Barbara Meier: „Wir müssen uns auf den Weg machen“

Barbara Meier bei denVienna Fashion Awards. (Foto Katharina Schiffl)Topmodel Barbara Meier kürte heuer die Gewinner des von der Shopping City Seiersberg gemeinsam mit der Modeschule Graz veranstalteten ersten steirischen Jungdesigner-Wettbewerbs.

Mehr als 30 steirische Nachwuchs-Modedesigner stellten ihre Kreationen in der Shopping City Seiersberg aus. Beim Finale wurden zwei Gewinnerteams eruiert: die Kreation, die aufgrund der Votings den Besucher-Award erhielt – das war das Team rund um Julia Strouhal, Absolventin der Modeschule Graz aus 2020, und das von Style-Spezialistin Barbara Meier am besten bewertete Team. Dabei ging es nicht nur um Kreativität sondern auch um Umwelt und Nachhaltigkeit. Auch für das Topmodel ist Fair Fashion sehr wichtig: „Es ist schön zu sehen, dass nachhaltige Mode nicht langweilig sein muss, sondern bunt, vielfältig und jung ist.“

Barbara Meier war zu Gast bei der Shopping City Seiersberg und kürte die Gewinner des ersten regionalen Jungdesigner-Wettbewerbs. Sie entschied sich für das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit des Kollegs für Modemanagement und Design im vierten Semester. (Foto Hedi Grager)
Barbara Meier war zu Gast bei der Shopping City Seiersberg und kürte die Gewinner des ersten regionalen Jungdesigner-Wettbewerbs. Sie entschied sich für das Ergebnis einer Gemeinschaftsarbeit des Kollegs für Modemanagement und Design im vierten Semester. (Foto Hedi Grager)

Das Topmodel, das sich gerade auf ihr zweites Kind freut, setzt sich schon lange für Nachhaltigkeit, Recycling, Upsycling etc. in der Mode ein. Und wie ist das bei der Baby-Mode, frage ich Barbara. „Ich habe festgestellt, dass nachhaltige Babymode sehr viel leichter zu kaufen ist“, erklärt sie mir bei einem gemütlichen Kaffee. „Ich glaube, das liegt daran, dass Mütter bei Bodys, die ja unmittelbar an der Haut ihrer Babys aufliegen, sehr darauf achten, dass keine Schadstoffe darin sind.“ Toll findet sie, dass es auch im günstigeren Preissegment von Babymode sehr viel schadstofffreie Materialien gibt. „Eigenartigerweise achten wir Erwachsene bei uns selbst nicht so darauf, was sehr schade ist“, meint Barbara weiter. „Unsere Haut ist ja auch ein Teil von uns, und wir sollten sie gut behandeln.“

Barbara Meier und ihr Mann Klemens Hallmann setzen sich gemeinsam für Nachhaltigkeit ein. „Ich finde es so schön jemanden an seiner Seite zu haben, der ähnliche Werte hat", so das Topmodel. (Foto Jenia Hamminger)
Barbara Meier und ihr Mann Klemens Hallmann setzen sich gemeinsam für Nachhaltigkeit ein. „Ich finde es so schön jemanden an seiner Seite zu haben, der ähnliche Werte hat“, so das Topmodel. (Foto Jenia Hamminger)

Bereits 2020 brachte Barbara Meier eine eigene Mutter-Kind-Kollektion heraus, die natürlich aus nachhaltigen Textilien bestand. „Ich wollte dadurch die Nachhaltigkeit vorwärtsbringen, aber wie gesagt, da ist es leichter als bei den Erwachsenen.“

Das erfolgreiche Topmodel ist der Meinung, dass junge Designe bei nachhaltiger Mode genau richtig sind. „Etwas nachhaltig, ökologisch korrekt und schön zu machen, erfordert schon einige Schritte mehr, wie wir das ja auch an der Kollektion hier gesehen haben. Ich habe selbst ein nachhaltig produziertes Dirndl, und da ist man natürlich eingeschränkter in den Materialien, die man verwenden kann. Deshalb ist es immer eine Herausforderung und da kommt es darauf an, glaube ich, ob man sich dieser stellt und auch Verantwortung annimmt – oder ob man den leichteren Weg geht.“ Sie ist sich ziemlich sicher, dass wir einmal keine andere Wahl mehr haben werden, als uns umzustellen.

