Öl-Händler und WKO-Vizepräsident Mag. Jürgen Roth: think global und think big

Mag. Jürgen Roth (Foto Kurt Keinrath)Jürgen Roth ist ein vielbeschäftigter Unternehmer. Gerade wurde er in Helsinki zum Vizepräsidenten des größten europäischen Handelsverbandes EuroCommerce bestellt. Ich traf den WKO-Vizepräsidenten vor einiger Zeit im schicken Bistro in der nach einem Umbau neu eröffneten Tankstelle in der Grazer Conrad von Hötzendorfstraße. Für  die stylische Gestaltung des Bistros zeichnete Wilfried Breitenthaler verantwortlich, der u.a. das Cafe Promenade und das Aiola Living gestaltete.  

Mag. Jürgen Roth traf sich mit der Journalistin Hedi Grager im stylisch gestalteten Bistro der umgebauten und neu eröffneten Tankstelle in der Grazer Conrad von Hötzendorfstraße. (Foto privat)
Mag. Jürgen Roth traf sich mit der Journalistin Hedi Grager im stylisch gestalteten Bistro der umgebauten und neu eröffneten Tankstelle in der Grazer Conrad von Hötzendorfstraße. (Foto privat)

Der 46-Jährige kam gerade von den Pitching Days mit der WKO in New York. Von über 100 österreichische Start ups bekamen hier die besten acht unter Führung der WKO zuerst einen mehrtägigen Crashkurs, wie man sich in Amerika vor Investoren richtig präsentiert. „Danach konnten sie sich vor 150 Zusehern vorstellen, was super geklappt hat,“ erzählt Jürgen begeistert. Danach ging es für ihn für drei Tage direkt weiter nach Austin, Texas, zum größten Innovationsfestival der Welt mit rund 450.000 Besuchern. Hier konnte er die Zeit zum Netzwerken nutzen und interessant erzählt er mir von Zukunftsprojekten, wie z.B. Bone recognication, einer App aus China, die 25 oder mehr einzelne Apps vereint und mit der man einfach alles machen kann, oder neuen Trends wie Functional Wear, die personenbezogene Daten wie Puls, Körpertemperatur, Sensorik etc. senden.

Öl-Händler und WKO-Vizepräsident Mag. Jürgen Roth: "think global und think big". (Foto Kurt Keinrath)
Öl-Händler und WKO-Vizepräsident Mag. Jürgen Roth: „think global und think big“. (Foto Kurt Keinrath)

Von Austin ging es zurück nach Wien und einem Treffen u.a. mit dem bolivianischen Staatspräsidenten und einer Präsentation von einigen österreichische Unternehmen. „Das war toll, gerade in Südamerika wird viel österreichisches Know how benötigt, und wir haben viele geeignete Firmen.“

Österreich hat übrigens die höchste Dichte an Hidden Champions, also Weltmartkführer in ihrer Nische, erfahre ich am Rande unseres Gespräches. Red Bull, KTM und Rosenbauer sind die bekannten, aber es gibt rund 400 weitere.

Mag. Jürgen Roth - ein erfolgreicher Unternehmer und ausgezeichneter Netzwerker. (Foto privat)
Mag. Jürgen Roth – ein erfolgreicher Unternehmer und ausgezeichneter Netzwerker. (Foto privat)

Ich spüre die Begeisterung von Jürgen für seine Arbeit und seine Aufgaben. „Das Internationale macht mir am meisten Spaß. Ich war immer kosmopolitisch, immer offen für Neues. Das liegt mir wohl in den Genen,“ schmunzelt er. „Ich habe in Amerika studiert, war zuvor schon als Austauschschüler dort. Mein Vater hat mir ermöglicht viel zu reisen, und das hat mir immer schon Spaß gemacht. Ich bekam von ihm aber auch klare Vorgaben für einen Einstieg in unser Unternehmen: ein abgeschlossenes Studium und den Durchlauf durch alle Stationen im Unternehmen. Dafür stellte er mir einen Mentor zur Seite.“ So lernte Jürgen das Unternehmen von der Pike auf kennen. „Ich fuhr mit den Fahrern mit, habe im Verkauf gearbeitet, in der Buchhaltung und der Logistik, im Lager und dem Einkauf, ich führte Kundengespräche und machte Finanzgeschäfte. „Ich habe mich richtig hineingekniet, habe mit Millionenbeträgen gehandelt und oft nicht schlafen können. So bin ich mehr und mehr hineingewachsen.“

