Diagonale’22-Drehbuchpreise

Diagonale'22: Karl Mayer Drehbuchpreis / Thomas Pluch Preisverleihung. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)Mit einem Gesamtwert von € 44.500 zählen die Carl-Mayer- und die Thomas Pluch Drehbuchpreise zu den wichtigsten filmischen Auszeichnungen des Landes. Jetzt wurden sie im Rahmen der Diagonale’22 bei einem Festakt in Kooperation mit dem Kulturressort der Stadt Graz und dem drehbuchVERBAND Austria wieder vergeben. 

Diagonale'22 Thomas Pluch Preisverleihung. Als Vorlage für die verliehene Trophäe aus Aluminium diente eine von Thomas Pluch verwendete Schreibmaschine der Marke Alpina aus dem Jahre 1956. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)
Diagonale’22 Thomas Pluch Preisverleihung. Als Vorlage für die verliehene Trophäe aus Aluminium diente eine von Thomas Pluch verwendete Schreibmaschine der Marke Alpina aus dem Jahre 1956. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)

Anlässlich der dreißigsten Wiederkehr des Todestags von Drehbuchautor Thomas Pluch und somit des dreißigjährigen Jubiläums des Thomas Pluch Drehbuchpreises zeigte die Diagonale’22 gemeinsam mit dem drehbuchVERBAND Austria zudem den ersten Teil der ORF-Miniserie Das Dorf an der Grenze, für die Thomas Pluch als Autor verantwortlich zeichnete. Erstmals wurde in diesem Jahr zudem eine Skulptur, gestaltet und umgesetzt von Dominikus Guggenberger, an die Preisträger*innen vergeben. Als Vorlage für die fortan verliehene Trophäe aus Aluminium diente eine von Thomas Pluch verwendete Schreibmaschine der Marke Alpina aus dem Jahre 1956. 

Diagonale'22: Thomas Pluch Preisverleihung. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)
Diagonale’22: Thomas Pluch Preisverleihung. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)

Carl-Mayer-Drehbuchpreise
Für ein anonym eingereichtes kinofilmgerechtes fiktionales oder dokumentarisches Treatment. Initiiert, abgewickelt und gestiftet vom Kulturressort der Stadt Graz im Rahmen der Diagonale. 
Thema 2022: „Bruch“
Hauptpreis „Eklipse“ – Treatment von Manuel Wetscher (gemeinsam mit Co-Autor Bernhard Jarosch)
 
„Während sein todkranker Vater im Spital liegt, wird der nichtsahnende zwölfjährige Tomy mit seinem Freund auf die Alm des Großvaters geschickt. Eines Nachts wird Tomy vom verletzten Enes attackiert, einem jungen Ausreißer aus der Erziehungsanstalt. Er bietet ihm heimlich Obdach und versorgt seine Wunde. Die plötzliche Nachricht vom Tod seines Vaters stürzt Tomy in die Krise und treibt ihn zur Rebellion. ‚Eklipse‘ schafft die Erwartung auf feinfühlige Beobachtungen und kinematografisch kraftvolle Bilder.“

Förderungspreis „Die Familie Hasanovic“ – Treatment von Maximilian Fürst
 „Der bosnische Moslem Dejan kracht auf einer Skipiste mit der orthodoxen Bosnierin Sanja zusammen – sie werden ein Paar samt der damit hereinbrechenden Großfamilie. Dejan möchte es allen recht machen, Sanja versucht die Übersicht zu bewahren. Und Dejans sechsjähriger Bub aus erster Ehe lässt sich von niemandem vereinnahmen. Die Familie gerät von einer ausweglosen Situation in die nächste. Ein vielgestaltiges Figurenensemble findet zu einer äußerst vitalen Geschichte zusammen.“
 
Eine lobende Erwähnung der Jury erhielt das Treatment „Elisabeth“ von Jan Prazak.
 
Jury Carl-Mayer-Drehbuchpreise: Pipi Fröstl (Drehbuchautorin, AT), Reinhard Jud
(Regisseur, Autor, AT), Wolfgang Lehner (Kameramann, US), Cornelia Seitler (Regisseurin, Autorin, CH) und Susanne Spellitz (Redakteurin ORF, AT)
 
„Der Carl Mayer-Drehbuchpreis ist eine wichtige Anerkennung der Leistung, die die Preisträger*innen mit ihren Drehbüchern präsentieren. Die Stadt Graz will darüber hinaus mit der guten Dotierung eine konkrete Unterstützung der Arbeit an Filmtreatments ermöglichen. Ich gratuliere den Preisträgern Manuel Wetscher und Bernhard Jarosch sowie zum Förderungspreis Maximilian Fürst und wünsche ihnen weiterhin viel Erfolg“, so Gemeinderätin Claudia Unger in Vertretung von Kulturstadtrat Günter Riegler.

