Die Diagonale verlieh Graz wieder einmal das Flair der „Filmhauptstadt Österreichs“. 192 Filme, davon 106 im Wettbewerb, nicht weniger als 44 Uraufführungen und 28 Österreich-Premieren, 104 persönlich anwesende Regisseure, volle Kinos und rund 25.500 Besucher – das war die tolle Bilanz der 17. Diagonale vom 18. – 23. März. Ich traf die Intendantin Barbara Pichler
am letzten Abend im Orpheum, nach den Preisverleihungen – etwas erschöpft aber sehr glücklich.
Aber nach der Diagonale ist bereits wieder vor der Diagonale, die wieder vom 17. bis 22. März 2015 und noch unter der Intendanz von Barbara Pichler stattfinden wird.
Höhepunkte
Zu den Highlights der diesjährigen Diagonale zählte sicherlich die dem Filmkünstler Manfred Neuwirth gewidmete Personale, und zum Publikumsliebling avancierte der diesjährige Tribute-Gast Agnès Godard – eine Ausnahmeerscheinung des zeitgenössischen Kinos.
Ausgezeichnet als bester österreichischer Spielfilm wurde „Der letzte Tanz“ von Houchang Allahyari. Der Film erzählt von einem jungen Zivildiener, der für einen vermeintlich unakzeptablen Akt der Liebe und der Menschlichkeit von der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Schauspielpreise erhielten Erni Mangold für ihre außergewöhnliche Darstellung einer Alzheimerpatientin in „Der letzte Tanz“ und Gerhard Liebmann für seine bemerkenswerten Auftritte in „Blutgletscher“, „Das finstere Tal“ und „Bad Fucking“.
Bereits bei der Eröffnung war Georg Friedrich mit dem Großen Diagonale-Schauspielpreis für Verdienste um die österreichische Filmkultur gewürdigt worden.
ORF-Premiere „Die Frau mit einem Schuh“
Großartig war die ORF-Premiere im Grazer Schubertkino „Die Frau mit einem Schuh“. Regisseur Michael Glawogger drehte diese Waldviertler Milieustudie mit fesselnden und interessanten Charakteren – übrigens seinen ersten Fernsehfilm – mit den großartigen Schauspielern Nina Proll, Karl Fischer, Edita Malovcic und Johannes Krisch. Humorvoll, skurril, manchmal so nah an der Wirklichkeit, dass es mich beinahe schmerzte.
Nina Proll, selbst im Waldviertel aufgewachsen: „Es ist eine Traumrolle. Michael Glawogger hat eine Figur erschaffen – ohne mich zu kennen – die mir sehr entgegen kommt. Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht und ich war sehr froh, so eine Frauenrolle spielen zu dürfen.“
Auch Karl Fischer schwärmt vom fantastischen Drehbuch und den Dreharbeiten, die ihm sehr viel Spaß gemacht haben. Und er findet Landkrimis ganz wichtig, um zu zeigen, wie es in Österreich am Land so ist.
Der pessimistische Dorfpolizist und Bordell-Gast Michael (Karl Fischer) und seine intelligente, aber gelangweilte Kollegin Franzi (Nina Proll) werden zu einem Stausee gerufen, in dem der Skalp einer Frau schwimmt. Kurz darauf findet sich ein abgetrenntes Bein – ein Mord in einer ländlichen Gegend, wo normalerweise gerade mal eine Verkehrsüberschreitung passiert? Ist die Tote vielleicht eine aus der nahen Haftanstalt ausgebrochene Gefangene? Hat der Pfusch-Mechaniker (Johannes Krisch) oder dessen Freundin (Edita Malovcic) damit zu tun?
Neben dem niederösterreichischen TV-Krimi wurden bereits der steirische und Vorarlberger Krimi abgedreht. Auch in den restlichen Bundesländern sollen entsprechende Produktionen folgen. Ausgestrahlt wird die erste Staffel der ORF „Land“-Krimiserie ab Herbst 2014.