Nicola Hoff: „Ich war immer schon ‚anders'“

Nicola Hoff: Abschluss Masterstudium in Seoul (Foto privat)Die junge Grazerin Nicola Hoff führte schon immer ein etwas „anderes“ Leben. Erst studierte sie  Japanologie und Koreanologie in Wien, danach Digital Media Design und Graphic Design in Seoul, Südkorea. Jetzt arbeitet sie dort als Grafikerin im Marketingteam einer Finanzfirma. Wie ihre Liebe für diese Länder entstand und wie strebsam sie ihre Studienzeit meisterte, erzählt sie jetzt.

Nicola Hoff studierte Japanologie und Koreanologie in Wien, danach Digital Media Design an der IDAS, Hongik University, und Graphic Design an der SungKyunKwan University in Seoul, Südkorea. (Foto privat)
Nicola Hoff studierte Japanologie und Koreanologie in Wien, danach Digital Media Design an der IDAS, Hongik University, und Graphic Design an der SungKyunKwan University in Seoul, Südkorea. (Foto privat)

Die Idee Japanologie zu studieren, geht schon auf ihre Kindheit zurück, erzählt Nicola. „Wie viele andere Kinder in meinem Alter habe ich regelmäßig japanische Animationsserien im TV geschaut (z.B. Sailor Moon). Daraus entwickelte sich ein Interesse für japanische Comics (Mangas), welche ich gerne gelesen und auch selbst gezeichnet habe. Zusätzlich hat mir eine meiner besten Freundinnen japanische Rockmusik vorgestellt. Ich denke, das war ein Punkt in meinem Leben, der alles ins Rollen gebracht hat. Meine Freizeit bestand also hauptsächlich aus japanischer Popkultur und ich hatte – wie so viele andere Teenager – meine eigene Nische gefunden, in der ich mich wohlfühlte – auch wenn es für Außenstehende ziemlich seltsam erschien.“

Mit einem Schmunzeln erzählt Nicola weiter: „Ich war nicht nur aufgrund meiner Interessen, sondern auch aufgrund meines gewählten Kleidungsstils sehr „anders“. Ich suchte mir Gleichgesinnte im Internet – sowohl in Graz, als auch weltweit – mit denen ich dieses Interesse teilte, und verbrachte meine Zeit neben der Arbeit für die Schule hauptsächlich mit japanischer Sprache und Popkultur.“

Nicola Hoff: "Mein koreanisches Bewerbungsfoto." (Foto privat)
Nicola Hoff: „Mein koreanisches Bewerbungsfoto.“ (Foto privat)

Ihr Japanologie Studium begann sie im Oktober 2009 an der Uni Wien. „Dort habe ich dann also Japanisch vor mich hinstudiert und hatte eigentlich geplant – wie eine meiner größeren Schwestern – einen Austausch in Japan zu machen. Doch genau im selben Jahr ereignete sich die Atomkatastrophe in Fukushima, weshalb ich meine Pläne wieder verwerfen musste. Durch das Internet, insbesondere Youtube, wurde ich ein paar Jahre zuvor schon auf koreanische Popkultur aufmerksam, weshalb ich zu der Zeit auch mit einem Selbststudium der koreanischen Sprache begonnen habe. Lange Rede, kurzer Sinn: aus meinem Interesse für Japan entstand ein Interesse für Korea. Das führte dazu, dass ich zusätzlich im Jahr 2012 mit einem Koreanologie Studium an der Uni Wien begann.“

Ein paar Monate später nahm Nicola an einem Wettbewerb über Korea teil und gewann zu ihrer eigenen Überraschung den 1. Platz. Damit wurde sie als österreichische Repräsentantin zu einer Quizsendung im koreanischen Fernsehen nach Korea eingeladen. „Diese Erfahrung war so toll, dass ich mich gleich nach meiner Rückkehr nach Österreich für ein Auslandssemester in Korea bewarb“, erzählt Nicola weiter. „Glücklicherweise wurde ich genommen und startete mein Austausch-Semester an der Yonsei Universität in Seoul im Sommer 2014. Ich hatte jeden Tag drei Stunden Koreanisch Unterricht, weshalb sich mein Koreanisch in dieser Zeit drastisch verbesserte.“

