Die amerikanisch-deutsche Regisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin Christina Rose ist CEO und Mitbegründerin von MirrorWater Entertainment LLC. Ihre neueste Dokumentarserie „Wonder Woman“ wird heuer bei Kat Kramers 10-jährigem Jubiläum von Films that Change the World uraufgeführt und handelt über Frauen in Führungspositionen in unterrepräsentierten Branchen. Christina Rose ist heuer auch Teil des Indie Entertainment Showcase 2021.
Christina, die Serie „Wonder Woman“ gehört zu ihren neuesten Produktionen und wird im Sommer bei Kat Kramers 10-jährigem Jubiläum von Films that Change the World uraufgeführt werden. Thema für dieses Jahr ist „Sheroes for Change“. Wie schwierig bzw. aufwendig war und ist die Produktion?
Ich denke, bei allen Folgen gab es Herausforderungen und Überraschungen, und ich glaube, das ist Teil des Prozesses, Dokumentarfilme zu machen. Ich glaube fest daran, dass sie ein notwendiger Teil des Filmemachens sind und es geht immer darum, wie wir diese Herausforderungen angehen. Besonders bei Dokumentarfilmen muss man bereit und offen für Veränderungen sein. Bei all diesen Folgen hatten wir eine bestimmte Vorstellung davon, wie wir die Geschichte erzählen wollten, aber da wir auch davon abhängig sind, was mit der einzelnen Person passiert, die wir begleiten, wussten wir nicht, was passieren würde.
Zum Beispiel mit unserer Rennfahrerin Vivien. Als wir anfingen mit ihr zu filmen fuhr sie in einem Formelauto, um erste Erfahrungen zu sammeln. Sie wurde eingeladen, um an der W-Serie teilzunehmen, einer reinen Frauen-Formelrennserie. Wir hatten vor, sie während der gesamten Serie zu begleiten, aber wir wussten nicht, ob sie sich qualifizieren würde. Am Ende war sie Reservefahrerin, was unsere Erzählstruktur komplett auf den Kopf stellte und wir mussten uns eine andere Art überlegen, diese Geschichte zu erzählen. Ich werde Ihnen nicht verraten, was wir gemacht haben, weil ich hoffe, dass Sie sich diese Folge zusammen mit den anderen ansehen werden.
Wie wichtig sind Ihnen überhaupt Themen, die auf Probleme von Frauen im Berufsleben und der Gesellschaft hinweisen?
Es war nie meine Absicht, einen Dokumentarfilm zu machen, der speziell die Unterrepräsentation von Frauen in männerdominierten Branchen hervorhebt oder diskutiert, oder ein Thema der Ungleichheit zu behandeln. Aber nachdem ich eine sehr schwierige Arbeitserfahrung gemacht hatte, wurde die Geschichte sehr persönlich und so habe ich mich in vielerlei Hinsicht diesem Thema angenommen, um besser zu verstehen, wie andere Frauen mit ähnlichen Situationen umgehen, die ich durchgemacht habe, aber gleichzeitig der Welt zu zeigen, was diese Frauen leisten. Mit jeder Frau, die wir in der Serie vorstellen, kann ich mich auf verschiedenen Ebenen identifizieren und in jeder dieser Frauen steckt ein bisschen von mir. Wenn andere Frauen da draußen ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich oder diese anderen Frauen sich damit identifizieren können, aber auch lernen und Hoffnung und Inspiration schöpfen und keine Angst haben, das Unmögliche zu tun oder einfach ihre eigenen Träume zu verwirklichen, dann bin ich glücklich. Aber am Ende des Tages hoffe ich wirklich, dass wir dieses Thema nicht mehr diskutieren müssen, weil es Gleichberechtigung gibt und ich hoffe aufrichtig, dass wir uns auf Geschichten und Themen konzentrieren können, bei denen wir als kollektive Gruppe von Menschen, Mann und Frau, erkennen, dass wir auf Augenhöhe zusammenarbeiten müssen, um besser zu werden. Die Tatsache, dass wir an vielen Orten der Welt immer noch nicht in der Lage sind, Gleichberechtigung zu erreichen, ist vielleicht das größte Versagen der Menschheit, denn Studien zeigen, dass sich die Weltwirtschaft verdreifachen würde, wenn Frauen gleichberechtigt wären und mehr Frauen in Führungspositionen Verantwortung tragen dürften. Das ist nicht nur etwas, dass das Leben von Frauen verbessert, Nein, es verbessert das Leben aller Menschen und wir müssen es besser machen.
