Thomas Clemens tanzt beruflich gerne auf vielen Hochzeiten

Schauspieler Thomas Clemens ist aus vielen verschiedenen Krimi-Serien bekannt, seit 2005 ist er auch im Team der SOKO Köln. (Foto privat)Schauspieler Thomas Kraft ist aus Serien wie Tatort, Die Chefin, Kom-missar Rex, Rosa Roth, Schnell ermittelt, SOKO Kitzbühel oder SOKO Wien bekannt. Seit 2005 ist er in der ZDF-Krimiserie SOKO Köln in der durchgehenden Serienrolle des Gerichtsmediziners Dr. Philip Kraft zu sehen. Im Thriller „Marlene“ spielte er seine erste Kinohauptrolle – die Präsentation ist aber wegen Corona noch auf unbestimmte Zeit verschoben. 

Seit 2005 ist Thomas Clemens in der ZDF-Krimiserie SOKO Köln als Gerichtsmediziners Dr. Philip Kraft zu sehen. Im Thriller "Marlene" spielt er seine erste Kinohauptrolle - Präsentationstermin noch unbestimmt. (Fotocredit Laion)
Seit 2005 ist Thomas Clemens in der ZDF-Krimiserie SOKO Köln als Gerichtsmediziners Dr. Philip Kraft zu sehen. Im Thriller „Marlene“ spielt er seine erste Kinohauptrolle – Präsentationstermin noch unbestimmt. (Fotocredit Laion)

Als Kind hatte Thomas Clemens zwar noch den Traum, Bauer zu werden. „Ich war zehn Jahre alt und wollte nach den Ferien am Bauernhof unbedingt Bauer werden. Als ich damals zurück in Wien war, habe ich Pläne gezeichnet, wo die Hühner und Schweine unter-kommen werden. Ganz viel Platz habe ich für die Katzen, meine Lieblingstiere, eingeplant“, schmunzelt der sympathische Schau-spieler. „Ich habe damals am Bauernhof auch wirklich schon um fünf Uhr morgens beim Stall ausmisten geholfen, das würde mir heute im Traum nicht mehr einfallen“, lacht er vergnügt.
Humorvoll erzählt er: „Nachdem ich mir klar war, ich werde doch nicht Bauer oder Weltmeister im Kunstspringen, habe ich be-schlossen, Schauspieler zu werden.“

Schauspieler Thomas Clemens besuchte die Schauspielschule am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und das Conservatoire National (CNSAD) in Paris. (Foto Reinhard Sudy)
Schauspieler Thomas Clemens besuchte die Schauspielschule am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und das Conservatoire National (CNSAD) in Paris. (Foto Reinhard Sudy)

Begonnen hat alles dann in einer Theatergruppe in der Schule. „An-fangs war ich bei der französischsprachigen Theatergruppe und mit Abstand der jüngste. Alle anderen waren größer und erfahrener als ich und haben sich schon ausgetauscht. Das hat mich so einge-schüchtert, dass ich nicht mehr hingegangen bin. Das war meine erste praktische Erfahrung.“ Im Jahr darauf kam er in eine deutsch-sprachige Theatergruppe, erzählt der zweisprachig aufgewachsene Schauspieler, und fand Freude daran. Er besuchte dann mit 18 Jahren die Schauspielschule am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und das Conservatoire National (CNSAD) in Paris – und ist seither gut gebucht.

Thomas Clemens: "Mein Vater war auch Schauspieler. Uns allen ging es immer gut, und so hatte ich nie das Problem einer ‚brotlosen Kunst‘ kennengelernt. (Foto privat)
Thomas Clemens: „Mein Vater war auch Schauspieler. Uns allen ging es immer gut, und so hatte ich nie das Problem einer ‚brotlosen Kunst‘ kennengelernt. (Foto privat)

In den ersten Jahren seiner Laufbahn hat er vor allem Theater gespielt. Mit einem Schmunzeln erzählt er mir weiter: „Als 15-Jähriger habe ich noch etwas pubertär gedacht und meinte, mit 22 Jahren müsste ich mindestens so berühmt sein wie James Dean. So so früh und spektakulär aus dem Leben zu gehen, wäre cool. Ein damals recht unreflektiertes Denken und natürlich denke ich heute anders darüber.“ Er würde seinen Kindern auch abraten, Motorrad zu fahren.

