Sandor Habsburg-Lothringen: „Wir haben uns zu viel zu abhängig gemacht“

Herta Margarete und Sandor Habsburg-Lothringen bei einem ihrer vielen Empfänge. (Foto beigestellt)Sandor Habsburg-Lothringen stammt aus der toskanischen Linie des Hauses Habsburg und ist ein Nachfahre von Maria Theresia. Wegen seines großes Wissens und seines Interesses an nachhaltigen Themen wird er international gerne als Redner eingeladen. 

Sandor Habsburg-Lothringen stammt aus der toskanischen Linie des Hauses Habsburg und ist ein Nachfahre von Maria Theresia. Hier beim 25. Jubiläum des Infantry Regiments No18 in Hradek, Czech Republic. (Foto beigestellt)
Sandor Habsburg-Lothringen stammt aus der toskanischen Linie des Hauses Habsburg und ist ein Nachfahre von Maria Theresia. Hier beim 25. Jubiläum des Infantry Regiments No18 in Hradek, Czech Republic. (Foto beigestellt)

Am 13. Februar 1965 in Wien geboren, wuchs Sandor Habsburg-Lothringen in Österreich, der Dominikanischen Republik und Antigua auf. Den Bachelor of Science erwarb er 1988 in den USA. Der Maschinenbautechniker machte sich bald selbstständig und war u. a. in der Telekommunikationsbranche in ganz Europa unterwegs.

Als Mitglied der toskanischen Linie des Erzhauses nennt sich „Seine Kaiserlich-Königliche Hoheit Erzherzog Sandor von Österreich“ auch „Prinz der Toskana“. Sein Vater Dominic Habsburg war einst weltweit u.a. für die UNO in Sachen Industrial Design unterwegs und in den USA daheim. Seine Mutter Engel von Voß stammt aus dänischem Uradel.

Der erfolgreicher Unternehmer Sandor Habsburg-Lothringen setzt sich sehr für die Umwelt ein und sieht Impact Investing als ein wichtiges Thema. (Foto beigestellt)
Der erfolgreicher Unternehmer Sandor Habsburg-Lothringen setzt sich sehr für die Umwelt ein und sieht Impact Investing als ein wichtiges Thema. (Foto beigestellt)

Der erfolgreicher Unternehmer setzt sich sehr für die Umwelt ein und sieht Impact Investing als ein wichtiges Thema. Hier geht es darum, Investitionen zu tätigen, die nicht nur eine finanzielle sondern auch eine messbare soziale oder ökologische Wirkung erzielen. „Das Ziel ist, in Gewissen zu investieren“, ist Sandor Habsburg-Lothringen überzeugt, und fordert daher auf in Projekte zu investieren, die Achtung für die Umwelt und Achtung für die Menschen schaffen. „Im Rahmen der SDG Impact Standards und der Ziele der UNO ist heute Impact Investing in aller Munde, und natürlich ist es sehr praktisch, in diesem aufmerksam beobachteten Umfeld diese Ziele zu verfolgen. Man sollte grundsätzlich einfach mit Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit investieren, denn das ist das eigentliche Thema.“

Herta Margarete und Sandor Habsburg-Lothringen bei den Österreichischen Knappen-und Hüttentagen in Trieben in der Steiermark 2022. (Foto beigestellt)
Herta Margarete und Sandor Habsburg-Lothringen bei den Österreichischen Knappen-und Hüttentagen in Trieben in der Steiermark 2022. (Foto beigestellt)

