Cordobar – Die Bar in Berlin Mitte

Gerhard Retter und Willi Schlögl

Zwei steirische Topsommeliers, ein deutscher Musikkenner und ein deutscher Regisseur – heraus kam die ‚Cordobar‘, der neue InTreff in Berlin Mitte.
Gerhard Retter und Willi Schlögl sind steirische Topsommeliers. Gerhard stammt aus einer Wirtsfamilie im steirischen Pöllauberg. Er arbeitete bei Witzigmann und Giradet und wurde 2009 zum „besten Sommelier Österreichs“ geadelt. Willi  holte sich seine Erfahrungen bei Wein&Co und zuletzt im Berliner Luxushotel Adlon. Beide hatten einen Traum: eine Weinbar in Berlin!
Diesen Traum hatten auch Christof Ellinghaus, er betreibt das Berliner Plattenlabel City Slang, und der deutsche Regisseur Jan-Ole Gerster. Er wurde für seinen Film „Oh Boy“ mit Preisen überhäuft. 2013 wurde dieser steirisch-deutsche Traum dann wahr. In der Küche der Cordobar zaubert übrigens Lukas Mraz, der Nachwuchs vom Wiener Gourmetlokal „Mraz und Sohn“.

Der vordere Gastraum der Cordobar (Foto Cordobar)
Der vordere Gastraum der Cordobar (Foto Cordobar)

Willi, erzähl mir ein bisschen von Dir. Du bist in der Steiermark aufgewachsen?
Also, aufgewachsen bin ich in Oberlungitz in der Steiermark – im Gasthaus meiner Eltern… Mit 14 Jahren musste ich mich zwischen Sport und Gastronomie entscheiden, und da das Verletzungsrisiko beim Sport doch sehr groß ist, entschied ich mich für die Gastronomie und besuchte die Tourismusschule in Bad Gleichenberg. Dort lernte ich 3 wunderbare Freunde kennen. Gemeinsam stellten wir fest, dass Wein ein großes Thema für mich war und gemeinsam absolvierten wir dann mit gerade mal 16 Jahren die Jungsommelier Ausbildung.

Wie ging es dann weiter?
Dann ging es nach Rust an die Weinakademie. Nach der Matura verschlug es mich, der Liebe wegen, nach Wien und nach kurzer Zeit zu Wein & Co, wo ich meine Leidenschaft voll ausleben konnte. Sechseinhalb Jahre lang führte ich jede Wein & Co Bar in Wien. Dort lernte ich auch meinen bis heute besten Freund kennen: Hans-Martin Gesellmann. Mit ihm produziere ich übrigens seit 2009 einen Rotwein (www.blaufraenkisch-fasching.at). Zum Schluss eröffnete ich das Flagship von Wein & Co in der Mariahilferstraße und verweilte dort für eineinhalb Jahre.

Du bist aber nicht in Wien geblieben?
Da mir Wien nicht groß genug war entschied ich, ins Ausland zu gehen. Ich bekam eine Zusage aus San Francisco im RN 74, DIE Weinbar in den USA, bekam aber leider kein Arbeitsvisum. So rief ich meinen Bekannten Gerhard Retter an, ob er nicht in seinem Restaurant, die ‚Fischerklause‘ am Lütjensee in Schleswig-Holstein, einen Sommerjob für mich hätte – und zog dann nach sieben Jahren Wien in die „Metropole“ Lütjensee (er schmunzelt).

Die steirischen Topsommeliers Gerhard Retter (li) und Willi Schlögl (Foto Cordobar)
Die steirischen Topsommeliers Gerhard Retter (li) und Willi Schlögl (Foto Cordobar)

Wie hat es Dich nach Berlin verschlagen?
Nach 3 Monaten Lütjensee – es ist wirklich schön dort, aber echt nix für junge Menschen – wusste ich: ‚Ich muss wieder in die Stadt‘. Eigentlich wollte ich nach Hamburg, aber Gerhard Retter meinte, ich gehöre nach Berlin und nicht nach Hamburg. Mein Wunsch nach Selbständigkeit war immer schon groß – allein es fehlte das Geld. Aber wir beide waren sicher, dass eine Weinbar in Berlin ein MUST ist.

Und wie eröffnet man eine Bar in Berlin ohne Geld?
Eines Tages kamen Christof und Gudrun Ellinghaus zum urlauben an den See. Der Labelboss von City Slang Records ist ein großer, liebenswerter Weinliebhaber, und er kannte Gerhard Retter von einer Österreich-Weinreise. Ellinghaus erzählte von seiner Idee, eine Weinbar in Berlin zu eröffnen. Da er aber kein Gastro-Know-how hatte, wollte er Gerhard Retter um Hilfe bitten – und da sie einen „Wirt“ brauchten, kam auch ich zum Zug.

Unglaublich, so also wurde die Idee Cordobar geboren?
Ja. Wir  wussten aber alle, dass es Zeit und ein gutes Netzwerk bis zur Eröffnung brauchen wird. So kam ich nach Berlin und begann in der Adlon Holding als Restaurantleiter und Sommelier im Le Petit Felix, um mich in der großen Stadt erstmal zu orientieren. 2013 war es dann soweit.

