‚DES TEUFELS BAD‘ erzählt ein wahres Kapitel europäischer (Frauen-)Geschichte

DES TEUFELS BAD wurde ei der Berlinale '24 mit dem "Silbernen Bär" ausgezeichnet. (Foto Ulrich Seidl Filmproduktion)DES TEUFELS BAD wurde bei der Berlinale ’24 mit dem „Silbernen Bär“ ausgezeichnet. Martin Gschlacht, der international tätige österreichische Kameramann, wurde damit für seine herausragende künstlerische Leistung in DES TEUFELS BAD ausgezeichnet.  Österreichweiter Kinostart des atmosphärischen Historiendramas von Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala war am 8. März.

DES TEUFELS BAD erzählt ein wahres, bisher unbeleuchtetes Kapitel europäischer (Frauen-)Geschichte. In der hauptrolle Anja Plaschg. (Foto Ulrich Seidl Filmproduktion)
DES TEUFELS BAD erzählt ein wahres, bisher unbeleuchtetes Kapitel europäischer (Frauen-)Geschichte. In der hauptrolle Anja Plaschg. (Foto Ulrich Seidl Filmproduktion)

DES TEUFELS BAD erzählt ein wahres, bisher unbeleuchtetes Kapitel europäischer (Frauen-)Geschichte. Basierend auf historischen Protokollen entführt DES TEUFELS BAD in das harte, freudlose und von Arbeit geprägte bäuerliche Oberösterreich des Jahres 1750: Agnes (Anja Plaschg), frisch verheiratet, findet in der fremden Welt ihres Mannes (David Scheid) und ihrer strengen Schwiegermutter (Maria Hofstätter) keinen Platz. Immer weiter zieht sich die tiefreligiöse und hochsensible Frau in sich selbst zurück, bis ihr schließlich ein erschütternder Gewaltakt als einziger Ausweg aus ihrem inneren Gefängnis erscheint. 

DES TEUFELS BAD - Anja Plaschg spielt die Agnes und David Scheid ihren Mann. (Foto Ulrich Seidl Filmproduktion)
DES TEUFELS BAD – Anja Plaschg spielt die Agnes und David Scheid ihren Mann. (Foto Ulrich Seidl Filmproduktion)

Anja Plaschg ist vor allem als Musikerin mit ihrem Projekt SOAP&SKIN bekannt geworden. Zum Film DES TEUFELS BAD kam sie, als Veronika und Severin sie für die Filmmusik angefragt haben und ihr das Drehbuch schickten. „Die Geschichte des Films hat Vieles in mir hochgeschwemmt, und ich konnte die Themen von Trauma und familiärem Schmerz, vor allem solchen zwischen den Generationen, sehr nachempfinden. Ich wusste sofort, dass ich in das Projekt involviert sein möchte und habe den beiden geschrieben, wie sehr mich ihr Buch bewegt hat. Sie haben mich dann zu einem Casting eingeladen, bei dem wir ein paar Szenen zum Thema Depression und Religion improvisierten.“

Österreichweiter Kinostart des atmosphärischen Historiendramas von Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala ist am 8. März. (Foto Florian Rainer / Ulrich Seidl Filmproduktion)
Österreichweiter Kinostart des atmosphärischen Historiendramas von Regieduo Veronika Franz und Severin Fiala ist am 8. März. (Foto Florian Rainer / Ulrich Seidl Filmproduktion)

Auf die Rolle der Agnes hat sich Anja Plaschg vorbereitet, indem sie viel Zeit in der Steiermark verbrachte. „Das auch, um meinen vor langer Zeit verlorenen steirischen Dialekt wieder zu erlernen. Ich habe dort auch bei einem alten Bekannten mitgearbeitet, der eine sehr ursprüngliche Landwirtschaft betreibt. Ich habe mich all der Tätigkeiten, die am Bauernhof so anfallen, erinnert und sie wieder tief in meinen Körper hineingearbeitet. Ich habe auch mein Kostüm, sobald es fertig war, im Alltag immer wieder getragen. Damit es sich wie normale Kleidung anfühlt. Eine der größten Herausforderungen für mich war die Kälte. Wir haben ja im Winter in einem eiskalten Steinhaus gedreht. Schon Monate davor habe ich versucht, mich mit Eiswürfel-Bädern und eiskalten Duschen an Kälte zu gewöhnen. Als wir dann gegen Ende des Drehs die BeichtSzene gedreht haben und der Keller zu meiner Überraschung beheizt war, bin ich richtig ausgeflippt. Ich hatte doch davor die ganze Zeit für die schönen Atemwolken gelitten. Und jetzt, bei einer der wichtigsten Szenen, waren sie nicht da.“

