Aus der Reihe „Frauen und Technik“ in Kooperation mit der Industriellenvereinigung Steiermark: Doris Wolkinger arbeitet bei der Energie Steiermark Green Power GmbH. Sie ist sich sicher: Begeisterung bringt Energie. Technik und Architektur interessierten Doris Wolkinger schon als Kind. Dafür brannte sie und arbeitete sich bei der Energie Steiermark Green Power GmbH vom Lehrling bis zur Abteilungsleiterin hoch.
Schon als Kind zeichnete Doris Wolkinger Häuser, Siedlungen und Höfe, berechnete U-Werte, die die Wärmewerte angeben. „Ich bin auf einem Bauernhof in der Südsteiermark aufgewachsen und komme aus sozial eher schwierigeren Verhältnissen. Es war nicht immer leicht, hat mich aber geprägt und zu dem gemacht, was ich heute bin.“
Da sie damals noch nicht so viel Selbstvertrauen hatte, begann sie 1993 bei der STEG als Bürokauffrau-Lehrling. Interessiert und mit Fleiß arbeitete sie in verschiedenen Abteilungen, bis sie in die Planungs- und Bauabteilung geholt wurde. „Ich begann als Assistentin und arbeitete bei verschiedenen Projekten mit. Das gab mir Selbstvertrauen und ich machte berufsbegleitend erst die Abend-HAK, dann die Abend-HTL/Wirtschaftsingenieurwesen und danach die berufsbegleitenden Studien Innovationsmanagement und Nachhaltige Energiesysteme“, erzählt sie stolz. Als ‚Mädchen für
alles‘ konnte sie vielfältige Erfahrung sammeln. Heute ist sie als Abteilungsleiterin Business- und Projektmanagement Photovoltaik und Mitgeschäftsführerin einer Windpark-Projektierungsgesellschaft insbesondere für PV-Anlagen auf freien Flächen verantwortlich. „Wichtig ist, dass man weiß, was man will und beharrlich mit Begeisterung dranbleibt. So entstehen ganzheitlich nachhaltige Projekte, Hindernisse oder Steine am Weg
werden zum Projekt-Fundament.“
Auch wenn sie in einer Männerdomäne arbeitet, große Probleme hatte sie nie. „Als blondes junges Mädchen auf Baustellen war es nicht immer leicht, aber manchmal ist es ja auch ein Vorteil, unterschätzt zu werden und auch ein klein wenig Genugtuung, wenn
dann klar wird, dass man auch was zu sagen hat und Anweisungen geben darf.“
Hausverstand nutzen
Eines der aktuellen Projekte der Energie Steiermark Green Power beziehungsweise ihrem Team ist die Errichtung einer 16-Megawatt-
Photovoltaik-Anlage in der Weststeiermark. „Es ist ein sehr grünes Projekt auf einer ehemaligen Aschekippe“, erzählt sie interessant, „und wenn wir bis 2030 Energie aus 100 % erneuerbaren Quellen haben wollen, braucht es noch einiges an Wasserkraftwerken und Windparks an ausgewählten Standorten und weitere PV-Zubauten – auf Dächern, aber auch auf der freien Fläche.“ Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind sehr wichtige Themen für Doris Wolkinger. „Ich fahre wenig Auto, erledige fast alle Wege mit dem Fahrrad, kaufe regional, trinke unser gutes Leitungswasser und vermeide Plastik. Oftmals muss man nur seinen Hausverstand einschalten und die vielen Möglichkeiten nutzen, um die Umwelt und unser Umfeld positiv nachhaltig zu beeinflussen.“
Die engagierte 43-Jährige hat aktuell ein sehr diverses Team mit zehn MitarbeiterInnen. Als Vorgesetzte versucht sie, sich immer in die Rolle ihrer MitarbeiterInnen zu versetzen. „Mir war beim Aufbau des Photovoltaik-Teams beispielsweise wichtig, auch Frauen im Team zu haben. Es ist jedoch leider gerade bei technischen Stellen so, dass sich immer noch zu wenig qualifizierte Frauen bewerben“, bedauert sie. Quoten mag sie nicht, hält sie aber für notwendig. „Leider“, so Wolkinger, „ich hoffe aber, dass Quoten irgendwann nicht mehr nötig sein werden.“
Neben der Qualifikation ihrer MitarbeiterInnen ist ihr persönliches
Engagement und Selbstverantwortung sehr wichtig.
Kein 9-to-5-Job
Doris Wolkinger lebt in einer Lebensgemeinschaft, eigene Kinder hat sie keine. „Ich habe keinen 9-to-5-Job, aber ich brenne für ihn.“ Sehr ehrlich sagt sie, dass das mit Kindern sicherlich nicht so einfach wäre. Ihre Freizeit verbringt sie gerne in der Natur. „Ich habe gerade Kangoo Jump für mich entdeckt und liebe es, manchmal auch außergewöhnliche Sportarten in der freien Natur auszuüben“, meint Wolkinger lachend, die sich auch als kleine Revoluzzerin bezeichnet. Ihre Chefin zu Hause.
Großes Beitragsfoto: Doris Wolkinger ist als Abteilungsleiterin Business- und Projektmanagement Photovoltaik und Mitgeschäftsführerin einer Windpark-Projektierungsgesellschaft insbesondere für PV-Anlagen auf freien Flächen verantwortlich. (Foto Erwin Scheriau)
Schlussworte: …Chefin zu Hause ist Medo, meine schwarz-weiße Katze… 🙂
Vielen Dank, liebe Hedi Grager für das Interview!
LG, Doris Wolkinger