Architekturbüro KENH präsentiert neues Privatmuseum SAM in Wien

Architekturbüro KENH präsentiert das neue Privatmuseum SAM in Wien. (Foto David Peters)Das Architekturbüro KENH präsentiert das neue Privatmuseum SAM in Wien. Die Sammlung Ariel Muzicant umfasst rund 25.000 jüdische Objekte (Judaica), Ritualgegenstände, Bücher, Exlibris und Archivalien, die bislang beinahe ausschließlich im privaten Rahmen zugänglich waren. Zum Zwecke der öffentlichen Präsentation der einzigartigen Exponate adaptierte das Architekturbüro KENH das ehemalige Geschäftslokal eines Gründerzeithauses in der Wiener Salvatorgasse zu einem intimen Ausstellungssalon mit eigens an den Raum angepassten Displays.

Architekturbüro KENH präsentiert das neue Privatmuseum SAM in Wien. (Foto David Peters)
Architekturbüro KENH präsentiert das neue Privatmuseum SAM in Wien. (Foto David Peters)

Auf knapp 160 Quadratmetern zeigt das als natürliche Klimakammer ausgestaltete Privatmuseum nunmehr rund 100 ausgewählte Objekte aus der europäischen Welt. Im Beisein des Sammlungseigentümers Ariel Muzicant und der Co-Kuratorin Daniela Schmid (gemeinsam mit Felicitas Heimann-Jelinek) wurde SAM kürzlich erstmals öffentlich vorgestellt. SAM steht Besucher*innen ab sofort nach Voranmeldung offen.

Das neue Privatmuseum SAM in Wien steht Besuchern ab sofort nach Voranmeldung offen. (Foto David Peters)
Das neue Privatmuseum SAM in Wien steht Besuchern ab sofort nach Voranmeldung offen. (Foto David Peters)

Vorhang auf für SAM
Im Sinne der adäquaten konservatorischen und sicheren Verwahrung der ausgestellten Stücke wurde die klassische Lochfassade der Erdgeschoßfläche geschlossen. Das gedämpfte Licht des Vorraums stimmt Besucher*innen auf die für lichtsensible Textilien und Pergamente notwendigen, von Raum zu Raum graduell dunkler werdenden Beleuchtungssettings ein. Der Vorraum fungiert darüber hinaus als Schleuse und Pufferzone zwischen dem Außenraum und der mit konstanten 22 Grad Celsius temperierten Ausstellungsfläche. Der Empfangsbereich umfasst ein Kassamöbel, Spinde und eine Garderobe. Der von Thuan Nguyen Tien illustrativ gestaltete durchsichtige Vorhang am Entrée zum ersten Raum zeigt stark vergrößerte Details einzelner Ausstellungsstücke und gibt eine Vorahnung von den dahinterliegenden Preziosen.

Auf knapp 160 Quadratmetern zeigt das Privatmuseum SAM rund 100 ausgewählte Objekte aus der europäischen Welt. (Foto David Peters)
Auf knapp 160 Quadratmetern zeigt das Privatmuseum SAM rund 100 ausgewählte Objekte aus der europäischen Welt. (Foto David Peters)

Ausstellungsraum als natürliche Klimazelle
Ökosensibler Kalkputz mit temperatur- und feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften trägt zu einem gleichbleibenden Raumklima bei und bietet so ideale konservatorische Bedingungen für die Aufbewahrung von Objekten aus Silber, Zinn, Ton, Porzellan, Glas, Pergament, Textil, Papier oder Holz. Gemäß der Realisierung des Privatmuseums mit natürlichen Materialien wurde sein Boden als Sisalteppich ausgestaltetet. Wie der Kalkputz und die Kalkfarbe zeichnet sich auch dieser durch seine hohen Feuchtigkeitsaufnahmequalitäten aus. Die Vitrinen bestehen aus gebeiztem Eschenholz. Die darin aufbewahrten Objekte kommen ausschließlich mit pulverbeschichtetem Metall oder Oddy-zertifizierten Textilien in Berührung. Eine kontrollierte Lüftung sorgt gemeinsam mit dem schadstoffbindenden Anstrich für optimale Luftverhältnisse. Ergänzende Klimageräte – nur eines pro Raum – kommen lediglich dann zum Einsatz, wenn allfällige Temperaturspitzen im Hochsommer ausgeglichen werden müssen.