Mag. Jürgen Roth: "Ich bekam von meinem Vater klare Vorgaben für einen Einstieg in unser Unternehmen, durchlief alle Stationen. So lernte ich das Unternehmen von der Pike auf kennen." (Foto Kurt Keinrath)
Mag. Jürgen Roth: „Ich bekam von meinem Vater klare Vorgaben für einen Einstieg in unser Unternehmen, durchlief alle Stationen. So lernte ich das Unternehmen von der Pike auf kennen.“ (Foto Kurt Keinrath)

Ins Familienunternehmen einzusteigen, war aber nicht immer Jürgens Traum. „Ich wollte Tennislehrer werden, hatte ein Tennisstipendium in Amerika und habe damals schon gutes Geld  verdient. Im Nachhinein bin ich aber froh, dass ich den Weg als Unternehmer eingeschlagen habe. Aber ich spiele immer noch gerne Tennis.“

Jürgen wurde bald nach dem Studium Geschäftsführer der Roth Töchterunternehmen und mit Abstand der jüngste Obmann im Gremium Energiehandel Steiermark. „Ich bin dann in der Sparte aufgestiegen, wurde Bundesobmann, und später Vizepräsident der Wirtschaftskammer Steiermark. „Ich war etwas ‚verhaltensauffällig‘“, schmunzelt Jürgen, der bald den Ruf nach Wien bekam und WKO Vize-Präsident wurde. WKO-Präsident zu werden, ist aber nicht sein Ziel. „Das könnte ich zeitlich nicht mehr miteinander vereinbaren, denn ich arbeite jetzt schon jeweils 40 Stunden als Unternehmer und als Funktionär.“

Mag. Jürgen Roth, Landesrätin MMag.a Barbara Eibinger-Miedl und WK-Präsident Ing. Josef Herk. (Foto privat)
Mag. Jürgen Roth, Landesrätin MMag.a Barbara Eibinger-Miedl und WK-Präsident Ing. Josef Herk. (Foto privat)

Er bemerkt meinen etwas fragenden Blick und meint: „Ich mache das wirklich gerne. Menschen sagen immer, sie müssen arbeiten. Ich sage, ich arbeite gerne weil es mir Spaß macht und es ist eine pro bono Geschichte.“

Seit 2019 ist Jürgen auch Präsident der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Österreich und Präsident von Junior Achievement Austria. „Das ist ein Herzensanliegen von mir. Die Volkswirtschaft-liche Gesellschaft hat es sich zur Aufgabe gemacht, über die Sozialpartner hinweg in Österreich zu schauen, dass das wirtschaftliche Gedankengut und die Arbeit per se den Menschen über  alle Gesellschaftsschichten und alle Altersklassen hinweg näher gebracht wird. Sie ist über alle Bundesländer verteilt und ein ‚Think Tank‘, wohin sich die Gesellschaft in Österreich in Zukunft positiv entwickeln könnte. Hauptprojekt dieser Volkswirtschaftlichen Initiative ist das Junior Achievement in 100 Ländern. Dabei wird es Jugendlichen im Rahmen ihrer Schulischen Ausbildung für ein Semester ermöglicht, in Begleitung von Pädagogen und mit unserer Unterstützung ein reales Unternehmen zu gründen und zu führen. Dafür müssen sie einen Gewerbeschein lösen, ein Steuerkonto führen etc.“ So konnten heuer knapp 4000 Schüler in Österreich so ein Unternehmen gründen. „Bekanntester Absolvent war ein gewisser Sebastian Kurz“, lacht Jürgen, „aber auch Richard Branson hat da mitgemacht.“

Mag. Jürgen Roth betont: "Wir müssen sehen, dass wir weiterhin viele neue innovative Firmen auf den Markt bringen, die global denken und über den Inlandsmarkt hinausgehen. (Foto privat)
Mag. Jürgen Roth betont: „Wir müssen sehen, dass wir weiterhin viele neue innovative Firmen auf den Markt bringen, die global denken und über den Inlandsmarkt hinausgehen. (Foto privat)

