ZWEI HOCHKARÄTIG BESETZTE PANELS ZUM FINALE DES FILMFESTIVAL KITZBÜHEL

Highlights im Rahmen des Filmfestival Kitzbühel waren gegen Ende auch zwei hochkarätige Panels. Thema: „Chancen und Herausforderungen – Diskussionsrunde zum neuen Anreizmodell für den Filmstandort Österreich“.

Im Starthaus der legendären Hahnenkammabfahrt wurde sehr engagiert über das neue Anreizmodell für den Filmstandort Österreich diskutiert, das am 1.1.2023 in Kraft treten soll. Hier einige Aussagen aus der spannenden 90-minütigen Diskussion, die von Christoph Fey moderiert wurde:

Mag. Sylvia Vana, Abteilungsleiterin für Ansiedelungen und Unternehmensservice im Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft): „Mit dem neuen Anreizmodell FISA+ des Wirtschaftsministeriums können wir die Wettbewerbsfähigkeit des Filmstandorts Österreich weiter stärken und werden uns damit im internationalen Spitzenfeld bewegen. Nach dem finalen Beschluss im Parlament gilt es rasch in die Umsetzung zu kommen, damit wir am 1. Januar 2023 wie geplant starten können.“

Philipp Böchheimer (Geschäftsführer Canal + Austria): „Wir sehen das neue Fördermodell natürlich ebenfalls positiv und es gibt auch uns am österreichischen Markt für deutschsprachige Produktionen ganz andere Möglichkeiten. Wir sehen uns hier als lokaler, regionaler Markteilnehmer und freuen uns auf eine Zusammenarbeit mit den österreichischen Produzent*innen.

Stefan Ruzowitzky (Regisseur und Oscar-Gewinner):  „Es ist eine ganz wichtige Kompletierung der Wirtschaftsförderung, die uns in Österreich wieder international konkurrenzfähig macht.  Was mir besonders am neuen Modell gefällt ist, dass wir internationalen Produktionen verbindliche Angebote machen können. Ich erwarte auch für die nächsten Jahre enorme Umwälzungen im Verhältnis Kino, TV und den Streamingdiensten und hoffe, dass wir mit diesem neuen Regelwerk perfekt auf die vielen Veränderungen reagieren können.“

Die Produzenten Norbert Blecha und Heinrich Ambrosch im Gespräch mit Filmfestival Kitzbühel-Veranstalter Michael Reisch. (Foto Hedi Grager)
Die Produzenten Norbert Blecha und Heinrich Ambrosch im Gespräch mit Filmfestival Kitzbühel-Veranstalter Michael Reisch. (Foto Hedi Grager)

Heinrich Ambrosch (TV-Produzent und geschäftsführender Gesellschafter der SATEL Film und Mitglied im Vorstand des Verbandes der österreichischen Filmproduzenten): „Das neue Anreizmodell ist eine große Chance für den Filmstandort Österreich, da mit einem innovativen Fördermodell sowohl nationale als internationale Produktionen nach AUT geholt werden können und damit zugleich der Rechtebehalt der lokalen Filmproduzenten nachhaltig gestärkt wird.“

Dieter Kosslick (langjähriger Chef der „Berlinale“): „Die Filmförderungen werden den Nachhaltigkeitszielen der nationalen und europäischen Politik genügen müssen. Dies hat dann ja auch optimalerweise Auswirkungen auf den üblichen Förder-Tourismus, der ja in keinem Fall zur CO2-Reduzierung beiträgt und damit nicht nachhaltig ist. Das neue österreichische Fördergesetz gefällt mir, da es schon einen grüneren Anstrich hat.“

Dieter Kosslick, langjähriger Chef der „Berlinale“ (li außen): „Die Filmförderungen werden den Nachhaltigkeitszielen der nationalen und europäischen Politik genügen müssen. (Foto FFKB22)
Dieter Kosslick, langjähriger Chef der „Berlinale“ (li außen): „Die Filmförderungen werden den Nachhaltigkeitszielen der nationalen und europäischen Politik genügen müssen. (Foto FFKB22)

