Programm der Saison 2022/23 in der Oper Graz

Opern Saisonal 22/23. (Foto Oper Graz)Intendantin Nora Schmid, Chefdirigent Roland Kluttig und Ballettdirektorin Beate Vollack präsentierten gemeinsam das Programm der Saison 2022/23 in der Oper Graz. „Die kommende Saison wird nach sieben aufregenden Spielzeiten meine achte und letzte an der Oper Graz sein. Gemeinsam mit meinem Team habe ich zahlreiche Geschichten ausgewählt, die unser Publikum inspirieren, unterhalten und zum Nachdenken über sich selbst und unsere so komplexe Welt anregen mögen. Mit über 15 Premieren – darunter eine österreichische Erstaufführung – und 3 Wiederaufnahmen tauchen wir in die vielfältigen Welten von Oper, Operette, Musical und Ballett ein, neben einem spannenden Konzert- und Familienprogramm. Ich möchte mich schon jetzt für die wunderbare Zeit an diesem Haus bedanken und blicke mit großer Vorfreude auf die kommende Spielzeit“, so Intendantin Nora Schmid anlässlich der Präsentation des neuen Programms.

Lorenzo Fioroni inszeniert Benjamin Brittens "War Requiem". (Foto Lorenzo Fioroni)
Lorenzo Fioroni inszeniert Benjamin Brittens „War Requiem“. (Foto Lorenzo Fioroni)

Oper, Operette & Musical
Die Eröffnungspremiere der Saison 2022/23 ist ein Musik gewordener Appell für Frieden: Benjamin Brittens „War Requiem“ entstand zur Einweihung der neu errichteten Kathedrale in Coventry, England, die 1940 im Bombenhagel durch die deutsche Luftwaffe zerstört worden war. Der Pazifist und Komponist schuf ein Werk für Symphonie- und Kammerorchester, Knabenchor, gemischten Chor, Sopran, Tenor und Bariton, das tief bewegt und die Traditionen der Totenmesse auf die Gedichte des Soldaten Wilfred Owen treffen lässt. In Szene setzen wird dieses packende Werk Lorenzo Fioroni, der in Graz bereits mit Bohuslav Martinůs „Die Griechische Passion“ erfolgreich war, Chefdirigent Roland Kluttig übernimmt am Pult der Grazer Philharmoniker die musikalische Leitung, Johannes Braun dirigiert das Kammerorchester.

Floris Visser inszeniert "Madama Butterfly". (Foto Allard Willemse)
Floris Visser inszeniert „Madama Butterfly“. (Foto Allard Willemse)

Am 15. Oktober folgt mit Giacomo Puccinis „Madama Butterfly“ die Premiere eines der schönsten Opernklassiker, die in der Saison 2020/21 pandemiebedingt leider verschoben werden musste. Die tragische Geschichte der japanischen Geisha Cio-Cio-San, die über Jahre auf die Rückkehr ihres amerikanischen Geliebten, des Offiziers Pinkerton, wartet, berührt immer wieder aufs Neue. Regisseur Floris Visser – erstmals mit einer Arbeit in Graz zu erleben – bringt dieses Meisterwerk auf die Opernbühne und betrachtet in seiner Interpretation auch das Schicksal des gemeinsamen Kindes der Geisha und des Offiziers.

„Die verkaufte Braut“ erblickt am 26. November 2022 endlich das Bühnenlicht. Die komische Oper führt schwungvoll und rasant durch die Liebeswirren und Heiratsgeschichten mitten in einem böhmischen Dorf. Marie (Tetiana Miyus/Sieglinde Feldhofer) soll den vermögenden Wenzel (Albert Memeti) heiraten, liebt jedoch Hans (Matthias Koziorowski/Mario Lerchenberger). Hans kann dem Heiratsvermittler seine Marie unter einer Bedingung abkaufen, die das Liebesglück verloren scheinen lässt –wendet sich doch noch alles zum Guten? Unter der Leitung Roland Kluttigs lassen die Grazer Philharmoniker das melodienreiche Werk Bedřich Smetanas erklingen, Adriana Altaras führt erstmals in Graz Regie.

Magdalena Fuchsberger zeichnet für die Regie von "Ein Hauch von Venus" verantwortlich. (Foto Marcus Staab)
Magdalena Fuchsberger zeichnet für die Regie von „Ein Hauch von Venus“ verantwortlich. (Foto Marcus Staab)

Im Musical des Jahres erobert eine Göttin die Grazer Opernbühne: „Ein Hauch von Venus“ von Kurt Weill erweckt die Liebesgöttin persönlich zum Leben, und sie verliebt sich prompt in ihren Erwecker Rodney Hatch. Mit Songs wie „Speak Low“, „I’m a Stranger Here Myself“ oder „Westwind“ wurde das Stück in den 1940ern zu Weills größtem Broadwayerfolg. In der Titelpartie kehrt Dionne Wudu an die Oper Graz zurück, die dem Publikum noch aus „Ragtime“ in guter Erinnerung ist. Premiere gefeiert wird am 17. Dezember 2022 als österreichische Erstaufführung.