Nicola Hoff nahm 2013 an einem Wettbewerb über Korea teil, gewann den 1. Platz und wurde als österreichische Repräsentantin zu einer Quizsendung im koreanischen Fernsehen nach Korea eingeladen. (Foto privat)
Nicola Hoff nahm 2013 an einem Wettbewerb über Korea teil, gewann den 1. Platz und wurde als österreichische Repräsentantin zu einer Quizsendung im koreanischen Fernsehen nach Korea eingeladen. (Foto privat)

Danach ging Nicola zurück nach Österreich,  um ihr Studium abzuschließen. „Vor meinem Abschluss nahm ich noch aufgrund einer Bitte meiner Koreanisch-Lehrerin an einem koreanischen Schreibwettbewerb teil. Für mich unerwartet gewann ich den 3. Platz und somit ein Master-Stipendium für die Sungkyunkwan Universität in Seoul. Zu der Zeit war ich bereits am Überlegen, was ich denn nach meinem Studium machen könnte, und dieses Stipendium erinnerte mich an einen Weg, den ich ursprünglich statt meiner Sprachstudien einschlagen wollte: ein kreatives Studium wie etwa Grafikdesign.“

Nach der Teilnahme an einer Quizsendung im koreanischen Fernsehen entschloss sich Nicola Hoff, sich für ein Auslandssemester in Korea zu bewerben - und startete dieses 2014 an der Yonsei Universität in Seoul. (Foto privat)
Nach der Teilnahme an einer Quizsendung im koreanischen Fernsehen entschloss sich Nicola Hoff, sich für ein Auslandssemester in Korea zu bewerben – und startete dieses 2014 an der Yonsei Universität in Seoul. (Foto privat)

Da Nicola keinen Bachelor in Design vorzuweisen hatte, konnte sie ihr gewonnenes Master-Stipendium leider nicht gleich antreten. Ein Grafikdesign-Portfolio musste her – und dafür musste sie natürlich den Aufnahmeprozess bestehen. Bei ihren Recherchen nach anderen Möglichkeiten stieß sie auf die IDAS, die International Design School for Advanced Studies, welche ein Teil der Hongik Universität in Seoul ist. Diese Uni ist im Design-Bereich am bekanntesten und genießt ein sehr hohes Ansehen. „IDAS warb mit einem Design-Studiengang, für den sich auch Nicht-Designer bewerben konnten, wenn sie ein zusätzliches Jahr für Design Grundlagen absolvieren. Ich dachte mir, dass dies meine einzige Chance sei und bewarb mich. Ein Skype Interview später wurde ich aufgenommen und es hieß: ab nach Korea für ein Masterstudium in Grafikdesign“, spricht Nicola weiter über ihre unglaubliche Studienzeit.

Nicola Hoff: "Mein erstes Grafikdesign-Portfolio. (Foto privat)
Nicola Hoff: „Mein erstes Grafikdesign-Portfolio. (Foto privat)

Nicola Hoff ist ihren Eltern sehr dankbar, dass sie sie unterstützten und ihr ein Semester an der IDAS ermöglichten, denn dafür gab es keinerlei Stipendium. Auch sind die Studiengebühren in Korea, verglichen mit Österreich, sehr hoch.
Nicola wollte aber unbedingt auf die Uni wechseln, für die sie ein Stipendium gewonnen hatte – vor allem wollte sie unnötig hohe Kosten sparen. „So legte ich beim Studium an der IDAS eine Pause ein, um schnellstmöglich mein erstes Grafikdesign-Portfolio vorzubereiten. Ich entschied mich im Sommer 2016 deshalb dazu, mich bei einer der zahlreichen privaten Lernakademien in Seoul für einen dreimonatigen Portfolio-Intensiv-Kurs einzuschreiben. Da die Aufnahmeverfahren an koreanischen Unis sehr streng und schwer sind, wurde ich auch für das anstehende Interview an meiner Stipendien-Uni, der Sungkyunkwan Universität (SKKU), gecoacht. Hätte ich nicht Koreanologie studiert und wäre mein Koreanisch nicht gut gewesen, wäre es unmöglich gewesen, an die SKKU zu wechseln, da dort alles auf Koreanisch zu bewältigen war und man für ein Masterstudium ein Level 4 in Koreanisch vorweisen musste (Level 6 ist das Höchste).  Glücklicherweise wurde ich aufgenommen und konnte somit endlich von meinem gewonnenen Master-Stipendium Gebrauch machen. Ein reguläres Masterstudium in Korea dauert übrigens 2 Jahre und die Kosten betragen je nach Studiengang ungefähr 6000-7000€ pro Semester.“ 
Nicola fing im März 2017 an der SKKU ihr Masterstudium in Grafikdesign an und hat es heuer im Februar erfolgreich abgeschlossen. 

