Tessa Tegetthoff – Austrian International Storytelling Festival

Tessa Tegetthoff (Foto Thomas Luef)Bei einem ihrer Heimatbesuche treffe ich Tessa Tegetthoff. Sie kommt gut gelaunt ins Cafe und für gute Laune hat sie auch allen Grund – beruflich wie privat: die Organisation des mittlerweile 30-jährigen Austrian International Storytelling Festival läuft sehr gut und privat freut sie sich auf ihr Baby, das im Juni zur Welt kommen wird.

Internationale Storytelling Festival: Initiator Folke Tegetthoff mit seiner Tochter Tessa, seit 2011 Hauptorganisatorin des Festivals (Foto Oliver Wolf)
Internationale Storytelling Festival: Initiator Folke Tegetthoff mit seiner Tochter Tessa, seit 2011 Hauptorganisatorin des Festivals (Foto Oliver Wolf)

Das 1988 erstmalig in Europa veranstaltete Erzählkunstfestival ist heute eines der weltweit bedeutendsten Festivals seiner Art: Klassische Erzählkunst aus aller Welt, gepaart mit anderen „Erzählenden Künsten“ – von Musik, Pantomime, Tanz bis Clownerie.

Tessa Tegetthoff und ihr "Festival-Baby" (Foto privat)
Tessa Tegetthoff und ihr „Festival-Baby“ (Foto privat)

Festival-Baby
Die glückliche, werdende Mutter hat vor, so lange es geht zu arbeiten und bei der Organisation ‚ihres‘ Festivals dabei zu sein. „Solange ich fit bin, arbeite ich natürlich mit, aber wir haben ein tolles Team, das wir jetzt ausgeweitet haben, und alle sind sehr bemüht, mich zu unterstützen. Keiner will, dass ich Ende Mai noch Vollstress habe und mit dem Handy in den Kreissaal gehe“, erzählt Tessa mit einem Lachen. Gleichzeitig gesteht sie, dass die Konzentration doch ein bisschen nachlässt, „da ich jetzt natürlich neben dem Festival auch anderes im Kopf habe. Die Vorbereitung läuft ein ganzes Jahr. Das Festival ist dann die Belohnung und es ist schön zu sehen, was wir geschaffen haben.“ Dieses Gefühl wird ihr zwar heuer fehlen, da sie zu diesem Zeitpunkt ihr Baby bekommt und nicht dabei sein kann, „aber ich werde wahrscheinlich jeden Tag einen Bericht einfordern, mein ‚Festival-Baby‘ komplett abzugeben werde ich nicht schaffen.“ Sie strahlt wieder.

Das Festival Organisations-Team (Foto Nikolaus Pfusterschmid)
Das Festival Organisations-Team (Foto Nikolaus Pfusterschmid)

Es ist heuer bereits das 6. Jahr, seit sie die Hauptorganisation des Festivals übernommen hat. „Im Endeffekt war ich aber seit Kinderschuhen beim Festival dabei, habe während meiner Schul- und Unizeiten mitorganisiert und kenne die Abläufe seit meiner Kindheit. Es ist heuer das 30. Festival und ich bin 32 Jahre alt.“ Wir lachen.

Tessa in einem Kleid des Designers La Hong (Foto privat)
Tessa in einem Kleid des Designers La Hong (Foto privat)

Auf meine Frage, ob es besonders war, mit einem Märchenerzähler als Vater aufzuwachsen, meint sie: „Nein, denn ich kannte es ja nicht anders. Für uns Kinder war er ein normaler Vater, oder doch nicht ganz… Für uns hat es so gewirkt, als würde er gar nicht arbeiten – hat er natürlich, aber eben immer von zu Hause oder er hat uns auf seine (Auslands-) Tourneen mitgenommen – so gesehen, war es dann doch besonders.“

Tessa Tegetthoff war seit ihren Kinderschuhen beim Festival dabei. "Es ist heuer das 30. Festival und ich bin 32 Jahre alt", lacht Tessa, hier mit ihrem Vater Folke Tegetthoff (Foto privat)
Tessa Tegetthoff war seit ihren Kinderschuhen beim Festival dabei. „Es ist heuer das 30. Festival und ich bin 32 Jahre alt“, lacht Tessa, hier mit ihrem Vater Folke Tegetthoff (Foto privat)

Vom ‚Schreibvirus‘ sind Folke Tegetthoffs Kinder nicht erfasst. „Etwas Kreatives haben wir aber alle“, meint Tessa. „Bei meiner Arbeit des Organisierens und des strukturierten Arbeitens sind doch sehr viele Kreativprozesse dabei, das hat mir mein Vater sicher in die Wiege gelegt. Ich mag es sehr, mit ihm so eng zusammen zu arbeiten und sich auszutauschen – es ist aber auch eine Herausforderung.“ Sie verrät, dass das Organisieren nicht so seines ist und er sehr froh ist, dass dies Tessa macht. „Er ist der Intendant, der das Festival ins Leben gerufen hat, gemeinsam erstellen wir das Grobkonzept. Die Organisation und Abläufe hinter den Kulissen manage ich, mir macht diese Planung extrem viel Spaß“.

