Michael Reisch: ‚Einfach g‘sund wachsen als zu schnell verglüh‘n….‘

10. Filmfestival Kitzbühel 2022 „Kino in der Stadt“ mit dem Film „Corsage“ in der Kitzbühler Innenstadt. (Foto FFKB2022)‚Einfach g‘sund wachsen als zu schnell verglüh‘n….‘ ist die Devise des Kitzbühler Filmfestival-Geschäftsführers Michael Reisch, der heuer wieder eine positive Bilanz ziehen konnte. „Wir haben uns für unser 10-jähriges Jubiläum sehr viel vorgenommen und wurden mit  großartigen Filmen, hochkarätigen Gästen und erfolgreichen Branchenveranstaltungen für unsere Arbeit belohnt.“

Heuer feierte das erfolgreiche Filmfestival sein 10-Jahr-Jubiläum. Auf meine Frage, ob es sich nach seinen Vorstellungen entwickelt habe und er stolz darauf sei, meint Michael: „Man hat Vorstellungen und Ziele, aber ich glaube, im Gründungsjahr haben wir nicht gewusst, worauf wir uns einlassen“, schmunzelt er, als ich ihn im bekannten Hotel Reisch treffe, in dessen Bar sich ganz Kitzbühel trifft. „Es war viel learning by doing dabei und ja, es hat sich in vielen Bereichen schon dorthin entwickelt, wohin wir es uns gewünscht haben. Aber trotzdem braucht es noch einiges, und wir haben ganz klare Vorstellungen, wie die Reise weitergehen soll und wo wir noch hinmöchten.“ Nach kurzem Nachdenken meint er: „Ja, es macht uns stolz. Gerade in den letzten Wochen habe ich sehr viel nachgedacht, aber am Ende sind 10 Jahre eigentlich nicht soviel. Bei der Eröffnungsrede habe ich gesagt, dass es jedes Jahr eine große Freude ist, mit diesem Team aus Mitgründern_innen und Freiwilligen zu arbeiten. Einige haben als junge Buben angefangen und dabei so eine Gaudi gehabt, und die haben sie auch jetzt noch als gestandene Männer. Das Kernteam ist immer noch dasselbe, und dafür bin ich sehr dankbar. Da haben wir, glaube ich, einiges richtig gemacht und darauf bin ich schon stolz.“

Ich treffe den Filmfestival Kitzbühel-Gründer Michael Reisch im Hotel Reisch, in dessen Bar sich ganz Kitzbühel trifft. (Foto Reinhard Sudy)
Ich treffe den Filmfestival Kitzbühel-Gründer Michael Reisch im Hotel Reisch, in dessen Bar sich ganz Kitzbühel trifft. (Foto Reinhard Sudy)

Das Filmfestival Kitzbühel hat es sich zur Aufgabe gestellt, junge Filmschaffende und Künstler zu fördern, zu unterstützen und zu präsentieren. „Der junge Film ist uns wichtig, darauf liegt unser Fokus, und ebenso die Fortbildungsmaßnahmen des Vereins. Es gibt natürlich noch vieles, was wir machen und umsetzen wollen, vieles haben wir schon peu à peu in den 10 Jahren geschafft. Dieses Jahr haben wir z.B. Paneels umgesetzt. Das wollten wir schon 2020 machen, aber in Coronazeiten war es nicht möglich. Ein alter Spruch bei uns im Team heißt: ‚Einfach g‘sund wachsen als zu schnell verglüh‘n‘.

