Meine 7 Fragen an Susanne Auzinger

Nach sieben Jahren PR-Arbeit für den Filmladen Filmverleih hat sich Susanne Auzinger selbständig gemacht. Die erfahrene PR-Lady bietet Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für österreichische Kinofilme, TV-Produktionen und persönliche PR-Betreuung für SchauspielerInnen und Filmschaffende an. Aktuell begleitete sie gerade Filme wie ‚Moneyboys‘, ‚Rotzbub‘ und ‚Der Onkel‘.

Susanne Auzinger mit der deutsche Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke bei der Premiere von DER ONKEL. (Foto Andreas Lepsi)
Susanne Auzinger mit der deutsche Komikerin und Schauspielerin Anke Engelke bei der Premiere von DER ONKEL. (Foto Andreas Lepsi)

Liebe Susanne, Du hast jahrelang die PR-Arbeit für den Filmladen Filmverleih gemacht. Welche wichtigen Erfahrungen konntest Du dabei sammeln/mitnehmen?
Vieles! Neben basic skills wie Verlässlichkeit, Kommunikationsfreude und Professionalität braucht man eine gute Stressresistenz. Die kann man sich selbst beibringen.

Bei der Arbeit mit Künstler*innen baut man in kürzester Zeit eine enorme Nähe auf, was wunderschön und oft auch sehr berührend ist. Mitzuerleben, wie ein Film nach oft jahrelanger Arbeit der Öffentlichkeit präsentiert und im Idealfall von Publikum und Presse gefeiert wird, gehört wohl zu den schönsten Erlebnissen in diesem Beruf. Der Weg dorthin ist meist sehr intensiv und kräftezehrend, vor allem, wenn man hohe Ansprüche an die eigene Arbeit stellt und den FilmemacherInnen und ihrem Werk bis ins letzte Detail der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit gerecht werden möchte.

Außerdem ist gute Vernetzung das Um und Auf in diesem Geschäft. Die kommt natürlich mit der Zeit und man profitiert enorm von ihr.
Ich habe im Laufe der Jahre viele spannende Persönlichkeiten aus der glamourösen Welt des Films kennengelernt. Eine prägende Erfahrung dabei war: Es sind alles „nur“ Menschen. 🙂 

Die wahrscheinlich wichtigste Erfahrung war: Wenn man als Team gut funktioniert, ist die anstrengendste Arbeit ganz leicht.

Ist Dir Selbständigkeit wichtig und warum?
So schön die Arbeit im Team für mich war, so wichtig war es dann auch, zum richtigen Zeitpunkt (gottseidank war er das auch) den Schritt zu wagen und mich selbständig zu machen. Ich hatte einen Punkt erreicht, an dem ich mein Betätigungsfeld ein bisschen verändern wollte. Konkret wollte ich nicht mehr „nur“ Filme betreuen, sondern zusätzlich mit einzelnen Schauspieler*innen arbeiten. In Deutschland ist es üblich, dass man als Schauspieler*in neben der Agentur auch eine/n PR-Agenten/in hat. In Österreich gibt es das – nach wie vor – nicht und so sah ich meine Stunde gekommen. Bis heute habe ich es keine Sekunde bereut, und es sind mittlerweile immerhin schon über 8 Jahre.

Jetzt habe ich die perfekte Mischung: Kinofilme, die ich mir aussuchen kann, eine fantastische Gruppe an Filmschaffenden (Reinhold Bilgeri, Markus Freistätter, Claudia Kottal, Brigitte Kren, Katrin Lux, Manuel Mairhofer, Dominik Maringer, Thomas Mraz, Johanna Orsini, Tanja Raunig, Christina Scherrer, zwei Kabarettisten (Hosea Ratschiller & Clemens Maria Schreiner), und immer wieder die eine oder andere interessante TV-Produktion (wie zB. „Ochs im Glas“, „Fisch Ahoi“ und demnächst „Milch & Honig“).

Seit einem halben Jahr bin ich außerdem als Gästeredakteurin bei „Willkommen Österreich mit Stermann und Grissemann“ tätig, was mein berufliches Spektrum perfekt abrundet.

Susanne Auzinger: "Seit einem halben Jahr bin ich auch als Gästeredakteurin bei „Willkommen Österreich mit Stermann und Grissemann“ tätig, was mein berufliches Spektrum perfekt abrundet. (Foto Alexander Haiden)
Susanne Auzinger: „Seit einem halben Jahr bin ich auch als Gästeredakteurin bei „Willkommen Österreich mit Stermann und Grissemann“ tätig, was mein berufliches Spektrum perfekt abrundet. (Foto Alexander Haiden)

Inwieweit hat sich PR-/Öffentlichkeitsarbeit in den letzten Jahren verändert?
Die Medienlandschaft hat sich nicht unbedingt erweitert, ganz im Gegenteil. Es findet eine recht dramatische Ausdünnung am Printmarkt statt, die Journalist*innen stehen stark unter Druck. Der Platz in den Zeitungen und Sendungen wird eher weniger als mehr. Das wirkt sich dann teilweise auf die Berichterstattung aus: Man kann Inhalten nicht mehr so viel Raum geben , wie es nötig wäre. Manche Produktionen fallen aus der Berichterstattung komplett raus, weil kein Platz ist. Es ist mittlerweile keine Ausnahme mehr, dass über einen großen österreichischen Film nicht in allen Tageszeitungen berichtet wird. Das wäre undenkbar gewesen, als ich 2006 beim Filmladen angefangen habe.