Barbara Meier freut sich sehr auf ihr zweites Kind. Im Bild mit Journalistin Hedi Grager, www.hedigrager.com. (Foto privat)
Barbara Meier freut sich sehr auf ihr zweites Kind. Im Bild mit Journalistin Hedi Grager, www.hedigrager.com. (Foto privat)

Erfahrungsgemäß weiß sie, dass, wie in jeder Branche, manche einfach schneller und manche langsamer in die ‚richtige‘ Richtung gehen. „Gerade im großen Geflecht der Modebranche können nicht alle so einfach ausbrechen. Da tun sich viele Kunden leichter, und das verstehe ich gut. Bis jetzt haben nachhaltig produzierende Firmen doch einen gewissen Nachteil gegenüber anderen, die sehr billig produzieren. Aber wir müssen uns auf den Weg machen“, ist sie sich sicher.

Als ihren kleinen Beitrag zur Nachhaltigkeit sieht das Topmodel, dass sie auch wirklich alles trägt, was sich in ihrem gut gefüllten Kleiderschrank findet. „Darauf achte ich wirklich. Ich glaube, das ist der erste Schritt zur Veränderung, wenn nicht etwas von außen diktiert wird, sondern man seinen eigenen Erkenntnismoment hat. Ich persönlich glaube, dass das nicht zu 100 % und von einem Tag gehen kann, aber wir müssen uns auf den Weg machen.“

Barbara Meier bei den Vienna Fashion Awards. (Foto Katharina Schiffl)
Barbara Meier bei den Vienna Fashion Awards. (Foto Katharina Schiffl)

Dafür gibt es viele Möglichkeiten. „Einige beginnen bei Mode, andere schränken sich beim Fliegen ein. Das ist bei mir beruflich bedingt noch etwas schwierig“, erklärt Barbara Meier sehr offen, „aber jeder kann erste Schritte in diese Richtung setzen.“

Ich spreche sie darauf an, dass ich gelesen habe, dass sich sogar 15 Jahre alte Kleidungsstücke in ihrem Kasten finden. „Ich glaube, sogar noch einige ältere. Es kommt halt drauf an, ob ich noch reinpasse“, schmunzelt sie. „Aber wenn ich Lieblingsstücke habe, gebe ich sie nicht weg. Ich denke da an meine Großeltern, die hatten so ein schönes Verhältnis zu Mode“, erzählt Barbara lächelnd weiter. „Meine Oma hatte beim Kochen immer eine Schürze an, damit die Kleidung nicht schmutzig wird. Sie hatten damals sehr wenig Kleidung und haben diese gehegt und gepflegt. Heute scheint alles so beliebig geworden zu sein, und das finde ich sehr schade. Früher war Kleidung etwas Wertvolles“, spürt man eine leichte Wehmut bei ihr. Sie ist sich natürlich bewusst, dass wir jetzt in einer ganz anderen Zeit und Konsumgesellschaft leben, „aber es wäre schön, wenn wir diese Wertschätzung wieder hätten.“

Topmodel Barbara Meier setzt sich sehr für Nachhaltigkeit ein. (Foto Katharina Schiffl)
Topmodel Barbara Meier setzt sich sehr für Nachhaltigkeit ein. (Foto Katharina Schiffl)

Als Model weiß sie natürlich, dass Kleidungsstücke von Shooting zu Shooting gehen, und so oftmals genutzt werden, aber das sind dann einzelne Haute Couture Stücke. Die bald zweifache Mutter erklärt dazu, „ich habe immer gesagt, dass ich nur einmal getragene Stücke auch zu Hause haben möchte. Das ist für mich immer ein schönes Geben und Nehmen mit Designern.“ Sie findet es ebenfalls schön, dass der Second Hand Markt und die Tauschbörsen blühen. So wird der Kleidung ein zweites Leben gegeben. „Auch ich werde demnächst meinen Kasten wieder einmal räumen. Diese Teile verschenke ich gerne an meine Familie, Freunde und Bekannte. Ich freue mich selbst, wenn ich so Freude bereiten kann.“

Aussortierte Teile verschenkt Barbara Meier sehr gerne an ihre Familie, Freunde und Bekannte. „Ich freue mich selbst ja auch, wenn ich damit Freude bereiten kann.“ (Foto Jenia Hamminger)
Aussortierte Teile verschenkt Barbara Meier sehr gerne an ihre Familie, Freunde und Bekannte. „Ich freue mich selbst ja auch, wenn ich damit Freude bereiten kann.“ (Foto Jenia Hamminger)

