Brigitta Kanyaro und Mario Canedo – Kreatives Doppel – Best Friends

Hedi Grager im Gespräch mit Mario Canedo und Brigitta Kanyaro (Foto Reinhard Sudy)Die beiden Schauspieler und Filmemacher Brigitta Kanyaro und Mario Canedo plaudern mit mir bei einem gemütlichen Kaffeeplausch in Graz  über das Stiefkind Kurzfilm in Österreich, gemeinsame Projekte und ihre lange Freundschaft.

Hedi Grager im Gespräch mit den erfolgreichen Jungschauspielern Mario Canedo und Brigitta Kanyaro (Foto Reinhard Sudy)
Hedi Grager im Gespräch mit den erfolgreichen Jungschauspielern Mario Canedo und Brigitta Kanyaro (Foto Reinhard Sudy)

Brigitta Kanyaro und Mario Canedo sind junge und schon recht erfolgreiche Nachwuchsschauspieler,  ein ‚Kreatives Doppel‘ – vor allem aber sind sie ‚best friends‘. Kennengelernt haben sie sich bei einem Schauspielkurs. „Es ging um camera acting und als ich den Raum betrat, sah ich mich um, dachte der sieht gemütlich aus, da setz ich mich dazu“, schmunzelt Brigitta. Seitdem arbeiten beide im kreativen Doppel.

Die Schauspieler Mario Canedo und Brigitta Kanyaro lernten sich bei einem Schauspielkurs kennen (Foto Mario Canedo).
Die Schauspieler Mario Canedo und Brigitta Kanyaro lernten sich bei einem Schauspielkurs kennen (Foto Mario Canedo).

Beide sind vom Medium Film begeistert und fasziniert – und schreiben gemeinsam an ihrem ersten Drehbuch. Das Filmprojekt „Unsere stillsten Stunden“ ist eine österreichisch-rumänische Koproduktion“, verrät Mario und beginnt zu schwärmen: „Rumänien ist als Filmland sehr interessant und rumänische Filme haben durch ihre Art und Weise, an einen Film heranzugehen, ein Alleinstellungsmerkmal und sind international gefragt.“ Auf meine Frage wie die Idee zustande kam, ein Drehbuch zu schreiben, erfahre ich: „Wir schreiben sowieso sehr viel, diverse Geschichten, Drehbücher für andere, für Demobänder von Kollegen, Gedichte u.a., da dachten wir, warum nicht gemeinsam eine Geschichte schreiben und einen guten gemeinsamen Film daraus machen.“  Brigitta ergänzt: „Wir haben es geschrieben und trauten uns doch nicht so richtig drüber. Ermutigt hat uns dann das gute Feedback von Schauspielkollegen, befreundeten Produzenten und Regisseuren, denen wir es zeigten.“

Die beiden Schauspieler Brigitta Kanyaro und Mario Canedo mit ihrer erfolgreichen Kollegin Lillian Klebow (Foto Michael Fischer)
Die beiden Schauspieler Brigitta Kanyaro und Mario Canedo mit ihrer erfolgreichen Kollegin Lillian Klebow (Foto Michael Fischer)

Von Vorteil ist, dass sie ihre eigenen Rollen auch gleich ausprobieren können. „Gut, dass wir uns im Spiel kennengelernt haben“, meint Brigitta, „das macht es für uns leichter, da wir sehr vertraut miteinander sind.“

Beide bestätigen den Trend, dass Schauspieler und Regisseure vermehrt auch Drehbücher schreiben.

Mario Canedo ist ein sehr wandelbarer Schauspieler und Drehbuchautor (Foto Bernd Brundert)
Mario Canedo ist ein sehr wandelbarer Schauspieler und Drehbuchautor (Foto Bernd Brundert)

