Meine 7 Fragen an ORF Redakteurin Sabine Weber

Beginnend als Verlagslektorin arbeitete Sabine Weber später als Programmleiterin und Produktmanagerin des Ressorts „Sachbuch“ im Verlag Ueberreuter. 1996 wechselte sie zum ORF, wo sie als Pressesprecherin der Programm-Intendantin begann. Es folgten Jahre als Redakteurin der Pressestelle und als Redakteurin für Movies und Serien in der ORF-Hauptabteilung „Film und Serien“.

Sabine Weber bei der TeleVisionale, "als Daniel Blum (ZDF) und ich den Sonderpreis der Studierenden für die beste Redaktion bekommen haben." (Foto TeleVisionale)
Sabine Weber bei der TeleVisionale, „als Daniel Blum (ZDF) und ich den Sonderpreis der Studierenden für die beste Redaktion bekommen haben.“ (Foto TeleVisionale)

Seit 2010 ist sie als sendungsverantwortliche Redakteurin erfolgreich in der ORF-Hauptabteilung „Fernsehfilm“ tätig. Davon zeugen auch die vielen Preise wie der Filmpreis der Studierenden oder der oftmalige Fernsehpreis für Erwachsenenbildung.

Am besten erholt sie sich: „Ich habe solchen Spaß an meiner Arbeit, dass ich selten das Gefühl habe, mich erholen zu müssen. Ich bin gern mit meinem Mann und meinen Kindern und mit Freunden zusammen, ich reise sehr gern, da habe ich auch immer ein paar Drehbücher im Gepäck, das fühlt sich aber nicht wie Arbeit an. Ich lese viel und schnell und brauche, auch wenn ich nur eine Nacht wo bin, ein paar Bücher am Nachtkastl. Ein gutes Buch oder ein guter Film oder ein gutes Gespräch: all das ist wunderbare Erholung im Sinn von wertvoller Zeit.

Mein berufliches Motto (nach Billy Wilder): Thou shalt not bore

Sabine, Du hast schon jahrelange Erfahrung im Filmgeschäft. Was waren für Dich die größten, vielleicht auch wichtigsten Veränderungen in dieser Zeit?
Es gibt große Veränderungen im Visuellen: Schnellere Schnitte, bessere Kameratechnik, Drohnen, KI. Auch die Drehbücher haben sich verändert, andere Themen sind relevant, wir haben einen anderen Blick auf Gender und Inklusion. Aber letztendlich geht es ums Storytelling. Die beste Technik macht aus einem flachen Drehbuch keinen guten Film. Der Beweis dafür ist, dass manche Produktionen noch nach vielen Jahren begeistern, ohne alt zu wirken.

Als sendungsverantwortliche Redakteurin in der ORF-Hauptabteilung „Fernsehfilm“ – nach welchen Kriterien entscheidest Du Dich für einen Film? Oder vielleicht mit Bauchgefühl?

Meine erste Begegnung mit einem Stoff ist meistens auf Grundlage eines Pitches oder Treatments. Da gibt es tatsächlich zwei Ebenen, und die erste ist das Bauchgefühl. Der Stoff muss mich packen, dann kommt die zweite Ebene, eine handwerklich-technische. Wenn beides passt, hab ich Lust, die Produktion mit den Autor*innen, mit der Regie, mit den Produzent*innen weiterzuentwickeln. Natürlich ist es nicht meine einsame Entscheidung: Ich kann mich für einen Stoff einsetzen, entschieden und damit finanziert wird anderswo im Sender.

Sabine Weber mit einem Teil des Teams des Landkrimis "Waidmannsdank". (Foto ORF/Mona Film)
Sabine Weber mit einem Teil des Teams des Landkrimis „Waidmannsdank“. (Foto ORF/Mona Film)

Wie wichtig sind Co-Produktionen z.B. mit Streamern wie Netflix und verschiedenen Produktionsfirmen? Und wie gut funktioniert die Zusammenarbeit?
Sehr wichtig. Wir haben wunderbare Koproduktionen mit deutschsprachigen Sendern, aber auch mit Streamern. Das hängt vom Thema ab und davon, ob man sich inhaltlich und wirtschaftlich findet. Die Zusammenarbeit im Redaktionsbereich hängt sehr von den handelnden Personen ab, weil man bei unserer Arbeit ja doch immer etwas von der eigenen Persönlichkeit einbringt. Da habe ich wirklich Glück, seit Jahren mit liebgewonnenen Kolleg*innen von Partnersendern und Produktionsfirmen zu arbeiten, bei manchen Serien und Reihen sind wir schon seit Jahren, nein, seit Jahrzehnten gleichbleibende Teams. Ich halte diese Kollaborationen für sehr bereichernd. Wenn sich Redaktionskolleg*innen anderer Sender oder aber die Produzent*innen oder Producer*innen einbringen, kommen mehrere Perspektiven ins Spiel, und das ist immer ein Gewinn.

Du hast einmal gesagt, dass es Euer Ziel ist, Geschichten und Figuren zu erzählen, die so auf diese Art nur in Österreich stattfinden können und nicht austauschbar sind. Denkst Du da an Erfolgs-Serien wie SOKO Donau, Schnell ermittelt oder die Landkrimis?
Das habe ich tatsächlich im Zusammenhang mit unseren Landkrimis gesagt, genauer gesagt mit dem Kärntner Landkrimi „Bis in die Seele ist mir kalt“, mit dem wir gerade den Hauptpreis beim Festival in Wiesbaden gewonnen haben.  Bei den Landkrimis ist die Region ein wichtiger Bestandteil, sie spielt praktisch mit. Da legen wir auch großen Wert auf Authentizität. Und unser Publikum weiß es zu schätzen, wenn die Schauspieler*innen ihre Sprache sprechen oder wenn sie die Locations kennen und sich in den Figuren wiederfinden.

Sabine Weber am Set vom Landkrimi "Bis in die Seele ist mir kalt". (Foto ORF / Mona Film)
Sabine Weber am Set vom Landkrimi „Bis in die Seele ist mir kalt“. (Foto ORF / Mona Film)

Wie wichtig ist es, neben Unterhaltung viele aktuelle Themen anzusprechen?
Das kommt auf den Stoff an. Es gibt universelle Themen, die jederzeit und überall funktionieren, und dann gibt es wieder Geschichten, die sehr zeitaktuell sind. Ich halte nichts davon, das Publikum belehren zu wollen, aber relevante Themen aufzugreifen und sie von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten, ist auch unsere Verpflichtung und Verantwortung.

Du bist ja oft auch an Sets, hast Du eine humorvolle Story zum Erzählen?
Am Weg zum Soko Donau Set wurde ich von Polizisten aufgehalten zur Fahrzeugkontrolle. Ich war überzeugt, das sind unsere Komparsen und hab so reagiert, wie es der echten Polizei gegenüber nicht ratsam wäre. Sie fanden das aber eh lustig.

Auf welche Produktionen freust Du Dich heuer noch bzw. dürfen wir uns freuen?
Wir haben gerade einen neuen Landkrimi mit Marie Kreutzer abgedreht und mehrere in Produktion. Da kommt einiges sehr Unterschiedliches auf die Zuseher*innen zu. Und eine zweite Staffel „School of Champions“, und eine neue sehr lustige Krimi-Serie. Und Fortführungen von den bekannten Serien und Reihen, es wird also nicht langweilig. Weder uns noch dem Publikum.

Großes Beitragsfoto: Sabine Weber beim Incontri Branchentreffen in Südtirol. (Foto beigestellt)

 

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