Niki Pelzmann

Africa Race 2013 (Fotos Alain Rossignol)Klaus „Niki“ Pelzmann wird von den Medien auch gerne „Kernölprinz“ oder „Kernölbaron“ genannt – und er hat ein gefährliches Hobby: mit seinem Motorrad fährt er Rallyes. Schon sein Vater war 1963 österreichischer Rallye-Staatsmeister. 2013 war Niki Pelzmann wieder bei der Africa Race dabei und erreichte sein Ziel: gut und heil ankommen.

Die Ölmühle Pelzmann im südsteirischen Wagna ist ein steirisches Familienunternehmen und der weltweit größte Kürbiskernölproduzent. Sie liefert in 22 Länder, von Deutschland bis Australien und von China bis Südafrika. Niki, seine Frau Romana und sein Bruder Gregor sind im Familienbetrieb tätig.

Niki Pelzmann (Foto Reinhard Sudy)Bereits während der Schulferien arbeitete Niki im Betrieb seines Vaters. Es war für ihn eigentlich immer klar, einmal im Familienbetrieb tätig zu sein. Außer, er wäre Formel 1 Rennfahrer geworden. „Das wäre ich wirklich sehr gerne geworden, aber dafür bin zu groß und wohl auch nicht schnell genug“, kommt es ein wenig wehmütig.
Niki ist sehr zielstrebig, wenn er sich etwas in den Kopf setzt, macht er es auch: Aber nie ohne Rücksicht auf Verluste, das gilt für seine Hobbys und auch im Geschäftsleben. Niki arbeitet viel, nimmt sich aber auch Zeit für sich selbst und für seine Familie. Er ist ein Raubein, ein Einzelkämpfer im Sport und ebenso ein Familienmensch. Gemeinsam mit seiner Frau Romana und ihren beiden Kindern geht er wandern, langlaufen, Ski fahren. „Man darf sich nicht selbst überschätzen, ich lass mich von Mails oder vom Handy nicht geißeln und beantworte nicht alles sofort“, erzählt er. „Vieles ist einfach unnotwendig hochgespielt und wenn dich jemand treibt, muss man sowieso langsamer werden“, ist seine Meinung. Auf die Palme bringt ihn, wenn etwas nicht funktioniert und er nicht begreifen kann, warum es nicht funktioniert. „Ich bin nicht nachtragend, bin tolerant, mache aber nichts, was ich nicht will. Ich bin jetzt seit 20 Jahren im Job, in einem Erfolgsprozess. Ich habe inzwischen die Erfahrung und das Gespür, wenn ich etwas nicht machen mag, funktioniert es auch nicht“, kommt es bestimmt.

Niki Pelzmann fuhr schon im Alter von 10 Jahren mit seinem Vater Motorrad, der 1963 österreichischer Rallye-Staatsmeister war. Erst fuhr er im Gelände, später mit 18 Jahren ging es auf die Straße. Als Ehemann und zweifacher Vater ging es dann mit dem Motorrad wieder zurück ins Gelände – zuviele schreckliche Unfälle sah er auf den Straßen. Der Motorrad-Virus hat Niki jedoch nie mehr losgelassen. „Wenn Du ein Motorsportfreak bist, kennst du natürlich Wüstenrallyes oder die Dakar-Rallye – und musst sie einmal fahren“, das steht für den hochgewachsenen und sympathischen Steirer außer Zweifel. Das erste Geländemotorrad kaufte er 1996. Im selben Jahr – mit nur zwei Monaten Fahrerfahrung – fuhr er das Erzbergrennen. 1999 fuhr er die erste Rallye in Ägypten – ohne Ahnung von Roadbook oder Navigation. Einfach drauflos.

2007 war es dann soweit und er fuhr seine erste Dakar-Rallye. Leider konnte er sie aufgrund technischer Probleme nicht beenden. Die Enttäuschung war groß. „Ich dachte mir, das mache ich nie mehr, so anstrengend und brutal ist diese Rallye – aber der Schmerz vergeht und irgendwann fährt man wieder“, erzählt er. 2009, nach dem Abwandern der „Rallye Dakar“ nach Südamerika, gründete Rallye-Legende Hubert Auriol das „Africa Race“.

2013 ging es in die fünfte Runde – und Niki war wieder dabei. Diesmal mit einer Gruppe von österreichischen Freunden, die schon gemeinsam Rallyes im Himalayagebiet, in Indien und Europa gefahren waren. „Die Africa Race eine physische und auch eine starke psychische Belastung. In der Gruppe fährt es sich leichter und man teilt sich auch die nicht unbeträchtlichen Kosten“, erzählt Niki weiter. Mit dabei war ein „Mechaniker ihres Vertrauens. „Mit den ganzen technischen Möglichkeiten ist die Rallye viel sicherer geworden. In 20 Minuten ist ein Hubschrauber mit einem Notarzt vor Ort, Notoperationen sind innerhalb von 30 Minuten möglich. Sicherer kann ich mich nicht durch die Wüste bewegen, aber das ist nur bei diesen großen und deshalb auch teuren Rallyes möglich“, ergänzt Niki noch.
Ich möchte von ihm wissen, warum er seinem Körper solche Strapazen zumutet. „Natürlich ist es sehr anstrengend, keine Frage“, kommt es von Niki, „aber Hobbys, die man intensiver betreibt, sind anstrengend und gefährlich. Egal ob Bergsteigen, Eisklettern, Variantenskifahren, all diese Hobbys sind mit Gefahren verbunden. Und die Dakar ist eine Krönung – und die muss man einmal fahren“.

