Meine 7 Fragen an Produzent Benjamin Knoebl

Produzent Benjamin Knoebl: Filmemachen kann man nur lernen, indem man es tut.
Seit 2015 lebt und arbeitet der Burgenländer Benjamin Knöbl in Los Angeles. Film ist seine Leidenschaft, schon als Jugendlicher drehte er seine ersten zwei Kurzfilme. Bevor der nach Los Angeles ging, studierte er in Dubai Filmproduktion und ergatterte für sein Masterstudium einen Platz an einer Universität in Boston. 

Produzent Benjamin Knoebl: Filmemachen kann man nur lernen, indem man es tut. (Foto Alexander Fenyves)
Produzent Benjamin Knoebl: Filmemachen kann man nur lernen, indem man es tut. (Foto Alexander Fenyves)

Sein jüngstes Werk heißt „Impetus“. Er schaffte es ins Semifinale des „Flickers“-Filmfestivals in Rhode Island, das zu wichtigsten Filmfestivals für Kurzfilme in den USA zählt und wurde beim „Studio City International Film Festival“ für den besten ausländischen Film ausgezeichnet. Er wurde auch für das Los Angeles CineFest ausgewählt, das von 15. bis 16. Januar im Marilyn Monroe Theatre in Hollywood stattfindet.

Benjamin, Du lebst in L.A., Deinen erfolgreichen Kurzfilm „Impetus“, in dessen Mittelpunkt ein junger, von Zweifeln geplagter Mönch steht, wurde im Burgendland gedreht. Wie kam es dazu und wie kamst Du auf dieses Thema?
Die Inspirationsquelle für Impetus war das Paulinerkloster in Baumgarten – besser bekannt als das „öde Kloster“ – das dann glücklicherweise auch unser Hauptdrehort wurde. Ich habe es bei einer Wanderung während des ersten Corona-Lockdowns „entdeckt“ und es hat mich so fasziniert, dass ich eine Geschichte über ein Kloster schreiben wollte. Danach habe ich viel über das monastische Leben in Klöstern recherchiert und mich auch mit dem Leben im Burgenland kurz nach Gründung des Bundeslandes beschäftigt. So ist dann die Geschcihte für Impetus entstanden – es ist mein erster Historienfilm.

Für Recherchen zu „Impetus“ hast Du Dich sogar einige Tage lang als Gast im Zisterzienser-Kloster Stift Lilienfeld einquartiert. Wie hast du diese Zeit empfunden?
Klöster haben mich tatsächlich schon immer fasziniert, deshalb habe ich mich sehr gefreut, als ich die Erlaubnis erhielt, einige Tage im Stift Lilienfeld verbringen zu dürfen. Die Zisterzienser haben mich sehr freundlich und offen empfangen. Ich war bei sämtlichen Gebeten und Messen dabei, bei Abendessen, durfte alle Fragen stellen, und konnte auch das Kloster selbst genau erforschen. Solche Erlebnisse sind ungemein wichtig. Ich erzähle in Impetus eine Geschichte, die mir als Privatperson ja nicht bekannt ist. Um authentisch zu sein, was mir immer sehr wichtig ist, braucht es solche intensiven Lokalaugenscheine. Wenn man ein Thema dann so genau erfassen darf, dann kann man diese Welt nicht nur korrekter darstellen, sondern es inspiriert auch die Geschichte, die man darin erzählt. 

Das jüngste Werk von Benjamin Knoebl heißt „Impetus“, das es ins Semifinale des „Flickers“-Filmfestivals in Rhode Island, das zu wichtigsten Filmfestivals für Kurzfilme in den USA zählt, schaffte, und wurde beim „Studio City International Film Festival“ für den besten ausländischen Film ausgezeichnet. (Foto Viktoria Heßl)
Das jüngste Werk von Benjamin Knoebl heißt „Impetus“, das es ins Semifinale des „Flickers“-Filmfestivals in Rhode Island, das zu wichtigsten Filmfestivals für Kurzfilme in den USA zählt, schaffte, und wurde beim „Studio City International Film Festival“ für den besten ausländischen Film ausgezeichnet. (Foto Viktoria Heßl)

Zuvor warst Du schon mit „The Reason for Living“ erfolgreich, hast für ihn Auszeichnungen für beste Kamera, beste Ausstattung und besten Schnitt auf verschiedenen Festivals erhalten. Von Dir stammt das Drehbuch, Du hast Regie geführt und den Film produziert. War das eine große Herausforderung für Dich?
„The Reason for Living“ war mein erstes großes eigenes Filmprojekt in Los Angeles. Da gelten natürlich ganz andere Parameter als in Österreich oder Dubai, wo ich zuvor schon Filme gedreht hatte. Bei den vielen Filmproduktionen, die täglich in LA stattfinden, schauen die Behörden natürlich viel genauer hin. Man braucht für alles eine Genehmigung, alles ist viel teurer – aber man hat auch eine viel größere Auswahl an Ressourcen, die man nirgendwo sonst auf der Welt so finden kann. Was mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war unser erster Drehtag in Downtown Los Angeles, wo wir auf offener Straße einen Mord gefilmt haben. Das hat zwar einen Großteil unseres Budgets verschlungen, aber es war auch eine tolle Erfahrung. Die Polizei hat dazu einen Teil der Straße abgesperrt und die Nachbarschaft informiert, dass man an dem Tag Schreie auf der Straße hören wird.

