Der Jungdesigner Philipp Brunner war gerade in New York, wo er während der Fashion Week bei verschiedenen Designern backstage gearbeitet und wieder wertvolle Kontakte geknüpft hat.

Ich traf den 26-Jährigen im Sommer in Salzburg, wo er mir von seiner Arbeit als Designer und seinen Plänen erzählte. Philipp Brunner, 1991 in Salzburg geboren, war schon als Kind sehr kreativ. Nach der Matura an der Modeschule Hallein ging er nach Berlin, um an der AMD – Akademie Mode & Design Modedesign zu studieren. Im Juli 2017 absolvierte er seinen Master an der HTW – Hochschule für Technik und Wirtschaft ebenfalls in Berlin. „Antwerpen hätte mich zwar auch gereizt, Berlin war für mich aber schon wegen der Fashion Week spannender.“ Sein Studium finanzierte sich der talentierte Jungdesigner selbst. „Ich habe oft in den Ferien Mozartkugeln verkauft und war unter anderem in der Kostümabteilung der Salzburger Festspiele tätig“.
Aktuell pendelt Philipp zwischen Salzburg und Berlin.

Bachelor-Abschlusskollektion ‚Homeland‘
Philipp begeisterte bei seinem Abschluss mit seiner Denim-Kollektion, die von den österreichischen Trachten inspiriert wurde. „Als Kind kann man mit Tracht nicht wirklich etwas anfangen,“ meint er, „aber später entwickelt man ein Gefühl dafür. Die Tracht ist so vielseitig und die Handarbeitstechnik sehr spannend.“ Jeans-Stoffe wählte er deshalb für seine Abschluss-Kollektion, da ihn dieses Material immer schon während der Modeschule faszinierte. „Man kann Kreationen aus Denim in den Koffer packen, wieder auspacken, aufdämpfen und schon schauen diese wieder toll aus.

Das Material ist dazu sehr geschichtsträchtig und die alten Handwerkstechniken der Trachtenherstellung lassen sich wunderbar auf Jeans-Stoffe übertragen.“ So gibt es in seiner Kollektion Trachtenelemente wie z.B. die Goldhaube. „Auf einer Trachtenmesse kam ich mit einer Salzburgerin aus einer Goldhaubengruppe in Kontakt, die selbst Goldhauben herstellt. Ich war sogar bei ihr zu Hause und lernte von ihr alles über diesen Kopfschmuck. Sie hat sich sehr gefreut, denn meist hat nur mehr die ältere Generation Interesse daran und die traditionellen Techniken geraten leider in Vergessenheit.“
Wichtig für Philipp sind auch die Themen Umwelt, Recycling und natürlich gute Qualität. „Nach Möglichkeit beziehe ich meine Stoffe aus Österreich.“

Philipps Klimt Kollektion
Zum 155. Geburtstag von Gustav Klimt präsentierte Philipp Brunner im Juli 2017 in der Klimt-Villa in Wien seine eigene Masterkollektion „GUSTAV“.
„Sie ist eine Hommage an Gustav Klimt und seine Muse Emilie Flöge“, verrät er. Ich habe mir für diese Präsentation vorher Schauplätze von Klimts Wirken und Leben angesehen. Das Klimt-Zentrum am Attersee wäre auch eine Option gewesen. Er erzählt lebendig weiter: „Ich habe alles selbst organisiert und mit der Modeschule Hallein zusammengearbeitet. Schüler_innen haben für mich gemodelt und für den richtigen Look der Models gesorgt.“ Viel und gerne arbeitet er mit seiner Cousine Charlotte. „Sie ist mein Hausmodel“, lacht Philipp, „sie weiß, wie man sich natürlich bewegt.“

Inspiration holt er sich aus verschiedensten Bereichen wie z. B. der Kunst von Gustav Klimt und auch einfach aus dem Alltag.“ Philipp hat sich vorerst auf Womenswear spezialisiert. „Das ist einfach leichter, weil Frauen eher Mode kaufen als Männer – aber natürlich wäre es auch spannend, Menswear zu machen.“

Viel arbeitet Philipp mit social media wie facebook, instagram, tumblr oder Bloggern wie beispielsweise Karin Teigl von „constantly_k“. „Ich finde ihre Streetstyle Fotos toll und halte Marketing für immens wichtig.
Philipp privat und seine Ziele
Der kreative junge Designer bezeichnet sich selbst als zielstrebig und engagiert. Er ist Single und auf meine Frage, wie seine Traumfrau aussehen sollte, meint er: „Gute Frage. Sie sollte auf alle Fälle gut angezogen und sicher nicht langweilig sein.“

Philipp ist ein sehr zielorientierter junger Mann: „Ich hab‘ immer nur einen Plan A – und das klappt dann auch. Ich lass nicht locker, wenn jemand nicht gleich zurückschreibt. Auch für mein Praktikum bei Wolfgang Joop, WUNDERKIND, habe ich nachgehakt und es hat geklappt.“ Das war 2014 und Wolfgang Joop hatte sein Atelier damals noch in Potsdam. „Er war täglich im Haus, die Anproben fanden dort statt und er sorgte für gute Laune im Atelier.“ Philipp konnte ihn sogar auf die Fashion Week nach Paris begleiten.

Eines seiner Highlights war ein Job bei der Show von Chanel im Schloss Leopoldskron / Salzburg, bei der Karl Lagerfeld sich von der österreichischen Tracht inspirieren ließ.

Mehrmals half er backstage bei den Shows von Marina Hoermanseder , die er als Designerin sehr mag. Im September 2017 ergab sich die einmalige Chance für das Münchner Label Marcel Ostertag bei der New York Fashion Week mitzuarbeiten. Beim diesjährigen Wiener Lifeball half er bei den Kostümen und war als Dresser für Conchita Wurst zuständig. „Man muss einfach offen sein und auf die Menschen zugehen und sie ansprechen, die Rückmeldungen sind meist positiv.“

Sein Ziel ist natürlich ein eigenes Label, wenn auch nicht vordergründig. Vorerst möchte Philipp jetzt einmal bei Designern arbeiten und lernen. Ein absoluter Traum wäre natürlich ein Praktikum bei Vivien Westwood oder bei Karl Lagerfeld. „Das ist zwar fast unmöglich, aber ich gebe nicht auf.“
Großes Beitragsfoto: Philipp Brunner und seine Kollektion GUSTAV. (Foto Chris Perkles)
www.philippbrunner.tumblr.com
www.instagram.com/philippbrunnerfashiondesign/
www.facebook.com/philippbrunnerfashiondesign/
Philipp Brunner
2009 und 2010 Praktikum in der Kostümabteilung während der Salzburger Sommerfestspiele.
2011 Matura an der Höheren Lehranstalt für Mode- und Bekleidungstechnik in Hallein.
2012 – 2016 Bachelorstudium (Modedesign) an der AMD Berlin.
2014 Praktikum bei WUNDERKIND (Wolfgang Joop) in Potsdam.
2016 – 2017 Masterstudium (Modedesign) an der HTW Berlin