Huberta Gabalier – Herzensangelegenheit

Huberta Gabalier veröffentlichte mit "Von Herz zu Herz" bereits ihren vierten Gedichtband (Foto privat)Huberta Gabalier veröffentlichte mit „Von Herz zu Herz“ bereits ihren vierten Gedichtband. Sie widmete es ihrem Mann Gert Rücker, den sie 2015 kennen und lieben lernte und mit dem sie nach vielen schweren Schicksalsschlägen wieder glücklich sein kann. Mit ihren berühmten Söhnen Andi und Willi Gabalier, dem Sänger und dem Dancing Star, und dem jüngsten Sohn Toni ist sie eng verbunden.

Huberta Gabalier veröffentlichte mit "Von Herz zu Herz" bereits ihren vierten Gedichtband (Foto Reinhard Sudy)
Huberta Gabalier veröffentlichte mit „Von Herz zu Herz“ bereits ihren vierten Gedichtband (Foto Reinhard Sudy)

Es ist ein schöner sonniger Tag, als ich Huberta Gabalier im Grazer Cafe Promenade treffe. Ich lerne eine sehr herzliche und warmherzige Person kennen, die spürbar ihren inneren Frieden gefunden hat und in sich ruht. Und sie kann wieder lachen.

Sie selbst kommt aus einer Großfamilie, verlor früh einen Bruder. Wilhelm, ihr erster Mann, nahm sich 2006 das Leben, ihre Tochter Elisabeth folgte ihm 2008. Damals hat sie Kraft gefunden in ihrem Glauben, geholfen haben ihr das Schreiben, die Natur und natürlich vor allem ihre geliebten Menschen. „Wenn ich meine Buben nicht gehabt hätte, wüsste ich nicht, ob ich noch da wäre, die Liebe zu Kindern ist eine Urkraft.“ Huberta Gabalier war damals noch in der Schule tätig, „aber ich spürte, dass das nicht mehr meins war,“ erzählt mir die unglaublich herzliche 60-Jährige. „Ich habe jeden Tag geschrieben, in der Natur geschrieben, in der Nacht – mir ist einfach soviel eingefallen. Es hat mich richtig gedrängt zum Schreiben. Und natürlich half mir mein Glaube, den ich immer hatte.“ Sehr ehrlich erzählt sie, dass es natürlich Zeiten gab, wo auch sie mit Gott haderte und sich fragte, warum das alles geschehen musste. „Ich habe auch alle Phasen von Wut und Trotz durchlebt, habe geschrien, war apathisch, habe mich unverstanden gefühlt und glitt in ein Burn out.“  

Huberta Gabalier drängte es nach schweren Schicksalsschlägen zu schreiben. "Ich habe jeden Tag geschrieben - mir ist einfach soviel eingefallen. Es hat mich richtig gedrängt zum Schreiben." Hier im Interview mit Journalistin und Bloggerin Hedi Grager (Foto Reinhard Sudy)
Huberta Gabalier drängte es nach schweren Schicksalsschlägen zu schreiben. „Ich habe jeden Tag geschrieben – mir ist einfach soviel eingefallen. Es hat mich richtig gedrängt zum Schreiben.“ Hier im Interview mit Journalistin und Bloggerin Hedi Grager (Foto Reinhard Sudy)

Als ihr Mann verstarb, wohnten alle vier Kinder noch daheim. Sehr unterstützt wurde sie damals von ihren Verwandten, Freunden, den Nachbarn und der Pfarre. „Dafür bin ich sehr dankbar.“ Willi war gerade 24 Jahre alt, Andi 21, Elisabeth 17 und Toni 12. „Die Ängste um meine Kinder waren schrecklich, ich hätte sie am liebsten in der Wohnung gehalten.“ Zum Nachdenken brachte sie, als ihr Sohn Willi sie darauf ansprach, dass sie nie mehr lache, und auch Andi meinte, dass alle wieder zum Leben zurückfinden müssen.

Als ihr Sohn Willi, der gerade vom Tanztraining kommt, zu uns stößt, begrüßen sich die Beiden herzlich. Wie Mütter so sind war eine ihrer ersten Fragen: „Magst Du was essen?“ Er hat noch unsere letzten Worte gehört und meint: „Es war schon eine Ausnahmezeit, aber irgendwie hat man gemerkt, das Leben geht weiter. Es sind noch Menschen da, die einen gern haben und für die man weiterleben will. Und unser Wunsch war natürlich, dass es der Mutti wieder besser geht.“ Offen erklärt er: „Für uns war es etwas  einfacher, wir standen gerade am Beginn des Lebens, sind flügge geworden. Aber wie das Leben gezeigt hat, hat die Liebe wieder zugeschlagen,“ ergänzt er mit einem liebevollen Blick auf seine Mutter.