Ihr erster Kurzfilm
Mittlerweile arbeiten sie mit einer Produktionsfirma und haben in Octav Chelaru einen tollen angesagten Nachwuchsregisseur gefunden – und auch etwas Geld. „Einen Film auf die Beine zu stellen war und ist sehr schwierig, denn das alles war neu für uns und man kann so viele Fehler machen. Wir kannten den Beruf bislang ja nur von der Schauspielerseite und haben für andere geschrieben“, erklärt Mario, und Brigitta ergänzt: „Es ist weiterhin viel Arbeit, aber jetzt haben wir Unterstützung und dadurch macht es mehr Spaß.“ Mit den erhaltenen Förderzusagen müssen sie natürlich auch einen Zeitplan einhalten und ihre Geldgeber über alles am Laufenden halten. Im November 2017 werden sie voraussichtlich mit ihrem Film fertig sein. „Das ist für einen Kurzfilm machbar“, meint Mario, „aber da wir eine Koproduktion haben – was für Kurzfilme selten ist – müssen wir schon schnell machen.“ Postproduktion, Schnitt und Rohschnitt, Vertrieb, Premieren organisieren, bei Festivals einreichen – es ist viel zu tun. Brigitta erklärt lächelnd: „Als Schauspieler ist man es ja nicht gewöhnt, mit dem gesamten Prozess zu tun zu haben. Aber jetzt arbeiten wir schon fast zwei Jahre an unserem Drehbuch hierfür, sind vom ersten geschriebenen Wort bis zur Ausstrahlung dabei, es ist unser Baby, das wir dann in die weite Welt schicken. Diese Erfahrung und der Blick auf alles bereichert uns sehr und war auch mit ein Grund für unsere Filmklappe“ (bei der Filmklappe handelt es sich um eine Veranstaltungsreihe mit Diskussionsplattform).

Mario Canedo und Brigitta Kanyaro: schnell ein Selfie bei einem ihrer Graz-Besuche (Foto beigestellt)
Mario Canedo und Brigitta Kanyaro: schnell ein Selfie bei einem ihrer Graz-Besuche (Foto beigestellt)

Drehort Rumänien
Die beiden lieben es in Rumänien zu drehen und hoffen, auch dort zusätzliche Förderungen zu bekommen. „Die Drehmöglichkeiten sind toll dort, die Menschen so interessiert und natürlich ist es auch wesentlich kostengünstiger. Wir haben hier schon mal gedreht und wissen, dass es hier tolle Motive gibt“, meint Mario. „Weißt Du, Brigitta und ich haben sehr viele Gemeinsamkeiten, wir haben ein ähnliches ästhetisches Empfinden, einen ähnlichen Geschmack und in diesem Film steckt so viel Persönliches von uns beiden, so viel Wahres und Privates von uns selbst drinnen. Wir wollten einfach einen sehr ehrlichen Film machen. Wir wollten von Dingen erzählen, von denen wir auch Ahnung haben. Wir müssen nicht lange diskutieren. Wir wissen sofort, was der andere meint, was mit anderen Arbeitspartnern am Anfang schwieriger sein kann. Wir sind auch sehr eingespielt.“

Brigitta Kanyaro hat Verwandte in Rumänien, wo sie und Mario Canedo Teile ihres Filmes drehen wollen. "Meine Tante ist Filmproduzentin und mein Onkel ist Cutter", erzählt die Schauspielerin (Foto Mario Canedo)
Brigitta Kanyaro hat Verwandte in Rumänien, wo sie und Mario Canedo Teile ihres Filmes drehen wollen. „Meine Tante ist Filmproduzentin und mein Onkel ist Cutter“, erzählt die Schauspielerin (Foto Mario Canedo)

Eine Hilfe für die beiden sind sicherlich Brigittas Verwandte in Rumänien, denn „meine Tante ist Filmproduzentin und mein Onkel ist Cutter, ebenso sind wir mit einer Produzentin von HBO Romania sehr gut befreundet. Das hilft natürlich. Uns gefällt, dass es in Rumänien bei jedem Film verpflichtend ist, soweit als möglich immer mit neuen Menschen zu arbeiten. Da herrscht eine ganz andere Arbeitskultur.“ Brigitta und Mario sind sich sicher, dass diese Art von Filmemachen, diese Mentalität und auch diese Arbeitsmoral mit ein Grund für den Erfolg rumänischer Filme ist.  Mario erklärt schmunzelnd: „Wir werden das Beste aus Österreich und das Beste aus Rumänien in einen Topf werfen und dann einen schönen und runden Film draus machen. Wir freuen uns schon sehr darauf“