Sie scheuen sich auch nicht, sehr heikle Themen aufzugreifen. Eines ihrer Projekte ist „Inside Germany“ und befasst sich mit der Neonazi-Bewegung in Deutschland. Welche Reaktionen bekommen sie darauf?
Die Reaktionen waren bisher gemischt. Es gibt einige, die das Thema nicht anfassen wollen, weil es so brisant und real in unserer Gesellschaft ist, aber es gibt auch andere, die ich für das Projekt gewinnen konnte, die wie ich dieses Thema spannend finden. Man muss es aber auch unter zwei Gesichtspunkten betrachten. Das Thema ist sehr deutsch und sicherlich hat der deutsche Fernsehmarkt zahlreiche Sendungen zu diesem Thema gemacht. Für mich ist die Geschichte zwar in Deutschland verwurzelt, aber es ist eine internationale Geschichte, und deshalb haben wir einen Handlungsstrang geschaffen, der US-Charaktere beinhaltet. Obwohl sie fiktional ist, haben wir uns die Zeit genommen, die Thematik intensiv zu recherchieren, damit wir nicht am Ende Charaktermotive abbilden. Das Thema ist ein wichtiges Thema in unserer Gesellschaft und ich glaube fest daran, dass Fernsehsendungen und Filme es uns ermöglichen, die Probleme besser zu verstehen, die real existieren und ja, obwohl es ein unangenehmes Thema ist, welches die Leute am liebsten verdrängen würden, denke ich dennoch, dass es unsere Pflicht ist, es frontal anzugehen und etwas zu schaffen, das sicherlich unterhaltsam, aber auch lehrreich ist.
Im Bereich Dokumentarfilm habe ich über ein Projekt namens „In Genius“ gelesen. Wovon handelt dieser Film?
„InGenius“ ist ein faszinierendes Projekt, mit dessen Produktion wir diesen Sommer beginnen. Wir arbeiten mit Lani Evans zusammen, die eine so talentierte und kluge Frau ist und ob Sie es glauben oder nicht, sie hat früher für Prince und Justin Bieber gearbeitet. Diese Dokumentarserie ist ein eindringlicher Blick auf den Einfallsreichtum an abgelegenen Orten und in der Serie trifft sie bemerkenswerte Menschen aus der ganzen Welt, die clevere Antworten auf die Herausforderungen der menschlichen Existenz entwickelt haben. Zum Beispiel ein Mädchen, das in Kenia ein fahrradbetriebenes Handy-Ladegerät erfunden hat, eine Frau, die Kindern in Malawi gezeigt hat, wie man Müll zu Spielzeug umfunktioniert, oder ein Teenager aus den Slums in Indien, der einen Algorithmus erfunden hat, um AIDS in seiner Stadt zu reduzieren. Diese Menschen haben nicht die modernste Technologie, aber was sie haben, sind kluge innovative Ideen. Ursprünglich wollten wir schon im letzten Jahr damit beginnen, aber dann kam die Pandemie und so hat sich alles verzögert und wir mussten also selbst kreativ werden. Aber wie gesagt, wir beginnen diesen Sommer mit der Produktion, und wir sind eigentlich sehr inspiriert von dem, was im letzten Jahr passiert ist, denn ich denke, wir erkennen, dass wir Menschen letztendlich sehr verletzlich sind und ein unsichtbarer Virus einen gewaltigen Einfluss auf unsere Gesellschaft haben kann. Aber um uns weiterzuentwickeln, uns anzupassen und zu überleben, müssen wir uns geniale Wege einfallen lassen, um voranzukommen.