Schauspieler als Vater
Eine große Rolle spielte für Thomas sicherlich, dass sein Vater auch Schauspieler war. „Meinem Vater und uns ging es immer gut, und so hatte ich nie das Problem einer ‚brotlosen Kunst‘ kennengelernt. Er arbeitete halt „ganz normal“ am Theater und in Tonstudios.“ Seine Mama arbeitete bis zu seiner Geburt als Bildassistentin beim ORF, ein Beruf, den es heute nicht mehr gibt.

„Das Theater habe ich total geliebt, interessierte mich schon mit 16 Jahren dafür. Ich habe Burgtheaterstücke zwar super gefunden, weil ich da meinen Papa gesehen habe, aber ich konnte noch nicht soviel damit anfangen. Damals kam der deutsche Theaterregisseur Claus Peymann nach Wien und ich war fasziniert, wie modern Theater sein kann. Dann habe ich plötzlich Stücke auf andere Weise verstanden.“

Schauspieler Thomas Clemens erzählt mir in einem Interview von seiner frühen Liebe zum Theater, seiner Rolle bei der SOKO Köln und seiner Arbeit bei der VÖFS. Im Bild mit Journalistin Hedi Grager. (Foto Reinhard Sudy)
Schauspieler Thomas Clemens erzählt mir in einem Interview von seiner frühen Liebe zum Theater, seiner Rolle bei der SOKO Köln und seiner Arbeit bei der VÖFS. Im Bild mit Journalistin Hedi Grager. (Foto Reinhard Sudy)

Auf meine Frage, ob Film ihm dann einfach passiert wäre, erfahre ich von Thomas: „Ja, tatsächlich. Auf der Schauspielschule haben sie uns mehr oder weniger direkt gesagt, ‚liebe Leute, Film ist nicht das Wahre, die wahre Kunst findet nur am Theater statt‘. Ich bin erst nach einiger Zeit auf die Idee gekommen, dass das vielleicht auch mit den lausigen Gagen am Theater zu tun haben könnte….“, lacht er wieder. Thomas liebt aber beim Theater den direkten Kontakt mit dem Publikum, dieses rasche Feedback. „Ich vermisse das Theater, würde jederzeit und sofort wieder auf die Bühne. Aber natürlich ist es auch eine Terminsache, gerade dann, wenn man fest in einer Serie arbeitet.“ Der Schauspieler, der schon in Serien wie Tatort, Die Chefin, Falk, Kommissar Rex, Rosa Roth, Schnell ermittelt, SOKO Kitzbühel oder SOKO Wien spielte, ist seit 2005 in der ZDF-Krimi-serie SOKO Köln in der durchgehenden Serienrolle des Gerichts-mediziners Dr. Philip Kraft zu sehen. „Gut, dass du es nachgelesen hast. Ohne Koketterie, ich hätte mir nie vorgestellt, dass ich das so lange machen würde.“ Dass er in so vielen Krimis mitspielt liegt seiner Meinung auch daran, dass so viele Krimis gedreht werden.

Seit 2005 ist Thomas Clemens in der Serienrolle des Gerichtsmediziners Dr. Philip Kraft bei der ZDF-Krimiserie SOKO Köln zu sehen. (Foto ZDF / Martin Rottenkolber)
Seit 2005 ist Thomas Clemens in der Serienrolle des Gerichtsmediziners Dr. Philip Kraft bei der ZDF-Krimiserie SOKO Köln zu sehen. (Foto ZDF / Martin Rottenkolber)

Serienrolle als Auszeichnung
Die Wertigkeit von Serien hat sich sehr zu Recht gewandelt, wie er findet. „Als ich damals das Angebot für eine Gastrolle bekommen habe, hat der Regisseur gefunden, dass es super war, mit mir zu arbeiten. Zu dieser Zeit gab es bei der SOKO Köln noch keine Rolle eines Gerichtsmediziners oder Pathologen, und er hat vorgeschla-gen, mich zu fragen, ob ich diese Rolle nicht übernehmen wolle. Und ich habe schnell ja gesagt“, lacht Thomas wieder. Er freut sich sehr darauf, dass es bei der SOKO Köln heuer eine Folge geben wird, in der er als Dr. Kraft eine absolute Hauptrolle spielen wird. „Das ist sehr spannend, ich darf aber nicht mehr darüber sagen.“

Es ist ihm auch möglich, seine Rolle ein wenig mit zu gestalten, An-regungen bei den Redakteuren oder Producern einzubringen. So war die Idee der Kopfhörer und die Tatsache, dass Dr. Kraft immer zuviel redet und Frauen anbaggert, von ihm. „Weil sie gesehen haben, was und wie ich spiele, haben sie es in das Skript reinge-schrieben und das ist natürlich toll.“