Das Jahr 2023 beginnt aufregend und unterhaltsam mit der leichten Muse. In Jacques Offenbachs Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ wirbelt die adelige Diva gleich ein ganzes Soldatenheer auf und verschafft Hortense Schneider, der Muse des Komponisten, einen glanzvollen Auftritt mit viel Witz, Esprit und Charme, eingebettet in zündende Melodien. In der Doppelrolle als Großherzogin und Hortense Schneider werden alternierend die beiden Ensemblemitglieder Anna Brull und Mareike Jankowski in einer Inszenierung von Peter Lund zu erleben sein.

Peter Lund inszeniert Jacques Offenbachs Operette "Die Großherzogin von Gerolstein". (Foto Michael Heyde)
Peter Lund inszeniert Jacques Offenbachs Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“. (Foto Michael Heyde)

Ab 18. März wird die finnische Sopranistin Marjukka Tepponen, die bereits an der Metropolitan Opera in New York zu hören war, nach Cio-Cio-San in „Madama Butterfly“ auch die Titelheldin in „Katja Kabanova“ verkörpern. Komponist und Librettist Leoš Janáček erzählt in seiner Oper die tragische Geschichte einer Frau, die sich aus patriarchalen Normen zu befreien versucht und daran zugrunde geht. Janáčeks klanggewaltige musikalische Kontraste werden dabei von Chefdirigent Roland Kluttig und den Grazer Philharmonikern präzise realisiert. Für die Inszenierung verantwortlich zeichnet ein junges Regieteam um Anika Rutkofsky, das bereits die Jury des Ring Awards 2021 von sich überzeugen konnte.

Im Frühling steht die Premiere von „Der Florentiner Hut“ am 13. Mai 2023 auf dem Programm. Nino Rota, weltberühmt für seine Filmmusiken (etwa „Der Pate“ oder „La dolce vita“), schuf mit dieser Oper eine musikalische Farce nach einer französischen Boulevardkomödie. Inspiriert von Bellini, Rossini, Offenbach, Puccini oder Johann und Richard Strauss sowie seine eigene Filmmusik zitierend, komponierte Rota ein ganz besonderes Klangerlebnis. Auf humorvolle und temporeiche Art setzt Bernd Mottl den „Florentiner Hut“ in Szene, Daniele Squeo übernimmt die musikalische Leitung.

Bernd Mottl führt Regie bei der Neuproduktion von Rotas "Der Florentiner Hut". (Foto Jochen Klenk)
Bernd Mottl führt Regie bei der Neuproduktion von Rotas „Der Florentiner Hut“ (Foto Jochen Klenk)

Mit Schumanns „Szenen aus Goethes ‚Faust‘“ erfüllt sich Chefdirigent Roland Kluttig im Juni 2023 einen Herzenswunsch. Das aufwändige Werk begeistert mit einer großen Zahl an Solist:innen, umfangreichem Chor und üppig besetztem Orchester. Als Faust wird Bariton Konstatin Krimmel zu Gast sein. Bereits im Februar kommt eine musikalische Besonderheit zur Aufführung: Olga Neuwirths Vertonung des Stummfilms „Die Stadt ohne Juden“ wird gemeinsam mit der Filmvorführung und einer Lesung mit Cornelius Obonya zu erleben sein. Abschließend sind auch in der Saison 2022/23 Nikolaus Habjan und Musicbanda Franui wieder zu Gast: Diesmal verstärkt durch Bariton Florian Boesch, am Programm steht Schuberts Liederzyklus „Die schöne Müllerin“.

Nikolaus Habjan kehrt für "Die schöne Müllerin" zurück an die Oper Graz. (Foto Lukas Beck)
Nikolaus Habjan kehrt für „Die schöne Müllerin“ zurück an die Oper Graz. (Foto Lukas Beck)

In Kooperation mit der Kunstuniversität Graz präsentiert die Oper Graz in der kommenden Saison gleich zwei Mal einen „OpernKurzgenuss“: Mit Oscar Strasnoys „Geschichte“ steht eine A-Cappella-Operette am Programm der Studiobühne, Jean-Philippe Rameaus Ballett-Einakter „Pigmalion“ wird im Schaumbad, Freies Atelierhaus Graz, auf die Bühne gebracht. Beide Premieren finden im April 2023 statt.

