Max Simonischek – Mich reizt die Veränderung und damit auch die optische Verwandlung

Der erfolgreiche Schauspieler Max Simonischek studierte Schauspiel am Mozarteum in Salzburg. (Foto Reinhard A. Sudy)Der erfolgreiche Schauspieler Max Simonischek studierte Schauspiel am Mozarteum in Salzburg. Für seine Theaterarbeiten erhielt er bereits den Nestroy Theaterpreis. Sehr bekannt wurde er aber auch durch seine Rolle als Kommissar Laim in der gleichlautenden ZDF-Thriller-Reihe. Bei den Bregenzer Festspielen spielt er heuer den Michael Kohlhaas im Stück von Heinrich von Kleist. 

Sehr bekannt wurde Max Simonischek durch seine Rolle als Kommissar Laim in der gleichlautenden ZDF-Thriller-Reihe. (Foto Fabian Schellhorn)
Sehr bekannt wurde Max Simonischek durch seine Rolle als Kommissar Laim in der gleichlautenden ZDF-Thriller-Reihe. (Foto Fabian Schellhorn)

Ich durfte diesen vielseitigen Künstler an einem wunderbaren Abend im Seehotel Brandauer’s Villen in Strobl kennenlernen, als er gemeinsam mit der faszinierenden Jazz-Stimme Simone Kopmajer auftrat und mit seiner angenehmen Stimme Liebesgeschichten aus der Weltliteratur vorlas.

Als ich ihn auf Berichte anspreche, dass er am liebsten Theater spiele, meint Max: „So pauschal kann man das nicht sagen. Am Theater gibt es noch die Kultur des Scheiterns, die in unserer Gesellschaft immer mehr verloren geht. Dafür hat man in der Fernsehlandschaft keine Möglichkeit. Da muss alles funktionieren, muss ergebnisorientiert gearbeitet werden, denn zuviel Zeit und Geld steckt in diesen Projekten. Das ist mir daher nicht so nahe, als mich während einer achtwöchigen Probenzeit am Theater auf eine Suche zu machen und verschwenderisch mit mir und meinen Ressourcen umzugehen. Wenn man innovativ sein und Neuland erkunden möchte, muss das Scheitern immer eine Option sein. Das ist am Theater immer gegenwärtig und deshalb reizt mich das am meisten. Auch der direkte Kontakt, die Kommunikation mit dem Publikum und seine Reaktion fehlen mir im Film. Wenn der Abend im Theater beginnt und der Vorhang hoch geht, liegt die größte Verantwortung bei dir. Beim Film lieferst du deine sicher auch engagierte Arbeit ab, dann kommt aber noch der Schnitt, werden Ton und Musik darübergelegt – da ist deine Verantwortung beim Endprodukt relativ gering im Vergleich zum Theater.“

Im Seehotel Brandauer’s Villen in Strobl las Max Simonischek Liebesgeschichten aus der Weltliteratur, Simone Kopmajer brillierte mit ihrer wunderbaren Jazz-Stimme. Im Bild Max Simonischek mit Journalistin Hedi Grager. (Foto Reinhard A. Sudy)
Im Seehotel Brandauer’s Villen in Strobl las Max Simonischek Liebesgeschichten aus der Weltliteratur, Simone Kopmajer brillierte mit ihrer wunderbaren Jazz-Stimme. Im Bild Max Simonischek mit Journalistin Hedi Grager. (Foto Reinhard A. Sudy)

„Was mich an meinem Beruf interessiert, egal ob Film, Serie, Reihe oder Theater, sind die Menschen, auf die ich in einem Projekt treffe. Als Künstler können wir uns einander so befruchten und bereichern, dass es einen dorthin bringt, wo man alleine nicht hinkommen würde – das macht auch meine Lust an diesem Beruf aus. In einer Zeit der Streamer, von Netflix und Amazon, die so großen Aufschwung haben und wo noch viel komplexere Erzählstränge möglich sind als im normalen Fernsehfilm, möchte ich nichts ausschließen. Im Gegenteil, Serien gewinnen gerade sehr an Reiz, aber letzten Ende ist es die Konstellation der Menschen, die sich da vereinen und an etwas kreativ arbeiten, was mich interessiert.“

„Was mich an meinem Beruf interessiert, egal ob Film, Serie, Reihe oder Theater, sind die Menschen, auf die ich in einem Projekt treffe", so Max Simonischek. (Foto Fabian Schellhorn)
„Was mich an meinem Beruf interessiert, egal ob Film, Serie, Reihe oder Theater, sind die Menschen, auf die ich in einem Projekt treffe“, so Max Simonischek. (Foto Fabian Schellhorn)

