Mit der Verleihung des Großen Schau-spielpreises ist die Diagonale 2019 am Dienstagabend in der Grazer Helmut List-Halle eröffnet worden. Die großartige Schauspielerin Birgit Minichmayr wurde mit einem Kunstwerk von Ashley Hans Scheirl ausgezeichnet. Die Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber betonten in der Eröffnungsrede die Bedeutung der Genauigkeit für jene Filme, die sich ideologischen Fixierungen verweigern.
Die Schauspielerin Birgit Minichmayr „gilt nicht bloß unter Kritikern als Konstante, die durch ihr intensives Spiel, ihre gewinnende Aura und ihre unablässige Fokussiertheit mitzureißen vermag“, hieß es in der Begründung der Jury. Minichmayr ist bei der Diagonale in dem Film „Die Sünderinnen vom Höllfall“ (Veronika Franz und Severin Fiala) zu sehen.
„Nationalismus ist Gift für die Gesellschaft“: Den Titel des diesjährigen Diagonale-Trailers, der von Johann Lurf gestaltet wurde, setzten die Intendanten an den Beginn ihrer Rede. Die Diagonale folge keinem Motto, „nimmt man jedoch die eingangs zitierte Warnung ernst, so kann sie nur unter dem Ehrenschutz von Humanität, Egalität, Geschwisterlichkeit und Solidarität stattfinden“, hieß es.
„Möglicherweise liegt das größte Potenzial zur Provokation für die Kunst gegenwärtig im Beharren auf Genauigkeit, in der Verweigerung vorschneller, populistischer Urteile, im vehementen Dranbleiben und unbequemen Nachfragen, in der entschleunigten Beobachtung“, meinten die beiden Filmexperten. Der Kinofilm sei dazu in seinen stärksten Momenten fähig. Das teile er sich „auch mit dem Qualitätsjournalismus und einem öffentlichrechtlichen Rundfunk, der sich nicht andauernden populistischen Angriffen widersetzen muss oder mit voreiligen parteipolitischem Gehorsam beschäftigt ist. Wir brauchen öffentlich-rechtliche Medien, die politisch und finanziell unabhängig sind.“, so die Intendanten.
Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger sprachen auch davon, dass Kunst widersprüchlich sei und auch widersprüchlich bleiben müsse. „Wo divergierende Meinungen hingegen unterdrückt, zensiert oder gar geahndet werden, droht die Gefahr der Polarisierung und in der Kunst die Propaganda. Film und Kino haben mehr als einmal unter Beweis gestellt, als gut geölte Propagandamaschinen imstande zu sein, falsche Versprechen glaubhaft zu vermitteln und trübe Wahrheiten wie Blaupausen über unsere Gesellschaft zu legen“, warnten Höglinger und Schernhuber.
180 Filme und Videos stehen im Rahmen der Diagonale in den vier Festivalkinos Interessierten zur Verfügung. Neben einer ganzen Reihe von Uraufführungen sind Specials zum Schauspieler Hanno Pöschl und dem Thema der „Projizierten Weiblichkeit(en)“, sowie ein Tribute an den stillen Kinomeister Ludwig Wüst angesetzt.
Mit US-Schauspielerin, Autorin und Aktivistin Rose McGowan steht während der diesjährigen Diagonale ein internationaler Stargast auf der Gästeliste.
Großes Beitragsfoto: Diagonale-Intendanten Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger eröffneten die Diagonale mit Marie Kreutzers „Der Boden unter den Füßen“. Im Bild mit Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (Foto Diagonale/Miriam Raneburger)