Aber ist es in Zeiten, wo sich alles um das schnelle Geld dreht, nicht sehr schwierig, die breite Aufmerksamkeit in diese Richtung zu lenken, möchte ich von ihm wissen. „Ja schon“, bejaht der visionäre Unternehmer, „weil das Investmentverhalten überwiegend so aufgebaut ist, dass es sich schnell rechnet. Es geht um die Renditen und dabei ist es weitestgehend egal, wie diese erwirtschaftet werden. Aber, auch wenn man es kaum glaubt, versucht man doch neue Regeln aufzustellen, die dieses Verhalten verändern. Investoren sind schon angehalten, in nachhaltige Bereiche zu investieren, die aber leider noch Mangelware sind“, erzählt mir Sandor Habsburg-Lothringen. Ich merke ihm an, wie sehr ihm das Thema am Herzen liegt. „Ich bringe in meinen Präsentationen meist folgenden Vergleich als Argument: wenn jemand von Investoren Geld haben will, und von ihm verlangt wird, du musst 10 % pro Jahr erwirtschaften, dann wird er das auch tun. Wenn wir ihm aber die vorhin erwähnten Werte als Bedingung vorgeben, dann wird er das ebenfalls tun. Wir versuchen also einfach die Spielregeln entsprechend zu definieren, dass es selbstverständlich wird, in Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit zu investieren. So kann man Schritt für Schritt auch das System verändern und dazu beitragen, dass es sich selbst verändert“, ist er sich sicher. „Es braucht dafür Geduld, Geld und Struktur. Es gibt ja bereits Investitionsstrukturen dafür wie Fonds, Firmen und Projekte, die genau diese Kriterien berücksichtigen.“

Wegen seines großes Wissens und seines Interesses an nachhaltigen Themen wird Sandor Habsburg-Lothringen international gerne als Redner eingeladen. (Foto beigestellt)
Wegen seines großes Wissens und seines Interesses an nachhaltigen Themen wird Sandor Habsburg-Lothringen international gerne als Redner eingeladen. (Foto beigestellt)

Etwas provokant meine ich, dass Österreich zwar immer gerne ein Einser-Schüler ist, und frage, ob es etwas bringt, wenn die großen weltweiten Player wenig dafür tun. „Oh ja“, meint Sandor Habsburg-Lothringen in seiner ruhigen, Sicherheit ausstrahlenden Art. „Außerdem passiert in China, den USA und auch Indien relativ viel, mehr als man glaubt. Wir bekommen leider ein Bild vermittelt, das nicht der Realität entspricht. Es wäre sinnvoller, den Menschen Mut zu machen, damit sie auch selbst etwas tun.“

Liegt dann das Problem vielleicht auch darin, dass dieses Thema wenig kommuniziert wird, möchte ich wissen und erfahre: „Österreich ist ein sehr interessantes Land. Wir haben die höchste Konzentration an sogenannten Little Giants, das sind auf ihrem Sektor weltweit führende Spezialisten. Als einfaches Beispiel nenne ich Leinwände: da gibt es in Oberösterreich eine Firma, die bei Leinwänden weltweit führend ist. Und warum? Weil wir wirklich gut sind in dem, was wir tun, und wir unheimlich effizient sind. Man muss also nicht immer sagen, es geht nicht. Es geht wirklich Vieles.“

Sandor Habsburg-Lothringen: "Man sollte grundsätzlich mit Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit investieren." (Foto beigestellt)
Sandor Habsburg-Lothringen: „Man sollte grundsätzlich mit Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit investieren.“ (Foto beigestellt)

Trees for Peace
Der umweltbewusste Unternehmer erzählt vom Projekt Trees for Peace, das seine Frau Herta Margarete gegründet hat. Trees for Peace ist die einfache Idee, Bäume zu pflanzen. Kürzlich sprach ich darüber auch bei einem Vortrag im Parlament von Malta. In Österreich haben wir ja schon einen hohen Waldbestand. Noch mehr würde in der Energiebilanz nicht viel bringen. Dafür braucht es auch international mehr an Aktivitäten.“ Und er gibt mir zwei positive Beispiele, die mich erstaunen: „Es gibt zwei Länder, die darin führend sind: China pflanzt pro Jahr Bäume auf 80.000 km2 . Das ist nur knapp weniger als die Fläche von Österreich, und die machen das schon seit 7 oder 8 Jahren. Das andere Land ist Monaco mit einem Milliardenbaumprojekt, um eine Milliarde Bäume auf der Welt zu pflanzen.“ In reale Zahlen umgewandelt, kann man mit mehr als 8 Milliarden Menschen auf der Welt ungefähr ausrechnen, wie viele Bäume gepflanzt werden müssten, um das jährlich produzierte CO2 zu kompensieren. Natürlich ist Sandor Habsburg-Lothringen bewusst, dass nicht jeder 15  Bäume pro Jahr pflanzen kann. „Es müssten auch nicht nur Bäume sein, die Holz liefern, sondern auch Bäume, die Nahrungsmittel liefern, abhängig davon, wo sie gepflanzt werden.“