Zum Wiedersehen und -hören kommen drei bereits bekannte und beliebte Produktionen zurück auf die Bühne der Oper Graz: Die beiden Verdi-Klassiker „La Traviata“ in der Inszenierung von Peter Konwitschny und „Don Carlo“ (Regie: Jetske Mijnssen) versprechen große italienische Oper. Für alle, die bisher noch nicht die Chance hatten, Ivan Oreščanin als Milchmann Tevje zu erleben, kehrt auch die Erfolgsproduktion des Broadway-Musicals „Anatevka“ noch einmal zurück auf den Spielplan.

Cornelius Obonya wird "Die Stadt ohne Juden" mit einer Lesung begleiten. (Foto Ulrik Hölzel)
Cornelius Obonya wird „Die Stadt ohne Juden“ mit einer Lesung begleiten. (Foto Ulrik Hölzel)

Ballett
In der Saison 2022/23 präsentiert das Ballett der Oper Graz unter der Leitung von Ballettdirektorin Beate Vollack vier Neuproduktionen. Den Auftakt der Tanzsaison macht am 13. Oktober 2022 auf der Studiobühne Jo Strømgrens Ballett „Zum Sterben zu schön“ zu Musik von Franz Schubert, Robert Schumann, Frédéric Chopin und anderen. Ein Stück über den Tod im romantischen Zeitalter, das sich vor großen musikalischen Meistern verneigt und den Tod als Teil der Kunst und des Lebens begreift.

Auf der großen Bühne dreht sich nach „Undine“ auch in der Saison 2022/23 wieder alles um eine starke und herausragende Frauenfigur: Mit „Carmen“ entwickelt Beate Vollack einen temperamentvollen Ballettabend zu Musik von Georges Bizet u. a. Ihre Carmen (Lucia Horná) ist eine unabhängige Frau, die mit Hingabe liebt – erst José und dann Escamillo – und letztlich lieber stirbt, als sich gesellschaftlichen Normen anzupassen. Musikalisch ergänzt werden Bizets bekannte „Carmen“-Melodien durch die eine oder andere klangliche Überraschung, Premiere feiert die Ballettproduktion am 11. Februar 2023.

Ballett der Oper Graz. (Foto Paulio Sóvári)
Ballett der Oper Graz. (Foto Paulio Sóvári)

Der Tod steht auch im Zentrum des Doppelabends „Der Tod und das Mädchen“. In zwei Choreographien (Sascha Pieper und Beate Vollack) begegnet das Publikum zu Musik von Franz Schubert und einer Neukomposition von David Philip Hefti der Leichtigkeit und Lebenslust der Jugend und dem unbarmherzigen, raumgreifenden Gedanken des Todes. Zu sehen ab 24. Mai.

Abschließend betätigen sich die Mitglieder des Balletts der Oper Graz in „Short little greats“ auch als Choreograph:innen, wenn sie ihren Kolleg:innen tänzerische Miniaturen auf den Leib schreiben (Premiere: 14. Juni 2023, Studiobühne). Die Reihe „ABC des Tanzes“ gibt Interessierten wieder spannende Einblicke in den Ballettalltag.

Ballettdirektorin Beate Vollack choreographiert "Carmen" zu Musik von Georges Bizet u. a. (Foto Paulio Sóvári)
Ballettdirektorin Beate Vollack choreographiert „Carmen“ zu Musik von Georges Bizet u. a. (Foto Paulio Sóvári)

Ballettdirektorin Beate Vollack: „In der kommenden Saison bietet das Ballett der Oper Graz nicht nur die aufregend freie Welt von ‚Carmen‘, sondern entführt auch in melancholisch, dramatische Tiefen vom ‚Tod und das Mädchen‘ bis hin zur Zukunft des Tanzes, wenn unsere Tänzer:innen ihre Kreativität in ‚Short little greats‘ unter Beweis stellen. Aber über allem steht der Titel unserer Auftaktproduktion, denn das Ballett ist im wahrsten Sinne dieser Produktion ‚Zum Sterben zu schön‘.“

Ballett der Oper Graz in "Der Tod und das Mädchen". (Foto Gábor Gál)
Ballett der Oper Graz in „Der Tod und das Mädchen“. (Foto Gábor Gál)

