Manuel Rubey – Mann mit vielen Gesichtern

Der vielseitige Künstler ist Schauspieler, Musiker, Kabarettist und Buchautor. Er bezeichnet sich selbst als ‚Showboy‘. Aktuell tourt er mit seinem Soloprogramm „Goldfisch“ durch die Lande. 

Ich traf den großartigen Schauspieler, der heuer beim österreichischen Filmpreis für ‚Waren einmal Revoluzzer‘ gleich zweimal nominiert wurde, vor seinem Auftritt mit ‚Goldfisch‘ in Graz. Es gehe ihm ein bisschen durchwachsen, erzählt er sehr offen, „denn Corona hängt noch immer wie ein Damokles-Schwert über uns. Ich bin nicht ausufernd euphorisch, freue mich aber total auf jede einzelne Vorstellung. Und vielleicht hat es auch was Gutes, weil man sich wieder mehr hinterfragen muss – wobei, das tue ich ja so auch.“

Ich traf den großartigen Schauspieler, der heuer beim österreichischen Filmpreis für ‚Waren einmal Revoluzzer‘ gleich zweimal nominiert wurde, vor seinem Auftritt mit ‚Goldfisch‘ in Graz. (Foto Reinhard A. Sudy)
Ich traf den großartigen Schauspieler, der heuer beim österreichischen Filmpreis für ‚Waren einmal Revoluzzer‘ gleich zweimal nominiert wurde, vor seinem Auftritt mit ‚Goldfisch‘ in Graz. (Foto Reinhard A. Sudy)

Trotz Corona konnte Manuel einige interessante Filme drehen. „Ich hatte das Gefühl, dass der Filmset überhaupt der sicherste Ort war, weil dort ja täglich getestet wird.“ Es gab für ihn sogar ein ‚Corona-Geschenk‘, erzählt er. „Regisseur Michael Hofmann, mit dem ich schon ‚Seit Du da bist‘ drehte, hat mir bereits vor zwei Jahren eine sehr interessante Rolle angeboten, die ich damals aufgrund meiner geplanten Tour leider absagen musste. Während des zweiten Lockdowns rief er wieder an, dass er die Rolle noch nicht vergeben habe – und so konnten wir jetzt diesen 6-Teiler mit dem Arbeitstitel „Das Streben nach Glück“ drehen. Ich spiele einen Mathematiker, der sich ‚on the spectrum‘ befindet. Diese englische Definition für einen Autisten finde ich sehr treffend, weil sich diese vielseitige Entwicklungsstörung bei jedem anders zeigt.“ Zur Vorbereitung sah er sich auf Netflix die Serie ‚Love on the Spectrum an, in der Betroffene auf der Suche nach einem Partner begleitet werden. „Sie sind meist hochintelligent und sehr sensibel, können aber Emotionen nicht lesen und interpretieren – und das finde ich hochspannend.“

Weiters drehte Manuel mit ‚Jeanny, das fünfte Mädchen‘ einen Thriller, in dem er eine dunkle Figur, einen zwielichtigen Steuerberater, spielt. „Es folgten der dritte Salzburger Landkrimi, die Komödie ‚Faltenfrei‘ mit Adele Neuhauser und Corsage, in dem ich König Ludwigs II spielte. Wenn ich nicht soviel gedreht hätte, wäre ich wahrscheinlich durchgedreht“, meint er mit einem Schmunzeln.  

Trotz Corona konnte Manuel Rubey einige interessante Filme drehen. „Ich hatte das Gefühl, dass der Filmset überhaupt der sicherste Ort war, weil dort ja täglich getestet wird.“ (Foto Reinhard A. Sudy)
Trotz Corona konnte Manuel Rubey einige interessante Filme drehen. „Ich hatte das Gefühl, dass der Filmset überhaupt der sicherste Ort war, weil dort ja täglich getestet wird.“ (Foto Reinhard A. Sudy)

Tunnelgefühl
Während der Dreharbeiten befindet sich Manuel wie ‚in einem Tunnel‘. „Vielleicht, weil es mich immer mehr anstrengt, vielleicht tue ich mir auch immer mehr an. Dieses ständige Jetlag Gefühl, wenn zu Wochenbeginn die Tagbilder gemacht werden und 4.30 Uhr Arbeitsbeginn ist, und ab Donnerstag um 17 Uhr die Nachtbilder. Da habe ich zu kämpfen, meinen Hormon- und Schlafhaushalt halbwegs fit zu halten.

Auf meinen Touren habe ich das Glück, mit Freunden zu reisen, und es geht etwas lockerer zu. Da geht man nach der Vorstellung schon mal auf ein gemeinsames Glas, und kann danach jammern oder glücklich sein“, schmunzelt er.