Der umweltbewusste Unternehmer Sandor Habsburg Lothringen unterstützt seine Frau Herta Margarete bei den von ihr gegründeten Projekten „Trees for Peace" und "Flame of Peace". (Foto beigestellt)
Der umweltbewusste Unternehmer Sandor Habsburg Lothringen unterstützt seine Frau Herta Margarete bei den von ihr gegründeten Projekten „Trees for Peace“ und „Flame of Peace“. (Foto beigestellt)

Was so faszinierend einfach klingt, braucht aber einen großen Willen. „Die meisten Menschen sind so mit ihrem Überleben beschäftigt, dass sie gar nicht auf den Gedanken kommen, so etwas tun zu können. Aber nicht mehr Auto zu fahren, nicht mehr zu fliegen, usw. wird das Problem nicht beheben, sondern höchstens verlangsamen.“ Für ihn ist es daher wichtig, dass man jedem Menschen auch die Möglichkeit geben muss zu erkennen, dass er etwas Proaktives machen und auch einen wirksamen positiven Beitrag leisten kann.

Interessant erzählt Sandor Habsburg-Lothringen von Projekten, mit denen er sich beschäftigt. Beispielsweise mit CO2-Zertifikaten oder wie man aus Satellitenfotos CO2-Werte auf Grundstücken errechnen kann.

Sandor Habsburg-Lothringen beschäftigt sich u.a. mit Projekten wie CO2-Zertifikaten oder wie man aus Satellitenfotos CO2-Werte auf Grundstücken errechnen kann. (Foto beigestellt)
Sandor Habsburg-Lothringen beschäftigt sich u.a. mit Projekten wie CO2-Zertifikaten oder wie man aus Satellitenfotos CO2-Werte auf Grundstücken errechnen kann. (Foto beigestellt)

Automobile
Ein Diskussionsthema in Malta waren auch die Automobile. „Das Problem des CO2 Ausstoßes der Automobile ist ein schwieriges Thema, aber nicht unmöglich zu lösen. Die Automobilproduktion der Welt könnte durchaus reduziert werden. Mein Porsche z.B. ist jetzt schon 7 Jahre alt, wenn ich ihn nochmals 7 Jahre fahre, wird es schon lang. Aber meinen BMW habe ich 15 Jahre gefahren. Wenn ich ein relativ gutes Auto kaufe, dann fahre ich es mit Freude eine lange Zeit und brauche nicht gleich wieder das nächste Modell.“

Er sieht auch ein Problem in der Verwendung von Steuern wie die Mineralölsteuer oder die CO2-Steuer. „Die CO2-Zertifikat-Welt ist wirklich verkorkst. Wenn ich jetzt eine wunderschöne Landwirtschaft habe, sie pflege und erhalte, dann bekomme ich kein CO2-Zertifikat. Wenn ich aber einen Bergbau mit allen Auswirkungen plane, bekomme ich dafür, dass ich es nicht tue, ein CO2-Zertifikat. Es ist schräg und ich kann das sagen, denn ich grabe mich gerade ganz tief in diese Thematik ein. Doch jeder kann einen Beitrag leisten. Dazu darf man nicht in einem 5-Jahres-Plan denken, sondern in Generationen.“

Renata Kliská ist auch Botschafterin der gemeinnützigen Organisation Flame of Peace in der Slowakischen Republik, die von Herta Margarete Habsburg-Lothringen gegründet und geleitet wird. Im Bild mit Jugendbotschafterin Izabella. (Foto beigestellt)
Renata Kliská ist auch Botschafterin der gemeinnützigen Organisation Flame of Peace in der Slowakischen Republik, die von Herta Margarete Habsburg-Lothringen gegründet und geleitet wird. Im Bild mit Jugendbotschafterin Izabella. (Foto beigestellt)