Welche Themen interessieren Dich? Welche möchtest Du in Zukunft noch aufgreifen?
Ich bin ein Fan von tiefgreifenden Dramen und Thrillern. Ich habe auch unbewusst gemerkt, dass ich in den meisten meiner Kurzfilme starke Frauenfiguren in den Mittelpunkt rücke. Momentan recherchiere ich gerade Themen für einen Langspielfilm, der auch wieder in den USA angesiedelt sein soll. In amerikanischen Großstädten gibt es ja viele dunkle Kapitel der Kriminalgeschichte – so was finde ich immer sehr inspirierend. Es gibt quasi nichts, was es nicht schon gegeben hat. Im Jänner werde ich einen Roadtrip durch einige amerikanische Städte machen – ich hoffe es wird so aufschlussreich wie im Stift! 

Benjamin Knoebl in den Los Angeles Center Studios. Er ist bekennender Sagenliebhaber, besonders in Erinnerung blieb ihm „Die Burgfrau von Forchtenstein“. „Ich könnte mir die Geschichte sehr gut als historischen Horrorfilm vorstellen.“ (Foto privat / Fb-Account)
Benjamin Knoebl in den Los Angeles Center Studios. Er ist bekennender Sagenliebhaber, besonders in Erinnerung blieb ihm „Die Burgfrau von Forchtenstein“. „Ich könnte mir die Geschichte sehr gut als historischen Horrorfilm vorstellen.“ (Foto privat / Fb-Account)

Gemeinsam mit Peter Wolf hast Du eine neue Serie namens „Sweet Toxins“ kreiert, eine Familiensaga um den Besitzer des größten amerikanischen Pharmaunternehmens. Wolf ist der mit Abstand erfolgreichste Musiker Österreichs, er wurde siebenmal für den Grammy nominiert und verkaufte mehr als 230 Millionen Tonträger. Wie war die Arbeit mit ihm und wie weit ist „Sweet Toxins“ gediehen?
Peter, seine Frau Lea und ich sind seither sehr gute Freunde geworden. Für „Sweet Toxins“ haben wir viel Zeit gemeinsam verbracht, um die Serie so gut wie möglich vorzubereiten. Peter ist, so würde ich es nennen, ein „realistischer Träumer“. Für ihn gibt es nichts, was nicht geht. Hollywood ist voller verschlossener Türen, aber man darf nicht aufgeben, denn es gibt Türen, die sich öffnen. Für alles in Hollywood braucht man vor allem zwei Dinge: Vertrauen und VIEL Geduld. Wie man hier sagt: Für den Erfolg über Nacht braucht es zehn Jahre. Und „Sweet Toxins“ entwickelt sich sehr gut! Aktuell sind wir mit Agenten und Produzenten in Hollywood in Kontakt um die Serie in Produktion zu bringen. Auch das bedarf natürlich viel Zeit und Geduld, und wir können es kaum erwarten bis die erste Klappe dafür fällt.

Was schätzt Du an Los Angeles, was liebst Du an Deiner Heimat Marz?
Das werde ich tatsächlich sehr oft gefragt, und die beiden Orte lassen sich kaum vergleichen. Mit Marz als Ort und Gemeinde habe ich eine sehr tiefe Verbindung – dort bin ich aufgewachsen und meine ganze Familie ist dort. Das Wunderbare an Marz ist, dass ich auch nach Jahren im Ausland immer noch das Gefühl habe dazu zu gehören. Wann immer ich auf Heimaturlaub bin, ist es so, als wäre ich nie weg gewesen.

Müsste ich meinen Beziehungsstatus mit L.A. auf Facebook angeben, würde ich sagen „es ist kompliziert“. Los Angeles ist weder Fisch noch Fleisch. Die Stadt ist riesig groß, mit Leuten aus der ganzen Welt, mit erfüllten und zerbrochenen Träumen. Es gibt weiße Sandstrände, Luxusrestaurants und erfüllte Träume auf der einen Seite, und Staus, Armut und zerbrochene Träume auf der anderen. Ich finde es schwer L.A. einzuschätzen, da die Stadt alles und nichts zugleich ist. Und darauf muss man sich einlassen – dass L.A. eben nicht voll greifbar ist. Und vielleicht macht genau das den Reiz der Stadt aus: ALLES ist möglich.

Das nächste Projekt von Benjamin Knoebl ist ein Krimi und spielt wieder im Burgenland, und zwar im Winzermilieu. (Foto privat / Fb-Account)
Das nächste Projekt von Benjamin Knoebl ist ein Krimi und spielt wieder im Burgenland, und zwar im Winzermilieu. (Foto privat / Fb-Account)

Eines Deiner nächsten Projekte hat wieder mit dem Burgenland zu tun. Es ist ein Drehbuch für einen Krimi, der im burgenländischen Winzermilieu angesiedelt ist? Welche weiteren Projekte sind noch in Planung bei Dir?
Nach „Impetus“ war ich voll und ganz im Burgenlandmodus. Auch wenn ich immer schon ein Fan des Burgenlandes war, so habe ich doch erst durch diese Recherche bemerkt wie viel Besonderes und „typisch Burgenländisches“ es gibt. Und da man burgenländischen Rotwein auch hier in Los Angeles kaufen kann, schien mir das Winzermilieu als perfekter Handlungsort für einen Krimi. Auch für dieses Projekt bin ich mitten in der Stoffsammlung und suche nach den besten Figuren und Erzählsträngen, die ich darin verweben kann.

Großes Beitragsfoto: In den letzten zehn Jahren realisierte Benjamin Knöbl über zehn preisgekrönte Kurzfilme sowie Musikvideos, Dokumentationen und TV-Berichte. (Foto Viktoria Heßl) 

www.bknoebl.com 

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