Den Schauspieler Thomas Clemens freut die Möglichkeit, seine Rolle bei der SOKO Köln ein wenig mitgestalten und Anregungen einzubringen zu können (Foto ZDF / Martin Rottenkolber)
Den Schauspieler Thomas Clemens freut die Möglichkeit, seine Rolle bei der SOKO Köln ein wenig mitgestalten und Anregungen einzubringen zu können (Foto ZDF / Martin Rottenkolber)

Aus seiner Sicht sollte man sich für Krimis, die einfach gute Quoten erreichen, auch neue Wege überlegen, wie Netflix oder Prime. „Ich finde, dass das kreative Potential deutschsprachiger Autoren, Re-gisseure und Produzenten sehr gut ist und wir uns nicht verstecken müssen.“

Auf eine Traumrolle angesprochen meint er: „Hm, schwierig, denn es gibt viele. So blöd es klingt, aber was ich an dem Beruf so mag ist, dass man so viel verschiedenes sein kann.“ Spannend findet er es auch in einem Genre Erfahrungen sammeln zu können, wo er noch nicht so zu Hause ist. So spielte er kürzlich einen Psychokiller. „Das ist ein Geschenk, dass man sich in so komplett andere Menschen reinversetzen kann, zu versuchen, deren Leben zu verstehen und es auch spielerisch zu gestalten.“
Für die Rolle eines Psychokillers hat er zwar nie mit einem Mörder gesprochen, „aber ich habe Bücher über Psychopaten und Killer ge-lesen und Dokus darüber angesehen.“ Auf meinen Hinweis, dass ich mir das sehr schwierig vorstelle, meint er schmunzelnd: „Ich sage nicht, dass es leicht ist.“

Am Schauspielberuf liebt Thomas Clemens, dass er so viel verschiedenes sein kann und auch in einem Genre Erfahrungen sammeln zu können, wo er noch nicht so zu Hause ist. (Foto Reinhard Sudy)
Am Schauspielberuf liebt Thomas Clemens, dass er so viel verschiedenes sein kann und auch in einem Genre Erfahrungen sammeln zu können, wo er noch nicht so zu Hause ist. (Foto Reinhard Sudy)

Natürlich fällt es ihm wie vielen seiner Kollegen oft schwer, nach Drehende aus einer Rolle zu schlüpfen. „Beispielsweise bei meiner Rolle als Psychokiller ist es während der Vorbereitungszeit und auch während der Drehzeit so gewesen, dass sich eine gewisse Traurig-keit in mein Befinden eingeschlichen hat. Schließlich entwickelt man über mehrere Wochen und Monate diesen Charakter. Belastend sind auch Drehpausen, weil man aufpassen muss, dass nicht alles weg ist, denn man  braucht es ja wieder.“ Es erleichterte ihn damals, als er zu Dreharbeiten in Berlin und Bonn war, abends nicht nach Hause zu müssen, wie er lachend meint. Aber meine Familie kennt mich ja, insgesamt bin ich stabil genug, um nicht wegzukippen und komisch zu werden.“

Thomas Clemens spricht bei der 25-Jahr-Feier des VÖFS. (Foto Jonathan Salzer)
Thomas Clemens spricht bei der 25-Jahr-Feier des VÖFS. (Foto Jonathan Salzer)

VÖFS – der Verband der Österreichischen FilmSchauspielerInnen
Seit einiger Zeit ist Thomas Clemens im Vorstand des VÖFS. Dieser fördert die Interessen seiner Mitglieder und kümmert sich u.a. um strukturverbessernde Maßnahmen zur Hebung der Filmkultur in Österreich und um Verbesserung der beruflichen Möglichkeiten für Film-und FernsehschauspielerInnen. „Ich bin noch gar nicht so lange dabei und schon Häuptling“, lacht er wieder fröhlich. Er verrät, dass sein Vorgänger Helmut Berger ihn anrief und fragte, ob er nicht Lust habe, bei einer Drehbuchlesung mitzumachen. „Wir haben gerade in Kroatien auf einem Katamaran gedreht und alle hingen mit grünen Gesichtern über die Reling“, erinnert er sich. „Und es passte das Drehbuch und auch der Termin. Wir haben uns sehr gut verstanden, ich habe seinen Rat total geschätzt und es war toll zu sehen, wie engagiert, ernst und auch witzig und verspielt er war.“