Sommelier Willi Schlögl und Plattenlabel-Boss Christof Ellinghaus in ihrer Cordobar in Berlin Mitte (Foto Jens Oellermann)
Sommelier Willi Schlögl und Plattenlabel-Boss Christof Ellinghaus in ihrer Cordobar in Berlin Mitte (Foto Jens Oellermann)

Und wie bist Du jetzt zufrieden?
Ein Wirt, der nicht jammert, wäre keine richtiger Wirt (kommt es lachend). Besser kann es immer sein. Aber ganz ehrlich, ich bin sehr zufrieden. Viele haben mir abgeraten, ein Lokal mit drei Partnern zu eröffnen etc. etc. Heute würde ich nie mehr ohne Partner was machen. Es ist zwar Vieles langwieriger und komplizierter, aber am Ende kommt immer was Besseres heraus. Außerdem hat man immer jemanden da zum streiten – das ist perfekt (setzt er humorvoll dazu).

Was magst Du an Berlin besonders?
Die Werte. Berlin hat ganz andere Werte als andere Städte. In Wien beispielsweise ist es wichtig, mit Ludwig Reiter und einer Rolex zu Verkostungen zu gehen – in Berlin bekommst du mit ner Rolex nie mehr eine Einladung! Willi lacht und meint, dass das natürlich überspitzt war.
Aber ich mag es, einfach Mensch zu sein und nicht darauf achten zu müssen, was andere Leute meinen und sagen – und diese Stadt bietet eine perfekte Plattform dafür. Sie ist zu Beginn kalt, hart, uneinladend und hässlich. Wenn man allerdings mal warm mit ihr geworden ist, gibt es keine zweite Stadt, in der man leben will.

So, noch ein bisschen Persönliches, lieber Willi. Bist Du verheiratet?
Ich bin Single. Beziehungen sind schwer möglich, wenn man großteils 14 Stunden-Tage hat, und die erst nachmittags beginnen.

Wie hältst Du Dich fit? Schaust Du auf gesunde Ernährung?
Mein Hirn halte ich mit Weinbüchern und Magazinen fit. Ich steh auf Printmedien – die leider immer rarer werden. Den Körper halte ich so gut es geht mit sporadischen Besuchen im Fitnessstudio fit, mit crossfit, um auch an körperliche Grenzen zu gehen. Und ernährt werde ich von Lukas. Das ist zwar wahrscheinlich selten gesund, aber immer echt gut…so what!?

Lukas Mraz (li), der 23-jährige Spross der berühmten Wiener Gastrofamilie Mraz&Co will nach Stationen im L'Arnsbourg von Jean-Georges Klein, im De Librije von Jonnie Boer, bei Juan Amador in Langen und jetzt direkt aus dem Wiener Palais Coburg in die CORDOBAR, um die Berliner mit seiner kreativen und doch authentischen Küche zu verwöhnen (Foto Jens Oellermann)
Lukas Mraz (li), der 23-jährige Spross der berühmten Wiener Gastrofamilie Mraz&Co will nach Stationen im L’Arnsbourg von Jean-Georges Klein, im De Librije von Jonnie Boer, bei Juan Amador in Langen und jetzt direkt aus dem Wiener Palais Coburg in die CORDOBAR, um die Berliner mit seiner kreativen und doch authentischen Küche zu verwöhnen (Foto Jens Oellermann)

Hast Du noch Zeit für Hobbys?
Ich habe den Luxus, mein Hobby zu meinem Beruf gemacht zu haben – dafür bin ich meinen Partnern unendlich dankbar!
Wein ist wirklich meine Leidenschaft, mein Hobby und mein Beruf.

Welches sind Deine Ziele, was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Das große Ziel ist es, aus der Cordobar eine Institution zu machen. Nichts duplizieren oder gar eine Kette planen, es muss nicht immer höher, schneller, weiter sein. Die Cordobar soll ein Platz sein und bleiben, der sich entwickelt und langfristig gut bleibt. Ein weiteres großes Ziel wäre es, mit unserem Küchenchef Lukas Mraz noch laaange weiter zu arbeiten. Es gibt selten Köche, die mit mir und mit denen ich zusammenarbeiten kann! Mit Lukas funktioniert das sensationell. Er ist erst 23 Jahre alt und  weiß ganz genau, was er will und wie es am Ende auszusehen hat. Natürlich gibt es auch Reibereien, aber ohne gibt es auch keinen Fortschritt. Er und seine Küche haben uns gezeigt, dass eine Weinbar zwar schön ist, aber mit gutem Essen noch viel schöner sein kann.
Ach ja, und mit Lexy Hell mal ein Glas Wein zu trinken….

Na, dann komm ich halt bei meinem nächsten Berlin-Besuch mit meiner Freundin Lexy zu Dir!

www.cordobar.net

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