Niki Pelzmann (Foto Alain Rossignol)

Auf meine Frage, wie er sich auf die Rallye vorbereitet hat, meint er locker: „Diesmal war es nicht so gravierend. Ich war einige Male Motorradfahren, war mit meiner Frau walken, mehrmals auf der Alm wandern, ein bisschen auf dem Hometrainer und kurz vorm Rennen war ich in Zypern eine Woche Motorradfahren.“ Ich schaue ihn etwas ungläubig an, denn das kommt mir nicht sehr viel für ein derart anstrengendes Rennen vor. Niki schmunzelt und gibt zu: „Es ist auch grenzwertig gewesen, aber ich habe eine sehr gute Grundfitness. Man muss sich ja erst einfahren und sehen wie der Körper reagiert. Die ersten Etappen konnte ich nicht alle durchfahren, aber wenn ich zu müde wurde, machte ich schnell mal zehn Minuten Pause, erzählt er. „Gegen Ende zu wird es schlimmer, wenn der Körper schmerzt und Du nicht mehr ohne Schmerztabletten fahren kannst. Es werden die Gelenke überbelastet, die Muskeln tun weh, man schläft immer weniger“. erzählt Niki von den Strapazen. „Aber ich bin einfach zäh“, meint er mit einem Lächeln.
Ich möchte wissen, ob er schon als Kind etwas wild war und er schmunzelt: „Überhaupt nicht“. Na, da hat er mich wohl ein bisschen angeflunkert …..

Niki Pelzmann (Foto Reinhard Sudy)

Ich möchte weiters von Niki wissen wie er damit umgeht wenn er hört, dass wieder ein Teilnehmer schwer verletzt oder gar tödlich verunglückt ist. „Natürlich ist man betroffen, aber sobald Du wieder am Start bist blendest Du alles aus. Wenn Du es nicht kannst, bekommst Du Probleme“, erzählt er nachdrücklich. Ich spreche ihn darauf an, dass er das sehr gelassen erzählt und Niki meint: „Ich habe schon genug Erfahrung, das regt mich nicht mehr so auf“.

Einen Tagesablauf für die Teilnehmer schilderte er mir so: Wenn der Start nicht gleich vom Camp erfolgt, steht man zwischen vier und sieben Uhr morgens auf und startet eine sogenannte Liaison, das ist eine Verbindungsetappe auf normalen Straßen bis zum Start. Dann fährt man das eigentliche Rennen, die Speziale. Das Rennen selbst startet immer bei Sonnenaufgang oder kurz danach, nie im Finsteren. Nach dem Rennen fährt man wieder eine Liaison oder man ist mit dem Finish gleich im Camp. Auch für die Liaison bekommt man eine Startzeit und kann Strafzeiten erhalten. Die Speziale sind meist ca. 450 km, gestoppt wird ab Start und Ziel, das ist die reine Racezeit. Das Camp selbst ist abgesperrt und vom Militär strengstens bewacht. Hier bekommen die Fahrer ihre Zelte, ihre Schlafsäcke, zu essen und zu trinken. Natürlich auch die Breefings für den kommenden Tag, das Roadbook und Informationen über eventuelle Änderungen.

Das klingt nicht sehr luxuriös, meine ich. Niki lacht und meint: „Nein, das ist reines Campieren. Am Morgen hat es in Marokko grade mal Null Grad, in Mauretanien und Senegal wird es dann etwas wärmer. Auf den Verbindungsetappen sind die Hände so gefroren, dass Du den Helm nicht aufmachen kannst. Du wärmst sie dann erstmal bei laufendem Motor am Auspuff an. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit nachts ist immer alles nass. Einmal, als ein LKW mit den Zelten und Schlafsäcken nicht ankam, haben wir unter einem Lastwagen geschlafen“, erinnert sich Niki. Das ist ja wunderbar zum Verkühlen, fällt mir dazu ein. „Eigentlich hast Du recht“, schmunzelt er, „aber ich habe noch nie darüber nachgedacht. Man wird einfach nicht krank. Tagsüber haben wir eine sehr trockene Luft, 15 – 20 Grad, da erholst du dich wieder“.

Africa Race

Denkt man nie an Aufgabe, möchte ich wissen. „Zwischendurch denkt man schon, ich kann nicht mehr, auch weil die Etappen immer schwieriger werden. In Marokko ist mehr steiniges Gelände, Flussbette, Überquerungen von Bergen und Tälern, die Dünenfelder sind dafür nicht so lang. Aber in Mauretanien gab es sehr starke Sandstürme und als wir ankamen, waren sie noch relativ stark. Es gab Softsand und da kann es schon passieren dass es auf einmal plopp macht und Du 30, 40 oder auch 50 cm tief versinkst. Diese Löcher kann man nicht sehen oder erkennen. Da gräbt sich das Motorrad ein und man muss einige Tricks beherrschen, um überhaupt wieder weiterfahren zu können.“ Ich frage ihn, wie er sich kurz vor dem Rennende fühlte. „Natürlich freut man sich, wenn man weiß, dass das Ziel kommt. Aber es ist wichtig, dass Du bis zum Ende voller Konzentration fährst, sonst wird es gefährlich. Denn: Kurz vorm Ziel ist nicht im Ziel. Im Ziel bist Du, wenn Du den Motor ausschaltest“.

Niki belegte den 14. Gesamtrang und war Neunter in seiner Klasse – trotz eines technischen Problems, durch das er einen halben Tag verlor. Aber sein Ziel hat er erreicht: gut und heil anzukommen.

Niki wird sicher wieder eine Africa Race fahren – aber dann mit seinem Sohn Matthias. Das hat er ihm versprochen. Der 18-jährige ist auch so „ein kleiner Verrückter“ und fährt seit seinem 6. Lebensjahr Motorrad. Das Fahren liegt den Pelz-Männern wohl in ihren Genen und man kann ihnen einfach nur ‚Gute Fahrt‘ wünschen.

www.pelzmann.com

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