Landesrat Dr. Christian Buchmann

LR Dr. Christian Buchmann (Foto Robert Frankl)Dr. Christian Buchmann, Landesrat für Wirtschaft, Kultur und Europa, ist ein charismatischer steirischer Politiker. 1962 in Graz geboren, begann er seine politische Karriere 1982 als Landessekretär der Jungen ÖVP Steiermark.

Sehr klar und offen antwortet er mir auf meine Fragen, als ich ihn in seinen hellen, offenen Büroräumlichkeiten am Grazer Nikolaiplatz besuche. Sein Ziel: Die Steiermark als eine starke europäische Region zu positionieren. Sein persönliches Credo: Innovation serienmäßig!

Landesrat Dr. Christian Buchmann ist immer ein beliebter Gesprächspartner (Foto Regine Schöttl)
Landesrat Dr. Christian Buchmann ist immer ein beliebter Gesprächspartner (Foto Regine Schöttl)

Christian, hat Dich die Politik schon immer interessiert?
Ja, ich habe schon während der Schulzeit begonnen, mich in alle möglichen Angelegenheiten einzumischen, war in der Schülervertretung und dann in Jugendorganisationen tätig. Aber nicht, um ein politisches Mandat zu erhalten, sondern um mitgestalten zu können. Irgendwann spürt aber man den Antrieb, dies in Verantwortung zu tun. Das war lange nicht möglich, denn zuerst war ich zu jung, dann war mein Studium nicht beendet. Und für Manche war ich später zu alt, als ich mit dem Studium fertig war. Ich wurde dann aber doch Gemeinderat und später Stadtrat in Graz, letztendlich auch Landesrat, was mir große Freude macht.

Du bist sehr gerne Politiker?
Das ist ja mehr Berufung als Beruf. So sehe ich es zumindest. Wenn man verantwortlich gestalten kann, wenn man so spannende Ressorts hat wie ich – mit der Wirtschaft, mit europäischen und internationalen Angelegenheiten und dazu die Kunst – dann macht das schon Freude.

LR Dr. Christian Buchmann bei der Büroeröffnung 02© REGIONALE12 (Foto Nikola Milatovic)
LR Dr. Christian Buchmann bei der Büroeröffnung 02© REGIONALE12 (Foto Nikola Milatovic)

Der Europäischen Union wird viel Negatives vorgeworfen. Kann es sein, dass das Positive zu wenig beworben wird?
Schau, ich hab mir vorgenommen, beim Thema der europäischen Integration und des europäischen Gedankens zu handeln wie der Beipacktext bei einem Medikament: Über erwünschte und unerwünschte Nebenwirkungen informiert sie der Europalandesrat (er schmunzelt).

Europa hat uns viele Chancen gebracht. Ich weiß, dass es die Jüngeren nicht so sehen und dass manche der Älteren es auch nicht hören wollen, aber Europa ist ein beispielhaftes Friedensprojekt. Die kriegerischen Auseinandersetzungen mit zwei Weltkriegen und Millionen Toten, all das sieht heute keiner mehr. Wenn die europäische Idee eine Vision hat, dann die „nie wieder Krieg“. Die EU hat auch dem Bürger neue Freiheiten gebracht. Wir beide sind zu einer Zeit aufgewachsen, wo man für die Reise nach Italien noch den Reisepass mitnehmen und den Schilling in Lira umwechseln musste. Das ist heute schon vergessen. Junge Menschen können überall in Europa studieren, Lehrlinge dürfen überall ihre  Ausbildung machen, alle in unserem Bundesland produzierten Produkte können im gemeinsamen Europa angeboten werden. Und ja, wenn 28 Länder, 274 Regionen zusammenarbeiten ist klar, dass damit ein Verwaltungsaufwand verbunden ist. Natürlich wünsche ich mir, dass dieser so gering wie möglich ist.

Steirischer Herbst 2014: LR Dr. Christian Buchmann mit dem britischen Künstler Luke Morgan (Foto  J.J. Kucek)
Steirischer Herbst 2014: LR Dr. Christian Buchmann mit dem britischen Künstler Luke Morgan (Foto J.J. Kucek)

Welches Deiner Projekte hat aus Deiner Sicht am meisten gebracht?
Ich glaube, den größten Input für die Steiermark erreichte ich, als wir Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Kompetenzzentrumprogramm näher zusammengebracht haben. Ein sichtbarer Beweis des Erfolgsprojektes ist, dass wir in Forschung und Entwicklung mit einer Quote von 4,4 % am Stockerl unter den 274 europäischen Regionen stehen. Österreich liegt derzeit bei 3  % und Europa möchte bis 2020 auf 3 % kommen. Wir wollen in der Steiermark bis 2020 auf 5 % kommen, um damit auch Arbeitsplätze zu schaffen.