Sie drehen viele, sehr unterschiedliche Filme. Welches war für sie Ihr bisher interessantestes oder auch herausforderndstes Projekt überhaupt?
Es ist schwer zu sagen, welches das herausforderndste ist, da alle Projekte, die wir entwickeln, uns am Herzen liegen und mir persönlich etwas bedeuten.
Aber um ehrlich zu sein, bin ich momentan am stolzesten auf unsere Doku-Serie „Wonder Women“. Es war das herausforderndste Projekt für mich persönlich, mental und physisch. Aber eines, auf das ich wirklich sehr stolz bin, weil es darauf abzielt, Frauen mit verschiedenen Hintergründen und aus verschiedenen Berufsfeldern aus der ganzen Welt zu zeigen, die das Unmögliche schaffen – und alle sind wirklich erstaunliche Frauen. Es ist eine Serie, die mir wirklich sehr viel bedeutet. Und dass sie diesen Sommer anlässlich des 10-jährigen Jubiläums von „Kat Kramer’s Films That Change The World“ Premiere hat, ist ein wahr gewordener Traum. Kat Kramer ist eine erstaunliche Frau. Für mich ist sie eine wahre Inspiration und meiner Meinung nach eine Wonder Woman!
Das eine Projekt, das vielleicht den größten Einfluss auf mein Leben hatte, ist „Walking Points“ und die Fortsetzung „Cancer Free Recipe“, die im Herbst Premiere haben wird. Ich glaube fest daran, dass das Wissen und die Erkenntnisse aus diesen beiden Dokumentarfilmen Leben retten können, zu denen, ob Sie es glauben oder nicht, auch meine eigenen Eltern gehören. In „Walking Points geht es um Krebsspürhunde. Wir tauchen tief ein in das Thema Krebsbehandlung und wie man diese Krankheit besiegen kann, ohne eine Chemotherapie oder Bestrahlung zu bekommen.
Es gab so viele Kontroversen um dieses Thema und es gibt sie immer noch, weil niemand glauben will, dass 1. Hunde Leben retten können und 2. eine Ernährungsumstellung, die wir in „Cancer Free Recipe“ ansprechen, tatsächlich das Wachstum von Krebs in unserem Körper stoppen und die Krankheit sogar rückgängig machen kann. Die Wahrheit ist: Glenn Ferguson, der seine Hunde darauf trainiert hat, Krebs zu erkennen, weiß, dass er Menschenleben gerettet hat, Punkt! Glenns Hunde haben meine Eltern zweimal erspürt und sieben Jahre später sind sie krebsfrei. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie mein Leben heute aussehen würde, wenn ich diese Filme nicht gemacht hätte. Ja, wir wollen von unseren Kollegen anerkannt werden und Preise gewinnen, aber zu wissen, dass meine Eltern immer noch in meinem Leben sind, ist das größte Geschenk, das ich durch das Drehen dieser Dokumentation bekommen habe. Und die Wahrheit ist, dass es auch mein Leben verändert hat. Ich weiß mit Sicherheit, dass ich – sollte ich jemals Krebs haben – nicht daran sterben werde, weil ich weiß was ich machen kann, um die Krankheit zu besiegen.
Gibt es ein Thema, das sie noch nie behandelt haben, das gerne aber tun würden?
Ja, ich bin ein großer Fan von Guillermo Del Torro’s Fantasie Projekten – ob Herr der Ringe oder die Animations Serie Tales of Arcadia. Ich liebe Fantasie Geschichten. Als ich jung war, war „Die Unendliche Geschichte“ von Michael Ende einer meiner Lieblingsgeschichten. Daher würde es mich sehr reizen etwas in diesem Genre zu machen.
Gibt es Menschen, die Sie in Ihrem Leben beeinflusst haben?
