Meine 7 Fragen an Michael Schnabl

Der Werbefotograf, zertifizierte Grafik- und Kommunikationsdesigner sowie Akademischer Experte für Betriebsorganisation kann schon auf mehr als 40 bedeutende nationale und internationale Awards in den Bereichen Portraitfotografie, Fashion & Beauty, Illustrative Fotografie, Digital Art & Composing, Produktfotografie, Commercial & Advertising, Cover Image, Reportage, Landschaft und Sport zurückblicken.

Michael Schnabl: "Die Bildbearbeitung ist ein ganz wichtiger Teil meines Bildentstehungsprozesses." (Foto ┬®Michael Schnabl)
Michael Schnabl: „Die Bildbearbeitung ist ein ganz wichtiger Teil meines Bildentstehungsprozesses.“ (Foto ┬®Michael Schnabl)

Zuletzt wurde er mit dem Österreichischen Bundespreis für Berufsfotografie in der Kategorie Menschen ausgezeichnet.
Mein Leitsatz ist: „make images don’t take images“

"Flowers" (Foto ┬®Michael Schnabl)
„Flowers“ (Foto ┬®Michael Schnabl)

Lieber Michael, Deine erste Spiegelreflex-Kamera hattest Du mit 15. Könnte man sagen, Fotografie war immer schon Dein Wunschberuf? Obwohl Du erst einem anderen nachgingst?
Ich würde eher sagen, Fotografie war schon immer eine Leidenschaft von mir. Vor allem in meinen Jugendjahren habe ich unglaublich viel Diafilme verknippst. Durch meinen Vater, der Flugingenieur bei der Deutschen Lufthansa war, kam ich ziemlich viel herum und so mangelte es nicht an Motiven. Begonnen hat also alles mit Reise- und Städtefotografie – Bombay, Alaska, Karachi, Tokyo, Bangkok und andere exotische Destinationen boten unglaublich viel an Motiven. Der Wunsch, die Fotografie zum Beruf zu machen, wurde im Laufe meines Lebens dann aber immer stärker, und vor zwölf Jahren habe ich dann den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Auch wenn professionelle Fotografie bedeutet, nicht immer das zu fotografieren, was man gerade möchte, habe ich diese Entscheidung bis heute nicht bereut.

"Bunny" (Foto ┬® Michael Schnabl)
„Bunny“ (Foto ┬® Michael Schnabl)

Analoge oder digitale Fotografie? Welche Vorteile siehst Du in welcher Art der Fotografie?
Analoge Fotografie wird es im künstlerischen Bereich sicher noch lange Zeit geben. Mit Film aufgenommene Bilder haben auch für mich einen ganz besonderen Reiz. Ich liebe es zum Beispiel, die wundervollen analogen Werke der alten Meister zu betrachten. Für mich persönlich bietet die Digitalfotografie allerdings ein so viel mehr an Möglichkeiten, dass sich die Frage analog oder digital nicht stellt. Im professionellen Bereich werden ja fast ausschließlich digitale Aufnahmen benötigt und egal – ob Werbung oder ganz einfach Businessportraits – ohne digitale Optimierung und Retusche läuft nichts mehr. Gerade die praktisch uneingeschränkten Möglichkeiten der digitalen Bildmanipulation haben es mir angetan. Ich liebe es, das Beste aus meinen Bildern heraus zu holen und manchmal mit der Hilfe von Photoshop meine Fantasie visuell umzusetzen.