Unter den 22 Kompetenzzentren in unserem Bundesland sind auch Gesundheitliche Kompetenzzentren wie z.B. das RCPE Research Center for Pharmaceutical Engeneering, das ACIB Austrian Center for Industrial Biotechnology oder das CB Med. Ich bin persönlich sehr stolz, dass das Netzwerken zwischen Wissenschaft und Wirtschaft so gut funktioniert, Arbeitsplätze und damit sehr viel Nutzen für die Menschen bringt.

Landesrat Dr. Christian Buchmann mit dem Direktor des Künstlerhauses in Graz, Sandro Droschl.
Landesrat Dr. Christian Buchmann mit dem Direktor des Künstlerhauses in Graz, Sandro Droschl.

Erst kürzlich stand in der Zeitung wieder von einer Rezensionsgefahr zu lesen. Was sagst Du dazu?
Der Wirtschaftslandesrat ist Kraft seiner Funktion dem Optimismus verbunden (er schmunzelt wieder). Wenn wir alle nur negativ denken, kann es keine Konjunktur geben. Konjunktur findet in den Köpfen der Menschen statt, bei Unternehmern ebenso wie in privaten Haushalten. Monatlich werden die Arbeitslosenstatistiken kommuniziert, und ja, wir haben Arbeitslose. Leider sagt niemand, dass wir gleichzeitig steigende Beschäftigungszahlen haben. Es ist eine paradoxe Situation mit leider steigender Arbeitslosigkeit, aber auch mit steigender Beschäftigung. Meine Aufgabe ist es daher, Unternehmungen zu unterstützen, auf das reichhaltige Instrumentarium der Wirtschaftsförderung hinzuweisen, immer mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu sichern und zu schaffen.

Deswegen ist die Bundesregierung auch bemüht, mit einer Steuerreform die privaten Arbeitnehmer zu entlasten und gleichermaßen für die Wirtschaft Impulse zu setzen.

Am Herzen liegt LR Christian Buchmann das Projekt der mehrjährigen Förderverträge, mit denen etwa 150 Institutionen der freien Szene und Künstlern eine Planungs- und Finanzierungssicherheit von drei Jahren gegeben wird (Foto Regine Schöttl)
Am Herzen liegt LR Christian Buchmann das Projekt der mehrjährigen Förderverträge, mit denen etwa 150 Institutionen der freien Szene und Künstlern eine Planungs- und Finanzierungssicherheit von drei Jahren gegeben wird (Foto Regine Schöttl)

Kommen wir zum Kulturbereich, wo vor allem Förderungen immer kritisch gesehen werden. Wie handhabst Du das Thema Förderungen?
Ich habe mich seit meinen Jugendtagen mit Kunst auseinandergesetzt, das aber nie an die große Glocke gehängt. In meiner Zeit in Jugendorganisationen habe ich beispielsweise die Galerie Orizont oder die Galerie Buntspecht bespielt: wir haben als Partner junge Künstler eingeladen, wie Fotografen oder bildende Künstler, die damals ihre ersten Ausstellungen gemacht haben. Dabei habe ich einen persönlichen Entwicklungsprozess mitgemacht und wie ich 2003 die Chance bekommen habe, in der Kulturhauptstadt Graz Kulturstadtrat zu werden, habe ich diese große Herausforderung sehr gerne angenommen. Viele Künstler haben das sehr skeptisch gesehen und gedacht, dass da jemand aus dem wirtschaftlichen Bereich kommt, der die Kunst vereinnahmen wird. Ich glaube, sie haben aber alle gespürt, dass mir der Dialog wichtig ist, dass Kunst – richtig verstanden – so etwas wie ein Lebensmittel für die Gesellschaft sein kann.

Ich habe im Kunstressort 3 Jahre in der Stadt Graz und seit 5 Jahren im Land Steiermark immer versucht, der Kunst Freiräume einzuräumen und ihr Toleranz entgegen zu bringen. Natürlich braucht Kunst auch Finanzmittel. Das Land Steiermark gibt jährlich etwa 63 Millionen Euro für einen großen und vielfältigen Kulturbetrieb und die Förderung der freien Szene aus.

LR Dr. Christian Buchmann:  "Den größten Input für die Steiermark erreichte ich, als wir Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Kompetenzzentrumprogramm näher zusammengebracht haben (Foto Schiffer)
LR Dr. Christian Buchmann: „Den größten Input für die Steiermark erreichte ich, als wir Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Kompetenzzentrumprogramm näher zusammengebracht haben (Foto Schiffer)

Gibt es da ein Projekt, das Dir sehr am Herzen liegt?
Ja, da gibt es ein Projekt, das ich für sehr gescheit halte. Es sind das mehrjährige Förderverträge, mit denen wir etwa 150 Institutionen der freien Szene und Künstlern eine Planungs- und Finanzierungssicherheit von drei Jahren geben. Ich glaube, das wird geschätzt und anerkannt.