Dominic Jackson – er hat viele Jahre in der Filmindustrie gearbeitet, aber auch in der US Regierung – und Dominics Arbeit, der Weg, den er im Leben gewählt hat, seine endlose Positivität und Entschlossenheit haben mich wirklich inspiriert. Er ist immer sehr ehrlich und offen zu mir, wenn ich Ratschläge oder Feedback zu einem Projekt brauche, an dem ich gerade arbeite, aber es ist wirklich seine Arbeitsmoral, sich selbst treu zu bleiben und sich niemals unter Wert zu verkaufen oder seine persönlichen Werte zu kompromittieren. Ich weiß, dass mich diese Einstellung im Leben auf einen Weg gebracht hat, auf dem der Erfolg vielleicht etwas länger dauert, aber ich würde es nicht anders haben wollen und das ist etwas, für das Dominic nicht nur steht, sondern das er auch vorlebt. Das ist heutzutage schwer zu finden, also bin ich sehr dankbar für seine Führung und Hilfe auf dem Weg in dieser sehr schwierigen Branche.
Sie haben auch schon in Afrika und Indien gearbeitet. Wie gestaltete sich für Sie die Arbeit dort?
Ich muss lächeln, wenn ich an Indien zurückdenke. Es war vielleicht eine der verrücktesten Produktionen, an denen ich je gearbeitet habe, weil die Dinge in Indien so anders ablaufen. Damit andere Produktionsfirmen keine Geschichten klauen, bekamen die Abteilungsleiter zum Beispiel die Szenen erst ein paar Tage vor dem Dreh. Das Art Department hatte also buchstäblich nur ein oder zwei Tage Zeit, um das Set zu bauen und zu gestalten und alle Versatzstücke und Requisiten für den Dreh zusammenzustellen. Eine unglaubliche Kulisse und Situation. Aber was diese Erfahrung wirklich von allem anderen abhebt, ist der Respekt, den ich von der Crew bekam. Wir waren vier Frauen, die an diesem Projekt arbeiteten, und ich arbeitete als AD und Regisseurin (da die Hauptregisseurin auch die Hauptdarstellerin war) und was auch immer ich verlangte oder brauchte, die ganze Crew arbeitete sehr hart, um es zu realisieren. Diese Produktion im Zeitplan zu halten, mit den vielen Problemen, die wir hatten, war wirklich eine Herausforderung, aber ich hatte die am härtesten arbeitende Crew, die mir so viel Respekt entgegenbrachte, dass es eine ganz besondere Erfahrung war. Tatsächlich arbeite ich derzeit mit einem Kollegen aus dieser Zeit zusammen. Manav Shrotriya – er ist der Sounddesigner für unsere Doku-Serie „Wonder Women“ und er macht einen fantastischen Job und ich bin glücklich, dass wir wieder zusammenarbeiten.
Und unsere fehlende Episode wird, wenn alles klappt, tatsächlich in Indien gefilmt werden. Es war eine Herausforderung, sich auf diese Folge vorzubereiten, aber wie ich bereits erwähnt habe, geht es darum, Probleme zu überwinden und zu lösen, und das ist Teil des Prozesses. Am Ende fügen sich die Dinge immer an ihren Platz, und so hart die Produktion manchmal auch sein kann, sie macht die endgültige Arbeit umso schöner.
Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spaß?
Es gibt nichts, was ich nicht liebe. Es ist ein Traum, eine Freude und eine Ehre, in der Filmindustrie arbeiten zu dürfen. Ja, wir alle haben schlechte Tage oder Momente der Frustration, aber es vergeht kein einziger Tag, an dem ich mich nicht glücklich und stolz schätze, in der Branche arbeiten zu dürfen. Es gibt definitiv viele Ziele, die ich noch erreichen möchte, aber neben dem Versuch, jeden Tag neue Herausforderungen zu suchen, schaue ich nach vorne und versuche einfach, die Beste zu sein, die ich sein kann.