Überall, wo Sandor Habsburg-Lothringen zu Vorträgen eingeladen wird, spürt er, dass ihm Menschen interessiert zuhören. „Es herrscht auch ein großer Wille etwas selbst zu tun, aber ich glaube, man braucht dazu mehr kleine und handfeste Projekte. Bei uns herrscht ein bisschen die Tendenz, der Staat soll tun. Mein Vater hat hier auf diesem kleinen Grundstück schon vor 40 Jahren 4000 Bäume gepflanzt.“ Er ist sich sicher, dass viele der aktuellen Probleme weitgehend ohne Verzicht gelöst werden können. „Dazu ist es auch notwendig, dass wir mehr im eigenen Land produzieren und uns weniger abhängig machen.“

Ein weiteres Problem sieht Sandor Habsburg-Lothringen darin, dass „wir unsere Landwirtschaft stark industrialisiert haben. Wir haben kaum mehr Bauern mit wenigen Tieren, für die er das Futter anbaut, wir haben überwiegend Spezialisten und die sind alleine nicht mehr erhaltungsfähig. Wenn also der Stroh- oder Heulieferant ausfällt, kann er seine Kühe nicht mehr füttern, weil er die Wiesen- und Weideflächen dafür gar nicht mehr hat. Für ihn sind die Blackout-Szenarien daher ein Augenöffner, „wie abhängig wir uns in vielen Arbeits- und Lebensbereichen gemacht haben.“

Sandor Habsburg-Lothringen und seine Frau Herta Margarete setzen sich sehr für Gemeinschaft, Umwelt und Nachhaltigkeit ein. Hier bei einem Besuch in Monaco. (Foto beigestellt)
Sandor Habsburg-Lothringen und seine Frau Herta Margarete setzen sich sehr für Gemeinschaft, Umwelt und Nachhaltigkeit ein. Hier bei einem Besuch in Monaco. (Foto beigestellt)

Immer wieder ist bei Sandor Habsburg-Lothringen und seiner Frau Herta Margarete zu spüren, wie sehr sie sich für Gemeinschaft, Umwelt und Nachhaltigkeit einsetzen – dabei könnten sie sich einfach zurücklehnen und genießen. Beide schmunzeln, als ich ihnen das sage, und Sandor Habsburg-Lothringen meint: „Man muss über diese Themen reden und die Menschen auf die Idee bringen. Wenn man nicht redet, wie soll jemand, der in seinem „Rad“ gefangen ist, draufkommen. Das ist nicht böse gemeint. Wenn bei meinen Vorträgen 10 Menschen vor mir sitzen und nur einer ist dabei, der nachdenkt und das weitergibt – und wir müssen das weitergeben und die Menschen zum Nachdenken zu bringen – habe ich schon etwas erreicht.“ Er erklärt weiter: „Wir leben aber auch selbst danach.“

Er kommt nochmals auf seinen Vortrag in Malta zu sprechen. „Ich habe mich an mein erstes Referat erinnert, das ich 1983 zum Thema Erderwärmung geschrieben habe. Ich habe es ausgegraben, nachgelesen und mein damaliger Lösungsvorschlag war, wir müssen Bäume pflanzen“, schmunzelt er. „Und ich habe mich damals auch auf eine Studie bezogen, die am 8. Februar 1965 vom amerikanischen Präsidenten Lyndon Baines Johnson veröffentlicht worden ist. Er hat vorausgesagt, wenn wir weiter mit unserer Umwelt so umgehen, werden wir im Jahr 2000 ein Umweltproblem haben, was auch tatsächlich eingetreten ist. Und warum habe ich das rausgesucht? Weil ich am 13. Februar 1965 geboren bin. 1965 hat Präsident Johnson darüber gesprochen, 1983 habe ich über das Thema gesprochen und auch heute wird darüber gesprochen – und was ist seit damals geschehen?“

Großes Beitragsfoto: Herta Margarete und Sandor Habsburg-Lothringen. (Foto beigestellt)

 

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