Konzert
Nach der beliebten Bühnenshow (3. September) eröffnen die Grazer Philharmoniker unter der Leitung von Roland Kluttig mit dem traditionellen Eröffnungskonzert die neue Saison. Einen Ausblick auf die Spielzeit geben dabei Werke von Benjamin Britten, Richard Strauss, Martin Smolka und Leoš Janáček. Rund um den Jahreswechsel wird es erst besinnlich mit dem „Advent in der Oper“ Anfang Dezember, um zum Neujahrskonzert musikalisch den vier Elementen zu huldigen – mit Musik von Maurice Ravel, Jacques Offenbach, Jean-Féry Rebel, Henry Purcell u. a. Am 3. Juni steht Gustav Mahlers monumentale „Symphonie Nr. 3 in d-Moll“ am Programm, unterstützt werden die Grazer Philharmoniker dabei von Ensemblemitglied Mareike Jankowski sowie vom Damenchor und der Singschul‘ der Oper Graz. Das große Abschlusskonzert der Saison 2022/23 ist diesmal auch ein Abschied: Unter dem Titel „Sag’ beim Abschied leise Servus“ erwartet das Publikum ein reiches musikalisches Fest zum Abschluss der achtjährigen Intendanz von Nora Schmid. Zehn Kammerkonzerte sowie drei Termine des „Musikalischen Aperitifs“ mit Chefdirigent Roland Kluttig komplettieren das Konzertprogramm in der Oper Graz.

Chefdirigent Roland Kluttig präsentiert ein umfangreiches Programm mit den Grazer Philharmonikern. (Foto Oliver Wolf)
Chefdirigent Roland Kluttig präsentiert ein umfangreiches Programm mit den Grazer Philharmonikern. (Foto Oliver Wolf)

Chefdirigent Roland Kluttig: „Die nächste Saison an der Oper Graz hält für mich persönlich Werke der von mir am meisten geliebten Komponisten bereit: Mahler, Schumann und Janáček. Mahlers 3. Symphonie ist eine Art instrumentaler Oper, Schumanns ‚Faust–Szenen‘ eine einzigartige Zwischenform aus Oratorium, Liederzyklus und Oper und Janáčeks ‚Katja Kabanova‘ eine der ergreifendsten Opern des 20. Jahrhunderts. Außerdem wird die schon fertig geprobte und durch Corona verschobene Produktion der ‚Verkauften Braut‘ ihre Premiere erleben, ebenso wie ‚Madama Butterfly‘ die jetzt von meinem großartigen Kollegen Gábor Káli geleitet werden wird. Mit einer Wiederaufnahme von Verdis ‚Don Carlo‘ darf ich meinen Lieblings-Verdi mit den großartigen Grazer Philharmonikern leiten. Mit einem Werk des tschechischen Komponisten Martin Smolka im Eröffnungskonzert und einem verschobenen musikpädagogischen Großprojekt zu einem Werk des Engländers Richard Ayres sind auch wieder Zeitgenossen im Programm der Oper Graz präsent. Das bestimmende Thema unserer ganz aktuellen Zeit ist der furchtbare Krieg in der Ukraine und somit wird die schon lang geplante szenische Produktion von Brittens ‚War Requiem‘ wohl zu einer direkten Auseinandersetzung damit werden.“

Kinder & Jugend
Das Kinder- und Jugendprogramm bietet in der Saison 2022/23 gleich zwei Koproduktionen mit dem Next Liberty: Am 13. November feiert das Familienmusical „Frau Holle“ von Sebastian Brand und Florian Stanek Premiere in der Oper. Die Uraufführung für alle ab 6 Jahren macht aus dem Märchenklassiker ein mitreißend-unterhaltsames Musical für die ganze Familie mit Sinn für globale (Herz-)Erwärmung.
Ab dem 3. März 2023 erwartet das junge Publikum dann mit „Cinderella“ eine Kinderoper von Peter Maxwell Davies auf der Bühne des Next Liberty. Cinderella trifft in der modernen Fassung des Märchens auf ihren Prince Charming, inszeniert von Michael Schilhan. Zum Einsatz kommen dabei auch die jungen Sänger:innen der Singschul‘. Vier Schul- und Familienkonzerte für Kinder zwischen 6 und 11 Jahren erzählen Musikgeschichten von „Der Karneval der Tiere“ bis „Bobli und das silberne Flügelhorn“ (nach „In the Alps“ von Richard Ayres). Drei Sitzkissenkonzerte bieten interaktives Musikerleben für 3- bis 6-Jährige.

Großes Beitragsfoto: Intendantin Nora Schmid, Chefdirigent Roland Kluttig und Ballettdirektorin Beate Vollack präsentierten gemeinsam das Programm der Saison 2022/23 in der Oper Graz,  unterstützt von Georg Bucher, Steiermärkische Sparkasse. (Foto  Oper Graz)

www.oper-graz.com    

 

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