Sie pendeln gewissermaßen zwischen Hollywood und Deutschland. Welche (beruflichen) Vorteile genießen sie im jeweiligen Land bzw. welches sind die bedeutendsten Veränderungen in den letzten Jahren?
Da ich halb-Amerikanerin, halb-Deutsche bin, war es immer irgendwie ein Wunsch einen Weg zu finden, in beiden Ländern zu arbeiten und zu leben. Ich kann nicht ohne das eine oder das andere Land leben. Klar, gibt es Vor- und Nachteile, aber ich bin wirklich sehr froh und realisiere, dass es echt etwas Besonderes ist, in beiden Ländern leben und arbeiten zu können. Ich denke, die bedeutendste Veränderung, die stattgefunden hat und teils noch stattfindet, sind die Streaming Plattformen wie Netflix, Amazon, Disney usw., die das Interesse an internationalen Serien vergrößert hat. Es ist eine echte Bereicherung und ich hoffe, wir werden uns immer weiter neuen Herausforderungen stellen und Grenzen überschreiten, da es noch so viele unentdeckte Geschichten gibt, die nicht nur für Europäer oder Deutsche interessant sind, sondern auch für die ganze Welt interessant sein können. Genauso so sehr genieße ich es auch, Geschichten aus anderen Ländern zu sehen, was alles vorher nie so richtig möglich war.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie in den USA und in Europa aufwuchsen? War es Vorteil oder Nachteil?
Ich bin in einer Militärfamilie aufgewachsen, mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter ist Deutsche. Aufgrund der Arbeit meines Vaters sind wir alle zwei Jahre von den USA nach Europa gezogen, haben die Schule gewechselt und konnten nirgendwo wirklich Wurzeln schlagen, so dass meine Art, innere Stabilität zu finden, darin bestand, in die Welt der Fantasie zu flüchten und so hat mich die Welt der Filme einfach fasziniert. Sie müssen verstehen, dass es sich zwar sehr exotisch und spannend anhört, von einem Land in ein anderes zu ziehen, aber die Kehrseite des ständigen Umzugs war, dass es wirklich sehr schwer war, Freundschaften zu schließen und einen Ort der Zugehörigkeit zu finden. Außerdem bin ich halb Amerikanerin, halb Deutsche und obwohl meine Eltern wirklich wollten, dass wir beide Kulturen verstehen, war ich, wann immer ich in Deutschland war, das amerikanische Kind und wann immer ich in den USA war, war ich das deutsche Kind. Ich hatte nie wirklich das Gefühl, dazu zu gehören. Aber so wie es im Leben halt ist – es gibt Vorteile und Nachteile und am Ende des Tages würde ich nichts ändern wollen – die Erfahrungen haben mich zu der Person gemacht, die ich heute bin.
Sie haben schon als Kind Geschichten und Filme geliebt und wussten damals schon, dass Sie in der Filmbranche arbeiten wollen. Gab es nie einen alternativen Beruf für Sie?
Nicht wirklich. Ich wusste schon immer, dass ich Filmemacherin sein wollte. Ich habe mir mit meinem ersparten Geld meine erste Kamera gekauft, damit ich zu Hause Filme machen konnte, und ich konnte mich mit Bildern einfach besser ausdrücken als mit Worten. Als ich dann in der Schule war, hat mein Englisch Lehrer mich weiterhin gefördert, indem er uns die Verfilmungen der Bücher, die wir gelesen haben, gezeigt hat. Daher hat sich der Traum in der Filmbranche zu arbeiten immer mehr gefestigt, so dass ich dann zur School of Cinematic Arts bei der University of Southern California Film studiert habe.
War es Ihnen auch sehr wichtig, eine eigene Produktionsfirma zu gründen, also selbständig zu sein?