Da passt es wunderbar, dass ich Jürgen auf das Schlagwort unserer Zeit, Start ups, anspreche. „Man muss aufpassen, was man darunter versteht. Start ups können innovative Unternehmen im Bereich new economy sein, aber auch ein Tischler, der etwas Neues entwirft. Erwähnen sollte man dabei, dass z.B. Pflegekräfte und 1- Personen-unternehmen dazuzählen. Interessant ist auch, dass wir eine der höchsten Quoten weiblicher Gründer in Europa haben. Dabei ist in Österreich die Gründung nicht so einfach wie in Amerika. „In Amerika dauert es gerade mal 10 Minuten, bei uns muss man schon einen gewissen Prozess durchlaufen. Dafür haben wir bei uns nach 5 Jahren noch knapp 70 % bestehender Start ups, in Amerika vielleicht ein Drittel. Da macht sich unsere bessere Vorbereitung auf Unternehmensgründungen schon bemerkbar.“

Jürgen betont, dass wir so viele junge Menschen wie möglich dazu bringen müssen, weiterhin Unternehmen zu gründen. „Wir müssen sehen, dass wir weiterhin viele neue innovative Firmen auf den Markt bringen, die global denken und über den Inlandsmarkt hinausgehen. Amerika ist nach Deutschland unserer zweitwichtigster Exportpartner, noch vor Italien, der Schweiz und allen anderen angrenzenden Ländern.“

Mag. Jürgen Roth hat eine sehr klare Meinung zu Themen wie E-Mobilität, Start ups oder den Brexit. (Foto Kurt Keinrath)
Mag. Jürgen Roth hat eine sehr klare Meinung zu Themen wie E-Mobilität, Start ups oder den Brexit. (Foto Kurt Keinrath)

Jürgen sieht natürlich auch das Problem des Brexit. „Aus der europäischen Union einen großen Marktplayer aus den Reihen zu verlieren, ist nicht gut. Wir haben China, das mit seinem Staatssystem riesige Möglichkeiten hat und Amerika hat wiederum den riesigen Vorteil, nicht abhängig von Energieexporten zu sein, hat das Silikon Valley, Google oder Apple. Dazwischen ist Europa, das hoffentlich nicht zur Disney World mutiert. Deshalb müssen wir uns zusammentun, denn nur als großartiges Ganzes werden wir uns behaupten können.“

Es tut weh zu hören, dass wir zur Zeit durch die 2 % Inflation und 0 % Zinsen jeden Tag ärmer werden, dass wir an stetig an Nettovermögen verlieren.

Der erfolgreiche Unternehmer ist beruflich sehr viel unterwegs, immer wieder auch in London. (Foto privat)
Der erfolgreiche Unternehmer ist beruflich sehr viel unterwegs, immer wieder auch in London. (Foto privat)

Natürlich möchte ich auch seine Meinung zur E-Mobilität hören: „Ich habe einen ganz klaren Ansatz und bin überzeugt, dass die Batterien der ersten Generation sich nicht durchsetzen kann. Ich habe einen klaren Spruch, der sich immer bewahrheitet hat: ‚Es hat nie einen Konsumenten gegeben in der Menschheit, wo ein Nachfolgeprodukt gekauft wurde, das weniger kann aber mehr kostet als sein Vorgänger. Wenn ich heute mit einem E-Auto fahre und voll aufgeladen eine Reichweite von 251 km sehe, werde ich nervös, wenn ich losfahre. Man sagt, Handys seien nicht gesund, in einem Tesla sind sozusagen 40.000 Handyakkus drin – hat das schon jemand hinterfragt? Ich sitze im Verbundaufsichtsrat und weiß, dass wir jetzt schon nicht genügend Netz haben, um den bisherigen Bedarf zu decken. Eine gute Ladestation lädt innerhalb von 20 Minuten und braucht 500 kw – das sind 500 Einfamilienhäuser für ein Auto.“ E-Mobilität aus erneuerbaren Strom macht Sinn, aber noch ist alles sehr kurzfristig gedacht, ärgert sich Jürgen. „Die Infrastruktur für E-Mobilität in Europa kostet 2 Billionen Euro. Warum wird nicht alternativ darüber nachgedacht, einen erneuerbaren Kraftstoff herzustellen.“

Österreich und Deutschland sind stark mit der Automobilindustrie verbunden, die Dieselmotoren herstellt. „Es wird immer wieder behauptet, Diesel ist „böse“. AVL-Chef Helmut List sagt mir aber, dass es in spätestens 5-7 Jahren soweit ist, dass der Dieselmotor keine Emissionen mehr auswirft, die innerstädtisch schädigen.“

Mag. Jürgen Roth ist als Unternehmer und als WKO-Vizepräsident weltweit für Österreich unterwegs. (Foto privat)
Mag. Jürgen Roth ist als Unternehmer und als WKO-Vizepräsident weltweit für Österreich unterwegs. (Foto privat)

