“We sell wine. New wine. Good wine. For everybody. From Austria“. Seit 2011 gibt es im Londoner Stadtteil Shoreditch die aus 61 Schiffscontainern errichtete Boxpark Pop-up-Mall. In einem davon residiert Newcomer Wines, ein Weinshop, der mit ausgezeichneten Weinen von österreichischen Winzern Großbritannien erobern möchte. Initiatoren von Newcomer Wines sind Peter Honegger und Daniela Pillhofer, ein junges österreichisches Duo, das zum Studieren nach London kam.
Ich bin mit Peter Honegger bei meinem Londonbesuch zum Frühstück verabredet – natürlich in Shoreditch, einem neuen, sehr lebendigen und boomenden Londoner Stadtteil. Restaurants, coole Bars und interessante Shoppingerlebnisse haben aus der einst düsteren Gegend eine der begehrtesten Viertel der Hauptstadt gemacht, das seinen Charme nicht verloren hat. In der Nähe Ihres Shops treffen wir uns im Albion, einem gemütlichen Café-Restaurant mit einem kleinen Geschäft und eigener Bäckerei.
„Ich bin Jungsommelier“, erzählt mir Peter Honegger auf meine Frage, wie er zum Weinliebhaber wurde. Peter ist ein sympathischer junger Mann, dem das Leben in London sehr viel Spaß macht: „Ich habe die Tourismusschule MODUL in Wien gemacht, zu der auch eine Jungsommelier-Ausbildung gehört“. Gemeinsam mit seiner Freundin Daniela und den beiden Familien fuhr er dann durch Österreich auf der Suche nach guten und interessanten Winzern. Es traf sich gut, dass der Vater von Daniela ein großer Weinliebhaber und Peters Vater Hotelier in Wien ist. In den Hotelbetrieb schnupperte Peter in Form eines Sommer-Praktikums im Hotel Sacher hinein und in Irland arbeitete in einem Feinkostgeschäft ähnlich dem Meinl am Wiener Graben.
Newcomer Wines in London
Stolz erzählt er mir, dass sich „Newcomer Wines“ in London schon gut herumgesprochen hat und sehr viele Interessenten und Sommeliers bei ihm vorbeischauen, um sich über die österreichischen Weine zu informieren. Via Touchscreen können sich seine Besucher über neun Winzer, ihre Geschichte und Philosophie und die Weinproduktion generell informieren. Darunter sind nicht nur „alteingesessene Winzer“, sondern vor allem junge, kreative und coole Winzer – hohe Qualität zu leistbaren Preisen.
Bei Newcomer Wines gibt es Spitzenweine von Markus Altenburger, Claus Preisinger, Christoph Edelbauer, Davis Weszeli, Groszer Wein, Ewald Zweytick, Christian Tschida, Erwin Poller, Clemens Strobl, Punks Finest und seit kurzem Sighardt Donabaum. Damit bietet er einen guten Überblick über ganz Österreich.
Sein Ziel
Ziel ist natürlich, so viele Kunden wie möglich in London zu beliefern. „Wir haben einen interessanten Mix aus schon bekannteren Winzern wie Claus Preisinger aus Gols, den Quereinsteiger Davis Weszeli aus Langenlois oder Clemens Strobl aus Feuersbrunn. Wir wollen nicht nur etablierte Leute, wir wollen Winzer, die spezieller sind. Dazu gehört auch der südsteirische Winzer Ewald Zweytick. „Er ist ein Knaller an sich“, schmunzelt Peter. „Ich hab ihn angerufen und ihm von dem Projekt in London erzählt. Wir trafen uns dann zum Mittagessen. Für denselben Tag hatte er ein Rockfestival organisiert und uns gleich mitgenommen. So können schon gute Beziehungen entstehen. Es muss nicht nur der Wein passen, auch der Mensch muss dazu passen“, findet Peter.
Newcomer Wines beliefert bereits einige sehr gute Adressen wie den Spitzenkoch Marcus Wareing, der in seinem Restaurant „Marcus“ im Berkley Hotel österreichische Weine führt, oder „Fera At Claridge’s“, eines der neuesten Fine Dining Hot Spots in London. Es interessant mich, ob „Bio“ auch ein Thema in London ist, und ich erfahre, dass es sogar ein großes Thema ist. Auf der letzten Londoner Weinmesse RAWfair ging es um natural und biodynamische Weine. „Wichtig ist vor allem der Geschmack, aber es ist natürlich super, wenn die Winzer nachhaltig arbeiten – wir bewegen uns aber jetzt nicht nur auf der Bioschiene. Es ist ein wichtiges Thema und Trend, aber kein spezieller Fokus von uns“, erklärt Peter.
Weiterentwicklung von Newcomer Wines
Die Weiterentwicklung bleibt spannend, der Start in London ist auf alle Fälle eine gute Basis. Boxpark wird es voraussichtlich bis 2016 geben, danach entstehen auf dem Gelände des Boxparks 2.000 Wohnungen. Aber Boxpark hat Pläne, nach Singapur und Shanghai zu gehen. Peter erzählt, dass ihn vor kurzem ein Däne kontaktierte, der Interesse daran hätte, das Konzept in Dänemark zu machen. Die nordischen Länder wären für Peter durchaus interessant, da sie keine große eigene Weinkultur haben und sehr offen dafür sind. „Es kommt so Vieles und Interessantes, mal sehen, was dann wirklich daraus entstehen kann“, meint er gelassen.
Das Leben in London
„In London muss man nicht unbedingt aus seinem Bezirk raus, es gibt hier alles und deshalb gibt es wenig Gründe, das eigene Viertel zu verlassen. Shoreditch ist ein spezieller Hotspot, der Lifestyle ist super hier. Es ist zu Hause in Wien schon schön, aber hier tut sich so viel“, begeistert Peter sich. „Sehenswürdigkeiten wie den Big Ben sieht man zweimal im Jahr, immer dann wenn jemand zu Besuch kommt“. Auch seine Freundin liebt London und das internationale Publikum sehr. „Wir haben Uni-Freunde aus Japan, Schweden, Pakistan, Amerika und Europa, aber auch Singapur – und das ist schön und spannend“. Aus seiner Sicht sind die Unis in London auch deshalb so erfolgreich, weil sie so offen sind.
Auf meine Frage, ob er seine Freunde schon zu Weintrinkern gemacht hat, lacht Peter und meint: „Ja klar. Viele unserer Freunde wussten nichts von österreichischen Weinen – jetzt lieben sie diese“.