Regisseurin Mirjam Unger eröffnete mit der famosen Verfilmung von Christine Nöstlingers Kinderbuch „Maikäfer flieg“ die Diagonale 2016. Und das sei ihr eine ganz besondere Ehre, erklärte Unger strahlend.
Sehr souverän, jugendlich frisch und humorvoll war die Eröffnungsrede der beiden neuen Intendanten Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger. Die „Diagonale-Jungs“, wie sie liebevoll genannt werden, erklärten u.a., man verwehre sich „gegen eine Kunst- und Kulturszene, die nur anlassspezifisch, tagesaktuell und themenorientiert politisch agiert“, und weiter: „Kino kann gerade heute etwas, was anderen Medien verwehrt bleibt – Film kann Gedanken reifen lassen und Bilder für komplexe Zusammenhänge finden.“ Zum Abschluss gab es einen vielbeklatschten Aufruf: „Lassen Sie uns für den Film in all seiner Vielfalt brennen.“
Nicht nur den Großen Schauspielpreis sondern auch ‚Standing Ovations‘ erhielt Erni Mangold, deren Laudatio die Jurymitglieder Hilde Dalik und Murathan Muslu hielten. Auch Bundespräsident Heinz Fischer sprach einige Worte. Erni Mangold, humorvoll und entwaffnend offen wie immer, erzählte u.a., dass ihr ein befreundeter Filmpartner in einem Mail schrieb: „Verdient. Verdient. Verdient“. Als sie dazu schelmisch meinte: „Und er hat recht“, erntete sie dafür großen Applaus. Als Preis erhielt sie einen von der Wiener Künstlerin und Designerin Anna Paul gestalteten Kimono samt Stange zum Aufhängen. „Ein Kimono mit eingewebten Handke-Texten“, witzelte Grissemann, der sehr humorvoll durch den Abend führte. „Ich komme mir vor wie der Nikolaus“, meinte Mangold trocken zu ihrem Preis.
„Maikäfer flieg“
In ihrem Kinderbuch „Maikäfer flieg“ verarbeitete die 79-jährige Erfolgsautorin Christine Nöstlinger ihre Erlebnisse nach Kriegsende. Sie war neun Jahre alt und erzählt, wie sie im April 1945 mit ihrer Familie in eine Villa in Neuwaldegg flüchtete. Die einmarschierenden Russen nahmen dort Quartier und die junge Christl freundet sich mit dem russisch-jüdischen Koch Cohn an.
Eine sehr eindrucksvolle schauspielerische Leistung von Zita Gaier, die die willensstarke Christl spielt, und ihrer Mutter, brilliant gespielt von Ursula Strauss. Uschi ist noch sehr emotional bewegt, als ich ihr nach der Filmvorführung gratuliere. Und auf meine Frage, wie es ihr gehe, meint die sehr schmal gewordene Schauspielerin: „Es geht wieder, aber dieser Film hat mir wirklich viel abverlangt“.
Regisseurin Mirjam Unger, hier mit der heimischen Filmproduzentin Gabriele Kranzelbinder (Foto Diagonale/Pelekanos)
Erni Mangold
geboren 1927 in Weikersdorf (NÖ), absolvierte ihre Ausbildung zur Schauspielerin an der Theaterschule Helmut Kraus. Von 1946 bis 1956 war Mangold am Theater in der Josefstadt engagiert, von 1955 bis 1963 am Hamburger Schauspielhaus bei Gustaf Gründgens. In der Zeit zwischen 1965 bis 1972 folgten Engagements in Wien und Deutschland. 1971 erhielt Mangold die Kainz-Medaille, den Vorgängerpreis des nunmehrigen Nestroy-Theaterpreises. Sie unterrichtete an mehreren namhaften Schauspielschulen. 2000 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt. Für ihre Darstellung einer Alzheimerpatientin in „Der letzte Tanz“ von Houchang Allahyari wurde sie 2014 mit dem Diagonale-Schauspielpreis gewürdigt, 2015 folgte der Österreichische Filmpreis.
Mirjam Unger
Die Regisseurin, Autorin und Moderatorin ist 1970 in Klosterneuburg geboren. Bis 1987 besuchte sie das Lycee Francais de Vienne, 1997 kam ihr Kurzfilm „Speak Easy“ (Best Short Spiral Award San Francisco 1998, NY Short award 1998) heraus.
Es folgten u.a. „Mehr oder weniger“ 1998 Kurzfilm (Beste Regie Filmakademie Wien Festival 1999)
„Viennas Lost daughters“ 2007 Kino-Dokumentarfilm, 90 min, Kino, Mobilefilm, Publikumspreis Diagonale
“Maikäfer flieg” 2016 Kino-Spielfilm, KGP, 110min, Eröffnungsfilm Diagonale 2016