Zweite Heimat Berlin
5 Jahre ist es her, seit Tessa nach Berlin zog. Auf meine Frage nach dem Warum bekomme ich lachend zu hören: „Der Klassiker. Es war die Liebe. Andreas ist ein Steirer, der vor 6 Jahren nach Berlin gezogen ist, wo er ein Startup hochgezogen hat. Obwohl ich sehr heimatverbunden bin, war es von Beginn an klar, dass ich nach Berlin nachkommen werde, was ich nach einem Jahr des Pendelns auch gemacht habe.“

Tessa Tegetthoff mit ihrer großen Liebe Andreas (Foto privat)
Tessa Tegetthoff mit ihrer großen Liebe Andreas (Foto privat)

Tessa kennt schon einiges von der Welt, machte Praktika in Amsterdam, Singapur, Argentinien und war zur Schulzeit viel in den USA. Die Entscheidung für Berlin fiel ihr nicht schwer. Und die meiste ihrer Organisationsarbeit kann sie von ‚überall‘ machen. „Ich  bin bester Air Berlin-Kunde und pendle“, lacht sie wieder. So kann es sein, dass der Papa in seinem geliebten Piran sitzt, die Tochter in der Südsteiermark oder Berlin ist und via Skype gearbeitet wird. „In Berlin lebe ich in einer tollen internationalen Stadt, die für meine Branche interessant ist und in der ich mich wohl fühle. Ich mag diese Kunst-Kultur-Szene, in Berlin nimmt Dich jeder, wie Du bist, und das schätze ich sehr.“

ISF Logo gesamtSie erklärt aber auch, dass sie es sich vorstellen könnte irgendwann wieder zurück nach Österreich zu gehen. „Berlin ist eine Stadt für einen bestimmten Lebensabschnitt, wenn man jung ist, und für Jungfamilien, weil es eine sehr kinderfreundliche Stadt ist. Andreas und ich sind Naturmenschen und vermissen die Berge, daher fahren wir oft nach Österreich zum Wandern und Ski fahren.

Tessa Tegetthoff und ihr Andreas sind richtige Naturmenschen und lieben die Berge (Foto Oliver Wolf)
Tessa Tegetthoff und ihr Andreas sind richtige Naturmenschen und lieben die Berge (Foto Oliver Wolf)

Es wird ein Bub …
Ich frage sie, was sich für sie jetzt durch die Schwangerschaft schon geändert hat. „Die größte Erkenntnis für mich während der Schwangerschaft ist die Erfahrung, dass ich nun noch mehr auf meine Ernährung, auf Bewegung, Ruhe geben achte und versuche immer entspannt und ausgeglichen zu sein. Da hab ich jetzt den Buben, der in mir wächst, der mich immer dran erinnert – viel mache ich also jetzt vermehrt für ihn, dabei müsste ich es immer machen. Ich ernähre mich zwar gesund, aber jetzt noch viel ausgeprägter und gehe viel an die frische Luft.“ Beim Namen sind sie noch im ‚Findungsprozess‘, wie Tessa es ausdrückt. „Wir hatten eine lange Liste Mädchennamen, weil ich überzeugt war, dass es ein Mädchen wird. Es wird aber auf jeden Fall ein kurzer Name sein, passend zum Nachnamen ‚Erker‘. Das Baby wird den Namen vom Vater kriegen, denn „Heirat ist hoffentlich nicht ausgeschlossen…“, lacht Tessa wieder fröhlich.

Familie Tegetthoff und Social Media
Natürlich freuen sich auch ihre Eltern schon sehr auf ihr Enkerl. „Meine Mama muss ich oft stoppen, damit sie nicht zuviel einkauft“, schmunzelt Tessa.

Eine große und glückliche Familie: Die Tegetthoffs (Foto privat)
Eine große und glückliche Familie: Die Tegetthoffs (Foto privat)

Tessa, als Älteste, hat noch zwei Schwestern und einen Bruder. Der 25-jährige Floris ist der Jüngste. Er studiert Innenarchitektur und macht gerade ein Auslandssemester in Holland. Sophie ist Kinderärztin und lebt in Berlin, sie engagiert sich sehr für Hilfe in Entwicklungsländern, vor allem in Afrika. Kira lebt in Shanghai. „Sie ist auch im Eventmanagement, aber in Richtung Fashion. Es gab eine Zeit, da haben alle drei Mädels unabhängig voneinander zwei Jahre lang in Berlin gewohnt.