Vor drei Jahren fand Huberta Gabalier mit Gert Rücker ein neues Glück (Foto Reinhard Sudy)
Vor drei Jahren fand Huberta Gabalier mit Gert Rücker ein neues Glück (Foto Reinhard Sudy)

Neues Glück mit Gert Rücker 
Seit ungefähr 3 Jahren hat sie mit Gert Rücker wieder ihr Glück gefunden. „Er hat auch seine Frau verloren,“ erzählt Huberta Gabalier, und weiter: „Wir beziehen unsere geliebten Verstorbenen tagtäglich in unser Leben mit ein und beten gemeinsam für sie. In einer Beziehung muss man über Erinnerungen reden und erzählen können, denn solange man von den Verstorbenen spricht, sind sie nicht tot. Vergessen zu werden, ist für einen Verstorbenen das Schlimmste“, ergänzt sie noch etwas nachdenklich.  

Mit Gert Rücker teilt sie das Gefühl, sich schon ewig zu kennen, so vertraut und verbunden sind sie sich. Sie erinnert sich: „Wenn wir wegfuhren, sagte mein Vater immer, ‚in Gedanken sind wir beieinander‘.“

Huberta Gabalier liebt die Natur und wir genießen die Zeit im wundervollen Grazer Burggarten mit Blick auf den Schlossberg (Foto Reinhard Sudy)
Huberta Gabalier liebt die Natur und wir genießen die Zeit im wundervollen Grazer Burggarten mit Blick auf den Schlossberg (Foto Reinhard Sudy)

Ich träume sehr viel 
In ihren Träumen sind ihre Verstorbenen immer präsent. „Ich träume sehr viel und in den Träumen zeigen sie mir sehr viel. So ist meine Tochter immer fröhlich, tanzt vor mir und ist glücklich. Das kann ich spüren und jetzt bin ich auch nicht mehr traurig danach.“ Huberta Gabalier verrät mir, dass sie mit den Verstorbenen auch über die Sterne kommuniziert. „Wenn ich mich auf einen Stern konzentrierte, hatte ich immer das Gefühl, dass sie mir zuwinken. Ich begann ihnen Fragen zu stellen und sie antworten mir mit Pendelbewegungen. Ich habe es immer geliebt, unter einem schönen Sternenhimmel zu stehen.“

Den humorvollen Großvater haben die Gabalier-Kinder in lieber Erinnerung. „Er hat ihnen im Wald so Vieles gezeigt, er ließ sie mit dem Traktor fahren und hat ihnen vom Krieg erzählt. Als er die letzten fünf Jahre an Alzheimer erkrankte und sie nur mehr teilweise erkannte, war das sehr bitter für meine Kinder.“

„Die Lebenszeit ist einem in die Wiege gelegt“, ist Huberta Gabalier überzeugt. „Ich war 14 Jahre alt, als mein Bruder verstarb, er war erst 21 Jahre alt. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich erkannte, dass er einfach nicht mehr Zeit zur Verfügung hatte. Aber das hat mich dann getröstet.“

Ich bin mutig geworden 
Und Huberta Gabalier ist mutig geworden. „Das war ich früher nicht, jetzt trau‘ ich mich überall hin und Stellung zu nehmen. Bei meinen Lesungen ist mir jetzt ganz egal, ob hunderte oder nur fünf Menschen mir zuhören. Ich erzähle Geschichten und vermittle meine Botschaften, das Wort ist mir wichtig. Es heißt nicht umsonst: ‚Am Anfang war das Wort, und wir sind Teil dieses Wortes‘. Wir haben alle Göttliches in uns, wir vertrauen zu wenig darauf, leben es zu wenig.“

Sie sind mutig geworden, was noch, frage ich weiter. „Ich bin auch geduldig geworden,“ ergänzt sie. „Sie ist gläubig und impulsiv“, wirft Willi ein. „Sie hat schon Kraft, Energie und Temperament.“ Lebhaft spricht Huberta Gabalier weiter: „Ja, temperamentvoll bin ich schon. Ich mag tanzen und singen, diese Gene haben wir von meinem Papa. Er war lustig und für jeden Scherz zu haben.

Die Bücher von Huberta Gabalier enthalten sehr einfühlsame Gedichte (Foto Reinhard Sudy)
Die Bücher von Huberta Gabalier enthalten sehr einfühlsame Gedichte (Foto Reinhard Sudy)

Mein Mann allerdings war einer der drei Kärntner, die nicht singen können, wenn er das auch noch gekonnt hätte, wäre er perfekt gewesen.“  Sie selbst war bis zur Matura in drei verschiedenen Chören. „Das war sehr schön, bei uns wurde auch zu Hause immer gesungen.“ Es war ihr auch ein Anliegen, dass alle ihre Kinder ein Instrument lernten und Noten lesen konnten. So lernten alle Flöte und Klavier, Andi brachte sich Gitarre und die ‚Steirische‘ noch selbst bei.  „Und Toni, der übrigens die Pilotenausbildung macht, mochte Klavier und Flöte nicht so gerne. Er ist beim Schlagzeug gelandet und ist der Wilde von uns“, lacht Willi.