Qualität vor Quantität
Bei deiner Arbeit geht dir also Qualität vor Quantität, aber natürlich muss am Ende des Tages jeder seine Miete bezahlen können. „Sicher, so ist es und genau das ist des Messers Schneide“, kommt es ernst von ihm. „Natürlich würde man gerne nur qualitativ hochwertige Inhalte produzieren, doch manchmal gehen Erwartungen eben nicht auf. So etwas kann immer mal passieren.“ Sehr offen erzählt Max weiter: „Da meine Frau auch berufstätig ist, ist es mir gelungen, bei meiner Arbeit nach Qualitätskriterien zu entscheiden, und natürlich möchte ich mir das gerne beibehalten. Die Tatsache, dass ich mit Film und Theater zweigleisig fahre, erlaubt mir eine gewisse Freiheit. Und auf verschiedenen Hochzeiten zu tanzen, fand ich immer schon sehr sehr reizvoll.“

Seine Frau Catharina ist Drehbuchautorin. Sie schrieb auch das Drehbuch für den nächsten Film der Münchner Thriller-Reihe Laim, in der Max sehr erfolgreich den Kommissar Lukas Laim spielt. Stolz lächelnd meint er: „Ja, sie hat schon einige Drehbücher geschrieben, jetzt hat sie ihr erstes an den Sender verkauft, und es wird unsere erste Zusammenarbeit.“ Er verrät mir weiter: „Das Schöne am Kommissar Laim ist, dass ich von den Produzenten gewissermaßen eine Carte Blanche habe, auf junge Autoren zuzugehen. Diese präsentieren dann einen Pitch von drei Seiten, danach treffen die Produzenten ihre Entscheidung. So sind die letzten ‚Laims‘ entstanden und bei dem kommenden haben sich die Produzenten für die Idee meiner Frau entschieden, was mich natürlich sehr freut.“ Die Zusammenarbeit mit seiner Frau empfindet er als irre spannend. „Grundsätzlich fällt es mir nicht schwer, das Drehbuch als solches zu sehen und nicht den Autor dahinter. Deshalb kann ich sehr konsequent damit umgehen und Inhalte auch ändern. Ich bin wirklich gespannt, wie es mir mit dem Wissen gehen wird, dass das meine Frau es geschrieben hat. Aber auch wenn ich einen Dialog vielleicht nicht ganz so gut finde, muss meine Arbeit an erster Stelle stehen“, lacht er herzlich.

Herausfordernde Rollen gab es schon viele für Max Simonischek. „Eine davon war sicher die des Don Juan bei den Salzburger Festspielen 2014, meine erste Zusammenarbeit mit Regisseur Andreas Kriegenburg und Start einer langen Zusammenarbeit. (Foto Reinhard A. Sudy)
Herausfordernde Rollen gab es schon viele für Max Simonischek. „Eine davon war sicher die des Don Juan bei den Salzburger Festspielen 2014, meine erste Zusammenarbeit mit Regisseur Andreas Kriegenburg und Start einer langen Zusammenarbeit. (Foto Reinhard A. Sudy)

Prägende Erfahrungen und Herausforderungen
Herausfordernde Rollen gab es mittlerweile schon viele für Max Simonischek. „Ich bin jetzt 10 Jahre im Beruf und es gab immer wieder Rollen, die meine Entwicklung geprägt haben. Aber die größte Herausforderung und möglicherweise auch eine Überforderung war der „Hamlet“ am Berliner Maxim Gorki Theater in sehr jungen Jahren. Ebenso nennen würde ich den Don Juan bei den Salzburger Festspielen 2014, meine erste Zusammenarbeit mit Regisseur Andreas Kriegenburg und Start einer langen Zusammenarbeit. Auch mein Ausflug in die Opernwelt als Papageno in der Oper im Steinbruch war eine neue, sehr prägende Erfahrung.“ Auf meine Frage, ob er damals die Kritiken gelesen habe, meint er gelassen: „Wenige. Es wird gewesen sein wie immer, einigen hat es gefallen und einigen nicht. Für mich hat es sich in mehrerer Hinsicht gelohnt, diese Opernwelt kennen zu lernen, wo Kritik viel heftiger ausfällt als am Theater. Jeder hat eine Meinung dazu und weiß, wie es geht. Wie beim Fußball. Und das wird auch ganz offen und hemmungslos kundgetan, es wird laut gebuht – oder auch gejubelt. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber irgendwie ist es spannend und ich frage mich, woher das kommt.“