Natürlich spreche ich Barbara auf ihre zweite Mutterschaft an und möchte von ihr wissen, ob sie empfunden hat, dass sich die eigene Welt mit einem Kind sehr verändert. „Ja“, sagt sie mit einem weichen Lächeln, „es hat sich zwar nicht mein komplettes Leben geändert, da ich ja trotzdem weiterarbeite. Mein Kind ist heute z.B. bei den Großeltern und wird von ihnen sicher nach Strich und Faden verwöhnt. Aber es ist tatsächlich so, dass Kinder einem den Blick auf die Welt verändern und man ganz viele Dinge anders sieht. Wenn ich früher durch einen Wald spazierte, dachte ich an ganz viele Dinge wie an neue Projekte, aber wenn ich jetzt mit meiner Tochter im Wald bin, entdecke ich plötzlich einen Grashüpfer oder eine kleine Blume. Mit Kindern schätzt man Kleinigkeiten wieder viel mehr und hat plötzlich andere Wertvorstellungen. Ich denke darüber nach, in welcher Welt wird mein Kind leben, wenn es so alt ist wie ich. Und wenn man das tut, handelt man auch anders.“ Engagiert erklärt Barbara weiter: „Ich bin in Österreich UNICEF Ehrenbeauftragte, ich fand die Arbeit für Kinder auch in den ärmeren Gegenden immer wichtig. Als Mutter ist mir das noch viel mehr bewusst geworden. Wenn ich früher ein hungerndes Kind gesehen habe, hat mich das natürlich sehr bewegt. Aber jetzt als Mama merke ich, wie ich darüber nachdenke, ob meine Tochter genug und auch richtig gegessen hat, obwohl ich weiß, dass ich für mein Kind wirklich alle Möglichkeiten habe. Wenn ich mir jetzt die Sorgen von Müttern vorstelle, die ihren Kindern wenig oder überhaupt nichts zu essen geben können, habe ich ein ganz anderes Verständnis für diese Menschen und ihre Alltagsprobleme.“ Sie erklärt, wie sehr sie selbst leidet, wenn ihre kleine Tochter auch nur einen kleinen Kratzer abbekommt und mag gar nicht daran denken, was in Kriegsgebieten alles passiert. „Ja, mein Kind hat meine Weltanschauung sehr verändert“, fügt sich noch einmal nachdrücklich hinzu.

Barbara Meier freut sich schon sehr auf ihr zweites Kind. "Mit Kindern schätzt man Kleinigkeiten wieder viel mehr und hat plötzlich andere Wertvorstellungen." (Foto Angermaier)
Barbara Meier freut sich schon sehr auf ihr zweites Kind. „Mit Kindern schätzt man Kleinigkeiten wieder viel mehr und hat plötzlich andere Wertvorstellungen.“ (Foto Angermaier)

Sie empfindet es als großes Glück, in Klemens Hallmann einen tollen Partner und Mann an ihrer Seite zu haben. „Wir haben beide festgestellt, dass wir in Bereichen wie Nachhaltigkeit noch was optimieren müssen. Ich glaube, dass viele zwar schon das Bewusstsein dafür haben, aber noch den Weg finden müssen, wie und was sie im Alltag umsetzen können. „Wir beide haben uns halt auch beruflich dafür entschieden, diesen Weg gehen zu wollen, um es besser zu machen.“ Toll findet sie es, dass ihr Mann in den letzten Jahren immer mehr Wert auf nachhaltiges Bauen, auch im leistbaren Bereich, gelegt hat, „und ich hoffe, ich habe ich ihn auch etwas mitinspiriert.“ Mit einem liebevollen Lächeln meint Barbara weiter: „Ich bin schon eine Ehefrau, die rausgeht und das allen erzählt. Einfach deshalb, weil ich es großartig finde und es mir Spaß macht, jemand mit ähnlichen Werten an meiner Seite zu haben. Wir geben in unseren verschiedenen Lebens- und Berufsbereichen unser Bestes und wir entwickeln uns weiter.“

Großes Beitragsfoto:  Barbara Meier. (Foto Jenia Hamminger)

 

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