Der im Waldviertel geborene Designer Philipp Ertl lebt und arbeitet seit acht Jahren in London, wo er 2010 sein Design-Studio ERTL Design eröffnete.
Seine ‚Spezialität‘ sind interessante und aufwändige Design-Lösungen für große und kleine Unternehmen: vom Konzept bis zur Auslieferung, Branding, Brand Communications, Verpackungen, Infografiken und Illustrationen. Seine Kunden sind in Großbritannien, USA, Australien und Österreich zu Hause.
Auf seiner Homepage ist zu lesen: Wir lieben, was wir tun.

Herr Ertl, erzählen Sie mir bitte ein bisschen über sich. Wo sind Sie geboren, wo haben Sie studiert?
Ich komme aus Waidhofen an der Thaya im Waldviertel. Ich habe mich immer mehr für die Grossstadt interessiert und habe mit 18 Jahren in Wien zu studieren begonnen – zuerst Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. Aber schnell wurde mir das zu theoretisch, ich wollte selber etwas kreieren anstatt nur darüber zu lesen. So habe ich dann die Aufnahmeprüfung an der Werbeakademie Wien für Grafik und Design gemacht und bestanden. Nach zwei Jahren intensiver Ausbildung hielt ich stolz mein Diplom in der Hand.

Aus welchem Grund wählten Sie London zu Ihrem Wohn- und Arbeitssitz ?
London ist eine großartige Stadt mit einer Energie, die einen richtig mitreißt. Ich wusste schon als kleines Kind, dass ich nach London wollte. Außerdem ist London wirklich die Weltstadt des Designs; wenn man es hier als Designer schafft, dann schafft man es überall.
Was lieben Sie an London und was vermissen Sie an Österreich?
Die Stadt ist ein ‚melting pot of nations and cultures‘, ein Abenteuer, und die Leute sind sehr offen gegenüber neuen Ideen. London ist auch voller Gegensätze: auf der einen Seite sehr traditionell und liebenswert schrullig, auf der anderen eine hochmoderne Weltstadt, die ständig im Wandel ist.
Wenn ich nach Österreich zurückkomme, bin ich meistens in Wien – für mich eine der schönsten Städte der Welt. Ich komme immer im Sommer und zu Weihnachten und genieße die österreichischen Bräuche und die Gemütlichkeit. Was mir in London manchmal abgeht ist, dass man in Wien einfach endlos in einem Cafe sitzen und die Welt vorüberziehen lassen kann.

Was macht Ihnen an Ihrem Job am meisten Spaß? Welche Projekte/Aufträge sind Ihnen am liebsten?
Schwer zu sagen, da gibt es Vieles. Generell liebe ich die Vielfalt an meiner Arbeit, jedes Projekt birgt neue Herausforderungen. Ich liebe Farben und die Gefühle, die sie in Menschen hervorbringen. Branding und packaging Aufträge sind mir aber wahrscheinlich am liebsten.
Welches Projekt war für Sie persönlich Ihr interessantestes oder erfolgreichstes?
Als ich für Compass Group eine Eis Kampagne designen durfte. Der Klient hat mir vertraut und mir ziemlich freies Spiel gelassen, da konnte ich meine Kreativitaet so richtig ausleben. Mein Design war in vielen Outlets sichtbar, von diversen Shops bis zum Restaurant in der BBC.

Für wen würden Sie gerne einmal etwas designen?
Tesla Motors. Tesla’s Gründer Elon Musk ist ein Visionär. Wie er es trotz aller Widerstände schaffte quasi eine Elektroautoindustrie aus dem Nichts zu erschaffen, ist einfach sagenhaft. Ausserdem ist mir Umweltschutz wichtig.
Noch ein bisschen Privates, lieber Herr Ertl. Haben Sie Familie?
Ich bin Single.
Wie halten Sie sich fit?
Ich gehe viermal in der Woche ins Fitness Studio und ich fahre gerne mit dem Rad – bei jedem Wetter, denn in England kann man sich nicht auf Sonnentage verlassen.
Wie würden Sie sich mit drei Worten beschreiben?
Zielstrebig, out of the box thinker, neugierig.

Aus Ihrer Sicht: Was muss man sich in London unbedingt ansehen und in welches Restaurant/Bar muss man unbedingt gehen?
Die Southbank. Man kann dort der Themse entlang spazieren und dann in einen Thames Clipper (London’s Bootdienst auf der Themse) einsteigen und bis Greenwich runter fahren. An einem Sonntag ist ‚The Trafalgar‘ mein Lieblingslokal in Greenwich, ein uraltes Pub direkt am Fluss mit offenen Kaminen an kalten Tagen. Eine meiner Lieblings Bars ist ‚Paramount‘, ganz oben im Centre Point, einem Hochhause bei der Oxford Street. Von dort hat man eine tolle Aussicht.