-Oberliga geschafft.

Froschbiologin oder Kunstmalerin
Mit einem Lachen gesteht Valentina bei unserem Gespräch, dass sie total auf Frösche steht. Zu ihren Lieblingsfröschen gehört das Pfeilgiftfröschlein. „Ich habe immer gesagt, ich werde Froschbiologin oder Malerin. Darauf meinte mein Papa immer: ‚Du musst Kunstmalerin sagen, sonst glaubt jeder, dass Du Anstreicherin werden willst“, lacht sie wieder ihr ansteckendes Lachen.  

Valentina Eberhardt mit Hannes Hager, Christian Motor Polanšek und Michael Ehmann bei ihrer Ausstellung im Grazer Volksgarten (Foto privat)
Valentina Eberhardt mit Hannes Hager, Christian Motor Polanšek und Michael Ehmann bei ihrer Ausstellung im Grazer Volksgarten (Foto privat)

Energiespender, Förderer und Inspiration
Förderer sind für eine Künstlerin sehr wichtig. Sie ist daher Karlheinz Morré vom Verein zur Förderung von Bild- und audiovisuellen Künstlern sehr dankbar und auch Charly Temmel, der gerade auf der Suche nach einer Galerie in Los Angeles für Valentina ist. Und natürlich findet sie große Unterstützung bei Familie und Freunden. „Mein Papa hätte mich zwar lieber in einer Bank gesehen, aber zum Glück ist meine Mama künstlerisch begabt. Da sie selbst nie ihre Kunst leben durfte, hat sie mich zwar nicht speziell gefördert aber einfach gelassen.“ Valentinas Urgroßmutter war eingeschriebene Kunstmalerin und ihr Großvater war Schuhmodelleur, Schuhdesigner würde man heute sagen. „Daher habe ich schon ein paar Gene – aber bei meinen Vernissagen sitzt mein Papa mit glänzenden Augen in der ersten Reihe.“

Valentina Eberhardt mit ihrem Unterstützer Karlheinz Morre auf der Chicago US-ASDP Show (Foto privat)
Valentina Eberhardt mit ihrem Unterstützer Karlheinz Morre auf der Chicago US-ASDP Show (Foto privat)

Inspiration findet sie vor allem in Italien. „Schon von Geburt an ist Italien meine große Liebe, wir waren oft in Caorle, immer im gleichen Hotel – also einmal im Jahr muss ich dorthin. Aber ganz ehrlich, mir kommen Ideen ebenso am Schreibtisch, wenn ich entspannt bin und Kraft habe – und diese hole ich mir in Italien.“

Energie-Spender sind für Valentina ihre geliebte Katze und natürlich ihr Freund. „Ich habe das Glück, dass ich eine sehr liebe Familie habe, zu der ich immer mit allem kommen kann. Außerdem bin ich jetzt schon in einem Alter, in dem man auf die Eltern hört.“ An erster Stelle ist allerdings immer ihre Katze. „Das weiß mein Freund und sie ist auch seine Katze. Schließlich weiß jeder, der eine Katze hat, dass wir für sie arbeiten dürfen.“

Kunst mit Alleinstellungsmerkmal
Ihre Kunst beschreibt sie so: „Ich will nicht sagen einzigartig, aber durch die Arbeit mit dem Kugelschreiber hat sie ein Alleinstellungsmerkmal.“ Nach kurzem Nachdenken spricht sie weiter: „Ich würde sagen, meine Kunst ist fast ins Phantastische gehend. Ich möchte, dass sie die Menschen anspricht, ich möchte ihnen mit meiner Kunst Freude bereiten.“   

Schmunzelnd gesteht sie: „Ich habe einen Tick, ich bin sehr detailverliebt. Ich muss ein Werk fertig machen, auch wenn es 150 Stunden dauert. Ich bin bei meiner Arbeit wirklich eine Getriebene. Der Drang, mein Werk zu beenden, ist so groß, dass ich da keine Zeit für etwas anderes habe.“

Valentina S. Eberhardt: "Ich gestehe, dass ich einen Tick habe - ich bin sehr detailverliebt. (Foto privat)
Valentina S. Eberhardt: „Ich gestehe, dass ich einen Tick habe – ich bin sehr detailverliebt. (Foto privat)

Sich selbst würde sich mit ‚drei Worten‘ als ehrgeizig und zielstrebig, als handwerklich geschickt, motiviert, euphorisch und perfektionistisch bezeichnen. „Also für meine Familie und meine Freunde würde ich wirklich alles machen. Und natürlich bin ich sehr tierlieb.“

Wütend macht sie Unpünktlichkeit und Ungerechtigkeit. „Das deshalb, weil meine Zeit ist wertvoll, und bei Ungerechtigkeiten kann ich meinen Mund nicht halten – auch wenn es in manchen Situationen besser wäre.“

Auf meine Frage, wo sie gerne einmal ‚hängen‘ würde, erwidert sie lachend: „Bitte nur nicht am Dachboden, aber vielleicht mal in der Albertina in Wien oder auf der Art Basel Miami. Aber ich freue mich wirklich über jede Ausstellung, egal wo.“ Für März ist jetzt mal eine Ausstellung im Grazer Schauspielhaus geplant und eine weitere Ausstellung in den USA. „Und ich möchte meinen Master machen.“

Zu ihren Zukunftsplänen gehört aber auch, einmal als glückliche alte Frau mit vielen Katzen in Italien vor einem Häuschen zu sitzen. „So ist es und darauf spare ich schon.“

 

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