Verena Berlisg

Es ist ein wunderschöner Novembertag, als ich die österreichische Designerin Verena Berlisg im Cafe Le Babylon in Paris, gleich gegenüber dem noblen Kaufhaus Bon Marche, treffe. Wir erkennen uns sofort – hat doch jeder von uns den anderen schon gegoogelt. Verena ist eine attraktive junge Frau, lebendig, offen, kommunikativ und sehr sympathisch.
Verenas Mutter ist Pariserin, der Vater Österreicher. Ihre Geschwister und sie wurden in Wien geboren.

Verena Berlisg machte ein Wirtschaftsstudium in Wien, Mailand und Paris, wo sie auch im Marketingbereich arbeitete. Es folgten sechs Jahre in Genf. In Genf machte sie den Vertrieb und das Marketing für den dänischen Möbeldesigner Fritz Hansen, bekannt durch die Klassiker von Arne Jacobsen wie den Egg Chair oder die Ameise. Klassiker, die jetzt wieder sehr en vogue sind – und dann kam Paris. Bis vor Kurzem pendelte sie jedoch noch regelmäßig nach Lateinamerika weil Ihr Freund dort arbeitete.

„Als Designerin bin ich ein Autodidakt“, meint Verena mit einem Lächeln, worauf ich meine, dass sie dann ja eine wunderbare Mischung aus Künstler und „Eigenvermarkter“ wäre. Sie lächelt wieder und meint, dass sie am liebsten nur mehr ihre kreative Arbeit ausleben und alles andere abgeben. Sie erzählt aber auch, dass es in der Modewelt generell schwieriger sei, wenn man Autodidakt ist. Die Presse finde es toll, aber die Modewelt ist sehr streng, wenn Du zwar Erfolg, aber kein Modestudium oder eine Stylistenausbildung hast. Das sei vor allem so in Paris. Verena sieht das trotzdem sehr gelassen.

Parallel zu ihrer Arbeit hat sie schon ihre Taschen gemacht. „Das begann so, erzählt mir Verena: „Ich habe immer gerne gemalt und Collagen gemacht. Vor acht Jahren habe ich begonnen, Tücher und Seidenschals aus den 60er und 70er Jahren zu sammeln, die übrigens sehr retro sind. Ich trug diese Tücher als Gürtel oder im Haar, weil ich diese Motive so interessant fand. Damals schenkte mir meine Mutter ein Cottonnetz zum Einkaufen und mir kam der Gedanke, ein Foulard, so ein hübsches Tuch, darüber zu geben. Ich habe es auf diesem Netz fixiert und diese Tasche war dann beidseitig zu tragen. Und so trug ich sie. Dann wollten meine Freundinnen und viele andere diese Tasche auch haben.

Ich habe diese Taschen immer abends nach der Arbeit selbst genäht. An den Wochenenden begann ich dann mit meinen Taschen von Geschäft zu Geschäft zu gehen und zu präsentieren.“ Bald war zu spüren, dass die Menschen ihre Taschen wollten. Die Presse schrieb über sie, Kunden lancierten sie.

Im Jahr 2010 wurde ihr die Arbeit dann zuviel und sie nahm eine Auszeit um nachzudenken. Sie kam zum Schluss, dass sie ihre Selbständigkeit probieren musste und sich 100% Ihrer Marke Unique Allure widmen will: ‚unique‘, da die Taschen sehr originell und Einzelstücke sind. ‚Allure‘, weil die Tücher und ihre Stile so vielfältig sind. Und es kam wirklich „out of the blue.“

Während der Zeit, die ihr Freund aus beruflichen Gründen in Panama und dann in Kolumbien verbrachte, hat sie sich dort umgesehen. Dabei kam der Wunsch in ihr auf, die schönen handgewebten Mochila Taschen nach Europa zu bringen. Die Taschen werden von den Wayuu-Frauen in der Wüstenregion Guajira handgewebt, einer indigenen Gruppe im Norden von Kolumbien, an der Grenze zu Venezuela. Verena integrierte sie in ihre Kollektion und arbeitet momentan an neuen Taschenmodellen, die dank dieser Webtechnik von den Wayuu-Frauen gefertigt werden.

Verena ist ein sehr offener Mensch, der sich von vielem inspirieren lässt. „Ich liebe es, Leute kennen zu lernen und bin eine die versucht, in Kontakt zu bleiben. Ich bin immer neugierig. Wenn ich Leute kennenlerne wie Dich, freue ich mich“, sprudelt es aus ihr heraus. ‚Danke liebe Verena‘. Verena findet Menschen spannend, die die unterschiedlichsten Dinge machen und voller Emotion darüber erzählen.