Ausstellungen im Kunsthaus – sollen sie auch für die Masse sein oder noch elitärer?
Es geht immer nur ein gewisser Teil der Bevölkerung in Museen oder Ausstellungen. Das ist auf der ganzen Welt so. Daher haben wir verschiedenste Instrumente entwickelt, Menschen auch für zeitgenössische Kunst zu interessieren. Ich bin ein großer Fan von Kunst im öffentlichen Raum, wo Kunstwerke auf Plätzen und Straßen präsentiert werden. Ich mag es, wenn diese Ausstellungsform temporär ist und nicht für immer an einem Ort bleibt, damit wieder Neues möglich wird. Ebenso schätze ich den Skulpturenpark, wo ich in der Natur flanieren und gleichzeitig Kunst genießen kann. Es muss nicht immer das Museum sein. Auch das Kunsthaus hat gewisse Aufgaben wahrzunehmen, seinen Erfolg und seine Qualität sollte man aber nicht nur über die Besucherzahlen messen.

Kraft holt sich der beliebte Landesrat Christian Buchmann vor allem aus der Familie.
Kraft holt sich der beliebte Landesrat Christian Buchmann vor allem aus der Familie.

Politiker sind natürlich der Kritik ausgesetzt, wie gehst Du damit um?
Natürlich macht Kritik nachdenklich. Ich bin nicht beratungsresistent und Kritik, insbesondere über die Medien, ist sehr öffentlich. Aber wie alle Medien selbst wissen: Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern (wir lachen).

Woher holst Du Dir Kraft?
Vor allem aus der Familie. Und wir haben einen 14-jährigen roten Kater mit Namen Sunny, der mich sehr beschäftigt, wenn er zwischendurch mal zu Hause ist. Ansonsten mache ich gerne Sport, komme aber momentan wenig dazu, sodass ich eher ein förderndes Mitglied meines Golfclubs bin. Für diesen Winter habe ich mir Skifahren vorgenommen. Das würde mir wieder Spaß machen, nachdem ich ja in jungen Jahren Skirennen gefahren bin. Schau ma mal, ob noch etwas geht.

Ich wusste gar nicht, dass Du Rennen gefahren bist?
So erfolgreich war ich nicht, dass ich international bekannt geworden wäre (Christian lacht wieder herzlich).

Sehr am Herzen liegt LR Dr. Christian Buchmann das Projekt "Datenhighway". Dieser soll laut Masterplan bis 2022 allen Steirern ein schnelles Breitband-Internet zur Verfügung stellen (Foto Robert Frankl)
Sehr am Herzen liegt LR Dr. Christian Buchmann das Projekt „Datenhighway“. Dieser soll laut Masterplan bis 2022 allen Steirern ein schnelles Breitband-Internet zur Verfügung stellen (Foto Robert Frankl

Hast Du einen Lieblingskünstler?
Ich schätze viele Künstler, einen Lieblingskünstler in dem Sinne habe ich nicht. Ich schätze vor allem jene, die sich auch dem Diskurs in der Öffentlichkeit stellen, und da haben wir Gott sei Dank viele. Wir machen beispielsweise im Steiermarkbüro in Brüssel zweimal im Jahr Ausstellungen mit jungen steirischen Künstlern, um den Kunstraum Steiermark zu präsentieren. Das ist jedes Mal ein Experiment, aber bis jetzt sehr erfolgreich. Ich mag Experimente, auch wenn sie mal schiefgehen können. Im Denken und im Handeln Grenzen zu überschreiten, ist das Motto in unserem Ressort. Das ist natürlich mit Risiken verbunden. Nachdem ich als Finanzreferent über Jahre für einen Kurs der Vernunft geworben habe, geht es mir aber bei allem auch um einen seriösen Einsatz der Steuergelder.

Gibt es ein Projekt, das Du noch gerne machen würdest?
Eine Region wie die Steiermark lebt davon, dass sie gut erreichbar ist. Wir sind Teil eines transeuropäischen Eisenbahnnetzes, das über den Semmering in den Süden führt. Und es ist mir ein großes Anliegen, dass wir zusätzliche Flugverbindungen für den Grazer Flughafen bekommen. Eine internationale Vernetzung ist für den Wirtschaftsverkehr wichtig.
Und wir arbeiten seit Jahren an einem Projekt, das ich gerne vollenden möchte, denn eine Verbindung ist in der Steiermark noch besonders ausbaufähig: Das ist der Datenhighway. Dieser soll laut Masterplan bis 2022 allen Steirern ein schnelles Breitband-Internet zur Verfügung stellen.

Was ist Dein Ziel für die nächsten Jahre?
Wie Du siehst, ich plane schon bis 2022 (wir lachen herzlich) – damit sind wohl alle Fragen beantwortet.

Danke, lieber Christian, für das offene und humorvolle Gespräch. Ich bin sicher, wir werden bis 2022 noch viel von Dir hören.

www.politik.steiermark.at/cms/beitrag/10189287/5474782/

 

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