Werbeaufnahme für die Aids Hilfen Österreichs und Gilead-Kampagne Test Together. (Foto ┬® Michael Schnabl)
Werbeaufnahme für die Aids Hilfen Österreichs und Gilead-Kampagne Test Together. (Foto ┬® Michael Schnabl)

Bei meinen Fine Art Portraits ist fast immer der Hintergrund digital eingefügt und diese Hintergründe erzeuge ich auch selbst. Ich fotografiere dazu Mauer- Holz und Steintexturen, lege sie in Photoshop übereinander, verändere dabei die Farben und Tonwerte, so lange bis ich mit dem Resultat zufrieden bin. Diese eingefügten Hintergründe und die Farbtöne, die ich verwende, sind wichtige Elemente für den Signature Look für den man mich kennt. Mein persönlicher Bildentstehungsprozess ist also völlig digital. Für mich persönlich, egal ob es um Businessfotos oder um künstlerische Portraits geht, bietet die digitale Fotografie ganz einfach viel mehr an Möglichkeiten – die analoge Fotografie wird aber sicher noch lange eine Nische bleiben, die ebenfalls begeisterte Anhänger hat.

Cold as Ice - Excellence Award: European Photographer of the Year Award 2021. (Foto ┬® Michael Schnabl)
Cold as Ice – Excellence Award: European Photographer of the Year Award 2021. (Foto ┬® Michael Schnabl)

Was ist der wichtigste Tipp für einen Hobbyfotografen und welcher für einen Berufsfotografen?
Da ein Hobbyfotograf nicht darauf angewiesen ist, mit seiner Fotografie Geld zu verdienen, gibt es eigentlich keinen allgemeinen Tipp, den ich geben könnte. Wenn es ein Hobby ist, dann soll es einfach Spaß machen – das wär dann auch schon mein Tipp für Amateure. Tipps für Berufsfotografen zu geben ist auch nicht gerade leicht. Im professionellen Kontext geht es ja nicht nur um das Anfertigen von Fotos, sondern ganz stark um vor allem um die Selbstvermarktung und das Finden einer Nische.

"Dark Goddess". (Foto ┬® Michael Schnabl)
„Dark Goddess“. (Foto ┬® Michael Schnabl)

Jungen ambitionierten Fotografen, die die Fotografie zu Ihrem Beruf machen wollen und die Interesse an Themen wie Werbe- und/oder Fashion-Fotografie haben, kann ich nur raten, gleich am Beginn ihres Berufslebens ins Ausland zu gehen und internationale Erfahrung zu sammeln. Wenn man bei einem Top-Fotografen bzw. einer Top-Fotografin als Assistent unterkommt, selbst wenn diese Tätigkeit schlecht bezahlt ist, dann ist das der perfekte erste Schritt, um später voll durchzustarten. Für eine Fotokarriere im gehobenen Segment ist internationale Erfahrung ganz einfach unbezahlbar. Das gilt vor allem im B2B-Bereich. Wenn man seine Zukunft eher in der Hochzeits- und Familienfotografie sieht, dann braucht man diese Art an internationaler Erfahrung wahrscheinlich weniger. Ein ganz großer Tipp für alle Berufsfotografen und Berufsfotografinnen wäre auch, sich nicht unter seinem Wert zu verkaufen. Man muss wirklich nicht alles um jeden Preis machen. Ist man erst mal auf der Dumpingschiene, kommt man da kaum wieder raus. Eine ehrliche und sinnvolle Kalkulation ist nun mal die Basis für längerfristigen Erfolg.

Zwei Hafenarbeiter machen Pause am Dubai Creek. (Foto ┬® Michael Schnabl)
Zwei Hafenarbeiter machen Pause am Dubai Creek. (Foto ┬® Michael Schnabl)

Du bist in Deiner Fotografie sehr vielseitig. Wen oder was fotografierst Du am liebsten?
Auch wenn ich hauptsächlich für meine Portraits bekannt bin, beschreibt es das Wort vielseitig ganz gut. Ich bin da tatsächlich nicht so festgelegt, probiere immer wieder gerne etwas Neues und versuche mich auch ständig weiter zu entwickeln. Menschen fotografiere ich besonders gerne und da meine ich weniger annähernd perfekte Models, sondern vielmehr ganz normale Menschen und ganz besonders natürlich urige, einzigartige Personen. Ganz besonderen Spaß macht es mir, an exotischen Orten herumzuspazieren und Menschen auf der Straße oder in Geschäften zu fotografieren; ganz spontan ohne Vorbereitung. Street-Portraits oder Portraits von Personen in ihrer bevorzugten Umgebung liebe ich also ganz besonders. Viele dieser Fotos wurden auch in der Online-Fotogalerie der Vogue veröffentlicht.

