Hannas schlafende Hunde ist kein Film, bei dem man am Ende locker aufsteht. Es ist ein Film, der Erinnerungen an Erzählungen der Eltern oder Großeltern hochkommen lässt.
Es ist die authentische Geschichte eines jüdischen Mädchens, das – von den Eltern als braves katholisches Kind getarnt – Ende der 1960er-Jahre in Wels aufwächst. In den Köpfen der meisten dort ist die Nazi-Ideologie noch immer tief verankert. Die oberste Maxime, eingetrichtert von der Mutter, heißt deshalb: Stillhalten und auf keinen Fall auffallen. Die „schlafenden Hunde“ der Vergangenheit will niemand in der kleinen Stadt wecken. Doch das heranwachsende Mädchen will seine Identität nicht länger verstecken.
Wels 1967. Der Krieg ist offiziell vorbei, aber in den Köpfen vieler tobt er noch immer. In dieser Zeit wächst die 9 jährige Johanna auf, die für ihr Leben gerne singt. Doch ihre Eltern verbieten ihr alles was Freude bereitet. Sie soll sich lieber in katholischer Demut üben und sich unauffällig verhalten. Als sie beginnt nach den Gründen zu forschen, entdeckt sie ihre wahre, halbjüdische Identität.
Unter der Regie von Andreas Gruber, der durch eine besonders lapidare, unbetonte Inszenierung eine Monstrosität der Figuren verhindern möchte – weil es ihnen eine unverdiente Größe geben würde, zeigt eine Riege wunderbarer Schauspieler wie Hannelore Elsner, Franziska Weisz, Nike Seitz, Rainer Egger, Christian Wolff und Johannes Silberschneider eine großartige Leistung.
Großes Beitragsbild: „Wie das riecht, Gerechtigkeit …“, sagt Johannas Oma, während sie aus dem Fenster der Welser Wohnung blickt, in der sie mit ihrer Tochter, deren Mann und Sohn sowie der neunjährigen Enkelin Johanna wohnt. Sehen kann sie nichts, sie ist blind (Foto Kerstin Stelter/Enigma Film 2014).
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