Kitzbühel ist ein besonderer Ort für das Filmfestival und Michael Reisch bemüht sich mit seinem Team um besondere Plätze und Locations für die Veranstaltungen. (Foto Hedi Grager)
Kitzbühel ist ein besonderer Ort für das Filmfestival und Michael Reisch bemüht sich mit seinem Team um besondere Plätze und Locations für die Veranstaltungen. (Foto Hedi Grager)

Unser Verein bietet viele Fortbildungsmaßnahmen an, wie die Drehbuchklausur oder das Produktionsforum AlpenDating, und diese möchten wir erweitern. Das steht definitiv als nächstes an. Das AlpenDating beispielsweise ist ein super tolles, erfolgreiches Format, das sehr gut nach Kitzbühel passt. Trotzdem habe ich gebeten, dass wir es auf die Reise schicken. Unser Wunsch ist, dass das AlpenDating jetzt in Südtirol, dann in der Schweiz, in Bayern und in vier Jahren wieder in Kitzbühel stattfinden soll. Dementsprechend braucht es auch hier ein neues Format und wir werden uns intensiv damit auseinandersetzen.“ Michael spricht von noch mehr Publikum und dass die Arbeit zur Publikumsgenerierung, sowie auch Werbebudget sukzessive jedes Jahr intensiviert und erweitert wird. „Ich möchte mehr Preisgeld und neben den klassischen Kinofilmen möchte ich auch mehr Fernsehen und Serien reinholen. Auch da sind wir schon an der Arbeit.“

Michael Reisch und Filmproduzent Heinrich Ambrosch beim AlpenDating. „Unser Produktionsforum AlpenDating ist für junge Produzentinnen und Produzenten, das jetzt auf die Reise geschickt wird“, so Michael Reisch. (Foto Hedi Grager)
Michael Reisch und Filmproduzent Heinrich Ambrosch beim AlpenDating. „Unser Produktionsforum AlpenDating ist für junge Produzentinnen und Produzenten, das jetzt auf die Reise geschickt wird“, so Michael Reisch. (Foto Hedi Grager)

Heißt das, nach dem Festival ist vor dem Festival, frage ich Michael, worauf er schmunzelnd meint: „Diesen Satz kenne ich vom Kitzbühler Skiclub, der geschätzte Dr. Michael Huber sagt immer ‚Nach dem Hahnenkammrennen ist vor dem Hahnenkammrennen‘. Ich habe vor einigen Jahren aber festgestellt, dass der Satz stimmt, aber so eigentlich nicht ganz richtig ist, denn vor dem Festival ist auch schon vor dem nächsten Festival. Das ist wirklich so, denn wir arbeiten teilweise schon für 2023, bevor wir 2022 ausgeführt haben. Wir müssen längerfristig und weiter denken.“

Natürlich hat Corona auch das Filmfestival getroffen. „Nicht so sehr, was die Finanzierung und das Sponsoring betrifft, aber ich bekomme eine Ganslhaut, wenn ich an 2020 denke. Diese vielen schlaflosen Nächte, ob wir die Veranstaltung machen sollen, was bei einem Cluster passiert, wie wir mit der Angst der Menschen umgehen, usw. Wir sind ja eine sehr junge Veranstaltung und haben nicht genug Rücklagen, um uns einen Totalausfall leisten zu können. Also es war schon sehr zäh. Wir durften dann zwar alles machen, hatten sogar strengere Maßnahmen ergriffen als von der Regierung vorgeschrieben, aber wir konnten noch soviel Sicherheit kommunizieren, die Menschen haben nicht mitgemacht und wir hatten 2020 so viele Besucher wie 2014, also beim 2. Filmfestival.

2021 ging es dann schon wieder etwas besser, aber durch die Unsicherheit bei den Reisebestimmungen hatten wir, wie im Jahr zuvor, keine internationalen Gäste hier“, erzählt Michael weiter, „und wir konzentrierten uns auf den österreichischen Film.“

Der Kitzbühler Filmfestival-Geschäftsführer Michael Reisch freute sich, heuer wieder eine positive Bilanz ziehen zu können. (Foto Hedi Grager)
Der Kitzbühler Filmfestival-Geschäftsführer Michael Reisch freute sich, heuer wieder eine positive Bilanz ziehen zu können. (Foto Hedi Grager)

 