"Moning Walk in Istanbul" - veröffentlicht in der Vogue. (Foto ┬® Michael Schnabl)
„Moning Walk in Istanbul“ – veröffentlicht in der Vogue. (Foto ┬® Michael Schnabl)

Aber auch schöne Landschaften und Architektur ziehen mich in ihren Bann. Diesen Arten der Fotografie gehe ich dann vor allem im Urlaub beziehungsweise meiner Freizeit nach. Wenn sich meine Künstlerseele meldet, dann entstehen meine Fine Art Portraits oder illustrative Arbeiten. Die Styling-Ideen dazu erarbeite ich selbst und stimme das dann mit meiner Make-up Artistin ab. Im kommerziellen Kontext spannt sich der Bogen vom klassischen Business-Portrait bis hin zur Interieur-Fotografie. Alles, was Unternehmen an Fotos benötigen: vom Teamfoto bis hin zu anspruchsvoller inszenierter Werbefotografie. In den letzten Jahren habe ich auch vermehrt Videos für meine Kunden produziert. Mit Unternehmen und Werbeagenturen zusammen zu arbeiten macht mir Riesenspaß, das Privatkundengeschäft hingegen habe ich mittlerweile fast auf null reduziert.

Luxemburg Pavillon auf der Expo 2020 in Dubai. (Foto ┬® Michael Schnabl)
Luxemburg Pavillon auf der Expo 2020 in Dubai. (Foto ┬® Michael Schnabl)

Du hast schon viele tolle Auszeichnungen bekommen. Welche war für Dich bisher die Wichtigste?
Die allergrößte Auszeichnung für mich ist, wenn ich meine Kunden zufrieden stellen kann. Wenn diese im direkten Feedback Begeisterung zeigen und ich mitbekomme, dass sie wirklich Freude an den Fotos haben, die ich gemacht habe – das ist eine der schönsten Auszeichnungen für mich. Was mich ebenso ganz besonders freut ist, wenn sich Schüler von mir sehr gut entwickeln, wenn das, was ich Ihnen beibringen konnte, zu ihrem Erfolg beiträgt. Natürlich bin ich auch ein klein wenig stolz auf all die Awards, die ich gewonnen habe. Es zeigt, dass ich es nun schon seit über zehn Jahre schaffe, mit den besten Fotografen Europas mitzuhalten. Trotz all den internationalen Awards für Portraitfotografie, illustrativer Fotografie, Beauty-Fotografie und vielem mehr, sind die nationalen Awards etwas ganz besonderes für mich.

Im Vorjahr wurde Michael Schnabl mit dem von der WKO vergebenen Bundespreis für Berufsfotografen in der Kategorie Menschen ausgezeichnet. (Foto Michael Schnabl)
Im Vorjahr wurde Michael Schnabl mit dem von der WKO vergebenen Bundespreis für Berufsfotografen in der Kategorie Menschen ausgezeichnet. (Foto Michael Schnabl)

Im Vorjahr wurde ich mit dem von der WKO vergebenen Bundespreis für Berufsfotografen in der Kategorie Menschen ausgezeichnet. Dieser mit 5000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre für die Kategorien Technik und Menschen bei einer feierlichen Zeremonie im Casino Baden vergeben. Die besten Bilder aus den einzelnen Landesawards – hier sind es noch zehn Kategorien – werden dabei von einer wirklich hochkarätigen internationalen Jury bewertet und am Ende werden zwei Siegerbilder für die vorher genannten Kategorien ermittelt. Juryvorsitzender ist übrigens ORF Wirtschaftsmagazin Moderator Dieter Bornemann, der ebenfalls ein begnadeter Fotograf ist. Dieser österreichische Preis hat für mich persönlich bisher den höchsten Wert.