Michael Krön, ORF-TV-Chefproducer: „Der ORF begrüßt ausdrücklich jede Möglichkeit, Österreich als Produktionsstandort noch attraktiver zu machen. Das  FISA+-Modell wird das ganz sicher unterstützen. Wir erleben alle gerade eine enorme Dynamik, von daher halte ich es für sehr wichtig, dass alle Player im Markt eng auch in die künftigen Überlegungen mit eingebunden werden. Selbstverständlich steht der ORF mit seinem gesamten Know how jederzeit für einen konstruktiven Austausch zur Verfügung. Mir geht es vor allem darum, dass wir unseren Zuschauern:innen auf allen Plattformen den bestmöglichen Content bieten. Dies scheint, mit dem neuen Fördermodellen nun leichter zu werden.“

Interessante Diskussionsrunde „Alles immer, überall und im Übermaß – das Publikum in der digitalen Zeitenwende“ im Lebenberg Schlosshotel. (Foto FFKB22)

Interessante Diskussionsrunde „Alles immer, überall und im Übermaß – das Publikum in der digitalen Zeitenwende“ im Lebenberg Schlosshotel. (Foto FFKB22)Mindestens genauso spannend verlief am Freitagabend die Diskussionsrunde „Alles immer, überall und im Übermaß – das Publikum in der digitalen Zeitenwende“ im Lebenberg Schlosshotel.

Für Trend- und Zukunftsforscherin Christiane Varga, UFA-Chef Nico Hofmann und FAZ-Herausgeber Carsten Knop ging es vor allem darum, wie man sinnvoll auf die rasanten Veränderungen in den jeweiligen Märkten reagieren kann und soll. Nico Hofmann kritisierte die „zunehmende Beliebigkeit“ im Markt. „Aktuell stelle ich fest, dass nur noch auf der Basis der Datennutzung Programme bestellt werden. Die Geduld mit Programmen wird immer kürzer. Meine größten Erfolge waren immer die schwierigsten Produktionen“, so der UFA-CEO.

Nico Hofmann kritisierte im Rahmen der Diskussionsrunde die „zunehmende Beliebigkeit“ im Markt. (Foto FFKB22)
Nico Hofmann kritisierte im Rahmen der Diskussionsrunde die „zunehmende Beliebigkeit“ im Markt. (Foto FFKB22)

Auch Carsten Knop von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sprach von großen Veränderungen in seinem Traditionsverlag. „Ich gebe zu, dass auch ich mich daran gewöhnen musste, dass wir mittlerweile auch auf Tik Tok das 9-Euro-Ticket erklären. Ich sehe allerdings, dass es richtig gut funktioniert.“ Eine weitere Erkenntnis des erfahrenen Journalisten bezieht sich auf die Auffindbarkeit von Content. „Menschen unter 30 Jahren surfen nicht mehr zu einer bestimmten Medienmarke. Wir stellen auch fest, dass das Vertrauen in Marken erodiert.“ Am Ende der Diskussion wagte Knop auch einen Blick nach vorne: „Die Zukunft der FAZ ist unser Digitalprodukt F.A.Z Plus. Hier müssen wir weiter wachsen, sonst packen wir es nicht.“, so Carsten Knop

Für Christiane Varga steht fest: „Zukunft generiert sich aus bereits Bestehendem und muss mit neuen Konzepten klug kombiniert werden. Die Trendforscherin ergänzte, dass sich „Branchen neue zusammensetzen müssen, um mit komplexen Themen gut umzugehen. Silodenken muss hier endgültig der Vergangenheit angehören., so die Soziologin am Freitagabend in Kitzbühel.

Großes Beitragsfoto: Hochkarätige Panels während des Filmfestival Kitzbühel. Foto FFKB22)

 

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