Ihren Kurzfilm haben sie im Dokustil aufgebaut. „Weil wir diesen Figuren so viel Raum lassen, sie in ihrer natürlichen Umgebung einfangen, wirken sie gleichzeitig schwach und auch sehr stark. Es wird schwierig zu spielen sein und wir wissen noch nicht genau, was auf uns zukommen wird.“

„Weil wir den Figuren in unserem Film so viel Raum lassen und sie in ihrer natürlichen Umgebung einfangen, wirken sie gleichzeitig schwach und auch sehr stark. Es wird schwierig zu spielen sein und wir wissen noch nicht genau, was auf uns zukommen wird“, erklären Mario Canedo und Brigitta Kanyaro (Foto beigestellt)
„Weil wir den Figuren in unserem Film so viel Raum lassen und sie in ihrer natürlichen Umgebung einfangen, wirken sie gleichzeitig schwach und auch sehr stark. Es wird schwierig zu spielen sein und wir wissen noch nicht genau, was auf uns zukommen wird“, erklären Mario Canedo und Brigitta Kanyaro (Foto beigestellt)

Beiden ist es ein Anliegen, das Image von Kurzfilmen aufzuwerten. Begeistert kämpften sie sich beim TIFF in Rumänien, einem tollen Filmfestival und bei der Berlinale durch die verschiedenen Stile u.a. des Kurzfilms. „Wir waren fasziniert von der Qualität und Professionalität. „Bei uns sind Kurzfilme leider immer noch ein Stiefkind, aber wir hoffen, durch die Oscar-Nominierung des Kurzfilms von Patrick Vollrath auf etwas mehr Bewusstsein dafür. Diagonale und Berlinale bringen vor jedem Hauptfilm einen Kurzfilm, was gut ist. Wir wären auch dafür, vor jedem Spielfilm einen Kurzfilm im Kino, als eine Art Vorfilm zu zeigen und natürlich, dass der ORF seinem Auftrag nachkommt und auch dieser Kunstform in ihrem Portfolio eine Plattform bietet.“

Den Schauspielern Mario Canedo und Brigitta Kanyaro ist es ein Anliegen, das Image von Kurzfilmen aufzuwerten (Foto Björn Franck)
Den Schauspielern Mario Canedo und Brigitta Kanyaro ist es ein Anliegen, das Image von Kurzfilmen aufzuwerten (Foto Björn Franck)

Brigitta und Mario gemeinsam unterwegs
Die beiden engagierten Jungschauspieler haben viele Gemeinsamkeiten: sie schreiben auch abseits von Film Kurzgeschichten, sind in derselben Agentur, betreuen die Eventreihe „Filmklappe“ und sind ein eingespieltes Team. Brigitta: „Man findet selten im Leben Kollegen oder Freunde, mit denen man sich blind versteht. Wir haben ein sehr ähnliches ästhetisches Empfinden und Stilbewusstsein, wir benutzen einen ähnlichen Sprachduktus, das ist sehr schön.“ Mario schwärmt: „Wir freuen uns über die Erfolge des anderen. Wenn es einem von uns schlecht geht, ist der andere da für ihn. Wir haben ja auch Phasen ohne Dreh, dann schnappen wir uns oft die Kamera und machen Fotos und verwirklichen unsere Ideen.“ Sie haben auch schon weitere gemeinsame Projekte geplant, wo sie das Drehbuch schreiben und sogar diesmal selbst im Doppelpack Regie führen. Aktuell schreiben sie gemeinsam mit Markus Mörth an einem Drehbuch zu einem Österreichischen Spielfilmprojekt.

Brigitta Kanyaro und Mario Canedo haben ein sehr ähnliches ästhetisches Empfinden und Stilbewusstsein, benutzen einen ähnlichen Sprachduktus - und sie freuen sich über die Erfolge des anderen (Foto beigestellt)
Brigitta Kanyaro und Mario Canedo haben ein sehr ähnliches ästhetisches Empfinden und Stilbewusstsein, benutzen einen ähnlichen Sprachduktus – und sie freuen sich über die Erfolge des anderen (Foto beigestellt)

Brigitta Kanyaro
Sie ist in Ungarn geboren und in Rumänien aufgewachsen. Als sie mit ihren Eltern nach Wels zog, war sie 10 Jahre alt. Jetzt pendelt sie zwischen Wien und München. „Ich sag meistens, ich komm aus Europa“, lacht Brigitta.