Absolut, es war wahrscheinlich die beängstigendste und zugleich erfreulichste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Beängstigend einfach wegen des Risikos, denn es ist einfach kein leichtes Unterfangen, ein Unternehmen von Grund auf aufzubauen. Ich habe sicherlich hier und da Fehler gemacht, aber ich betrachte das als Teil des Prozesses. Aber es ist eine sehr befriedigende Erfahrung, einfach weil ich jeden Tag das tun kann, was ich liebe. Es wird immer Herausforderungen geben, denen wir uns stellen müssen, aber solange ich sehe, was ich noch erreichen und leisten will, freue ich mich auf alles, was noch vor mir liegt.
Was gibt Ihnen Energie und Kraft?
Mein Hund. Sie bedeutet alles für mich und gibt mir Ausgleich im Leben. Sie ist ein Traumhund obwohl sie schon etwas älter ist, aber sie bereichert mein Leben jeden einzelnen Tag auf eine Art und Weise, die ich wahrscheinlich nie beschreiben kann.
Wenn Sie sich mit drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?
Entschlossen. Motiviert. Ethisch. Entschlossen, weil mir so oft im Leben gesagt wurde, dass es bestimmte Dinge gibt, die ich nicht tun oder erreichen kann, und ich habe mir schon früh vorgenommen, dass ich immer entschlossen sein werde, meine Ziele und Träume zu erreichen. Motiviert. Ich glaube, dass wir als Individuen alle einen Zweck haben und dieser Zweck im Leben hält mich motiviert und treibt mich an, besonders in Momenten, in denen ich an mir zweifle oder das Gefühl habe, aufzugeben, da wir alle diese Momente im Leben haben. Ethisch. Mein ethisch-moralischer Kompass hält mich in der Verantwortung und wenn ich erwarte, gleich behandelt zu werden, dann tue ich das auch. Ich glaube an Fairness, und das alles verbindet sich mit meinem ethisch-moralischen Kompass. Machen wir Fehler, ja, das tun wir alle, aber es ist die Art und Weise, wie wir handeln, uns verhalten und aus diesen Fehlern lernen, die den Unterschied im Leben ausmachen.
Haben Sie ein Lebens-Motto?
‚Sei die Veränderung, die du zu sehen wünschst.‘ Mahatma Ghandi. Ich bin der Meinung, dass wir handeln müssen und dass Taten lauter sprechen als Worte. Wir reden zu viel und machen zu viele leere Versprechungen. Lasst uns handeln, auch wenn das bedeutet, dass wir vielleicht scheitern, aber wir müssen es zumindest versuchen, und es gibt so viele Dinge, die wir tun müssen, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Klima, Gleichberechtigung, … wie kommt es, dass wir immer noch darüber reden? Ich habe es satt. Wir haben Lösungen. Wir wissen von Lösungen. Worauf warten wir noch….? Lasst uns rausgehen und etwas verändern – gemeinsam, vereint.
Was bedeutet Erfolg für Sie?
Es gibt nur eine Art von Erfolg und das ist der persönliche Erfolg, den nur ich allein messen kann. Für mich bedeutet das, mit jedem neuen Projekt, das ich als nächstes in Angriff nehme, eine neue Herausforderung anzunehmen und mich selbst aus der Komfortzone zu drängen und einfach besser zu sein als zuvor. Wachstum ist Erfolg. Wenn ich stillstehe, im Wasser trete und nichts tue, scheitere ich. Aber solange ich weiter lerne und mich selbst vorantreibe und herausfordere, weiß ich, dass ich erfolgreich bin.
Inwiefern wurde jetzt auch Ihr berufliches und privates Leben von COVID beeinflusst? Was gibt es auch Positives aus dieser Zeit zu berichten?