Michael ist in Kitzbühel aufgewachsen und lebt mit seiner Familie in Wien. Er produziert auch selbst Filme. „Das Regiehandwerk habe ich zwar gelernt und habe ein dramaturgisches und filmisches Verständnis, aber du musst auch stetig reinkommen und dran bleiben. Einfach die Lampe wieder einzuschalten, würde nicht auf dem Level funktionieren, den ich als Anspruch stellen würde“, erklärt er sehr offen. „Ich produziere aber, das mache ich sehr sehr gerne und es macht mir richtig viel Spaß. Ich mache Projekte mit Markus Mörth und für Servus-TV. Ich produzierte die „Mythos Kitzbühel Geschichten“ und eine Geschichte über den Josef Herold und den Alfons Walde, die ja Kitzbühel sehr geprägt haben. Herold gilt als der Vater der Bergbahnen und Walde ist unser bekannter Maler, der auf Hoch-Kitzbühel eine Künstlerkolonie errichten wollte. Das wird im Jänner ausgestrahlt werden.“
Ende September durfte ich gemeinsam mit Markus Mörth auch außerhalb des Festivals arbeiten und produzierte die „Walder Saga“, eine Wilderergeschichte aus den 80er Jahren in Osttirol.  „Langweilig wird es dir bei diesen vielen Projekten nicht, meine ich, worauf Michael lacht: „Bin eh Frühaufsteher“.

Viktoria und Heiner Lauterbach mit Festival-Organisator Michael Reisch beim fröhlichen Selfie. (Foto FFKB22)
Viktoria und Heiner Lauterbach mit Festival-Organisator Michael Reisch beim fröhlichen Selfie. (Foto FFKB22)

Seine persönliche Entspannung holt er sich beim Spazieren mit seinen zwei Hunden. Offen erzählt er, dass er sich 2017 mit seinen vielen Vorhaben und Tätigkeiten übernommen hat. „Da habe ich mir zwei Beagle angeschafft, mit denen gehe ich zweimal am Tag und ohne Handy spazieren.“ Für ihn ist auch Sport sehr wichtig. „So wie wenn du eine Pflanze nicht gießen würdest, wäre es für mich, wenn du mir den Sport und die Bewegung nimmst.“

Auch wenn Michael in Wien lebt, kommt er sicher einmal im Monat nach Kitzbühel. „Im Sommer natürlich länger wegen des Festivals, und ich bin auch eher ein Kitzbühel Sommer-Fan. Dann bin ich nach Weihnachten meist erst wieder im März hier, wenn es wieder etwas ruhiger geworden ist.“

Stolz berichtet er auch von seiner kleinen Familie. „Ich bin im Jänner Papa geworden, das ist zwar nicht immer entspannend, aber es ist doch etwas sehr sehr Großes und etwas, das über allem steht. Als ich Papa geworden bin, wurde mir sofort klar, ab jetzt geht es nicht mehr um mich. Es geht jetzt um meine kleine Familie – und ich stelle mich sowieso und gerne hinten an.“

Großes Beitragsfoto: Filmfestival Kitzbühel-Gründer Michael Reisch:  „Wir haben dieses Jahr an vielen Schauplätzen der Stadt erneut bewiesen, dass unser Filmfestival ein hochwertiger Schauplatz für Schauspieler*innen, Produzent*innen und  Regisseur*innen ist“, freut sich Michael Reisch. (Foto FFKB2022)

Michael Reisch
Das Gründungsmitglied des Kitzbühler Filmfestivals Michael Reisch lebt in Wien und ist seit 2012 an diversen Kulturprojekten im Bereich Film und Bildendende Künste beteiligt. Er studierte von 2007 bis 2012 Filmregie in den USA und sammelte danach erste Erfahrungen als Regieassistent bei der Arbeit mit Filmregisseurin Sharon von Wietersheim in München. 2013 gründete er das Filmfestival Kitzbühel und initiierte 2014 die Drehbuchklausur bzw. 2017 das Produzent*innenforum „Alpen Dating“ als Satellitenveranstaltungen des FFKB. Seit März 2020 schreibt er auch wöchentliche Filmkritiken für den „Anzeiger“.

 

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