Die Lichtgestaltung des Privatmuseums SAM zielt auf die detaillierte Betrachtungsmöglichkeit der Ausstellungsgegenstände durch die Besucher ab. (Foto David Peters)
Die Lichtgestaltung des Privatmuseums SAM zielt auf die detaillierte Betrachtungsmöglichkeit der Ausstellungsgegenstände durch die Besucher ab. (Foto David Peters)

Spotlight on SAM
Die Lichtgestaltung des Privatmuseums zielt auf die detaillierte Betrachtungsmöglichkeit der Ausstellungsgegenstände durch die Besucher*innen ab. Die dunkelblaue Farbgebung der Vitrinen folgt dem Corporate Design des Sammlungseigentümers und setzt einen klaren formalen Kontrapunkt zu den präsentierten Silberobjekten, Pergamenten und Textilien. Durch das reduzierte Raumlicht erscheinen die Objekte in den Vitrinen trotz konservatorisch schonender Lichtniveaus hell und strahlend und treten als Lichtinseln hervor, die Objekte im Sinne eines Passepartouts rahmen und adäquat in Szene setzen. Sämtliche Möbel wurden als Vorsatzschale in Modulbauweise ausgeführt und sind hinterlüftet. Nötige Verkabelungen verlaufen außenliegend, wodurch größtmögliche Flexibilität der Displays gewährleistet wird: Einzelne Paneele und Vitrinen können bei Bedarf getauscht, die Ausstellung gegebenenfalls erweitert werden. Durch eine interaktive Steuerung mittels Präsenzdetektoren werden einzelne Vitrinen erst in vollem Umfang illuminiert, wenn Besucher*innen diese auch aus der Nähe betrachten. Dies schont die Objekte und lässt die Ausstellung zudem als dynamische und in ihrer Erscheinung variierende Präsentation zur Geltung kommen.

Die Sammlung Ariel Muzicant umfasst rund 25.000 jüdische Objekte (Judaica), Ritualgegenstände, Bücher, Exlibris und Archivalien. (Foto David Peters)
Die Sammlung Ariel Muzicant umfasst rund 25.000 jüdische Objekte (Judaica), Ritualgegenstände, Bücher, Exlibris und Archivalien. (Foto David Peters)

Vom Türkischen Tempel über die USA bis ins Privatmuseum
Der erste Raum veranschaulicht den historischen Kontext der Sammlung und widmet sich der aschkenasischen Objektkultur. Dem hebräischen Begriff entsprechend werden hier Exponate aus West-, Mittel- und Osteuropa gezeigt. Herzstück des zweiten Raums ist ein dreidimensional bestickter raumhoher Vorhang (Parochet, vor dem Toraschrank). Ursprünglich stammt dieser aus dem sogenannten Türkischen Tempel in der Zirkusgasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk und ist wie die anderen Exponate in diesem Raum dem sefardischen Kulturgut zuzuordnen. Die Synagoge in der Zirkusgasse wurde während der Novemberpogrome 1938 zerstört. Das Centerpiece der Ausstellung wurde in mühevoller Handarbeit über zwei Jahre lang restauriert und ist weltweit einzigartig.

Privatmuseum SAM
Die Sammlung Ariel Muzicant umfasst auch Primär- und Sekundärliteratur zum österreichischen Judentum, Archivalien zur Geschichte der österreichischen Jüd*innen, Exlibris jüdischer Persönlichkeiten und Künstler*innen, Postkarten mit Synagogensujets aus aller Welt und – vor allem – europäische Judaica, die Teil des kunsthistorischen Bereichs der Sakralkunst sind. Die zur Ausstellung gelangten Objekte wurden von den Kuratorinnen Felicitas Heimann-Jelinek und Daniela Schmid sowie von Sammlungseigentümer Ariel Muzicant im Rahmen der Umsetzung des Privatmuseums ausgewählt. Derzeit werden rund 100 Objekte der bis dato 25.000 Objekte umfassenden Sammlung präsentiert.

KENH plant architektonische Projekte in Österreich und der Schweiz und setzt diese in allen Leistungsphasen um. (Foto Meinrad Hofer)
KENH plant architektonische Projekte in Österreich und der Schweiz und setzt diese in allen Leistungsphasen um. (Foto Meinrad Hofer)

KENH Architekten
Unter der Prämisse einer qualitätvollen Gestaltung plant KENH architektonische Projekte in Österreich und der Schweiz und setzt diese in allen Leistungsphasen um. Tätigkeitsfelder des Büros umfassen großmaßstäbliche Wohn- und Städtebauten genauso wie feingeistige Realisierungen in den Bereichen Interior Design, Denkmalschutz, Dachgeschoßausbau, Hospitality und Retail. Zu den bekanntesten Projekten des Architekturbüros zählen der federführend verantwortete Umbau des Wiener Pratersterns (mit D\D Landschaftsplanung), die Sanierungen eines denkmalgeschützten Dachbodens aus dem Josephinischen Barock in der Wiener Innenstadt (Grünangergasse) sowie die Entwicklung und Ausführung von Gestaltungslösungen für Studio-, Büro- und Geschäftsräumlichkeiten wie jene des Tanzquartier Wien.

KENH wurde 2005 von Kim Tien, Eric-Emanuel Tschaikner und Natalie Neubauer-Muzicant gegründet, seit 2018 firmiert das Büro als KENH Architekten. KENH besteht aus neun Menschen und Bürohund Koko. Firmensitz ist in der Wiener Leopoldstadt.

Großes Beitragsfoto: KENH wurde von Kim Tien (re), Eric-Emanuel Tschaikner und Natalie Neubauer-Muzicant gegründet. (Foto Meinrad Hofer)

 

Share Button

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*