Im Rahmen der 24. Diagonale in Graz wurde wieder der Franz-Grabner-Preis in den Kategorien Kinodokumentarfilm und Fernsehdokumentarfilm verliehen. Der mit je € 5.000 dotierte Preis wurde von Familie Grabner, AAFP, Film Austria, ORF und der Diagonale im Andenken an den ORF-Journalisten Franz Grabner (1955–2015) initiiert. Prämiert wird ein im ethischen und moralischen Sinne verantwortungsvoller und glaubwürdiger Umgang der Filmschaffenden mit ihrem Medium.

Die Festrede anlässlich der Preisverleihung im Hotel Wiesler, Salon Frühling hielt Alexander Horwath, der in Referenz zum Franz-Grabner-Preis zwei international herausragende Filme für das Festivalprogramm ausgewählt hat, die das Dokumentarische von dessen Rändern her betrachten. Mehr zu „Hat Wolff von Amerongen Konkursdelikte begangen?“ und „Give Me Liberty“ sowie dem virtuellen Werkstattgespräch unter den Preisträgern.
Die Nominierungen für den Franz-Grabner-Preis 2020 wurden im Vorfeld der Diagonale’20 bekannt gegeben und aufrecht erhalten. Die Ausschreibung für den Franz-Grabner-Preis 2021– sie läuft normalerweise parallel zur Diagonale-Ausschreibung – wurde aufgrund von Covid-19 mit angepasstem Einreichzeitraum um ein Jahr verschoben. Die Verleihung findet im Rahmen der Diagonale’22 statt.

Als bester Kinodokumentarfilm setzte sich DIESER FILM IST EIN GESCHENK (AT 2019) von Anja Salomonowitz durch.
„Wenn ein Titel gut gewählt ist, dann dieser: Anja Salomonowitz’ Film eröffnet eine Welt der Kunst und Lebenslust, die das Publikum mit einem Lächeln auf den Lippen und dem bittersüßen Gefühl von Glückseligkeit zurücklässt. Der Künstler Daniel Spoerri trifft auf Oskar Salomonowitz, der als kindliches Alter Ego und Botschafter seiner Gedanken fungiert: Nichts und niemand ist vergessen, solange wir erinnern. DIESER FILM IST EIN GESCHENK erweist all jenen die Ehre, die physisch nicht mehr unter uns sind, deren Leben aber wesentlicher Teil unseres eigenen Seins geworden sind – für immer.“ Mit diesen Worten begründete die internationale Jury ihre Entscheidung.
Ebenfalls nominiert waren DIE DOHNAL Frauenministerin / Feministin / Visionärin (AT 2019) von Sabine Derflinger und Erde (AT 2019) von Nikolaus Geyrhalter.

Preisträger in der Kategorie Fernsehdokumentarfilm ist Viva la Vulva (AT 2018) von Gabi Schweiger.
„Die Vulva ist seit jeher Gegenstand von Schamgefühl, unflätigen Witzen und vulgären Anspielungen. Auf sanft-provokative Weise regt Gabi Schweigers Film zum Nachdenken an und nimmt seine Zuschauer*innen auf eine humorvoll-erhellende Reise durch Geschichte und Kulturen mit. Mythen werden augenzwinkernd widerlegt, Frauenfeindlichkeit schonungslos entlarvt. Ein starkes Statement im Kampf gegen weibliche Unterdrückung und Body Shaming.“ Das konstatierte die Jury in ihrer Begründung.
Weiters nominiert waren Peter Turrini – Eine komische Katastrophe (AT 2019) von Danielle Proskar und Sklaven für die Alten? (AT 2019) von Ed Moschitz.

Diagonale-Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber
„Vor mittlerweile fünf Jahren wurde der Franz-Grabner-Preis initiiert, um im Andenken an den Namensgeber den Stellenwert des österreichischen Kino- und Fernsehdokumentarfilms zu stärken. Franz Grabner trat zeitlebens für Qualitätsjournalismus und einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein, der politisch unabhängig arbeiten kann und künstlerischen Visionen, auch Experimenten den nötigen Raum einräumt. Ein Anspruch der gerade im Hinblick auf die anstehende ORF-Generaldirektorenwahl mit aller Deutlichkeit betont werden soll. So verstehen wir den Franz-Grabner-Preis auch und insbesondere als ein Plädoyer für den Stellenwert des Dokumentarfilms innerhalb des ORF.“
Großes Beitragsfoto: Diagonale’21. Verleihung Franz-Grabner-Preis von den Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber (Foto Diagonale/Sebastian Reiser)