Tanz mit Sohn Willi 
Als ich Huberta Gabalier frage, ob Willi schon immer gerne getanzt habe, lacht sie: „Ja schon immer.“ Willi ergänzt: „Wann immer ein Fest‘l war und die Leute getanzt haben, dachte ich schon als Kind, das würde ich auch gerne mal können. Aber eigentlich wollte ich immer Bauer werden und das Tanzen passierte ‚zufällig‘. Ein Freund meinte einmal, im Sportverein werden noch Burschen zum Tanzen gesucht. Fesche Mädl gab‘s dort auch – und so bin ich dabei geblieben.“ Seine Mama erinnert sich, dass Willi schon beim Frühstück die Beine gedehnt hat und Andi ihn dann oft nachgemacht hat. Sie erzählt weiter, dass sie für einen Maturaball gerne Tango tanzen gelernt hätte. „Als er mich zu Hause ‚einrichtete‘, hat er dann umdisponiert und wir haben Walzer getanzt“, verrät sie fröhlich. Wir sprechen darüber, dass das Tanzen zwar nie out war, dass aber Dancing Stars, das jetzt schon 12 Jahre produziert wird, doch einen Boom ausgelöst hat. „Immerhin sehen es jedes Mal 1 Million Menschen,“ meint Willi und fährt fort: „Für viele ist es schön, dass Tanz mit dem Partner gemacht werden kann, dass es einen fit halten kann. Und Tanz ist auch etwas Emotionales, man lässt sich auf die Musik ein.“ Sein ältester Tanzschüler ist übrigens 86 Jahre alt.

"Ich bin mutig geworden," sagt Huberta Gabalier, "das war ich früher nicht. Bei meinen Lesungen ist mir jetzt ganz egal, ob hunderte oder nur fünf Menschen mir zuhören." (Foto Reinhard Sudy)
„Ich bin mutig geworden,“ sagt Huberta Gabalier, „das war ich früher nicht. Bei meinen Lesungen ist mir jetzt ganz egal, ob hunderte oder nur fünf Menschen mir zuhören.“ (Foto Reinhard Sudy)

Mit einem Schmunzeln verrät er, dass seine Mama schon streng war. „Auch jetzt noch, wenn wir spät nach Hause kommen.“ „Du bist aber schon ein Nachtvogel“, meint Huberta Gabalier daraufhin liebevoll streng. „Alles beruflich“, lacht Willi und seine Mutter meint noch: „Ich war wirklich streng, denn ich brauchte Zeit für alle Arbeiten und Vorbereitungen für die Schule – und irgendwann musste ich auch schlafen.“

„Das Gute am Älterwerden ist“, meint Willi, „dass man weiß, was man wirklich will. Ich treffe Entscheidungen immer klarer und bewusster.“ Auf meine Frage, was ihm seine Mama mitgegeben hat, kommt ganz spontan: „Liebe, ganz klar. Das Verbindende.“ Weiters schätzt er, dass „wir zwar ein sehr traditionelles Vorleben hatten, wir aber nie davon abgehalten wurden, wenn wir etwas machen wollten. Das hat uns einen schönen Rückhalt gegeben.“

Huberta Gabalier mit ihrem neuen Buch "Von Herz zu Herz" (Foto Reinhard Sudy)
Huberta Gabalier mit ihrem neuen Buch „Von Herz zu Herz“ (Foto Reinhard Sudy)

Wie geht es ihnen eigentlich mit den Frauen ihrer Söhne, frage ich Huberta Gabalier. „Ich schätze meine ‚Schwiegertöchter‘ sehr, auch wenn ich sie selten sehe. Aber ich liebe die Offenheit und Herzlichkeit von Christiana und Silvia. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen und sie kommen auch mit Freude. Auch meinem Mann Gert gegenüber sind sie sehr offen.“

Natürlich will ich von ihr wissen, wie sie es sieht, dass Andi oft Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wird. „Er polarisiert gerne, das macht ihm Spaß und reizt ihn. Ich krieg Gott sei Dank nicht alles mit und lese auch nicht alles. Ich umgebe mich lieber mit guten Büchern. Wenn die Kritik nicht verletzend ist, habe ich kein Problem, sonst mag ich sie nicht. Von Andi wird zwar Toleranz gefordert, ihm selbst wird aber oft nicht Toleranz entgegengebracht.“ Huberta Gabalier erzählt mir weiter: „Ich kenne mein Kind, Andi will Musik machen. Er ist bestimmt nicht frauenfeindlich. Er war immer umringt von Frauen und hat immer geschätzt, was die Oma gemacht hat, er hat meine Mutti vergöttert. Er liebt auch meine Schwestern und er weiß, was ich geleistet habe. Zu Weihnachten hat er mir einen so schönen Brief geschrieben“, verrät sie noch.  

Das Schreiben scheint Mutter und Sohn im Blut zu liegen und sie zusätzlich zu verbinden. „Ja, es ist wirklich interessant, dass wir unabhängig voneinander oft gleiche Wörter verwenden.“ Gerne erinnert sie sich an seinen ersten Auftritt. „Das war beim Bauernbundball in Graz. Ich weiß noch, wie die Leute um Zugabe geschrieben haben und er sagte: ‚Tut mir leid, ich habe ja nur zwei Lieder‘. Und diese musste er dann nochmals singen.“

Großes Beitragsfoto: Huberta Gabalier veröffentliche ihren neuen Gedichtband „Von Herz zu Herz“ (Foto privat)

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