Bald darauf fragte ihn Helmut Berger, ob Thomas nicht seine Auf-gabe übernehmen möchte. „Er sah jemanden in mir, der alles in seinem Sinne weitermachen würde und hat mir offenbar zugetraut, eine gute Kommunikation auch nach außen zu führen. Er ließ mir nicht viel Raum für ein Nein“, schmunzelt Thomas. Wichtig ist ihm jetzt als Vorstand vor allem die Solidarität miteinander. „Ich halte nichts von Konkurrenz, ich würde es viel lieber, wenn überhaupt, als einen Wettbewerb bezeichnen. Weißt Du, auch wenn ich zu einem Casting eingeladen bin, kann ich mich ehrlich darüber freuen, wenn ein Kollege, den ich wertschätze, die Rolle bekommt und wünsche ihm alles Gute. Ich halte das Miteinander für sehr wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen, fühlt sich für alle viel besser an. Das ist mein Leitmotiv, und natürlich alles, was da noch kommt an vertrag-lichen und rechtlichen Geschichten, werden wir in diesem Geist dann angehen.“

Thomas Clemens trat die Nachfolge von Helmut Berger im Vorstand des VÖFS an - hier bei der 25-Jahr-Feier des VÖFS. (Foto Jonathan Salzer)
Thomas Clemens trat die Nachfolge von Helmut Berger im Vorstand des VÖFS an – hier bei der 25-Jahr-Feier des VÖFS. (Foto Jonathan Salzer)

Freunde und Familie
Während Drehzeiten entstehen natürlich auch Freundschaften. „In unserem Beruf dreht man oft gemeinsam, hat eine sehr intensive Zeit miteinander – und sieht sich dann erst wieder Jahre später. Mit Kollegen bei der SOKO Köln z.B. machen wir gemeinsam Urlaub und auf einer Hochzeit habe ich ein Lied gesungen.“ Ah, Du singst auch, steige ich sofort ein, worauf er meint: „Ja, gerne, aber ich singe Dir jetzt nichts vor,“ lacht er wieder.

Mit seiner Frau hat er einen Sohn und eine Tochter im Alter von 19 und 22 Jahren. „Sie sind beide schon ausgezogen und haben eher wenig Zeit für mich. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis.“ Schauspielerisches Talent bescheinigt er beiden, seine Tochter hat schon 5 Jahre lang am Burgtheater gespielt, studiert jetzt aber etwas anderes. „Aber ihr Herz schlägt schon dafür“, erklärt Thomas stolz. „Mein Sohn könnte auch hinter der Kamera stehen, er hat schon als Kind gerne Regisseur gespielt.“

Schauspieler Thomas Clemens könnte es sich auch gut vorstellen, hinter der Kamera zu agieren. Foto ZDF / Martin Rottenkolber)
Schauspieler Thomas Clemens könnte es sich auch gut vorstellen, hinter der Kamera zu agieren. Foto ZDF / Martin Rottenkolber)

Hinter der Kamera zu agieren, könnte sich Thomas auch selbst vor-stellen. „Ich glaube, es gibt wahrscheinlich keinen Schauspieler der nicht sagen würde, ich möchte ein Drehbuch schreiben. Ein paar Ideen habe ich schon länger und jetzt, wo das Familienleben wieder etwas ruhiger wird, könnte ich mir vorstellen, Zeit zum Schreiben zu finden und auch die Regie zu versuchen.“ Konkret denkt er, sich erstmal an einem Kurzfilm ‚zum Üben‘ zu versuchen. „Durch meine lange berufliche Tätigkeit wüsste ich ein paar Kameraleute, mit denen ich mich das sofort trauen würde.“

Vorsätze für das aktuelle Jahr hat er keine. „Ich habe da noch ganz viele gute Vorsätze vom letzten Jahr, es sind genug, da brauche ich keine neuen.“ Auch Sport ist auf dieser Vorsatzliste, lacht er. Gut vorstellen kann er sich selbst als Serien-Junkie, im Fitness Studio am Crosstrainer zu schwitzen und Serien zu schauen.

Thomas genießt es sehr, dass er neben seiner Rolle bei der SOKO Köln noch genug Zeit für andere Projekte hat. „Das ist super, ich fühle mich dadurch sehr privilegiert.“ Leider musste die Premiere des Thrillers „Marlene“, der offiziell vom Tallahassee Film Festival 2020 ausgewählt wurde und in der Thomas seine erste Kinohaupt-rolle spielt, wegen Corona auf unbestimmte Zeit verschoben werden. 

Großes Beitragsfoto: Schauspieler Thomas Clemens. (Foto Reinhard Sudy)

www.crush.de/Thomas Clemens  

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