Diagonale'22: Carl Mayer Drehbuchpreis / Thomas Pluch Preisverleihung. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)
Diagonale’22: Carl Mayer Drehbuchpreis / Thomas Pluch Preisverleihung. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)

Thomas Pluch Drehbuchpreise
Des drehbuchVERBAND Austria in Kooperation mit der Diagonale
Gestiftet vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.
Hauptpreis: Für das beste Drehbuch eines abendfüllenden Kinospielfilms oder eines abendfüllenden Fernsehfilms
GROSSE FREIHEIT – Drehbuch von Thomas Reider und Sebastian Meise
 
„In schrecklichen und unmenschlichen Umständen, in denen sich die Hauptfiguren befinden, erzählt das Drehbuch eine zutiefst menschliche Geschichte. Es gibt kein Wort zu viel und keines zu wenig, trotz der komplexen und epischen Erzählung. Die Komposition der Geschichte ist meisterhaft in ihrem Stil. Virtuos werden wir von einer Szene zur nächsten geführt und überspringen Jahrzehnte, in denen sich die gesellschaftlichen Verhältnisse radikal ändern. Die Geschichte endet mit einer Überraschung, die uns erschüttert und uns mit der großen philosophischen Frage zurücklässt: Was ist Freiheit?“

Spezialpreis der Jury für ein Drehbuch eines abendfüllenden Kinospielfilms oder eines abendfüllenden Fernsehfilms mit besonders herausragend behandelten Aspekten
SONNE – Drehbuch von Kurdwin Ayub

„Ein Drehbuch am Puls der Zeit. Sehr frei erzählt und außergewöhnlich in seiner Struktur, weil es Konventionen bricht. Die Benutzung der sozialen Medien durch die Hauptfigur ist neu, aber organisch eingesetzt. Gleichzeitig sind die Charaktere präzise gezeichnet. Trotz hohem Erzähltempo gelingt es der Autorin, die Familien- und Freundschaftsverhältnisse mit liebendem Blick zu beschreiben.“
 
Eine lobende Erwähnung ging an C.B. Yi für das Drehbuch von Moneyboys: „Ein einzigartiger Blick auf eine Welt, von der sonst niemand erzählt. Die Tragödie beschreibt einen Menschen mit einem komplexen Charakter, der in einer entfesselten kapitalistischen Gesellschaft versucht, seinen Weg zu finden. Der Protagonist muss seine Sexualität in diesem brutalen System verkaufen und berührt dabei in seiner Sehnsucht nach Liebe und Akzeptanz.“

Preis für kurze oder mittellange Kinospielfilme
Für das beste Drehbuch eines Kinospielfilms mit einer Mindestlänge von 15 bis maximal 70 Minuten
Neverinland – Drehbuch von Fatih Gürsoy
 
„Der Preis geht an ein Drehbuch, das uns in seinen filmischen Beschreibungen direkt in seine Welt geholt hat, eine Welt, die sich uns voll Schmerz und trotzdem voller Humor zeigt. Eine Gruppe von Asylwerbern verliert trotz aller Widrigkeiten nie ihren Mut, ihren Witz und ihren Charme und wächst einem ans Herz. Uns ist der präzise ausgewählte Fokus aufgefallen, der Verzicht auf konventionelle Perspektiven, ergänzt durch einen rhythmischen Erzählfluss. Neverinland von Fatih Gürsoy macht die Sicht der Hauptfiguren auf ihre Welt mitfühlbar. Wir sind froh, dass sie uns ein Stück ihres Weges zuschauen haben lassen.“

Die nationale Jury nominiert aus allen Einreichungen fünf Drehbücher, aus denen die internationale Jury den Hauptpreis und den Spezialpreis vergibt. Der Kurzfilmpreis wird von der nationalen Jury ausgewählt.

Großes Beitragsfoto: Diagonale’22 – Thomas Pluch Drehbuchpreis. Preisverleihung. (Foto Diagonale / Clara Wildberger)

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