Schauspielerin Brigitta Kanyaro – aufstrebende Newcomerin

Brigitta Kanyaro im Film "Hörmanns" - Festivalpremiere auf den Vienna Independent Shorts (Foto fb entnommen)Die junge Schauspielerin Brigitta Kanyaro stand im Vorjahr für die neue ORF-Serie „Erbschafts-angelegenheiten“ vor der Kamera. Und das an der Seite des etablierten Schauspieler Johannes Zeiler. Als seine Mitarbeiterin macht sie sich auf die Suche nach Hinterbliebenen und taucht in acht 45-minütigen Folgen in faszinierende Lebensgeschichten ein. 

Die junge Schauspielerin Brigitta Kanyaro stand im Vorjahr für die neue ORF-Serie „Erbschaftsangelegenheiten“ vor der Kamera. (Foto Annemone Taake)
Die junge Schauspielerin Brigitta Kanyaro stand im Vorjahr für die neue ORF-Serie „Erbschaftsangelegenheiten“ vor der Kamera. (Foto Annemone Taake)

„Das letzte Jahr war wirklich verrückt und ich habe kaum mehr gewusst, wo mir der Kopf steht“, berichtet mir die aufstrebende Newcomerin aus Wien. 2019 begann für Brigitta erstmal mit der Aussicht auf eine Phase, „in der ich mich meinen eigenen Projekten widmen konnte und ohne weitere Drehtage erstmal sehr ruhig. Diese Wellenbewegung von aufregenden, emotionalen und fordernden Zeiten in Dreharbeiten und den darauffolgenden freieren Phasen verlangt eine gewisse Balance, mit der wir als Schauspieler immer neu umgehen müssen.“

Die junge Schauspielerin Brigitta Kanyaro spricht mit mir bei unserem Interview in Wien über anstrengende Drehzeiten, ihre eigenen Projekte und ihr Regiedebut. (Foto Reinhard Sudy)
Die junge Schauspielerin Brigitta Kanyaro spricht mit mir bei unserem Interview in Wien über anstrengende Drehzeiten, ihre eigenen Projekte und ihr Regiedebut. (Foto Reinhard Sudy)

Sehr offen spricht Brigitta über ihren beruflichen Werdegang und die damit verbundenen Herausforderungen und „Zufälle“. „Ich wurde von einer hart arbeitenden Mutter mit drei Jobs erzogen, die am Ende des Monats ihren Lohn bekam. Das war und ist für mich arbeiten,“ reflektiert Brigitta.  „Die Arbeit eines Künstlers vermisst oft Routine und es hat viel Zeit gebraucht, diese kreative Arbeit – sei es am Set oder während dem Schreiben von Drehbüchern – auch als Arbeit zu bezeichnen und mich in diesem freien Raum zu strukturieren. Mein persönlicher Arbeitsstil, mein strukturelles Denken kippte dabei immer mehr, veränderte sich und ich begann, darin immer mehr Erfüllung zu finden.“

Wir sprechen über ihren Kurzfilm „“LINIŞTE“ (deutsch „Unsere stillsten Stunden“), der bei den TIFF Awards Romanian Days in der Kategorie Award for Short Film nominiert wurde, und den Anfangsschwierigkeiten. „Es war mein erster Film und zu Beginn war die Vielzahl an Aufgaben fast schon erdrückend. Allein die administrativen Erledigungen, die eine Filmproduktion mit sich zieht, reichen schon aus, um die eine oder andere Panikattacke hervorzurufen“, schmunzelt Brigitta. „Glücklicherweise hatte ich ein Team, das mich begleitet und unterstützt hat. Nicht zuletzt haben sie mir den Raum gegeben, die vielen Lernprozesse, die ich durchmachen musste, auch durchmachen zu können. So ist dieser Film nicht mein Film, sondern der Film aller, die sich dieser Arbeit mit Haut und Haar für 6 Monate verschrieben haben.“