Schmunzelnd las ich, dass Max sich für das Geschichtsdrama „Zwingli“ Haar Extensions machen lassen musste, und ich möchte von ihm wissen, wie weit er für eine Rolle gehen würde. Dazu meint er lachend: „Anfangs haben sich die Extensions merkwürdig angefühlt und haben etwas geschmerzt. Irgendwann habe ich darauf vergessen und mich gewundert, warum mich Menschen so komisch angeschaut haben. Ich bin da eher unambitioniert, war seit Jahren nicht mehr beim Friseur.“ Als er meinen etwas skeptischen Blick bemerkt, meint er: „Meine Frisur richtet sich nach meinen Rollen und inzwischen lasse ich sie einfach wachsen. Meinen letzten privaten Haarschnitt hatte ich im Schulalter“, lacht er. „Ich mag grundsätzlich gerne Verwandlung, glaube noch an den Schauspieler als Verwandlungskünstler.

Deshalb fühle ich mich ja am Theater so wohl, wo es nicht nur darum geht, 1:1 authentisch zu sein, sondern auch assoziativ und fantasievoll Figuren zu erfinden ohne dabei die Authentizität zu verlieren. Mich reizt die Veränderung und damit auch die optische Verwandlung, das Trainieren für eine Rolle, auch dick zu werden für eine Rolle. Vor allem interessiert mich alles, was möglichst weit weg von mir als Person ist.“

Max Simonischek fühlt sich am Theater sehr wohl. "Hier geht es nicht nur darum, 1:1 authentisch zu sein, sondern auch assoziativ und fantasievoll Figuren zu erfinden ohne dabei die Authentizität zu verlieren. (Foto Reinhard A. Sudy)
Max Simonischek fühlt sich am Theater sehr wohl. „Hier geht es nicht nur darum, 1:1 authentisch zu sein, sondern auch assoziativ und fantasievoll Figuren zu erfinden ohne dabei die Authentizität zu verlieren. (Foto Reinhard A. Sudy)

Herausfordernde Rollen sind dir also wichtig, hake ich nach. „Ja, unbedingt. Es geht ja auch darum, sich selbst eine Freude zu bereiten mit dem, was man tut. Und mir macht es Freude, mich für eine Figur auf den Weg zu begeben, und je länger dieser ist, also je weiter weg die Figur von mir ist, desto spannender ist es, weil ich dabei mehr erlebe. Man kennt ja die Floskel, dass Bösewichte die spannenderen Figuren sind. Je tiefer die Abgründe, desto mehr komme ich als Schauspieler auf meine Kosten.“ Entscheidend für den Schauspieler ist bei der Zusammenarbeit mit einem Regisseur, „dass er mich dorthin treibt, wo ich selber zu bequem bin oder wohin ich mich nicht traue. Dass er mich gleichzeitig bei der Hand nimmt und führt, und mich nicht auflaufen lässt. Für mich ist Andreas Kling einer dieser Regisseure.“

Natürlich macht Max auch Castings, diese empfindet er aber als nicht sehr angenehm. „Es ist eine Prüfungssituation, bei der man von Regisseuren und Produzenten oftmals einseitig wahrgenommen wird. Für mich ist Casting aber ein gegenseitiges Kennenlernen, denn ich entscheide mich ja auch für eine Zusammenarbeit. Bei E-Castings, die es auch schon vor Corona gab, hast du keine Chance, im ersten Schritt die Partner kennenzulernen. Dabei macht das erste Aufeinandertreffen den Reiz aus, Kollegen erst zu Drehbeginn kennen zu lernen, ist für mich nicht das Wahre. Aber ja, natürlich habe ich das auch schon gemacht.“

„Ganz stark habe ich Lampenfieber bei Premieren, aber das ist nichts Unangenehmes, sondern ist aufregend", verrät der vielseitige Schauspieler Max Simonischek. (Foto Fabian Schellhorn)
„Ganz stark habe ich Lampenfieber bei Premieren, aber das ist nichts Unangenehmes, sondern ist aufregend“, verrät der vielseitige Schauspieler Max Simonischek. (Foto Fabian Schellhorn)