Martin Gschlacht am Set von DES TEUFELS BAD. (Foto Florian Rainer / Ulrich Seidl Filmproduktion)
Martin Gschlacht am Set von DES TEUFELS BAD. (Foto Florian Rainer / Ulrich Seidl Filmproduktion)

Als SOAP&SKIN hat sie auch die Musik für den Film komponiert. „Veronika, Severin und ich waren uns schnell einig, dass wir historische Klangfarben wollen, also eine Klangwelt, die auf die damalige Zeit Bezug nimmt, aber durchaus auch in die Gegenwart verweist. Ich habe etwa eine historische Flöte aus Armenien namens Duduk eingebaut und mit einer Drehleier gearbeitet, was immer schon ein Traum von mir war. Meine Stimme habe ich diesmal vor allem sphärisch für die inneren Stimmen von Agnes eingesetzt, etwa mit einem Schrei, der als langgezogener Ton immer wiederkehrt.

ULRICH SEIDL
ist Regisseur, Drehbuchautor und Produzent. Er begann seine Karriere mit preisgekrönten Dokumentarfilmen wie GOOD NEWS (1990), TIERISCHE LIEBE (1995) oder MODELS (1998). Mit seinem Spielfilm-Debüt HUNDSTAGE gewann er 2001 den Großen Preis der Jury bei den Filmfestspielen von Venedig. Ausgelöst von diesem Erfolg gründeten er und Veronika Franz im Jahre 2003 die Ulrich Seidl Filmproduktion. Einerseits um die eigenen Filme zu produzieren, andererseits um die Herstellungsbedingungen für Filmemacher:innen anders zu gestalten als herkömmliche Filmproduktionen. Seidl produzierte fortan seine eigenen Filme: Der erste, IMPORT EXPORT (2007), feierte seine Uraufführung 2007 im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes. Es folgte die preisgekrönte Filmtrilogie PARADIES (2012, Premieren in den Wettbewerben von Cannes, Venedig und Berlin), Seidls Essayfilm IM KELLER (2014), das Spielfilmdebüt ICH SEH ICH SEH (2014) von Veronika Franz und Severin Fiala und Seidls SAFARI (2016), alle drei hintereinander uraufgeführt bei den Filmfestspielen von Venedig.

DES TEUFELS BAD mit Schauspielerin und Musikerin Anja Plaschg. (Foto Ulrich Seidl Filmproduktion)
DES TEUFELS BAD mit Schauspielerin und Musikerin Anja Plaschg. (Foto Ulrich Seidl Filmproduktion)

Die Festivalerfolge gingen weiter, auch mit anderen Regisseur:innen: DIE KINDER DER TOTEN (R: Kelly Cooper und Pavol Liska, ein Film von Nature Theater of Oklahoma, nach einem Roman von Elfriede Jelinek) hatte seine Uraufführung 2019 im Forum bei der Berlinale. Die Weltpremiere von LILLIAN (R: Andreas Horvath) fand in der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes 2019 statt. LUZIFER von Peter Brunner wurde 2021 im Wettbewerb des Locarno Filmfestival uraufgeführt. Und Kurdwin Ayubs Spielfilmdebüt SONNE feierte in der Sektion Encounters bei der Berlinale 2022 seine Uraufführung und gewann den Preis für den besten Erstlingsfilm. Die Weltpremiere von Ulrich Seidls Spielfilm RIMINI fand ebenfalls auf der Berlinale in der Sektion Wettbewerb statt, das Bruderstück SPARTA (2022) hatte beim Internationalen Filmfestival von San Sebastian Weltpremiere. Gefolgt von der Welturaufführung der (Lang-)Fassung BÖSE SPIELE – RIMINI SPARTA beim Internationalen Filmfestival in Rotterdam 2023. Die großen Festivalerfolge der Ulrich Seidl-Film gehen Anfang 2024, mit den Uraufführungen von Daniel Hoesls VENI VIDI VICI beim Sundance Filmfestival, sowie dem Historiendrama DES TEUFELS BAD von Veronika Franz und Severin Fiala im Wettbewerb der Filmfestspiele Berlin in die nächste Runde.

Großes Beitragsfoto: © Filmladen Filmverleih

www.filmladen.at    

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