Der Kurzfilm "LINIŞTE" (deutsch „Unsere stillsten Stunden“) von Brigitta Kanyaro wurde bei den TIFF Awards Romanian Days in der Kategorie Award for Short Film nominiert. (Foto Annemone Taake)
Der Kurzfilm „LINIŞTE“ (deutsch „Unsere stillsten Stunden“) von Brigitta Kanyaro wurde bei den TIFF Awards Romanian Days in der Kategorie Award for Short Film nominiert. (Foto Annemone Taake)

Emotional erzählt mir Brigitta weiter: „Insbesondere die Dreharbeiten in Rumänien und die Premiere des Films vor Ort hat mir noch mal gezeigt, wofür ich solche Projekte immer wieder machen würde. Meine rumänische Familie im Kino neben mir sitzen zu haben und mit ihnen teilen zu können, woran ich arbeite, ist mir Zuschauerquote genug. Es war extrem bewegend. Über dieses Erstprojekt kann man sagen was man will – am Ende war es mein Versuch, meiner Geschichte und meiner Vision vom Filmemachen näher zu kommen.“

Mit einem Schmunzeln erzählt Brigitta mir von dem etwas holprigen Beginn ihrer Dreharbeiten für die ORF-Serie „Erbschaftsangelegen-heiten“. „In vier Wochen habe ich noch schnell den Führerschein gemacht, mich durch Drehbücher gewälzt und mich zwischendurch immer wieder ungläubig damit auseinandergesetzt, wie schnell sich die Richtung eines Lebens eigentlich ändern kann. Was Erfolg angeht gehöre ich zu den Personen, die sich erstmal wenig stressen. Ich suche mir permanent Aufgaben, schreibe Drehbücher, plane Kurzfilme und setze mich ständig mit dem Medium Film auseinander.“ Sie erklärt, dass sie mit dieser zweiten Hauptrolle in einer durchgehenden Serie überhaupt nicht gerechnet hatte, aber sich umso mehr darüber gefreut hat.

Echtes Glück hatte sie mit dem Produktionsteam, insbesondere auch ihrem Filmpartner Hannes Zeiler, wie sie sagt. „Es waren durchwegs wunderbare Kollegen und ich bin extrem dankbar für diese respektvolle Arbeit und ein Projekt, an dem ich in alle Himmelsrichtungen gewachsen bin. Die Arbeitsatmosphäre des Teams hätte besser nicht sein können für jemanden, der quasi von Null auf Hundert ins Seriengeschäft geworfen wird.“

Schauspielerin Brigitta Kanyaro: "Ich suche mir permanent Aufgaben, schreibe Drehbücher, plane Kurzfilme und setze mich ständig mit dem Medium Film auseinander." (Foto privat)
Schauspielerin Brigitta Kanyaro: „Ich suche mir permanent Aufgaben, schreibe Drehbücher, plane Kurzfilme und setze mich ständig mit dem Medium Film auseinander.“ (Foto privat)

Auf ihre Rolle bereitete sie sich mit Schauspielcoach Christine Hartenthaler vor. „Wichtig zur Vorbereitung ist das Werkzeug, das man mitbekommt und die Recherche. Einer der maßgeblichen Punkte jedoch ist jemanden an seiner Seite zu haben, der eine professionelle Draufsicht auf die eigene Rollenarbeit hat und mich so immer wieder zu einem neuen Rollenverständnis führt. Ansonsten bin ich ein sehr intuitiver Mensch und probiere vieles aus. Das allerdings setzt auch voraus, dass man an einen Regisseur gerät, der mit den Vorstellungen anderer arbeiten will. Dies war bisher letztlich immer der Fall.“ 

Brigitta Kanyaro findet wichtig, Frauengeschichten zu erzählen und outet sich als großer Fan des Films „Der Boden unter den Füßen“. (Foto Annemone Taake Photographie)
Brigitta Kanyaro findet wichtig, Frauengeschichten zu erzählen und outet sich als großer Fan des Films „Der Boden unter den Füßen“. (Foto Annemone Taake Photographie)