Top-Fotograf Michael Schnabl bei einem Vortrag mit Demo Shoot in Ghent, Belgien. (Foto ┬® Ioannis Tsouloulis)
Top-Fotograf Michael Schnabl bei einem Vortrag mit Demo Shoot in Ghent, Belgien. (Foto ┬® Ioannis Tsouloulis)

Deine Workshops, Kurse und Vorträge Du Deinen vielfach preisgekrönten Portraits sind sehr beliebt. Als fixer Dozent im Lehrgang Grafik und Kommunikationsdesign unterrichtest Du Photoshop am BFI Steiermark. Was macht Dir dabei am meisten Freude?
Im Frühjahr 2022 kam auch noch das Modul Kreativitätstechniken am BFI dazu, das mir auch ganz besonders viel Freude macht. Die Vorbereitungen dazu waren schon so unglaublich spannend und auch in vielen Punkten erleuchtend für mich. Das dann auch noch weitergeben zu dürfen, das macht schon unglaublichen Spaß. Beim Lehrgang Photoshop freut es mich immer ganz besonders, wenn sich Schüler, die ohne Vorkenntnisse kamen, innerhalb eines Lehrgangsjahres zu wahren Bildbearbeitungs-Profis entwickeln. Bei den von mir selbst veranstalteten Kursen ist nach wie vor der Lehrgang Bildkomposition mein absoluter Favorit. Der technische Aspekt der Fotografie ist natürlich die Grundlage, um überhaupt brauchbare Aufnahmen anfertigen zu können. Die Entwicklung des fotografischen Sehens ist dann die Königsklasse, und Menschen dabei unterstützen zu dürfen, ist besonders erfüllend.

Was sind Deine Ziele/Projekte für das kommende Jahr?
Für das Jahr 2023 habe ich mir so einiges vorgenommen. Spätestens seit der Corona-Pandemie ist klar, dass Präsenzworkshops und Seminare in vielen Bereichen der Vergangenheit angehören. Das betrifft auch ganz stark den Bereich der Fotoworkshops. Die Nachfrage ging in den letzten Jahren extrem zurück und die Pandemie hat diese Entwicklung noch beschleunigt. Eines der dringendsten Projekte ist es daher, meine Kurse nach und nach in Videoform anzubieten, meine YouTube-Präsenz zu verstärken, und ein ausgewogenes Verhältnis von Gratis-Inhalten und bezahlten umfangreicheren Video-Trainings bereitzustellen. Möglicherweise auch in Kooperation mit weiteren erstklassigen Fotografen mit verschiedenen Spezialisierungen, um wirklich einen weiten Bereich abdecken zu können.

Da ich vor allem in Photoshop sehr weitreichende Kenntnisse habe und sich diese Inhalte sehr gut online vermitteln lassen, denke ich da auch an einen Kurs in Webinarform. Das Seminarkonzept steht bereits, derzeit suche ich noch die bestmögliche Plattform, um das inklusive Bezahlsystem bestmöglich umsetzen zu können. Im Fotografie-Bereich möchte ich mich noch klarer als Businessfotograf mit Schwerpunkt Business-Portraits und Teamfotos positionieren, und im Bereich Film möchte ich mich vermehrt auf Recruiting-Videos spezialisieren.
Außerdem starte ich im Jahr 2023 mit einem Herzensprojekt. Einzelheiten dazu möchte ich noch nicht verraten. Nur soviel – es wird ein Foto- und Buchprojekt zum Thema Integration. Das Projekt ist ziemlich umfangreich und auf einen längeren Zeitraum ausgelegt. Im Herbst 2024 soll es dann eine Ausstellung dazu geben mit gleichzeitiger Buchpräsentation.

Großes Beitragsfoto: Fotograf Michael Schnabl in seinem Studio. (Foto ┬® Michael Schnabl) 

www.imageshots.at  
www.michaelschnabl.com  

 

 

 

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