Schauspielerin zu werden war nicht immer ihr Traumberuf. „Seit meinem 8. Lebensjahr wollte ich Scheidungsanwältin werden“, schmunzelt sie, „weil meine Eltern sich scheiden ließen und mir das keinen Spaß machte. Als wir nach Wels zogen, kamen eine neue Sprache, neue Menschen und eine neue Kultur auf mich zu. Ich habe die HBLA begonnen, aber ein Jahr vor der Matura wollte ich nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt habe ich im Jugendensembletheater in Oberösterreich gespielt und das hat mir viel Spaß gemacht. Eines Tages kam meine Mutter von der Arbeit und ich sagte zu ihr: „Ich gehe jetzt nach Wien und werde Schauspielerin. Die Schauspielschule kostet so und so viel – wie machen wir das.“ Ich muss schmunzeln und Brigitta meint lachend weiter: „Meine Mutter hatte wirklich viel Vertrauen in mich – mehr als ich selbst. Wir haben alles vorbereitet und ich habe Gott sei Dank die Aufnahmeprüfung bestanden. Einen Plan B hatte ich nicht.“

"Eines Tages kam meine Mutter von der Arbeit und ich sagte zu ihr: „Ich gehe jetzt nach Wien und werde Schauspielerin", erzählt Brigitta schmunzelnd (Foto Mario Canedo)
„Eines Tages kam meine Mutter von der Arbeit und ich sagte zu ihr: „Ich gehe jetzt nach Wien und werde Schauspielerin“, erzählt Brigitta schmunzelnd (Foto Mario Canedo)

Unkompliziert sprach sie damals bei der Filmakademie in Wien vor. „Ich hatte keine Ahnung, aber es klappte. Und dann habe ich bei diesem Schauspielkurs Mario kennengelernt. Wir tranken Kaffee und ich merkte, wie ich von Insiderinfos überschüttet wurde und fragte mich, warum hilft mir der Mensch und berät mich? Er hatte mein Talent erkannt. Ich habe dann meinen Typ verändert und mir die Haare kurz geschnitten, mir eine Agentur gesucht – und gedreht. Es kam alles sehr schnell ins Laufen.“

Brigitta Kanyaro liebt die Filmarbeit "und ich mag es, Rollen selbst zu erarbeiten. Ich probiere gerne Neues aus." (Foto Reinhard Sudy)
Brigitta Kanyaro liebt die Filmarbeit „und ich mag es, Rollen selbst zu erarbeiten. Ich probiere gerne Neues aus.“ (Foto Reinhard Sudy)

Auf eine Wunschrolle angesprochen meint sie: „Ich liebe Filmarbeit und mag es, Rollen selbst zu erarbeiten. Ich probiere gerne Neues aus. Ich mag z.B. die Herangehensweise von Regisseur Ulrich Seidl sehr, sie ist wahnsinnig fordernd, aber toll. Ich mag es weniger, einen Text zu bekommen und dann Go.“ Wenn Brigitta sich für ein Genre entscheiden müsste, würde sie sich für das Drama, das Ernsthafte entscheiden.
Bei der Frage, ob sie sich gerne in einer Serie sehen würde, kommt es wie aus der Pistole geschossen und lachend: „Game of Thrones. Es ist soviel Arbeit in dieser Serie, das wäre schon toll“.

Ich bin überzeugt, dass wir von dem kreativen Doppel, den ‚best friends‘ Brigitta Kanyaro und Mario Canedo noch viel sehen werden und bin schon sehr neugierig auf ihren gemeinsamen Film und die weiteren gemeinsamen Projekte.

Großes Beitragsfoto: Den Schauspielern Mario Canedo und Brigitta Kanyaro ist es ein Anliegen, das Image von Kurzfilmen aufzuwerten (Foto Björn Franck)

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