Über Lampenfieber und soziale Medien
Auf einen Theaterabend oder einen Film bereitet sich Max vor, indem er sich „leer macht“. „Das habe ich aus der Clownerie. Ich begebe mich früher ins Theater, mache mich leer und ruhig, dadurch aufnahmefähig und empfangsbereit.“ Meine Frage nach Lampenfieber bejaht er mit einem klaren Ja. „Ganz stark habe ich es bei Premieren, aber das ist nichts Unangenehmes, sondern ist aufregend. Nach den ersten 2-3 Minuten auf der Bühne legt es sich wieder.“

Relativ unromantisch, wie er meint, kommt er aus einer Rolle wieder heraus. „Ich finde, eine Anforderung an den Beruf ist, dass man einfach möglichst schnell fokussiert sein und auch wieder loslassen kann. Das hängt meiner Auffassung nach damit zusammen, wie man durchs Leben geht. Damit, im Moment zu leben und den zu 100 % mit allen Sinnen wahrzunehmen, und auch ganz schnell wieder zum nächsten zu gehen und den auch wieder zu 100 % zu leben. Für mich hat das viel mehr mit dem Ort zu tun. Wenn ich z.B. das Theater oder ein Filmset betrete, weiß ich, das ist mein Arbeitsplatz, hier kann ich mich in einer Form ausleben, wie ich es mich im Alltag gar nicht traue. Es ist ein geschützter Platz, an dem alles bleibt, wenn ich ihn verlasse.“ Klar gibt es auch für ihn Rollen, die ihn nicht sofort loslassen, sogar ein wenig aufs Gemüt drücken, verrät er offen. Aber spätestens wenn er bei seinen Kindern ist, fordern diese seine gesamte Aufmerksamkeit. „Ja, Kinder sind gnadenlos“, lacht Max, „da hat man gar keinen Raum für anderes.“

 Max Simonischek ist schon sehr gespannt auf die Proben zu seiner ersten Regiearbeit ab Jänner 2022 am Landestheater Innsbruck. (Foto Reinhard A. Sudy)
Max Simonischek ist schon sehr gespannt auf die Proben zu seiner ersten Regiearbeit ab Jänner 2022 am Landestheater Innsbruck. (Foto Reinhard A. Sudy)

Als ich Max sage, dass er als ein Künstler wahrgenommen wird, der offen seine Meinung ausspricht, meint er lächelnd: „Wie schön, wenn ich als solcher gesehen werde.“ Aber auch er fürchtet Shitstorms in einem Leben mit Social Media. „Angst wäre übertrieben, aber wir leben natürlich in einer sehr sensiblen Zeit. Ich versuche, mich auf Sozialen Medien zurückzuhalten. Ich stehe gerne mit meiner Arbeit in der Öffentlichkeit, aber nicht damit, wo ich gerade urlaube. Aber das interessiert natürlich“, ist ihm auch klar.

Corona-Zeit genützt
Max hat coronabedingt ein Jahr lang nicht gearbeitet. „Mir frei zu nehmen, nur zu Hause zu sein, hätte ich sonst nie geschafft. Das war für die Familie eine schöne, gewonnene Zeit. Eine gute Entscheidung war es auch, weg aus Berlin aufs Land nach Tirol, die Heimat meiner Frau, zu ziehen. Jetzt gefällt es uns hier so gut, dass wir überlegen, ob wir im Herbst überhaupt wieder nach Berlin gehen, oder ob wir nach München oder Wien ziehen. Wir suchen nach einem neuen Kapitel in unserem Leben, ein neues Zuhause.“

Für Kinder von Kollegen, denen es coronabedingt nicht gut geht, hat Max eine Initiative gestartet. „Ich habe das Gefühl, dass die Soforthilfen in Deutschland nicht so gut waren wie in Österreich. Deshalb haben wir Geld gesammelt, um Kinder und Familien einmalig mit einer Spende von 800 Euro zu unterstützen.“

Schauspieler Max Simonischek: "Ich bin grundsätzlich ein sehr neugieriger Mensch, auch weil ich Neugierde für eine Vorstufe der Kreativität halte." (Foto Reinhard A. Sudy)
Schauspieler Max Simonischek: „Ich bin grundsätzlich ein sehr neugieriger Mensch, auch weil ich Neugierde für eine Vorstufe der Kreativität halte.“ (Foto Reinhard A. Sudy)