Auf Hobbies angesprochen erzählt sie, dass sie sehr gerne und regelmäßig laufen geht, auch um ihren Kopf frei zu bekommen. Beim Laufen fällt es ihr leichter, ihre Gedanken zu ordnen. Sie liebt es zu Reisen, neue Kulturen kennen zu lernen und in sie einzutauchen. „In Kolumbien war ich jetzt wieder sehr viel unterwegs. Bei meinen Produktionsstätten liebe ich es, mit den Menschen in ihrem Umfeld zu reden, bei den Schneidern zu sitzen und zu sehen, wie sie alles machen. Ich glaube, dass sich das in meinen Arbeiten widerspiegelt.“

Auf eine Lieblingsstadt angesprochen meint sie spontan, dass sie ein Fan von New York ist – ohne natürlich zu wissen wie es ist dort zu leben. „Ich liebe diese Stadt, vor allem die Viertel Lower East Side & Nolita. Ich wohne dann immer im Meatpacking District: die Cafes, Bioläden, Yoga Studios, die coolen Mamis mit ihren Kindern… es ist einfach so nett dort.“

Bei Menschen schätzt Verena, wenn sie genauso offen und genauso neugierig sind wie sie selbst. Kleinkarierte Menschen mag sie nicht, auch keine Menschen mit Hintergedanken oder Opportunisten. Und sie liebt Österreich. Liebend gerne würde sie einmal zurück nach Wien gehen. „Damals mit 20 wollte ich nur weg – aber ist das nicht immer dasselbe?“ sieht sie mich fragend an.

Nach dem großen Erfolg mit den Taschen begann Verena bald andere Kultobjekte mit ihren Tüchern zu designen: So wie die Fluo Parka Jacke, die Klassisches und Neues ideal verbindet! Wie ihre Taschen entstehen ihre Fluo Parka Jacken immer nur in limited editions. Diese sind mit den Foulards innen schon jetzt ein Kultobjekt. Überhaupt: Ideen hätte sie noch genug für ihre Foulards. „Ich versuche halt immer Materialien zu bearbeiten, die andere nicht bearbeiten,“ schmunzelt sie. „Wie die Seide, von der manche sagen, dass sie sich nicht für Taschen eignen würde. Natürlich ist die Seide sensibel, wie auch die von mir designte Velvet Clutch. Aber ich finde, das ist wie bei einer Ledertasche, je mehr man sie trägt, desto schöner und interessanter wird sie dann.“
Diese Velvet Clutch lässt sie in Frankreich fertigen, aber auch in Wien und in Thailand. Und viele ihrer Taschen macht sie natürlich immer noch selbst.
Den Prototyp für eine neue Idee gibt es auch schon. Sie verrät nur soviel, dass sie Leder verarbeiten wird.

Da ihr Freund beruflich nach wie vor sehr viel unterwegs ist kann es sein, dass Verena bald für eine gewisse Zeit in Asien leben wird. „Beruflich wäre das kein Problem“, meint sie, „da ich ja flexibel bin und überall arbeiten kann. Ich muss nur meine Produktion in der Nähe haben. Who knows was ich noch alles machen werde und vor allem auch wo“.
Wir verabschieden uns wie Freunde und in der Gewissheit: wir bleiben in Verbindung.

www.uniqueallure.com

Mochila Bags
Ein ultimatives Must-Have sind die farbenfrohen Mochila Bags von Unique Allure, deren satter Farbpalette von Pink, Blau, Grün und Violett mehr als nur ein modisches Statement zugrunde liegt. Mit dem neuen Online-Shop bringt Verena Berlisg ein Stückchen Lateinamerika und damit ein beinahe schon ausgestorbenes Handwerk in die ganze Welt: „Die Mochila Bags kommen direkt aus Kolumbien. Sie werden von den Wayuu-Frauen handgewebt. Diese indigene Gruppe lebt im Norden von Kolumbien, an der Grenze zu Venezuela in der Wüstenregion Guajira. Jede Mochila-Tasche ist ein Einzelstück und hat für die Wayuu-Frau, die sie fertigt, eine spezielle Bedeutung wie Sonnenschein, Wind, Weg der Liebe, Weg zur Weisheit usw. Der Werdegang und das Konzept der Taschen sind also sehr poetisch. Dadurch geben die Wayuu-Frauen nicht nur ihr Savoir-Faire, ihr Wissen um das Handwerk, seit Jahrzehnten weiter, sondern erhalten so ihre Traditionen. Ursprünglich fertigten sie die Taschen für ihre Männer, die zur Arbeit auf die Felder gingen. Deshalb auch der praktische, lange Riemen zum Umhängen.“

 

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