Nicola Hoff hat heuer ihr Masterstudium in Grafikdesign an der SKKU in Seoul erfolgreich abgeschlossen. (Foto privat)
Nicola Hoff hat heuer ihr Masterstudium in Grafikdesign an der SKKU in Seoul erfolgreich abgeschlossen. (Foto privat)

Da die unglaublich fleißige Grazerin keinen Design-Hintergrund hatte, musste sie im Vergleich zu anderen Studenten ein paar Kurse mehr absolvieren und das Arbeitspensum war recht hoch. „Zudem musste ich mir nebenbei auch noch das Leben im Ausland finanzieren, weshalb ich ca. 1 Jahr lang als Freelance-Übersetzer für Deutsch, Koreanisch und Englisch online gearbeitet habe. Aufgrund dessen blieb mir leider nicht viel Zeit für Praktika bei Firmen.“

Nicola Hoff: "Master of Design" (Foto privat)
Nicola Hoff: „Master of Design“ (Foto privat)

Nicola erzählt, dass sich die Jobsuche nach ihrem Abschluss eher schwierig gestaltete. „Stellen für Nicht-Koreaner, die nicht als Lehrer oder im Entertainment Business arbeiten möchten, gibt es nicht viele. Nach Monaten der Suche und vielen Absagen, bekam ich durch ein Youtube-Video, an dem ich auf Anfrage meiner Uni teilgenommen hatte, eine Anfrage zu einem Interview bei einer Finanzfirma. Ich hätte mich nie in diesem Bereich gesehen, jedoch stellte sich heraus, dass diese Firma gezielt Menschen mit Sprach- und Designkenntnissen für den Aufbau eines Marketingteams suchte. Es ist wirklich erstaunlich, was man durch das Internet alles erreichen kann“, ergänzt Nicola mit einem Schmunzeln. „Ich arbeite nun also als Grafikerin im Marketingteam einer Finanzfirma hier in Seoul.“

Das Leben in Seoul gefällt Nicola wirklich gut. „Ich fühle mich hier wirklich inspiriert. Seoul bietet einerseits viel traditionelle Kultur, aber gleichzeitig ist es modern und immer in Bewegung. Es gibt immer Neues zu sehen und zu entdecken und ich denke, dass das speziell für Menschen, die in kreativen Bereichen tätig sind, von extrem großer Bedeutung ist. Natürlich gibt es auch Schattenseiten, wenn man als Minderheit in einem fremden Land lebt, aber nichts im Leben ist perfekt.“

Nicola Hoff: "Seoul bietet einerseits viel traditionelle Kultur, aber gleichzeitig ist es modern und immer in Bewegung. Ich denke, dass das speziell für Menschen in kreativen Bereichen von extrem großer Bedeutung ist." (Foto privat)
Nicola Hoff: „Seoul bietet einerseits viel traditionelle Kultur, aber gleichzeitig ist es modern und immer in Bewegung. Ich denke, dass das speziell für Menschen in kreativen Bereichen von extrem großer Bedeutung ist.“ (Foto privat) 

An Österreich vermisst sie vor allem ihre Familie und Freunde. „Es kann manchmal schon sehr frustrierend sein, wenn man sich nicht einfach mal so auf einen Kaffee zum Tratschen treffen kann. Aber ich versuche es einfach immer positiv zu sehen und denke  mir: wenn ich jetzt hart arbeite und weiterhin an meinem Weg festhalte, dann werde ich meinen Traum von einem ortsunabhängigen Job verwirklichen können, und dann ist das für alle Beteiligten von Vorteil. Dann kann ich sowohl in Österreich als auch in Korea arbeiten und leben und mein eigener Boss sein. Das klingt zwar etwas unrealistisch, aber das ist mein grober Zukunftsplan. Wie sagt man so schön: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.“ Du hast absolut recht, liebe Nicola!

Video Nicola Hoff/Universität SKKU  
Video Nicola Hoff/Seoul   

 

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