Viel Zeit verbringt Manuel natürlich in Hotels. Da bevorzugt er kleine Familienbetriebe. „Ich mag es, die Menschen, ihre Individualität und ihr Bemühen zu spüren, das finde ich viel wichtiger als Luxus. Den brauche ich nicht. Und ein herrliches Frühstücksbuffet lässt mich den Tag glücklich beginnen.“

Messages und social media
Das vielseitige Talent möchte keine Messages mitgeben, denn er ist mittlerweile der Meinung, „dass wir als Teil einer Gesellschaft Messages zwar brauchen, es aber nicht Aufgabe der Kunst ist, diese zu verbreiten. Im besten Fall bilden wir etwas ab und vielleicht nimmt man, wenn man Glück hat, hin und wieder eine Strömung oder Entwicklung vorweg. Ich glaube, unsere Aufgabe ist es, gute Geschichten zu erzählen, weil Geschichten uns zu Menschen machen. Das ist Aufgabe genug. Es gibt vom Sänger Bon Scott von ACDC zwar das Zitat: Die einzige Message, die ich zu verkünden habe, ist die Nummer meines Hotelzimmers. Soweit würde ich zwar nicht gehen“, lacht Manuel, „meine aber, dass es immer problematisch ist, wenn man zuviel transportieren will. Ich will gute Geschichten erzählen und berühren, ich bin nicht Priester sondern Schauspieler.“

„Einmal noch schlafen, dann ist morgen“ heißt das erste Buch von Manuel Rubey, das einen philosophischen, kreativen und außergewöhnlicher Einblick in die Welt gewährt. (Foto Reinhard A. Sudy)
„Einmal noch schlafen, dann ist morgen“ heißt das erste Buch von Manuel Rubey, das einen philosophischen, kreativen und außergewöhnlicher Einblick in die Welt gewährt. (Foto Reinhard A. Sudy)

Auf social media angesprochen meint er: „Es ist wirklich fatal und ich renne da immer wieder selbst ins offene Messer. Deshalb, weil ich gerne streite und der Illusion nachhänge, dass man sich auch mal irren kann, oder auch mal etwas zur Diskussion stellen kann. Aber es gibt nur mehr wenig Diskussionskultur, meist gibt es nur mehr ein für mich oder gegen mich.“

Sorge macht ihm, dass viele junge Menschen sich nur mehr über social media definieren und man als Eltern kaum Einfluss darauf hat. Der 42-Jährige spricht aber auch von seinem vorsichtigen Optimismus. „Wenn ich an meine Töchter denke, haben diese super Role Models wie z.B. die Künstlerin Billie Eilish, die weg vom Körperwahnsinn gehen oder die sich um den Planeten kümmern. Und das mit einer Ernsthaftigkeit, von der wir alle noch etwas lernen können.“ Seine Erziehungsmessage an seine beiden Töchter ist Selbstbestimmung und Selbstbewusstsein.

In seinem Soloprogramm ‚Goldfisch‘ inszeniert sich Manuel Rubey als demnächst geschiedener Prokrastinierer, der nicht einmal lebenserhaltende Maßnahmen für den titelgebenden "Goldfisch" auf die Reihe bekommt. (Foto Reinhard A. Sudy)
In seinem Soloprogramm ‚Goldfisch‘ inszeniert sich Manuel Rubey als demnächst geschiedener Prokrastinierer, der nicht einmal lebenserhaltende Maßnahmen für den titelgebenden „Goldfisch“ auf die Reihe bekommt. (Foto Reinhard A. Sudy)

Projekte in der Zukunft
„Davon gibt es hoffentlich viele“, lacht Manuel, „über manches kann ich noch nicht sprechen. Ich freue mich einfach, dass ich funktioniere und es ein bisschen weitergeht. Ich merke aber, dass es mich im Moment mehr Kraft kostet als sonst, und dass ich versuche herauszufinden, was ich eigentlich will und wie mein Fokus in den nächsten Jahren aussehen soll. Es sind viele große Fragezeichen“, meint er nachdenklich. „Lässt man das eine oder andere Genre weg oder ist es doch richtig so wie es ist. Zuviele Life-Termine hindern wieder am Drehen. Oder soll ich noch ein Buch schreiben, Ideen hätte ich genug.“ Sich Gedanken zu machen, findet er aber auch super, „denn wenn mir ein interessanter Gedanke gelingt, ist das ja durchaus erhellend.“

Großes Beitragsfoto: Manuel Rubey: Schauspieler, Musiker, Kabarettist und Buchautor. (Foto Wolf Silveri)

www.manuelrubey.com   

 

 

 

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