Schauspiel-Familie
Interessiert möchte ich von Max wissen, ob es ein Segen oder eine Belastung ist, aus einer Künstler-Familie zu stammen, sind seine Eltern doch die Schauspieler Peter Simonischek und Charlotte Schwab. „Zu Beginn war es eher ein Fluch, diese unverhältnismäßige Aufmerksamkeit war mir als Anfänger unangenehm. Aber grundsätzlich war es für mich weder bei der Berufswahl noch bei der Arbeit selbst ein großes Thema, eher bei den anderen Menschen. Ich habe mich entschieden, meine eigenen Orte zu entdecken und so war es auf lange Sicht gesehen, +/- Null.“

Schauspieler zu werden, war für Max nicht von vornherein klar. „Nach der Matura war ich ein Jahr auf Reisen, dann probierte ich es an der Schauspielschule und es klappte sofort damit. Dabei merkte ich, dass es gut war, sich mit mir und meinem Körper auseinander zu setzen. Dann habe ich beim Theater vorgesprochen und auch dort wurde ich gleich genommen. Trotz meiner familiären Vorbelastung würde ich doch sagen, ich bin reingerutscht“, lacht Max. „Ich weiß nicht, ob mich Schauspiel bis zu meinem Lebensende ausfüllen wird, und ich möchte mir die Freiheit bewahren, bei jedem neuen Projekt zu sagen, ob ich es machen will oder nicht.“ Aber einen konkret ausgearbeiteten Plan B gibt es nicht. „Ich bin grundsätzlich ein sehr neugieriger Mensch, auch weil ich Neugierde für eine Vorstufe der Kreativität halte. Genauso bin ich an Themenfeldern wie der Anatomie des menschlichen Körpers oder der Natur interessiert, wäre aber zu faul, das zu studieren. Ich müsste mich auf die Suche begeben, aber das ist ja sowieso immer das Spannendste.“

Arbeit als Regisseur
2015 inszenierte Max sich selbst. „Es war in Zürich, ein Kafka-Monolog. Ich würde mich nicht trauen zu sagen, dass ich als Regisseur gearbeitet habe, war aber Spieler und Trainer in Personalunion. Meine erste wirkliche Regiearbeit findet mit Kafka umirá – Kafka stirbt“ im nächsten Jahr am Landestheater Innsbruck statt. Premiere ist am 18. 6. 2022.“ Ist ein Schauspieler ein besserer Regisseur frage ich Max. „Eine gute Frage, ich werde das rausfinden. Ich glaube, es schadet nicht zu wissen, wie die Psychologie des Schauspielers funktioniert. Aber auch als Schauspieler schadet es nicht, einmal Regie gemacht zu haben, um zu verstehen, was da alles dranhängt. Jeder Schritt raus aus seinem Kosmos und die Erweiterung seines Horizonts sind gut und wichtig.“

Der Schauspieler Max Simonischek ist sehr naturverbunden und wandert in seiner Freizeit sehr gerne. (Foto Fabian Schellhorn)
Der Schauspieler Max Simonischek ist sehr naturverbunden und wandert in seiner Freizeit sehr gerne. (Foto Fabian Schellhorn)

Max Simonischek privat
Der Schauspieler ist bekannt dafür, dass er nicht gerne über Privates spricht, aber mich interessiert natürlich, ob und was sich durch die Geburt seiner Kinder verändert hat. „Ohne mit gängigen und doch wahren Floskeln antworten zu wollen, gibt es mir ein bisschen Hoffnung, in meinem Fall zwei Kinder heranzuziehen, die zur positiven Entwicklung der Gesellschaft beitragen können. Denn um diese steht es nicht allzu gut. Ihnen das mit all meiner Liebe, meinen Wertvorstellungen, meinem Respekt vor dem Gegenüber mitgeben zu können, macht mir Hoffnung. Unabhängig davon, dass es nervlich anstrengend sein kann und guter Organisation bedarf, ist Kinder zu haben auch eine gewisse Entlastung, weil man sich selbst nicht mehr so wahnsinnig wichtig nimmt. Jemand anderer ist an erster Stelle.“

Falls seine Kinder einmal Schauspieler werden möchten, würde er sich erst mal raushalten in der Berufsfindung. „So haben es meine Eltern auch gemacht. Ich würde ihnen natürlich versuchen zu erklären, was auf sie zukommen kann, dass man auch unglücklich werden kann und es keine Garantie gibt, als Schauspieler glücklich zu werden oder finanziell davon leben zu können. Gleichzeitig würde ich ihnen aber sagen, was für ein schöner Beruf es ist. Und ich werde sie natürlich unterstützen – egal welchen Beruf sie wählen.“