Die größte Veränderung waren die Einschränkungen und Schwierigkeiten beim Reisen. Ich war es gewohnt, mit Leuten aus der Ferne zu arbeiten, sie über Skype anzurufen und so weiter, denn entweder war ich unterwegs oder sie waren es. Aber ich bin noch nie so wenig gereist und das war eine ziemliche Umstellung. Während dieser Pandemie sind einige Dinge passiert, über die ich mich wirklich glücklich schätzen kann. Ja, so schwierig diese Veränderung auch war, ich blicke zurück auf die neuen Freundschaften, die ich schließen konnte und auf die Menschen, die ich kennenlernen durfte, von denen ich denke, dass ich ihnen nicht über den Weg gelaufen wäre, wenn es COVID nicht gegeben hätte. Am Ende des Tages hat unsere gesamte globale Gemeinschaft eine Menge harter Zeiten durchgemacht, aber ich entscheide mich dafür, das Positive zu sehen und ich denke, es liegt an uns, einen Weg zu finden, um vorwärts zu gehen, gemeinsam, vereint und besser zu sein als wir es gestern waren.
Auf welche Projekte freuen Sie sich in der kommenden Zeit bzw. was planen Sie?
Es gibt zwei Projekte, auf die ich sehr gespannt bin. Das eine heißt „Conclave“ und ist eine Spionagegeschichte aus dem Kalten Krieg. Das Setting spielt im Oktober 1978. Es basiert auf einem Buch von Tom Davis. Tom ist ein pensionierter Armeeoffizier und diente als militärischer Assistent des Secretary of the Army, er beaufsichtigte einen Teil des US Army Special Operations Programms. Er hat „Conclave“ geschrieben und die Geschichte basiert auf seinen Erfahrungen. Es ist eine wirklich faszinierende und fesselnde Spionage/Thriller-Geschichte, die sich um die umstrittene Wahl des ersten nicht-italienischen Papstes in der gesamten Geschichte der katholischen Kirche dreht. Tom hat diese Zeit sehr gut recherchiert und es ist eine spannende Geschichte. Gemeinsam mit Tom haben wir sie zu einer Miniserie entwickelt und suchen derzeit nach Koproduktionspartnern.
Das andere ist „Isolation“, ein Sci-Fi-Drama, kreiert und entwickelt von Morgan Gendal, der wahrscheinlich am meisten für seine Arbeit an „Law & Order“ sowie „Star Trek: The Next Generation“ bekannt ist. „Isolation“ befasst sich mit dem Thema des Klimakrieges in der Arktis. Morgan ist ein brillanter Autor, aber eines seiner Hobbys ist die Wissenschaft und so findet das Konzept, auf dem „Isolation“ basiert, Wahrheiten in der realen Wissenschaft, die er so großartig fiktionalisiert hat. Er hat nicht nur eine sehr fesselnde und aufregende Welt entwickelt, sondern er hat auch faszinierende Figuren erschaffen.
Ich habe gelesen dass Sie planen, die erste Produktionsfirma zu sein, die einen Film im Weltraum dreht. Wie weit sind die Vorbereitungen?
Neben der Tatsache, dass wir hoffen, dass eine unserer „Wonder Women“ Figur die erste deutsche Frau sein wird, die in den Weltraum fliegt, haben wir natürlich immer das ultimative Ziel und das Bestreben, im Weltraum zu filmen, vor Augen. Davon abgesehen befinden wir uns noch in der Entwicklungsphase dieses Vorhabens. Wir haben die Geschichte, die wir erzählen wollen, aber wir feilen noch hier und da am Feintuning. Und natürlich ist das kein billiges Unternehmen, also wird es eine Herausforderung sein, das Geld zu beschaffen, aber wie alles im Leben ist es ein Prozess. Davon abgesehen wissen wir, dass wir mit Tom Cruise und Doug Liman konkurrieren, die angekündigt haben, dass sie auf der ISS drehen werden. Obwohl Roscosmos ebenfalls einen Filmdreh dort plant und versucht, sie zu schlagen, aber vielleicht schafft es der Dritte, wenn zwei Leute darum kämpfen, der Erste zu werden. Schauen wir mal – alles ist möglich.
Großes Beitragsfoto: Die amerikanisch-deutsche Regisseurin, Produzentin und Drehbuchautorin Christina Rose. (Foto Christina Rose)