Als ich Tessa danach frage, wie sie sich selbst in drei Worten beschreiben würde, meint sie lachend: „Solche Fragen „liebe“ ich. Hm, kreativ, weltoffen, herzlich, fröhlich.“

Tessa Tegetthoff bekommt im Juni ihr "Festival-Baby", möchte aber nach einer Pause das Festival 2018 wieder mitplanen (Foto Christian Jungwirth)
Tessa Tegetthoff bekommt im Juni ihr „Festival-Baby“, möchte aber nach einer Pause das Festival 2018 wieder mitplanen (Foto Christian Jungwirth)

Nach der Nutzung von Social Media befragt erfahre ich: „Ja wir sind beide sehr online affin, vor allem durch bzw. für die Arbeit. Andreas arbeitet für Universal Music, ist dort als Digital Manager tätig. Ich bin überzeugt, dass ich für meine berufliche Nutzung noch mehr herausholen kann. Auf Instagram interessieren mich zur Zeit vor allem Mamablogs.“

Das Austrian International Storytelling Festival (Foto privat)
Das Austrian International Storytelling Festival (Foto privat)

ustrian International Storytelling Festival
Das Festival wuchs in den letzten Jahren ständig und extrem und ist für Tessa zum Vollzeitjob geworden. „Früher hatte ich einen 40-Stunden-Job und nebenher noch das Festival organisiert, aber jetzt geht es nicht mehr und ich mache nur mehr das Festival.“ Tessa war zuvor im Bildungsbereich tätig, arbeitete für die größte amerikanische Bildungsplattform, für die sie das Onlineprojekt für den europäischen Markt aufbaute – was ihr auf Dauer aber zu wenig kreativ war.

Tessa Tegetthoff und ihr Partner Andreas freuen sich schon riesig auf ihr Baby (Foto privat)
Tessa Tegetthoff und ihr Partner Andreas freuen sich schon riesig auf ihr Baby (Foto privat)

Natürlich bin ich neugierig, wie sie sich das alles mit Kind vorstellt und Tessa meint lachend: „Gute Frage. Also in der Theorie, ausgehend von einem ganz braven Kind, ist es so geplant, dass ich mal ungefähr 4 Monate Pause mache und danach wieder langsam mit der Organisation im Home Office, mit Kind, starte. Über den Sommer passt das bei uns ganz gut.“ Das hast Du natürlich genau so geplant, meine ich lachend, worauf sie meint: „Ja klar.

Das Austrian International Storytelling Festival-Team (Foto privat)
Das Austrian International Storytelling Festival-Team (Foto privat)

Mein Vater hat immer gesagt, das Einzige, das du in deinem Leben nie machen darfst, ist, zum Zeitpunkt des Festivals ein Baby zu kriegen. Ich kann echt gut planen, aber …….“ Natürlich möchte sie das nächste Festival wieder mitplanen, ist aber auch gelassen genug, um alles auf sich zukommen zu lassen. Und: „Es gibt für alles eine Lösung.“

Es ist irgendwie schon verwunderlich, wie so etwas wie das Storytelling Festival so ohne Action, mit Geschichten erzählen, in der heutigen Zeit funktionieren kann. „Vielleicht gerade deshalb, weil wir alle so viel Action haben, und so viele eine Sehnsucht nach Entschleunigung, nach zur Ruhe zu kommen, haben“, meint Tessa. „Wir sind mittlerweile in 4 Bundesländern, für nächstes Jahr hat sich ein weiteres Bundesland angekündigt. Wir waren auch schon mit Paris in Kontakt und natürlich wäre es spannend, ins Ausland zu gehen. Das Potential ist da, aber es ist aus  personaltechnischen Gründen nicht alles möglich, und auch die Finanzierung muss stehen. Das macht es nicht leichter, wir werden auch nicht mit Megasummen subventioniert.“ Im Kernteam sind sie übrigens zu Dritt, aber beim Festival gibt es natürlich viele wichtige ‚Helferleins‘.

Tessa Tegetthoff mit Künstler Yusuke Ikeada aus Japan (Foto privat)
Tessa Tegetthoff mit Künstler Yusuke Ikeada aus Japan (Foto privat)

Das weitere Bundesland wird eventuell Salzburg sein. „Ich finde ja jedes Bundesland für sich total interessant. Die vier Festivals haben zwar ähnliche Programme, sind aber durch die Atmosphäre der verschiedenen Länder doch sehr unterschiedlich und wir versuchen doch immer Schwerpunkte zu setzen. Die lange Nacht der Märchenerzähler ist in Graz so ganz anders als die im MuseumsQuartier oder in der Buckligen Welt.“

Die Geschwister Tegetthoff (Foto privat)
Die Geschwister Tegetthoff (Foto privat)

„Ich sehe es kommen, letztendlich wird das Festival in allen 9 Bundesländern stattfinden, in Amerika, China usw.“, schmunzle ich. „Klar wäre es toll, aber ich finde, es ist jetzt schon toll und wir können stolz sein – schließlich kommen alle auf uns zu. Wir könnten uns zufrieden geben, aber es ist auch eine Challenge und Herausforderung, sich neuen Herausforderungen zu stellen, jedes Jahr etwas Neues dabei zu haben, neue Partner, neue Standorte…..

www.storytellingfestival.at

 

 

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