Seine Frau sieht er auch als seinen besten Freund. „Ja, ich stellte mir vor der Ehe die Frage, ob ich z.B. nach 20 Jahren Ehe, wenn man vielleicht nicht mehr alles rosarot sieht, noch immer mit diesem Menschen Zeit verbringen möchte. Und diese Frage konnte ich klar mit Ja beantworten.“

„Denkst Du viel nach“, frage ich ihn. „Verglichen mit was? Aber ja, ich denke gerne“, lacht er. Zu seinen Stärken zählt Max Optimismus. „Und Neugierde, die Neugierde an Menschen. Auch meine gute Kinderstube, für die aber nicht ich sondern meine Eltern verantwortlich sind, und damit verbunden der Respekt vor dem Gegenüber oder Nächstenliebe. Das haben meine Eltern ganz gut hingekriegt“, lacht er. Und wer hat bisher deine Neugierde geweckt, dich beeindruckt, frage ich ihn. „An erster Stelle ist sicher meine Mutter zu erwähnen, mit der ich aufgewachsen bin. Wie Peer Gynt schon sagt, ist die Mutter die erste Frau im Leben, mit der man schon als Kind sämtliche Rollen durchspielt und übt.“ Als weitere prägende Figuren nennt er seinen Stiefvater Sven-Eric Bechtolf, ebenfalls Schauspieler. „Meinen Vater habe ich nur aus der Ferne mitbekommen. Und irgendwann wurde es meine Frau, ich schätze die Art und Weise, wie sie mit dem Leben umgeht. Mit ihr bin ich seit acht Jahren zusammen und seit 2017 verheiratet.

Im Film 'Zwingli' spielte seine Mutter seine Schwiegermutter. "Ich werde oft gefragt, wie es sei mit seiner Mutter zu spielen, es war ziemlich unspektakulär, denn im Moment des Spielens spiele ich meine Figur, ohne Privates", erzählt Max Simonischek. (Foto Fabian Schellhorn)
Im Film ‚Zwingli‘ spielte seine Mutter seine Schwiegermutter. „Ich werde oft gefragt, wie es sei mit seiner Mutter zu spielen, es war ziemlich unspektakulär, denn im Moment des Spielens spiele ich meine Figur, ohne Privates“, erzählt Max Simonischek. (Foto Fabian Schellhorn)

Seine Mutter spielte übrigens in ‚Zwingli‘ seine Schwiegermutter, und natürlich wird er immer wieder gefragt, wie es sei, mit seiner Mutter zu spielen. „Es war ziemlich unspektakulär, denn im Moment des Spielens spiele ich meine Figur, ohne Privates. Die Vertrautheit hilft anfangs bei den Proben und die Drehpausen sind gut für ‚Family Business‘ zu nutzen, aber ansonsten ist man zu sehr in der Rolle.“

Wichtig ist für Max der Sport, verdiente er als junger Fußballer sogar Geld damit. „Fußball war meine große Leidenschaft, aber nie eine wirkliche Option, Profi zu werden“, erklärt er mir. Sport ist ihm auch deshalb so wichtig, war er doch ein kleines, dickliches Kind. „Als ich 13 wurde, mit Fußball begann und wuchs, verteilte sich alles ein bisschen und ich wurde selbstbewusster. Das alles, Disziplin und vor allem viel Freude ziehe ich aus dem Sport. Seit einigen Jahren hat Tennis den Fußball abgelöst.

Da Max sehr naturverbunden ist und gerne wandert, ist ihm natürlich auch das Thema Umwelt wichtig. „Ich habe das Gefühl, dass wir seit langer Zeit sehr rücksichtslos mit der Natur umgehen, und bin froh, dass viele meiner Kollegen dafür vieles auf die Beine stellen.“

Am 23. Juli 2021 war die Premiere mit „Michael Kohlhaas“ in Bregenz, eine Kooperation des Deutschen Theater Berlin und der Bregenzer Festspiele. „Im November gibt es eine Theaterproduktion am Deutsches Theater Berlin mit dem Regisseur Jossi Wieler, und auch die Dreharbeiten zum neuen Laim beginnen in München. Und dann bin ich natürlich schon sehr gespannt auf die Proben zu meiner ersten Regiearbeit ab Jänner am Landestheater Innsbruck.

Großes Beitragsfoto: Erfolgreicher und vielseitiger Schauspieler: Max Simonischek. (Foto Fabian Schellhorn)

 

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