Frauengeschichten zu erzählen, findet Brigitta wichtig. „Ich finde den Film „Der Boden unter den Füßen“ toll und bin ein großer Valerie Pachner-Fan. Ich sehe es als Aufgabe und Verantwortung, gerade in unserer Zeit nicht nur einseitige Geschichten zu erzählen. Die Aufgabe der Filmbranche, und da inkludiere ich mich, ist es, ein neues, angemessenes Bild zu schaffen. Ein Bild von Menschen, deren Geschichten man sich oftmals nicht einmal ausdenken könnte“, erklärt die Schauspielerin voller Energie. „Es geht vor allem darum, jegliche Form von eindimensionaler Darstellung auszugleichen und ihr entgegenzuwirken. Ob es Männergeschichten sind oder Frauengeschichten, dies sollte doch im besten Falle irgendwann keinerlei Verbalisierung mehr benötigen. Trennung aufzuheben, Missstände sichtbar zu machen und für eine emphatische Erzählung zu sorgen – das sind wohl alles große Ideen, aber das Streben dahin hat für mich schon einen großen Wert – auch wenn es idealistisch klingt.“

Die Schauspielerin Brigitta Kanyaro arbeitet gerade an Regiedebut. (Foto privat)
Die Schauspielerin Brigitta Kanyaro arbeitet gerade an Regiedebut. (Foto privat)

Wenn es eine Rolle gibt, die Brigitta sehr liegt, ist es Komödie. „Komödie kann ich nicht abstellen, das lebt in mir. Eines meiner größten Vergnügen liegt darin, angespannte Situationen aufzuheben, indem ich mich ein bisschen zum Kasperl mache,“ lacht sie. 

Brigitta ist ein sehr hoffnungsvoller Mensch. „Ich bin vielleicht etwas gutgläubig, da ich immer erstmal nur das Beste in meinem Gegenüber sehen will. Und ich bin zielstrebig. Ich habe aber das Gefühl, dass ich jetzt eine andere Energie habe als vor 10 Jahren. Ich bin vorsichtiger und strukturierter geworden und habe nach gewissen Erfahrungen ganz klare Schlüsse ziehen können, die mich zum Teil auch schützen. Ansonsten bin ich irrsinnig gerne unter Menschen, bin kommunikativ und manchmal für manche Menschen fast zu energiegeladen. Meine Naivität bewahrt mir aber meine idealistische Haltung. Die Kraft und der Optimismus, mit der ich mir Dinge in den Kopf setze, reicht dann auch bis zur Umsetzung, und auch wenn man in dieser Branche immer mit Scheitern zu rechnen hat, liegt meine Erfüllung im Prozess.“

Der jungen Schauspielerin liebt vielseitige Rollen, vor allem aber die Komödie. (Foto privat)
Der jungen Schauspielerin liebt vielseitige Rollen, vor allem aber die Komödie. (Foto privat)

Brigitta verrät mir, dass sie an ihrem Regiedebut arbeitet. Auch hier zieht sich wieder ihre Eigensinnigkeit durch, gepaart mit der unnachgiebigen Zielstrebigkeit, ihre Ideen sichtbar zu machen. Und auch jetzt hat sie wieder ein Team gefunden, das ihr zur Seite stehen und gemeinsam eine Geschichte erzählen will. „Deshalb ist es auch nie MEIN Film. Und genau deshalb habe ich mich auch dieser Branche so sehr verschrieben. Das Wunder des Films ist, dass viele Menschen in der Lage sind, sich und ihr Können einer Sache hinzugeben und daraus eine Zusammenarbeit entstehen zu lassen, die im Idealfall alle beflügelt.“

Großes Beitragsfoto: Schauspielerin Brigitta Kanyaro by Annemone Taake Photographie.

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