Die Südsteirerin Ulrike Ritzinger ist Generalkonsulin in Los Angeles und somit Österreichs höchste Repräsentantin dort. Ich besuchte sie in ihrem Büro im Österreichischen Generalkonsulat am Wilshire Boulevard. Sehr offen erzählt sie von ihren Aufgaben als Generalkonsulin und ihrem Leben in Los Angeles.
Ulrike Ritzinger ist eine attraktive Erscheinung mit Modelmaßen und sportlich durchtrainiertem Körper. 1967 in Straß geboren, zog sie sechsjährig mit ihrer Familie nach Graz und nach weiteren 6 Jahren nach Leoben, wo ihr Vater Leiter des Augen-Primariates am LKH wurde. Die 48-Jährige verrät mir, dass Kukuruzfelder oder Militärmärsche sie immer wieder an Strass erinnern, wo ihre Tante noch lebt.
Ritzinger hatte großes Talent zur Konzertpianistin, gewann den dritten Platz bei „Jugend musiziert“ in Graz und bestand die Aufnahmeprüfung an der Grazer Musikhochschule. „Aber ich war mir bewusst, dass nur wenige eine Karriere als Konzertpianistin schaffen“, erklärt sie, „und überlegte mir, was ich gerne mag: das waren der Umgang mit Menschen, Sprachen und Reisen. An meinem 18. Geburtstag saß ich dann im Zug nach Paris, um während eines Au pair-Jahres französisch zu lernen, es folgten ein halbes Jahr in Italien und den USA. Danach dachte ich, dass der Tourismusbereich perfekt für mich wäre und besuchte das Tourismus Kolleg Klessheim.“ Als sie nach zweieinhalb Jahren merkte, dass sie das doch nicht erfüllte, entschied sie sich für das Studium der Europawissenschaften am Institut d’études européennes de Paris 8 und danach für die Politische Akademie in Wien.
Es folgten Berufserfahrungen u.a. als politische Expertin für Balkanfragen im Außenministerium, an der Botschaft in Peking und als Botschaftsrätin in Rom. Zurück in Wien war sie stellvertretende außenpolitische Beraterin von Bundespräsident Dr. Heinz Fischer. Dann zog es sie wieder ins Ausland, Los Angeles stand auf ihrer Wunschliste.
Ritzinger mag L.A. „Ich mag eine interessante Arbeit, will sie gut machen und ich möchte den diplomatischen Dienst und Österreich gut vertreten – und ich glaube, das kann ich hier sehr gut. Allerdings dachte ich, dass mich nach Rom verkehrsmäßig nichts mehr erschüttern kann, aber hier ist der Verkehr noch wesentlich schlimmer. Ich sitze in der Woche durchschnittlich 15-20 Stunden im Auto. Mein größter Luxus ist, dass ich nur 10 Minuten ins Büro brauche.“
Als Generalkonsulin hat sie die Aufgabe, Österreich im Ausland zu vertreten und die Verbindungen zwischen Österreich und dem Westen der USA zu vertiefen. „Ich führe hier ein kleines Unternehmen und muss dafür sorgen, dass es gut und effizient läuft. Weiters muss ich für die Instandhaltung der 1971 gekauften Residenz und des Generalkonsulats sorgen.
Und natürlich die Präsentation Österreichs zB durch Auftritte bei Filmfestivals mit österreichischen Schauspielern, bei den Golden Globe Awards, bei Ausstellungen und Kulturveranstaltungen. Oder wie vor einigen Tagen, als wir den Termin mit Umweltminister Andrä Rupprechter, WKO-Vizepräsident Jürgen Roth und Arnold Schwarzenegger im USC Schwarzenegger Institute organisierten.“
Ulrike Ritzinger privat
„Sport, Musik und Freunde brauche ich als Ausgleich, um im Alltag auf lange Sicht funktionieren zu können“, verrät sie sehr offen. Weil ich keine Familie habe, die ein natürlicher Ausgleich wären, gehe ich zwei- bis dreimal die Woche laufen und schwimmen.“ Dass sie eine Perfektionistin ist, „liegt vielleicht auch an meinem Sternzeichen, der Jungfrau“, schmunzelt sie. Und Ausdauer gehört ebenfalls zu Ritzingers Stärken. „Ich kann an einem Klavierstück durchaus zwei, drei Jahre arbeiten, bis es dann perfekt ist. Meine Finger sind sehr stark. ‚Hakl ziehen‘ mit mir ist sicher nicht leicht,“ lacht sie voller Energie.
Zweimal im Jahr kommt Ritzinger nach Hause. „Das ist mir und meiner Familie wichtig. Ich habe noch drei Geschwister und bin mittlerweile Tante“, kommt es freudig.
Auf zukünftige Pläne befragt, bekomme ich die diplomatische Antwort: „Wenn der Bundespräsident ruft, geht man mit Freuden zurück.“ Noch macht sie sich keine Gedanken, denn „man muss im Jetzt leben, das sagt meine Mama auch immer.“ Sie verrät nur noch, dass sie versuchen wird, wieder nach Europa zu kommen.
Großes Beitragsfoto: Generalkonsulin Ulrike Ritzinger mit Gouverneur Arnold Schwarzenegger (Foto beigestellt)