Das wiederum verstimmt natürlich die Filmemacher*innen und Künstler*innen, die das Gefühl haben, dass ihre Arbeit nicht angemessen gewürdigt wird. Als PR-Verantwortliche ist man oft machtlos und versucht händeringend, die Journalist*innen zu überreden, obwohl man weiß, dass es nichts bringen wird.

Man muss als Presseverantwortliche immer kreativer werden, um „gute Geschichten“ zu bekommen – wir arbeiten zB. viel öfter ressortübergreifend, wenn es sich durch das Thema des Films anbietet.

… und wie schwierig war und ist die Zeit mit Corona?
Ein großartiger Effekt war: Es gab plötzlich mehr Platz in den Medien! Und die Journalist*innen waren heilfroh, mit Inhalten versorgt zu werden, rissen sie einem fast aus der Hand. Das ermöglichte mir zB. den medialen Aufbau der fantastischen jungen Schauspielerin Christina Scherrer, die seit ein paar Folgen im Tatort eine tragende Rolle spielt. In „normalen“ Zeiten, mit üblichem Pensum, hätte ich mir viel schwerer getan.

Du hast viel mit Schauspielern, überhaupt mit Filmschaffenden zu tun. Was ist Dir bei Deiner Arbeit/ihrer Betreuung besonders wichtig und sind dabei auch schon Freundschaften entstanden?
Mir ist wichtig, und ich weiß, dass es abgedroschen klingt, aber ich will den Leuten, mit denen ich arbeite, auf Augenhöhe begegnen. Ich könnte mir nicht vorstellen, mit Schauspieler*innen zusammenzuarbeiten, die von ihrer eigenen Großartigkeit so eingenommen sind, dass sie auf andere herabblicken und keine Bodenhaftung mehr haben. Die gibt es, nicht oft, aber sie begegnen einem immer wieder – und das lehne ich für mich komplett ab.

Die Künstler*innen, mit denen ich arbeite, müssen freundlich, professionell, verlässlich und reflektiert sein – so wie ich das auch bin und nur so kann es meiner Meinung nach funktionieren.
Und ja, ich schätze mich sehr glücklich, ein paar Leute aus der Branche meine Freund*innen nennen zu dürfen!

Susanne Auzinger liebt ihre Arbeit mit Künstlern und das heimische Filmgeschehen. Hier mit ihrem bestem Freund und Kollegen Paul Ertl beim ROMY-Sommerfest 2021. (Foto Katharina Schiffl)
Susanne Auzinger liebt ihre Arbeit mit Künstlern und das heimische Filmgeschehen. Hier mit ihrem bestem Freund und Kollegen Paul Ertl beim ROMY-Sommerfest 2021. (Foto Katharina Schiffl)

Wenn Du nach einem anstrengenden Tag nach Hause kommst, wie entspannst Du am liebsten?
Ganz unterschiedlich, je nach Tagespensum. Mal habe ich das Bedürfnis, ein Buch zur Hand zu nehmen, dann wieder möchte ich einfach nur vor dem Fernseher entspannen. Aber auch ein gutes Essen, ein Kinobesuch oder ein ausgedehnter Spaziergang ist für mich mehr als entspannend.

Auf welche Projekte freust Du Dich heuer noch sehr?
Im Sommer betreue ich den Dreh von „Milch & Honig“, eine kulinarische Serie mit Ingo Pertramer, Thomas Nowak und Florian Holzer, Produktion: Jenseide, Regie: Jakob Kubizek & Peter Sihorsch.
Die drei Protagonisten beschließen, die Sache mit der Milch und Milchverarbeitung selbst in die Hand nehmen zu wollen. Erste Idee: Milch vom Biobauern holen. Zweite Idee: Die Milchkuh gleich auf den Hof holen und selbst melken. Die dritte Stufe der Idee: Bei der Geburt des Kalbes dabei sein, ebenso bei der herzzerreißenden Trennung von Mutterkuh und Kalb.

„Milch & Honig“ setzt die Argumentationslinie von „Ochs im Glas“ (Reduktion des Fleischkonsums durch Bewusstsein-Machung, dass ein Tier getötet wird) und „Fisch Ahoi!“ (Reduktion der Überfischung der Meere durch Aufmerksamkeit für heimische Fischarten) kontinuierlich fort.
Darauf freue ich mich sehr, weil ich das Thema „Bewusstsein in der Ernährung“ für immens wichtig halte.

Im Herbst kommt dann der zweite Teil von LOVE MACHINE mit Thomas Stipsits in die Kinos. Darauf kann man sich besonders freuen, der Film ist ganz wunderbar, sehr lustig und wird das Publikum begeistern, da bin ich ganz sicher.

Und natürlich freue ich mich auf zahlreiche spannende Gäste bei „Willkommen Österreich“.

Großes Beitragsfoto: Susanne Auzinger. (Foto Nini Tschavoll)

 

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