Jürgen persönlich
Jürgen hat zwei Kinder im Alter von 7 und 12 Jahren. Seine freie Zeit, verbringt er sehr intensiv mit seiner Familie. „Wenn ich in Graz bin, nehme ich relativ wenig Einladungen zu Veranstaltungen an. Denn die wenige Zeit, die ich in Graz bin, möchte ich zu Hause sein und gemeinsam verbringen. Da machen wir viel Sport, spielen gerne Tennis. Wir haben das Riesenglück, tolle Kinder zu haben Dank der Erziehung meiner Frau. In Anna-Maria habe ich einen wunderbaren Menschen gefunden. Wir sind jetzt über ein Jahrzehnt verheiratet und insgesamt 13 Jahre zusammen. In all dieser Zeit gab es keinen einzigen Tag, an dem ich mir überlegt hätte, ob es passt. Keinen einzigen Tag“, betont Jürgen nochmals mit Nachdruck. „Job, Haushalt, Kinder und Schule sind eine heavy Aufgabe für meine Frau. Sie selbst ist Physiotherapeutin und betreut alle steirischen Jugendlichen, die im Hochleistungssport unterwegs sind“, erzählt Jürgen stolz. Es ist eine Kombination von Physiotherapie mit Yoga, die seine Frau anbietet. „Viele haben das anfangs belächelt, aber jetzt boomt es und tut sportartübergreifend Jedem gut.“ Sehr ehrlich erzählt er, „der einzige Sportmuffel in der Familie bin ich. Aber ein Riesenvorteil ist, wenn du Sport mit dem medizinischen Know how kombinieren kannst und weißt, wie man eine Übung richtig ausübt.“

Mag. Rudi Roth ist seit mehr als 10 Jahren mit seiner Frau Anna-Maria verheiratet. "In ihr habe ich einen wunderbaren Menschen gefunden." (Foto privat)
Mag. Rudi Roth ist seit mehr als 10 Jahren mit seiner Frau Anna-Maria verheiratet. „In ihr habe ich einen wunderbaren Menschen gefunden.“ (Foto privat)

Seine Familie hilft ihm auch, nach stressigen Tagen runterkommen und ist für ihn ein Hort der Ruhe. Seinen Kindern, überhaupt jungen Menschen, möchte er folgendes mitgeben: „Wie ich international sehe, gibt es einen klaren Trend für die Zukunft. Immer wichtiger ist es, dass du eine fundierte und möglichst breit gestreute Ausbildung aufbauen und dich dein Leben lang weiterentwickeln musst. Wir wissen heutzutage weniger als je zuvor, wohin sich die Welt in den nächsten Jahren entwickeln wird. Es wird mehr Computer und Künstliche Intelligenz geben. Aber was kann diese wirklich besser und wo bleiben soziale Kompetenz und Verständnis füreinander? Du wirst in Zukunft zwar alles nachsehen können, wichtig ist aber ein Grundwissen, um diese Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt filtern zu können. Ich halte es auch für wichtig, dass Kinder ihre Talente erkennen und was ihnen Spaß macht. Darauf sollten sie sich spezialisieren, denn sie werden in Zukunft immer mehr arbeiten müssen. Arbeit ohne Spaß ist eine Belastung, aber was mit Begeisterung und Freude gemacht wird, macht ihr automatisch besser. Denn nur die Besten werden immer einen Job bekommen. Wichtig ist es auch, über den Tellerrand zu schauen und ins Ausland zu gehen.  Vielleicht auch nur um zu sehen, wie schön es hier ist. Ich komme immer gerne nach Hause.“

Mag. Jürgen Roth
seit 2019 Präsident der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Österreich Sparte Handel und Energiehandel österreichweit und steiermarkweit
seit 2019 Präsident von Junior Achievement Austria
seit 2017 Vorstandsmitglied bei EuroCommerce in Brüssel
seit 2015 Aufsichtsratsmitglied der Verbund AG  
seit 2015 CEO und Eigentümer Tank Roth GmbH
seit 1998 Roth Heizöle GmbH  Branche: Energiehandel, Logistik, Tankstellen
1996 Abschluss Magister der Internationalen Wirtschaft  Praktikum Bank Austria / Creditanstalt, New York
1992 – 1996 Studium der Internationalen Wirtschaft an der University of West Florida  und an der Alpen Adria Universität in Klagenfurt 
1991  Pepperdine University of California

Großes Beitragsfoto: Mag. Jürgen Roth (Foto Kurt Keinrath)

 

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